Joh. Kunckels
Anmerckungen uͤber das Vierdte Buch
ANTHONII NERI
Von der Glas-Kunſt.
JN dieſem gantzen Buch iſt weiter nichts zu beobach-ten/ als was ich allbereit in dem vorigen Buch von denen Farben in acht zu nehmen erwehnet habe/ maſſen auch dieſes gantze Buch keinen andern Jnhalt be-greifft. Denn was
Das 61. Capitel.
BEtrifft/ bleibet es allerdings bey deme/ was der hochge-lehrte D. Merrettus in ſeinen Anmerckungen hiervõ auch gedenckt/ nemlich daß die Bley-Glaͤſer/ derentwegẽ un- bẽqvem uñ nicht viel zum Gebrauch dienen/ weiln ſie erſtens ſo wohl zu Gefaͤſen/ als auch Edelgeſteine daꝛaus ſchneiden zu laſ- ſen viel zu weich; wie auch zweytens am Gewicht wider die Art der Edelgeſteine gar zu ſchwer ſind. Sonſt muß ich geſte- hen/ daß die Farben ſehr ſchoͤn und hoch in dieſe Glaͤſer zu brin-gen/ weiln es mild/ und nicht ſo groſſes Feuer wie ander Glas
bedarff/ uͤber dem koͤñen dieſe (ſo wohl alle nachfolgende Glaͤ-ſer) von einem jeden/ in ſeinen Hauß/ in meinen zuletzt gelehr- ten und in Kupfer beygefuͤgten Ofen ſelbſt gemacht und zu- bereitet werden. Was auch
Jm 62. Capitel
DJe Calcination und Brennung des Bleyes betrifft/ iſt ſolche hier von dem Autor gar recht und ausfuͤhrlich beſchrieben worden.
Jm 63. Capitel
JSt ſo wohl das Gemeng als die andern Erinnerungen des Autoris wohl zu beobachten; was aber derſelbe
Jm 64. Capitel
VOn Abkuͤhlung und abſchieffern des Marmors lehret und erinnert/ den gebrauchen die Glasmacher in un- ſern Landen nicht/ ſondern an ſtatt deſſen einen an- dern harten Stein/ der ſich nicht ſchieffert/ oder ins gemein ei- ne gegoſſene Eiſen-Platte.
Vom 65. biß 70. Capitel
JSt/ wie gedacht/ nichts zu erinnern/ maſſen ſich der Au-tor ohne diß faſt mit allzu vielen Worten erklaͤret/ und was die Farben betrifft/ alles im vorigen Buch ſchon von mir angemercket worden.
Jm 71. Capitel
MUß ich dieſes berichten/ daß der Zafferæ zu viel/ und des Croci Martis oder Eiſen-Pulvers zu wenig/ denn es wird auff dieſe Weiſe gantz gruͤn: ſoll derowegen hier das Gewicht des præparirten Eiſen-Pulvers in das Ge- wicht vom gebrannten Kupffer verwandelt werden. Was
aber ferner
Jm 72. Capitel
DEr Autor lehret/ bin ich gantz gewiß verſichert/ daß er es nicht gemacht/ er wuͤrde es ſonſt anders befunden und nicht alſo hier geſetzet haben/ denn es gehet im ge- ringſten nicht an. Jngleichen was er von denen Gold-Blaͤt- tern lehret/ iſt eine offenbare Faute/ es verſuchs nur einer und thue Gold-Blaͤtter dazu/ man wird ſehen/ wie lange ſie Be- ſtand in der Arbeit haben/ und ob ſie das Auffblaſen und uͤ- berſteigen/ welches doch von der Smalta nicht herkommet/ verhuͤten koͤnnen!
Vom 73. und 74. Capitel.
DJeſe beyde Manieren habe ich auch verſucht/ und muß geſtehen/ daß hierinn ſich ſehr ſchoͤne Farben ge- ben; aber das uͤbelſte dabey iſt/ daß allezeit der Cry- ſtall gleichſam wie zerknicket und (wiewohl auffs ſubtilſte) ritzig wird/ daher ſie ſich auch nicht wohl ſchneiden laſſen/
weil ſelten einer/ der ſo weit gefaͤrbet und dabey die Haͤrte hat/ daß er das Schneiden vertraͤgt: aber gewiß iſts/ wenn man ſolche in ſchoͤnen groſſen Stuͤcken behalten koͤnte/ ſo waͤre es die beſte Mode ſchoͤne Steine zu machen.
Daß aber der Autor ſpricht/ er habe ſo ſchoͤne Steine daraus ſchneiden laſſen/ muß ich ihm zwar ſeinen Willen zu- geben/ aber ich ſehe nicht/ daß es angehe: man verſuche es auch wie man will/ wie ich denn gleich/ indem ich dieſes ſchreibe/ gethan. Zwar befinde ich wol/ daß etliche der ſchoͤnen Rubin-Coleur gleich kommen/ aber nachdem ichs recht obſerviret/ ſo hat ſich nur der ſchoͤne Rauch vom auropigment in die ob-gemeldten ſubtilen Ritze oder Spaͤlte eingeſchlichen/ und als eine folie angelegt: ſchlaͤgt mans in ſelben Spalt von einan-
der/ und kratzet nur ein wenig mit einem Nagel darauff/ ſo ſt der ſchoͤne Rubin dahin. Jſt demnach dieſes nur ein ſubtiles Blendwerck/ und wie mit dem Rubin/ alſo iſts auch mit de- nen andern Steinen. So viel in dieſen zweyen Capiteln ent-
halten. Dahero ich dieſes auch denen Liebhabern zur ſon-
derbaren Nachricht zu melden nicht umbgehen koͤnnen.
Zum Beſchluß/ weiln bier in dem 64. Capitel des arſenici albi Cryſtallin/ (welches nichts anders als ein ſublimirter weiſſer arſenicus iſt/ wiewohl er immerzu/ in einer Sublimation Cryſtalliniſcher auffſteiget als in der andern) gedacht/ und in der Compoſition gebraucht wird/ von deſſen genealogia und ehrlichen Herkommen ich droben in meinen Anmerckungen uͤber das 12. Capitel ausfuͤhrlich gehandelt/ bin ich doch der Zeit gefragt worden/ woher denn der gelbe und rothe arſenic komme? Was vor Unterſcheid unter denen dreyerley Sor-ten oder Secten des Arſenics/ und worinn ſolcher Unter- ſcheid beſtehe/ wovon ich zwar ſchon in einen andern ſcripto gehandelt; doch gebe ich hiervon nochmals Wiederholungs- Weiſe dieſen Bericht/ daß/ wenn man bey denen Huͤtten/ wo das Arſenicum zubereitet wird/ nimmt zu 100. Pfund Arſe-
nico-Meel (wie es daſelbſt genannt wird) 10. Pfund gel- ben Schwefel und ſublimirt es zuſammen/ ſo wird Arſenicum Citrinum oder gelber Arſenic daraus. Wer hierinnen zwei- felt/ der nehme ungefehr dieſer Proportion von Arſenic und Schwefel/ miſche ſie wohl untereinander/ und ſublimire ſie/ ſo kan er den Arſenic ſo ſchoͤn machen als er ſelbſt verlangt. Mit dem rothen Arſenic hat es faſt eben die Art/ nur daß dem Schwefel noch eine minera zugeſetzt wird/ welche ſie daſelbſt Kupffer-Nickel nennen/ wenn dieſe zuſammen mit dem Ar-ſenico ſublimiret werden/ ſo machen ſie einen ſehr ſchoͤnen ro-then Arſenic. Will alſo mit dieſen gifftigen Wurm meine An-merckungen uͤber dieſes vierdte Buch auch geendet
und beſchloſſen haben.