Gegenwärtig hat man eine grundirte Leinwand, welche "Malertuch" genannt wird, eine lichte, wenn auch nicht weiße Farbe hat und recht dauerhaft ist.,Die Dresdner Leinwandgrundirer haben sich einen Ruf hierin erworben, obschon man in neuerer Zeit überall diese Leinwand zubereitet und ebenso gut, wie die Dresdner Fabricanten, liefert. Man weicht zu diesem Behufe Roggenmehl in kaltem Wasser ein, macht in einem andern Gefäße reines Fluß- oder Regenwasser siedend und gießt das aufgeweichte Mehl unter stetem Umrühren in dieses siedende Wasser, welches, wenn man diese Masse dann bis zu einem ziemlich dicken Brei einkocht, den Kleister zum Grundiren der Leinwand giebt, dem Einige noch, wie wir § 1 schon erwähnten, zähen, gemeinen Terpenthin zusetzen, um ihn geschmeidiger zu erhalten, der aber dennoch, wenn er einige Zeit steht, sehr fest und spröde wird, auch abbröckelt und zuweilen von kleinen Sprüngen, wie von einem enggeflochtenen Netze, überzogen wird. Es dürfte daher das Zusetzen des Terpenthins nicht stets zweckmäßig seijn. Zu diesem Geschäfte werden hölzerne Spachtel, wohl 12 Zoll lang, benutzt (fig. 16), womit der Kleister, wie auch dann die darauf kommende Farbenschicht, aufgespachtelt und gleich verstrichen wird. Der Spachtel ist von weißbuchenem oder birnbaumenem Holze, wie die Figur zeigt, gearbeitet. A ist seine breite Ansicht und B zeigt ihn von der schmalen Seite. Ehe man den Spachtel in Gebrauch nimmt, muß man ihn gegen 24 Stunden in Leinöl liegen lassen, damit er einen gewissen Grad von Geschmeidigkeit erhalte. Die erste Farbenlage besteht aus rothem Bolus, oder aus lichtem Englischroth, welches mit Leinölfirniß fein zerrieben ist. Nun wird ein neuer Ueberzug aufgestrichen, welcher aus Bleiweiß mit ein Wenig Ocher und Schwarz, oder aus Bleiweiß und dunklem Ocher so versetzt ist, da die Leinwand eine ganz lichte, bräunliche oder grauliche Tinte erhält, und man wiederholt diesen Ueberzug noch einmal. Diese nun fertige Leinwand muß bei'm Zusammenrollen so genommen werden, daß dabei die ungrundirte Seite nach Innen, die Farbe aber nach Außen gewendet ist: eine Vorsichtsmaaßregel, deren Grund leich einzusehen ist.,Ehe man jedoch auf solche Leinwand malt, thut man wohl, dieselbe mit aufgelös'ter Pottasche mittelst eines Schwammes zu überziehen und gleich darauf mit lauem Wasser sorgfältig so abzuwaschen, damit von der aufgelös'ten Pottasche nicht das Mindeste auf der Leinwand zurückbleibe.,Weil jede grundirte Leinwand eine fettige Oberfläche, eine ziemlich starke Fetthaut bekommt, welche die Farbe nicht gut annimmt und deren Trocknen erschwert, auch eine sehr glatte Oberfläche hat, auf welcher sich die Farbe "schiebt," so ist das Aufstreichen oder Abwaschen mit Pottaschenauflösung fast unerläßlich, weil sie die Fettigkeit wegnimmt, der Oberfläche der Leinwand eine angenehme, sammtartige Rauhheit giebt, die vollkommen zur An- und Aufnahme der Farbe geeignet ist und das schnelle Trocknen der Farben befördert.,Um Gemälde gleich auf einmal ohne jegliche Untermalung fertig zu machen (al prime), pflegt man auf die grundirte Leinwand, nämlich das Malertuch, nachdem es mit Pottasche gereinigt wurde, noch mit sehr fein geriebenem Bimstein, der auch im Mörser pulverisirt, wohlgesiebt, mit Leinölfirniß angemacht und mit Bleiweiß versetzt werden kann, zu überziehen, wodurch man eine rauhe, sammtartige Oberfläche zum Malen bekommt. Einige überziehen die grundirte Leinwand mit altem, schnell trocknendem Leinölfirniß und sieben mit einem Haarsiebe ganz fein pulverisirten Bimstein darauf, wodurch man ebenfalls eine recht rauhe, farbeannehmende Oberfläche erhält, die ein Paarmal ganz leicht mit einer scharfen Bürste übergangen werden darf.