Die Firma Schmincke & Co. in Düsseldorf, welche - wie sie selbst sagt - "in der Verbesserung des Ölfarbenmaterials bahnbrechend vorgegangen ist", versendet einen Prospekt, welchem sie die Vortrefflichkeit ihrer mit Kreidegrund präparierten Leinwand mit einer Äusserung des Herrn Prof. Hauser zu begründen sucht, welche sich in der auf Veranlassung des Königlich Preussischen Unterrichts-Ministeriums herausgegebenen "Anleitung zur Technik der Ölmalerei" findet, woselbst es auf Seite 0 folgendermassen heisst:,"Von allen Methoden, Malgründe herzustellen, verdient die Grundierung mit Kreide unbedingt den Vorzug. Neben der sorfältigen und delikaten Behandlung der Farbe selbt liegt das schöne Aussehen der alten Gemälde hauptsächlich an der Grundierung des Materials mit Kreide, da diese die überflüssigen öligen Stoffe aus der Farbe aufsaugt und dadurch die krystallartige Qualität der letzteren bewirkt. Einene auffallenden Beweis hierfür liefern die Galerien, wo es in die Augen fällt, dass alle auf Kreidegrund gemalten Bilder ein klareres und leuchtenderes Aussehen haben, als die, bei welchen Bolus-Gründe oder andere in Anwendung gebracht wurden; ebenso haben die auf Kreidegrund hergestellten Gemälde die grösste Dauerhaftigkeit bewiesen.",Dagegen sagt Eastlake, ein gründlicher Kenner der Maltechnik der Alten, in seinem Werke "Materials for a history of oil painting", Vol. I, p. 382:,"Es entsteht nun die wichtige Frage: War der Grund aufsaugend oder nicht? Alle, welche über technische Malverfahren geschrieben haben, loben und preisen, einer wie der andere, den Kreide- oder Gyps-Grund der früheren Maler, weil - so nehmen sie an - diese Gründe dadurch, dass sie das Öl aufsaugen, bis zu einem gewissen Grade die Ursache des Gelbwerdens der farben beseitigen und daher die Dauerhaftigkeit und das frische Aussehen der Farben sichern sollten.,Diese ansicht ist, soweit sie die Natur des Malgrundes betrifft, durchaus irrig.,Allerdings trugen die Venetianer, wenn sie auf Leinwand malten, meistens, wenn auch nicht immer, eine so dünne Lage des weissen Grundes auf, dass das Öl bis auf die Rückseite des Gemäldes durchschlub. Solche Leinwand sieht vor dem Wiederaufziehen aus, als hätte eine schwache Verbrennung stattgefunden, und es machen sich die Hauptformen und Massen der Komposition auf der Rückseite bemerkbar. Aber häufig auch auf Leinwand, und ganz allgemein auf Holz verhinderten die alten Meister absichtlich die Aufsaugung des Öls. Die Stärke des mit dem Gyps gemischten Leimes war an sich nicht hinreichend, dieses zu verhindern; es war nicht wünschenswert, einen zu festen Grund zu haben, da derselbe dan Neigung zeigte zum Riessen.