[2] Man verfertigt einen guten Leim aus Stärke oder feinem Mehl; der letztere ist noch besser. Man giebt ihm die Consistenz des Papierkleisters, und wenn dieser gemacht ist, so setzt man noch eben so viel Pfeifenthon von gleichem Umfange hinzu, der so weiss und rein seyn muss, als man ihn haben kann. Man schlemmt und reiniget diese Erde von allen Unreinigkeiten und Sandkörnern; man reibt ihn mit dem Laufer etwas an, und noch nass vermischt man ihn mit dem Leim. Das Ganze muss die Consistenz eines etwas dicken Milchrahms haben.,,Ich setze voraus, dass die rohe Leinwand schon mit Leim getränkt, mit Bimstein geschiffen etc. ist, wie oben S. 419 angegeben ist. Pappe, Holz oder Papier muss man nicht eher abbimsen, bis der Grund aufgetragen ist.,,Man nehme einen grossen Pinsel, der 3 Zoll lang und verhältnissmässig dick ist, so wie die Lackirer gebrauchen; man menge die Grundirung in dem Topfe wohl unter einander, und trage diese Art von Gelb-Orange sehr geschwind auf, und zwar gleichförmig nach dem Strich, ohne eine und eben dieselbe Stelle zwei Mal zu berühren, damit keine Ungleichheiten entstehen, und der Auftrag nicht zu dick wird. Denn die Leinwand verschluckt die Feuchtigkeit sehr schnell, und die Farbe trocknet augenblicklich.,,Jedes Mal, wenn man den Pinsel in den Topf tunkt, muss man das Material umrühren, damit die Farbe immer die nämliche Consistenz behält.,,[1] Diesen ersten Auftrag lasse man an der Luft trocknen, und wenn er trocken ist, wiederhole man einen zweiten; ist dieser trocken geworden, einen dritten, und sogar einen vierten, wenn es nöthig zu seyn scheint, damit alle Löcher und Fäden der Leinwand überall gleicht verstopft und zugedeckt werden. Wenn der Überzug gehörig aufgetragen, welches, wie schon gesagt, sehr geschwind geschehen muss, so wird die Overfläche der Leinwand sehr schön und eben und die Farbe auf allen Stellen gleich stark angelegt seyn. Wenn man sie gegen das Licht hält, so muss sie noch halb durchsichtig erscheinen, denn das zu dicke Auftragen ist schädlich, und macht die Farbe brüchig. Man sey unbesorgt, wenn man durch die Grundirung noch Spuren von den Fäden der Leinwand gewahr wird, wenn sie nicht zu sehr bemerckbar sind; dieses bildet ein kleines Korn, das bei einem Kopfe von natürlicher Grösse oder bei einer Landschaft nicht unangenehm in die Augen fällt. Ist aber die Leinwand für ein Portrait unter Lebensgrösse bestimmt, oder sind die ganzen Figuren unter natürlicher Grösse, so impastire man die Overfläche stärker, um sie ebner zu machen, so dass die Spuren des Gewebes nur in der Nähe kenntlich sind. Die Thonerde ist nicht dem Abspringen unterworfen, wenn sie gehörig mit Leim verbunden und nicht zu dick aufgetragen wird, und aus diesem Grunde braucht man sie auch wahrscheinlich, um damit die Gewehrgehänge weiss zu färben. Ich glaube in der That bemerkt zu haben, dass unter allen Mergelarten die Thonerde die geschmeidigste und unschädlichste Erde ist, insofern sie mit andern Farben in Berührung kommt. Der Mehlkleister enthält einen sehr starken Leim; er widersteht sogar mehrere Tage dem heissen Wasser, wenn er gut gemacht ist, was andere Leime nicht thun, besonders der holländische Leim. Überdies hat er den grossen Vortheil, dass er die mit ihm vermischten Substanzen nicht dunkler macht, und das er sehr absorbirend ist, dergestalt, dass ihn das Öhls bis auf die Rückseite der Leinwand durchdringen kann, wo es verdunstet und den Farben nur einen Theil des nöthigen Öhls zurücklässt, um sie auf dem Gemählde haltbar zu machen.,,[1] Man hüte sich, statt der kleinen Portion rothen Ochers, dieselbe Quantität Zinnober oder irgend ein anderes Roth zu gebrauchen; dies würde dem Gemählde sehr schädlich seyn, indem der Zinnober dem Nachschwärzen ausgesetzt ist, weil er aus Schwefel und Quecksilber besteht. Man halte sich also an diejenigen Farben, die ich als die unschädlichsten angeführt habe; übrigens kommt es nicht sowohl darauf an, eine schöne Orangefarbe anzubringen, als vielmehr einen dauerhaften Grund anzulegen. Man hüte sich auch vor Mennige und irgend einem schönen Gelb. Die Mennige ist an und für sich weiter nichts als ein stark calcinirtes Bleiweiss, und die schönsten gelben Farben, wie das Chromgelb oder Auripigment, sind mineralische Oryde, die sehr zu fürchten sind.,,Wenn die ganze Anlage trocken ist, welches nach Verlauf einiger Stunden geschieht, do schleift man sie überall ganz leicht mit Bimstein, indem man den Ballen der linken hand unter die Stelle legt, auf welcher man bimset, wie ich schon erklärt habe, und sollte der Pinsel durch den dicken Auftrag der Farbe einige Ungleichkeiten zurückgelassen haben, so schleift man auf diesen stellen etwas länger als auf den andern, um das Ganze eben zu machen.,,,