schon länger anhaltendes Unwohlsein hat mir leider abgehalten, dem von Herrn Schönbrunner in Nr. 134-135 gebrachten Bolusjammer meine Erwiderung zu geben.,Zunächst spricht derselbe vom Durchquellen des Bolusgrundes, welches nach dieser Ausführung das Durchwachsen sein soll. Obwohl Herr Schönbrunner sagt, dass er dieses des Näheren zu begründen im Begriffe stehe, geht derselbe ohne Erklärung auf das Herunterbröckeln der Pigmente über.,Icht will hier versuchen meine anschauung in Bezug auf das Herunterbröckeln der Farben näher darzulegen.,Bei Einwirkung von Feuchtigkeit saugt ein Gemälde je nachdem es nicht genügend gegen diese Einwirkung geschützt ist die Feuchtigkeit auf. Wenn der Grund des Bildes mit Leim oder dergleichen Bindemittel gebunden ist, quillt er auf; er nimmt eine grössere Masse ein, die bei Verdunstung der Feuchtigkeit in ihrer Ausdehnung wieder zurückgeht. Durch dieses Ausdehnen und Zusammenziehen enstehen Risse und Sprünge in denen sich dann die Feuchtigkeit immer mehr festsetzen und die Bindemittel des Grundes degenerieren kann.,Aber auch die Farbenpigmente degenerieren. So können Farben nicht allein auf Bolusgrund, sondern auch auf Kreidegrund und auf Ölfarben oder auch auf anderen Gründen die zum Halten nötige Verbindung schon beim Auftragen nicht blos nicht erlangen, sie können diese verbindung später auch wieder verlieren.,Es sei mir gestattet zur besseren Anschauund die zu tate tretenden Erscheinungen an einem älteren Ölfarbenanstricht vorzuführen und wählen wir villeicht einen Fensterladen oder dergl., der schon lange genug unbewegt im Freien gehangen. Also der Einwirkung der Luft, der Sonne, des Regens u.s.w. auf einer Seite ungedeckt ausgesetzt war.,Hier kann nun der Anstricht von dem Holz zum Teil schon ganz spurlos verschwunden sein; zum Theil kann das farbenpigment nur noch als Staub, der sich mit der trocknen Hand abwischen lässt, oder kann noch durch Risse und Sprünge in aufgequollenen Partien erhalten sein, während die der atmosphärischen Einwirkung wenig zugängliche Seite die farbe des Anstrichs nocht gut erhalten zeigt.,Und doch ist auf gleichem Grund (hier das Holz) die Farbe und deren Behandlung beim Auftrag gleich gewesen.,War das Holz sehr hart und wenig porös, so dass das Öl des Anstrichs nicht eindringen konnte, oder war es mit einem Anstricht von Kreide und Leim, um das Eindringen des Öl's zu beschränken, vor dem Ölfarbenanstrich übergangen, ist der Anstrich in viel kürzerer Zeit abgeblättert, d.h. er ist in mehr oder weniger grossen Partikelchen von dem Holz abgefallen.,Wir sehen hier, dass auch auf Kreidegrund, unter gegebenen Verhältnissen, die Farbe demselben Schicksal des Abbröckelns verfällt, welches der Herr Verfasser dort bei der Bolus-gründen angibt.,Die Behauptung, dass bei Bolusgründen ohne ausnahme immer das Herunterbröckeln der Pigmente sich ereigne, muss ich im Hinweis uaf die gute erhaltung vieler alter Bilder, die auf Bolusgrund gemalt sind, auf das Allerentschiedenste als unrichtig bezeichnen.,Auch ist es kein Beweis gegen den Bolusgrund, wenn, wie der Herr Verfasser schreibt, viele Restauratoren wegen jenem Degenerationsprozess zur Verzweiflung gebracht und demselben hilflos gegenüberstehen.,Der Bolusgrund kann an sich gut sein. Aber oft wird er schlecht behandelt. Kommt ein Bild in diese schlechte Behandlung so wird es zunächst mit Wasser abgewaschen. Bei dem bösen Bolusgrund geschieht dies mit besonderem Eifer. Es wird damit direkt Wassser in die vorhandenen Sprünge und Risse eingeführt. Dann muss das Bild auf neue Leinwand aufgezogen werden, wozu er zunächst auf der bildseit mit einem mit Kleister überzogenen Papier überklebt wird. Nach dem Aufziehen muss das Papier und der Kleister mit reichlichem Wasser abgewaschen werden, wodurch der Degenerierungsprozess wieder weitergeführt wird.,Erfahrungen die ich früher, als ich die Bilder, wie ich glaubte am bester Stelle hier aufziehen liess, gemacht, liessen mich ein anderes Verfahren einschlagen, das mir ausserdem, dass das Überkleben mit Papier und jede Berührung mit Wasser zunächst wegfällt, noch weitere Vorteils gewährt. ,Herr Schönbrunner erwähnt noch Bläschen, die von aus dem Bolusgrund sich entwickelnder Luft herrühren sollen.,Ich habe aufgetriebene Stellen unter der Deckfarbe auch auf Bildern gesehen, die auf Metallplatten gemalt waren, an denen ich aber leicht sehen und nachweisen konnte, dass sie durh Einwirkung von Feuchtigkeit entstanden waren.,So sah ich, dass Bilder in den oberen Teilen keine Spur dieses Übels zeigten, während die unteren Teile, so weit, wie ich festgestellt, die Mägde beim Putzen und Scheuern gewöhnlich reichen könnten, von dem Übel stark betroffen waren. Dieses Übel entwickelt der bolusgrund ganz entschieden nicht aus sich selbst, sondern die Feuchtigkeit am Bolusgrund, wie auch Ähnlich an anderen Gründen.,Zum Schluss möchte ich doch jene Pigmente, auf und in welche gemalt worden ist und von denen man, nach meiner Meinung, mit Recht sagen kann: "sie sind durchgewachsen", nicht unerwähnt lassen.,Bituminöse Pigmente, wie Asphalt u. dergl., welche nicht wirklich trocknen oder in sehr langer Zeit erst wirklich fest werden, zersetzen zum Teil die auf oder in sie gemalten Farben und findet bei ihnen ein Versinken der darauf gemalten Farben statt, so dass diese Pigmente über die anderen Farben herausquellen, d.h. durchwachsen.,Dass aber die gegen den Bolusgrund so fanatisch eifernden Autoren bei zwei zo verschiedenartigen Stoffen keinen Unterschied machen !-