§. 50.,Die Gewinnung der Weizenstärke ohne Gährung ist ein neues, im Jahre 1834 von E. Martin in Vervins eingeführtes Verfahren, welches die ältere Methode zum Theil schon verdrängt hat. Nach diesem Verfahren knetet man Weizenmehl mit Wasser zu einem Teige an und nimmt auf 100 Th. Mehl ungefähr 40 Th. Wasser. Der Teig bleibt vor dem Auswaschen 1/2 — 2 Stunden liegen, damit der Kleber gehörig Wasser anziehe. Behufs des Auswaschens bringt man den Teig auf ein feines Drahtsieb, das über einem mit Wasser angefüllten Bottich liegt. Ueber dem Sieb befindet sich eine Brause, welche feine Wasserstrahlen über den Teig gießt, der Teig wird in der Quantität von etwa 10 Pfd. geknetet, bis das Wasser nicht mehr milchig abläuft. Anstatt des Knetens mit den Händen wendet man auch eine nudelholzförmige Maschine an, welche den Teig rollt und ihm dadurch eine fortwährend erneuete Oberfläche giebt. Man läßt die Stärke aus dem Wasser sich absetzen, zapft das darüber stehende Wasser, welches Dextrin, etwas Zucker und andere aus dein Weizenmehl gelöste Stoffe enthält, ab, rührt die am Boden des Bottichs befindliche Stärke mit etwas Wasser an und läßt die Flüssigkeit an einem warmen Orte leicht gähren, um im mit durchgegangenen Kleber leichter aufzulösen. Die Reinigung und Trocknung geschieht auf die gewöhnliche Weise. ,Um der Weizenstärke die im Handel beliebte Form von Stängelchen oder Schafchen (amidon en aiguilles) zu geben, wickelt man die feuchten Stärkekuchen in Papier und schnürt das Paquet mit Schnuren fest zu, ehe man es trocknet; während des Trocknens zieht sich die Masse zusammen und zertheill sich in ziemlich gleichartige Strängelchen. Die Bildung derselben ist eine Folge der linsenförmigen Form der Weizenstärke, weshalb die Körnchen leicht aneinander haften und die so entstandenen Massen beim Trocknen daher nur in gewissen Richtungen sich spalten.,Weizen von guter Qualität gicbt nach dem Martin 'schen Verfahren gegen 50 Proc. Stärkemehl, während das ältere Verfahren nur 40 Proc. giebt. Beim Abzapfen und Absetzenlassen der Waschwasser erhielt man noch eine geringe Sorte Stärkemehl (amidon gras ou amidon noir), welches wegen des Klebergehaltes einen besonders guten Kleister bildet, der überall dort Anwendung finden kann, wo es auf weiße Farbe nicht ankommt. Um die Stärke leichter und schneller aus dem Weizenmehl ausscheiden zu können, empfiehlt Doubleday, das Mehl mit einer gewissen Menge Kleie oder Haferhülsen zu mischen (etwa 1 Volumen auf 10 Volumen Mehl), aus dieser Mischung mit Wasser einen Teig zu kneten und dann, wie oben beschrieben, auszuwaschen.,Nach der Methode von Martin erhält man aus 100 Th. Weizen, mehl ungefähr 25 Proc. Kleber 1) (Gluten, gluten granulé) mit 38 Proc. Wasser. Man verwendete ihn zuerst zur Fabrikation der Macaroni, der Nudeln u. f. w., indem man denselben mit gewöhnlichem Mehl und Wasser zu einem Teig knetete. Später schlug man vor, ihn statt des Albumins und Caseins beim Zeugdruck in Anwendung zu bringen. Da der frische Kleber leicht fault und deshalb in diesem Zustande nicht versendet werden kann, so haben die Gebr. Veron vorgeschlagen, den Kleber zu granuliren und dann zu trocknen. Dazu wird der frische Kleber mit der doppelten Gewichtsmenge Mehl zusammengeknetet, der Teig in lange Streifen ausgerollt und diese sodann in die Form von Körnchen gebracht, welche bei 30 — 400 getrocknet werden. Durch dazwischen gestreutes Mehl werden die Körner am Zusammenkleben verhindert. Nach dem Trocknen werden die Körner durch Sieben sortirt. Der gekörnte Kleber ist ein Nahrungsmittel, welches weit mehr nährende Bestandtheile enthält, als eine gleiche Menge Mehl oder Schiffszwieback. Fresenius fand in dem von E. Glockin Wiesbaden dargestellten Kleberpräparat 21,87 Proc. stickstoffhaltige Nahrungsstoffe, demnach enthalten 100 Th. des Präparats so viel nährende Bestandtheile als,139 Th. Weizenmehl, ,66 „ Roggenmehl,,194 Th. Weizenbrot,,25« „ Roggenbrot. ,Die Gebr. Veron verarbeiten in 12 Stunden 800 Kilogr. Weizenmehl, erhalten daraus nach Abscheidung der Stärke 250 Kilogr. frischen Kleber, körnen diesen mit 500 Kilogr. Weizenmehl und erhalten daraus 570 Kilogr. getrocknetes Kleberpräparat, von ihnen Gluten genannt. Bei der Fabrikation der Macaroni aus Kleber wird die Masse bei Siedehitze geformt, dadurch wird die Stärke in Kleister übergeführt.,,') Kekulé fand in Kleber aus einer Stärkemehlfabrik 1 — 1,25 Proc. Asche, welche in !00 Th. 52,08 Th. Phosphorsäure, 7,87 Th. Kali, 17,31 Th, Kalk und 12,08 Th. Magnesia enthielt.,