Oft halt er Gelegenheit, auch ln der Kirche von Samt Victor seine große Geschicklichkeit in Ausbesserung der gemalten Fenster j« zeigen. Jahr aus, Jahr ein, hatte er an den Fenstern dieser Abtei, des Kapitel» von klorre Dame, de» erzbischöflichen Palasts, des Hotel Die», der Carme, Uten auf dem place Mauberr, und verschiedener Kollegien der Univerfität zu arbeiten, und trieb dabey «inen beträchtlichen Glashandeä. In der Wahl feiner Arbeitsleute war er sehr ekel; doch bezeigte er sich gegen felbigr mehr als Vater, denn Herr. Aus dem Grunde haben ihn auch die meisten derselben -ey seinen Arbeiten kräftig unterstützt.
Seine äuffern Glücksumstände erweckten ln ihm seinen alten Trieb zu de» Wissenschaften wieder, und seine sparsame Lebensart fetzte ihn ln den Stand, daß er sich eine vortrcfliche Bibliothek «nschaffen konnte» In sein Kablnet eingcschlossen lebte er als Philosoph. Abends suchte er fich durch Gesellschaft einiger guten Freunde, von seinen gelehrten Arbeiten wieder zu erholen.
Le Viel! beschloß die Glasmalerei, diese trefilche Kunst, wieder zu Ihrem vorigen Ansehen zu bringen! Mit Verdruß sähe er ln unsere Kirche» «inen für diese Kunst nachtheiligen Geschmack einschleichen; nämlich eine wenig zur heiligen Ehrfurcht reizende Helle, so gar kl» in den Chor, an die Stelle der majestätischen Dunkelheit, die die gemalten Fenster verursachten, komme«. Voll Wehmuth mußte er die Fenster der größten Meister herabsetzen, ja gar ihre völlige Abschaffung mit ansehen ! Ja er mußte gar erleben, daß die Liebhaber den Verlust derselben wenig bedauerten, dis Gehelmnkß für verloren ausgaben, ja so gar fich scheueten, dieser Kvnst unter andern Arten der Ma» lrrei mit Namen zu gedenken! Er dachte an seinem Thelle darauf, diese Kunst wieder ins Leben zu bringen, oder doch wenigstens die noch auf uns gekommene Kenntnisse unfern Enkeln aufzubewahren.
So sehr diese Kunst dnrch mehr als sechs Jahrhundert« kn Europa ge» trieben worden; so ist doch vor per« le Viril niemand darauf gefallen, uns eine Beschreibung davon zu liefern. Man wußte von ihrem Ursprung, den Ursachen ihres Fortgangs, ihrer Vollkommenheit, ihrem Verfall, von der Geschichte ihrer Denkmale, von dem beben ihrer Künstler nicht das geringste. Man hatte nur einige dunkele Begriffe von dem Verfahren mit den Farben, von der Art ju malen, und von der Schmelzung des gemalten Glases. Cr entschloß sich, all« Thelle seiner Kunst zu ergründen, und ln seinem Buch die Geschichte und praktische Ausübung der Glasmalerei zu verbinden.
Eine so große Unternehmung erfoderte mühsame Untersuchungen aus der Geschichte, den Alterthümern, Reisen, der Chemie, akademischen Aufsätzen, und geheimen Kenntnissen, die einer gewissen Familie nur eigen sind. Dl» waren die Quellen, aus welchen er nach fünfzehnjähriger Arbeit, die Mate, rialien zu seinem Werke schöpfte. Während, da er sie sammelte, findet er, daß die Glasmalerei der musivischen Malerei ihre Entstehung zu verdanken habe. Vergnügt über diese Entdeckung forscht er ln dem grauesten Alterthum dem Ursprung und dem Gebrauch verschiedener Arten der musivischen Malerei nach, findet, daß die Christen ihre ersten Tempel mit selbiger geschmückt, daß selbige von Griechenland nach Rom, und von da nach Gallien gekommen, sieht, daß ihr Fortgang in den Abendländern durch die grausame Verheer»» gen der Barbaren gehemmt worden; unter den Bilderstürmern im Orient völlig in Abnahme gerathe»; nach dem zehnten Jahrhundert aber in Italien wieder emporgekommen, zu Rom wirklich geblüht habe, und endlich daselbst zu dem hohen Grad der Vollkommenheit gebracht worden, in welchem wir sie noch jetzt sehen, so daß sie den Gemälden der größten Meister den Rang strittig machen kann. Er entwickelt die Gesetze derselben, und gibt sein Lüsi lur Ir kemwre ea vilofrlyue heraus.
„Da» Studium der Alterthümer ist eine unerschöpfliche Quelle ! Selbiges ist, nach seinem eigenen Ausspruch ein so schönes, aber auch so unge« Heuer großes Feld, daß man aus selbigem nicht, wann man will, kommen kann.,, Durch seine Nachforschungen wnßte er wohl, daß die Alten alle Ar» tenGlaSzu bereiten, verstunden, aber auch, daß sie niemals daran gedacht, . selbige» zu Fenstern anzuwenden. Dazu brauchten sie den bekannten durchsichtigen Srein. Von welcher Beschaffenheit ist denn aber dieser Stein 7 Dis hat er kn der Folge seines Hi in einer gelehrten Dissertation, nach de» Mcynungen der berühmtesten Stcinkundiger, genau untersucht.
Ein Mann von Einsichten wendet auch seine Muße nutzbar an! Cin in unfern Tagen berühmter geistlicher Redner s) las ihm aus einem neue» Werke ein vortrcflichcs Stück über die Vortreflichkelt der Religion vor. Er übersetzt «s ln die lateinisch« Sprache, eignet selbiges ihm zu, und zeigt durch feine zierliche Schreibart, daß er, ob er schon über drcyßig Jahre sich nicht mehr geübt, doch noch die Schriftsteller de» Zeitalter- des Augusts in frischem Gedächtniß behalten b).
Ein in dreyen Aufzügen und Angebundener Schreibart verfaßtes christ» liche» Trauerspiel, das die Aufschrift Gainr Romain, Martyr, führte, war eine neue Frucht der Muße unser» Peter le Vieil. Er verfertigte sclbi«
a) Der Pater Vtllar», ein Carmellte, und Prediger de- König», d) . . . . . Lttsmen in opere luieipienelo, n«F/«Ki/
Le imdellibus in doe certaminis genere viribu; meis minus / qmm» wre eonfului inävlxenri«; ratus <qu« tua «ii pietar, qu« tua benixnitsr) Le lzeligwnij iiuUiol» Ll »manti conckonsturum, quock ieriplori minus pu-< rum menäolumve excicierit, Hist, «ie-icat. ca/ce».
auf Peter le Vieil.
geS für die Urselinernonnen von Crespi , bey denen fich zwo von selneä ^ Nichten als Kostgängerinnen aufhielten. Er wußte durch die glückliche Vet, einlgung so vieler gegen einander streitender Hauptpersonen dis Stück so in, teressqnt zu machen, daß selbiges schon bey der ersten Aufführung allgemeinen Beyfall erhielt. Mit einer männlichen Feder schilderte er in diesem Drame diese herrlichen Zeiten der Kirche, in welchen die Allmacht des Gottes der Christen aus den Antworten und dem standhaften Muth der heiligen Mätty, rer st» unwidtrsprechlich hervorleuchtet.
Ohngcachtet er fich stets mit gelehrten Arbeiten beschäfftlgte; so vergaß «r doch auch feiner Glasarbeiten niemals. Cr lkß fich alle Tage davon ge, »auen Bericht erstatten, und verfertigte mit eigener Hand seine Aufsätze. Die stetsfortwährende Anstrengung seines Geistes, und der Mangel einer ge» hörigen Bewegung erschöpften seine Lebenskräfte. Nach einem dreymgl wie» verholten Anfall vom Schlag, gab erden rz Februar 1771 seinen Geist, zu. größter Betrübnlß seiner Verwandten, seiner guten Freunde, und aller, die ihn kannten, auf. Er hatte eine vortrefliche Gefichtsblldung, «inen sanften Anblick, «ine fich immer gleiche Gemüthsneigung, sein Umgang war voll Ge, Khrfamkelt, sein Wandel von unbescholtenen Sitten, und seine Frömmigkeit war entfernt von aller Heuchelei. Et hatte fich niemals verheiratet!
Seine Liebe und Ehrfurcht für seinen König gab er damals, da aller ächten Franzosen Herzen die Wirdergenesung ihres Monarchen freudig seyer, ten, durch ein sinnreich ausgedachtes Fest zu erkennen a). Sei« Eifer, nach
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,) Den 4 Oktober ,744, als an welchem Tage seine Innung daS 1- veum abfin, gcn ließ, hat er in der Mitte der Dorterwand seines HauseS «ine Pyramide, die in ihrem breitesten Theil mit einer goldenen Einfassung geziert war, auf.
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welchem er felue Kunst, die fast l« ganz Europa eiujuschlafeu beginnt«, für dem völligen Untergang zu bewahren suchte, und seine Aufmerksamkeit auf die alten schätzbaren Denkmale derselben, die er überall zu sammeln bemüht war, haben ihn der Achtung der Liebhaber, und der Dankbarkeit der Künst, ler vorzüglich würdig gemacht. '
Die richten lassen. In der Höhe fahr man den schönen Kupferstich, der auf der Disputation det Herrn AdtS de Veneadonr von Herrn I« Maine gestochen worden; wo mau den König erblickt, dem die Göttin de- Frieden- einen Ocl« zweig darreicht. Unten stund, anstatt der lat«inischen Sätze, t« durchsichtige« Feutr folgende Aufschrift:
Lmore awtuo kelieit« part».
Die Pyramide war um und um durch untähltche Lampen erleuchtet, über verseilen war «ine von Lampen formlrte Sonne»in deren Mittelpunkt man im durchflchti» gen Feuer folgende auf dt« Sonne und den König anspielend« Sinnschrtst lat:
Larior »n clrrior?
UrbrigenS war die ganze Dorderwand mit Blumenkränzen, die au- kleinen Gla-e laternm formirt warm, au<geschmückt.
Auf dm bredm Seiten laS man iu zwey durchsichtigen Fenem.
Zur Rechten diese zween Verse, di« unter folgendem Sinnbild stunden. E- stellt« nämlich selbige- ein Feld vor, auf welchem eine- Theil- Cyprcssen; andern Thetl- aber Lorbeerbäume gepstanzt waren; und in einiger Entfernung stund' ein junger Schlag Orlbäum«, die, wenn sie einmal in di« Höhe gehen und wachsen, die andern beeden zu Grund« richten wird:
Ite, Cuprestetii reckueer inlurgite, luion: die« vodir crelcen; aliquancko recket Oliv».
Zur [continues next page]