2. Nun folgt der Grund auf Leinewand oder Tuch, diesen mache also: Nimm ungebleichte Leinewand die nicht allzu klar noch allzu grob am Faden ist, spanne sie auf einen viereckigten Ramen mit Nägeln, oder nagele es im Mangel des Ramens (wiewohl ein Mahler solche von unterschiedlicher Grösse fertig haben soll) auf eine grosse Thür oder Bret nach Grösse der Leinewand, laβ es also aufgespant eine Nacht stehen, nimm darnach, wenn es schlaff werden, und sich ausgedehnet, die Nägel von einer Seiten heraus, und ziehe die Leinwand, so viel möglich, wieder recht steif an, und nagele es auf eben dieser Seite wieder an, ferner ziehe die Nägel auch auf der andern Seite heraus, und ziehe das Tuch wohl an, nagele es den wieder an, so wird es schon glat genug seijn, oder will es noch nicht nach des Künstlers Gefallen gut thun, so muβ man die Nägel auf der Seiten weiter ausziehen, die Leinewand wieder steif anhalten und annageln; man muβ aber beij dieser Arbeit allezeit einen Menschen zu Hülffe nehmen, daβ man es desto fester und besser anziehen und annageln könne. Doch mercke hier, daβ du es auch nicht allzu hart anziehest, denn wenn der Grund daraufkommt, so wird das Tuch gleichsam Kleiner und ziehet sich zusammen, dannenher, wenn es anfänglich allzu starck und steif angezogen worden, pfleget es wohl zu springen und enzweij zu reissen, zumal wenn die Leinwand etwas fein ist. Ist nun deine Leinewand auf den Ramen oder Bret gedachter massen angezogen und angenagelt, so bestreiche es mit Buchbinder-Kleister (welchen ich am Ende dieses Paragraph auch lehren will) recht wohl, und das mit Hülffe eines Bretleins so 4. Finger breit lang und 3. Finger breit seijn soll, unten scharff und oben etwas dicke, wie die Figur zeiget, reibe den Kleister wohl ein, und fülle die Löcher der Leinewand voll, das übrige nimm oben alles weg, und glätte es wohl, wenn es noch naβ, mit einem glässernen Reibe-Steine, laβ es trockenen, wenn es nun trocken, und du siehest, daβ es nicht recht gleich oder hier und da sich noch einige Löcher in der Leinwand zeigen, so überstreiche es noch einmal dünne mit Kleister, damit alle Löcher gefüllet werden, reibe ihn wohl ein, und ist es ja von dem Kleister nicht allenthalben recht gleich oder höckericht, kanst du es, wenn der Kleister trocken worden, mit einem gleichen Bimsteine, oder darzu verfertigten Sandleder, (so ich dir auch lehren will) etwas abreiben überstreiche es dann hernach mit einem Pinsel mit Oel-Farben-Grund, so gemeiniglich von rothem Bolus und Fürnis angerieben ist, fein gleich, und laβ ihn auch trockenen, zeichne darnach dein im Sinn entworffenes Bild mit Kreide darauf, und führe es vollends der Kunst gemäβ zu seiner Vollkommenheit hinaus. Hierbeij mercke aber, daβ der Kleister nich allzu oft und zu viel soll aufgetragen werden, weil die Leinwand, wenn dieselbe zumal nicht gar starck von faden ist, gerne brüchig wird. Wer da will kan die Leinwand ehe er sie aufspannt, rollen, auch alle Nähte, Knöpffe oder Knoten darinne zuvor mit einem Hammer auf einem gleichen Holze fein gleich klopffen. Etliche spannen nur das Tuch auf einen Ramen feste auf, glätten es mit einem gläsernen Reib-Steine, lassen es trockenen und tragen mit einem hölzernen Messer den Grund von rothen Bolus, der mit dem geminene Fürnis etwas dicke angerühret ist, auf, lassen es trockenen, und heben es zum Gebrauch auf. Etliche brauchen weder Leim noch Kleister, sondern gleich den Grund, so auch gut ist.