Dies ist die vollkommenste von allen weissen Farben, deren man sich in der Öhlmalerei bedient. Sie wird aus dem Blei verfertigt, aber ihre Zubereitung ist viel reiner; nämlich das Blei ist gleichförmiger und gut aufgelöst, so, dass keine kleinen Theilchen vom natürlichen Blei darin zurückgeblieben, wie man oft in dem gewöhnilichen Bleiweiß findet, wodurch seine weiße Farbe verloren geht. Es ist unentbehrlich, um Fleisch, Wäsche, Himmel, und diejenigen Dinge zu mahlen, welche in ihrer Farbe frisch und rein erscheinen sollen, wie z. B. die Blumen und die schönen brillanten Stoffe. Ich rathe allen denen, welche keine große Mahlereien verfertigen, sich blos des Kremserweiß zu bedienen, denn ohne diese werden ihre kleinen Werke bald eine schmutzige und unscheinbare Tinte annehmen. Im Handel wird es in viereckigen kleinen Brodten von 2 bis 3 Cubikzoll verkauft. Das beste muß sehr schwer und von einem reinen Weiß seyn, und weder ins Graue, noch ins Blaue und Gelbe spielen. Es muß hart, nicht leicht zerreiblich, und auf dem Bruche rein seyn, es muß, an die Zunge gehalten, anziehen und ein wenig ankleben.,,Dieses Weiß muß drei, ja sogar vier Mal mit Wasser angerieben werden, ehe man es mit Öhl vermischen kann, denn dadurch wird es viel schöner. Nach jedesmaligem Reiben häufet man es zusammen, wenn die Farbe die Consistenz einer Salbe erreicht hat, die man in kleinen Häuflein oder Körnen, die man Zeltlein nennt, auf Papier trocknen läßt.,,Diese Zeltlein dürfen nicht von großem Umfange seyn, und die Starcke eines Pflaumenkernes ist hinlänglich. Die Farbe wird mit ein Spatel von Horn aufgehoben, dergestalt, daß man jedesmal die gehörige Quantität damit nimmt, und man schüttelt die Rückseite des Spatels, indem man in der Mitte mit einer scharfen Kante, oder mit einem kleinen Stock dagegen schlägt, oder auch nur am Rande eines Tisches. Durch diese kleine Erschütterung fallen die Zeltlein auf das Papier, und so läßt man sie, gegen Staub verwahrt, trocken werden. Dieses Verfahren mit dem Weiß wiederholt man zwei oder drei Mal, und denn erst kann mann es mit Öhl vermischen. Das übrig gebliebene trockene Pulver wird in einem Glase für andere Anreibungen mit Öhl aufbewahrt.,,Die Farbe muß volkommen trocken seyn, sowohl wenn sie soll mit Öhl abgerieben werden, als auch wenn man die Zeltlein in einer Büchse oder einem Glase aufbewahren will, denn sonst würde die zurückgebliebene Feuchtigkeit die Farbe verändern. ,,Um das Austrocknen zu befördern, müssen die Zeltlein drei bis vier Linien weit von einander getrennt seyn. Man stellt sie in die Sonne oder auf einen Stubenofen, jedoch so, daß sie so wenig als möglich der Luft und dem Staub ausgesetzt sind. Wenn sie wohl ausgetrocknet, lassen sie sich leicht vom Papier abheben.