Es iste eine bekannte Thatsache, dass an den materiellen Schäden der Bilder, die ja an den in unserem Jahrhundert verfertigten in erschreckender Weise sich merkbar machen, nicht allein die Fabrikation der Farben schuld ist, sondern auch der Malgrund. Dieser besteht in der Hauptsache aus Kreide, Leim und Oel, womit die Gemäldeleinwand gewöhnlicht präpariert wirdt. Ist derselbe nun nicht ganz ausgetrocknet, oder enthält er zu viel Oel, so kann die daraufgebrachte Oelfarbe nicht genügend sich mit ihm verbinden und es entstehen beim austrocknen der Letzteren Sprünge und Risse in dieser, derart, dass unter den Rissen der unverletzte Malgrund hervorsieht. Man nennt diese weisse Risse zum Unterschied von den Sprüngen, die durch den Malgrund hindurch gehen und meist dunkel sind, weil die Leinwand dann durchscheint. Ein andere Misstand liegt in dem Vergilben der Farben und dem Nachdunkeln, auch schwindet oft die Leuchtkraft mit der Zeit, sodass die Farbe einen mehligen Timbre annimmt. Diese Uebelstände hat der Maler J. Ludwig Schudt in Frankfurt a. M, durch einen neuen Malgrund beseitigt. Zu diesem Zwecke löscht er reinen gebrannten Kalk mit Wasser und setzt dem heissen Kalk Bienenwachs und Leinöl zu; dann wird er mit dem 1 1/4 bis 1 1/2 fachen Gewicht weissen Käse auf einer Farbmühle verrieben. Die so erhaltene Masse wird auf die mit Milch getränkte Leinwand oder Pappe aufgetragen und geglättet. Auf diesen Grund kann nicht nur mit Oel, sondern in jeder anderen Technik und Farbe gemalt werden.,Der neue Malgrund, welcher also in der Hauptsache als Bindemittel Caseïn hat, und mit anderen bewährten Materialien, durch ein eigenes Verfahren (patentiert) verbunden, dürfte ohne Frage das bieten, was nötig ist, um die Leuchtkraft, die wir heute noch an den Bildern der Gebr. van Eyck, Rembrandts, Rubens etc. etc. bewundern, zu erreichen.,Man kann auf diesen Grund nicht bloss mit Oelfarben malen, sondern ebensogut Tempera, Aquareil, Caseïnfarben etc. etc. Mit Oelfarbe lässt sich eine ganze Stunde und länger nass in nass malen, erst dann sickert das Oel langsam in den Grund bis auf die Leinwand und verbindet sich mit dieser, was aber die Hauptsache hierbei ist, ohne den Grund in seiner Klarheit wesentlich zu beeinflussen, wie dies bei Kreide oder Gyps der Fall ist. Lasuren bleiben ganz klar und feurig darauf stehen. In diesem Falle sind nicht die farben allein die Ursache der Leuchtkraft, sondern der klare Grund.,Die prima gemalten Bilder haben das Aussehen wie Tempera. Will man mehrmals übermalen, so hat man immer einen festen Grund, aus dem das überflüssige Oel ausgeschieden; denn gerade die grossen Quantitäten Oel, die übereinander trocknen müssen sind Schuld am Nachdunkeln. dadurch aber, dass immer der erste Grund fest und trocken ist, wird das Reissen der Bilder verhütet. es wird nicht schwer sein, die Vorteile des in Frage stehenden Malgrundes zu erkennen und es wäre im Interesse der Kunst zu wünschen, dass man auch einmal einer reellen Sache Beachtung schenke.,Nach den seit längere Zeit angestellten Versuchen, deren äusserst günstiges Resultat vorliegt, zu schliessen, wird dieser Malgrund eine grosse Zukunft haben. Ja, für die freilichtmalerei ist er das fin de siècle, denn nach dieser Weichheit und Reinheit der Farbe, wie sie sich in den fertigen Bildern zeigt, hat man bisher vergeblich gesucht. Man erreichte mit leichter Mühe und jeder beliebigen Farbe die gesammten Wirkungen und Vorteile der Guachemalerei, deren Technik immerhin nicht so einfach ist.,