1) Ist die Leinwand auf den Rahmen gespannt, so wie wir oben Seite 411 u.f. angezeigt haben, so tränkt man sie mit einer Lage von Handschuh- oder holländischem Leim. Dieses Leimwasser muss ganz hell und laulich seyn, und nicht Consistenz einer Gallerte haben. Das Anleimen hat den Nutzen, dass alle kleine Fäden und Fasern der Leinwand sich fest anlegen. Man überstreicht es mit einem starken Pinsel, der 2 Zoll im Durchmesser und 3 Zoll lang ist, und lässe die Leinwand an der Luft ganz trocken werden, welches nach der Jahreszeit in einer oder zwei Stunden geschieht.,,2) Ist die Leinwand getränkt und trocken geworden, so werden sowohl die Knoten als auch die Fasern leicht mit Bimsteins abgekehrt. Hierauf überzieht man die Leinwand mit einer sehr dicken und gut geriebenen Öhlfarbe. Man bedient sich zu diesem Überzuge des Bleiweisses, mit Weinrebenschwarz oder einem andern guten Schwarz vermischt, um eine Aschfarbe zu erhalten; bisweilen auch rothen Ocher mit ein wenig Schwarz, wenn man die Tinte etwas röthlich haben will: bisweilen nimmt man auch 1/3 hellgelben Ocher, und etwas rothen Ocher, wenn man, so wi ich, die Orangefarbe allen übrigen vorzieht. Allein im letztern Falle setzt man kein Schwarz hinzu, und in den beiden vorhergehenden Fällen nur sehr wenig, und blos so viel als nöthig ist, um die starke Bleiweiss farbe zu schwächen, woraus der Hauptüberzug bestehen soll. Diese Farbe muss so dick seyn, dass sie sich wie eine zarte Salbe ausbreiten lässt, und man setzt daher nicht so viel Öhl hinzu, als bei den Farben in Blasen. Um diesen Überzug auf die Leinwand auszubreiten, nimmt man entweder eine grosse Messerklinge, die 20 Zoll lang und 20 Linien breit ist, oder ein Fournier von Buchsbaum oder Horn von eben der Grösse.,,Diese Messerklinge muss sehr eben und zugleich stark genug seyn, damit man stark darauf drücken kann, ohne Gefahr, sie zu zerbrechen; denn wenn man gar nicht darauf drücken wollte, so würde die Farbe nicht in die Zwischenräume der Leinwand eindringen und nicht alle Löcher ausfüllen.,,1) Man verrichtet diese Arbeit im Stehen, und blos mit dem Arme, indem man viel Farbe auf das Messer nimmt, aber dennoch so gleich als möglich aufstreicht. Dieses ist nicht schwer, weil das Horn der Leinwand die Richtung giebt, und man nachher so viel leicht wegstreicht, bis man sieht, dass auf einer Stelle nicht mehr ist, als auf der andern.,,Die also mit dem grossen Messer aufgetragene Farbe dringt in das Gewebe der Leinwand, und legt sich fest an dieselbe. Man darf nicht mehr auf die Oberfläche legen, als hinreichend ist, um die Fäden zu bedecken; denn wenn man mehr darauf bringt, so würde dadurch die Leinwand schwer und zerbrechlich seyn, und auch kostbarer werden. Das letztere ist um so wichtiger, weil das Bleiweiss, als ein Bleikalk, (?) einen Grund bildet, welcher andern Farben nachtheilig ist, es sey denn, dass die Grundirung sehr trocken ist, welches aber erst nach 8 Monaten oder kaum nach einem Jahre geschieht. Indessen giebt es keine andere Farbe, welche bei der öhlfarbenen Grundirung die Stelle des Bleiwesses ersetzen könnte; allein man kann dessen entbehren, wenn man mit Leimfarben grundirt, wie wir bald sehen werden. Ist die Leinwand gleichmässig grundirt, so setzt man sie der freien Luft und selbst der Sonnenhitze aus, um das Austrocknen zu befördern.,