Das fuͤnffte Buch/
von der Glasmacher-Kunſt/
ANTHONII NERI
von Florentz.
Der Jnhalt dieſes Fuͤnfften Buchs.
HJerinnnen wird gezeiget die rechte Art und Weiſe/ eine Maſſam des Smaragds/ Topaſes/ Chryſolits/ Hyacinths/ Granats/ Sapphiers/ Berils oder Meerwaſſer und andere Farben/ zu machen; Und zwar mit ſolcher Zierde und Schoͤnheit/ daß ſie auch die natuͤrlichen Edelgeſteine/ doch ohne die Haͤrte/ an Schoͤnheit uͤbertreffen: denn es wird hier dieſe oberwehnte Maſſa nicht auff eine gemeine/ ſondern auff eine gantz neue/ und bißher ungewoͤhnliche Chymiſche Manier/ nemlich des Iſaaci Hollandi, zu- verfertigen angewieſen/ welche auch alle andere/ die anietzo im Gebrauch ſind/ an Zierrath und Schoͤnheit der Farben gar weit uͤbertreffen wird.
Das 75. Capitel.
DAß man die Smaragd/ Topas/ Chryſolit/ Sapphier/ Granaten/ und faſt allerley Arten der Edelgeſteine ſo genau nachahmen koͤnne/ daß ſie an der Farbe/ Glantz/ Politur und Schoͤnheit (die Haͤrte eintzig und allein ausgenommen) die rechten Orientaliſchen Edelgeſteine uͤber-
traͤfen/ iſt eine ſo ſchoͤne und angenehme Sache/ daß ich darfuͤr halte/ es wird niemand ſeyn/ der ſolches nicht zuwiſſen verlanget/ und mit allem Fleiß ſuchet.
Weßwegen ich in dieſem Buche die Art/ die Umbſtaͤnde und die hierzu noͤthige Anmerckungen beſchreibe/ ſelbige alſo zuverfertigen/ daß ſie/ wie gedacht/ nicht nur denen natuͤrlichen Edelgeſteinen gleich/ ſon- dern ſolche/ (ausgenommen die Haͤrte) noch uͤbertreffen.
Es iſt aber kein Zweifel/ daß nicht verſtaͤndige und fleißige Kuͤnſt-ler/ in dieſer Arbeit/ ein mehrers als hier beſchrieben wird/ erfinden werden.
Dieſer modus, welchen ich aus dem Iſaaco Hollando genommen uͤbertrifft alle andere Manieren: ſolchen habe ich/ als der Erſte/ nach
Anleitung der Erfahrung unterſuchet/ und wahr befunden/ daß auff die-
ſe Art/ die Paſten der Steine/ ſo uͤberaus ſchoͤn und vollkommen wer-
den/ daß mans kaum glauben kan.
Es iſt zwar nicht ohne/ dieſes Werck erfordert viel Arbeit/ und iſt
voll Verdruͤßlichkeiten; Jedoch bekenne und ſage ich/ der ich ſolches
Werck zum oͤfftern vollfuͤhret habe/ daß es eine leichte/ geſchwinde/ und/
woran das meiſte gelegen/ eine gewiſſe Sache ſey; alſo/ daß man auch
die Arbeit und Koſten nicht anzuſehen hat/ welche hieran gewendet
werden.
Das 76. Capitel.
Eine Manier den Berg-Cryſtall zu machen.
ES wird hierzu erfordert der allerklaͤreſte und ſchoͤnſte Berg-Cry-ſtall/ der weder mit Calcedonier/ Tarſo und andern dergleichen har- ten Steinen vermiſchet ſey; Denn das Glas/ welches aus dergleichen vermiſchten Steinen bereitet wird/ iſt nicht ſo klar/ durchſichtig und
glaͤntzend/ als das jenige/ welches bloß aus dem reinen Berg-Cryſtall bereitet wird: Zudem ſo haben die Steine allezeit etwas irdiſches und dunckles bey ſich/ da hergegen der Cryſtall hell und klar iſt/ auch der Natur und Eigenſchafft der Edelgeſteine ſehr nahe kommet: ſonderlich tauget der Orientaliſche Cryſtall hierzu ſehr wohl/ vor dem Jtaliaͤni- ſchen und Teutſchen.
Derowegen ſoll man dieſen Cryſtall oder einige zerbrochne Ge- ſchirr von demſelben bey der Hand haben/ ſolchen in einen verdeckten Tiegel gethan/ mitten auff gluͤende Kohlen geſetzet/ und wohl ergluͤen laſſen: nachdem wuͤrfft man ſie/ alſo gluͤend/ in ein groß Geſchirr voll
klares und kaltes Waſſer/ und dieſe Arbeit wird zum wenigſten zwoͤlff- mal wiederholet; jedoch iſt zu mercken/ daß das Waſſer allezeit friſch/ und der Schmeltz-Tiegel immer zugedecket ſeyn muͤſſe/ damit keine Kohlen oder Aſche hinein fallen koͤnne; Denn allhier ſonderbarer Fleiß anzu-wenden iſt/ damit alles rein verbleibe.
Wenn nun der Cryſtall alſo gecalciniret und folgends getrocknet worden/ ſo reibet man ſolchen zum dritten mal auff einen Marmor oder Reibſtein mit ſonderbaren Fleiß/ alſo daß er zu den allerſubtileſten/ und faſt unbetaſtlichen Meelſtaub werde; denn in dieſem faſt das gantze
Werck beruhet: Denn wenn er in einen Moͤrſel zerſtoſſen und gerieben wird/ ſo nimmt er eine Meſſing- und Eiſen-Farb des Moͤrſels und Stempels an ſich/ und bekommet keine andere/ als eine Smaragd-gruͤne Farbe.
Uber dieſes/ wenn er auff den Marmor- oder Reibſtein nicht ſehr wohl und genungſam abgerieben wird/ ſo giebet es eine unreine Arbeit/ welche nichts wenigers als Edelgeſteine repræſentiret.
Es iſt derowegen allhier groſſe Gedult vonnoͤthen/ und darff man des Pulvers gar wenig/ ja nicht uͤber einen halben Loͤffel voll/ auff ein- mal zum reiben nehmen: auch muß ſolche Arbeit zum oͤfftern wiederho- let werden/ damit es ja auff das allerduͤnneſte und ſubtilſte werde; Und
weiln dieſe materia, die erſte und fuͤrnehmſte zu allen kuͤnſtlichen Edelge- ſteinen iſt/ als muß man dahin trachten/ daß man dieſes wohl præparir- ten Pulvers/ dienende allerley Farben darein zubringen/ einen deſtogroͤſſern Vorrath erlange.
Das 77. Capitel.
Einen Orientaliſchen Smaragd zu machen.
MAn nimmt der obigen præparirten Berg-Cryſtall 4 Loth/ und der gemeinen Mennig 8. Loth; nachdem dieſe zwey Pulver beſter- maſſen gemiſchet und mit einander incorporiret worden/ thut man noch darzu 48. Gran/ von dem wohlgeriebenen und calcinirten Gruͤn-ſpan/ wie auch 8. Gran des Croci Martis, mit Eßig/ nach dem 12. Capitel/ bereitet.
Dieſes alles wird auffs fleißigſte untereinander gemiſchet/ und in einen weiten und Feuer-beſtaͤndigen Tiegel gethan; es muß aber der Tiegel ſo weit und groß ſeyn/ daß noch eines Fingersbreit/ nachdem alle materia hinein gethan/ Raum uͤbrig verbleibe.
Darnach wird auff dieſen Tiegel ein irdener Deckel lutirt/ ſol-ches in einen Toͤpffer-Ofen geſetzet/ und laͤſſet man ihn/ an einen heiſ- ſen Ort/ ſo lange darinne ſtehen/ als man die andern Geſchirr zu bren- nen pfleget; hernach zerbrichet man den Tiegel/ ſo wird man eine uͤber-
aus ſchoͤne glaͤſerne Smaragd-gruͤne materiam finden; Dieſe/ wenn ſie denen groſſen Geſchirren/ als Edelgeſteine einverleibet wird/ ſo wird es den Orientaliſchen/ vom Felſen gebrochenen Smaragd faſt uͤber-treffen.
Jm Fall die Paſta auff dieſes mal nicht genugſam ausgekochet und gereiniget waͤre/ ſo kan ſie noch einmal zum reinigen in den Ofen ge-than werden.
Die Probe einer genungſamen Calcination iſt dieſe/ wenn nem-lich die Materia/ nachdem der Deckel ein wenig auffgedecket worden/ rein und klar oder durchſichtig erſcheinet; wo nicht/ ſo wird der Tiegel wiederumb verlutirt/ und nochmahls in den Ofen geſetzet.
Derowegen iſt zu mercken/ daß man den Tiegel nicht eher zerbre-che/ als biß man wiſſe/ daß die Paſta auffs beſte ſey gecalciniret und ge-reiniget worden: Denn ſo der Tiegel ehe zerbrochen/ und die Materia in einen andern gethan wuͤrde/ ſo wuͤrde ſie/ wie ſehr man auch nachmals daran brennete und reinigete/ dennoch viel Blaſen und Blaͤtterlein be- kommen/ auch gantz ungeſtaltet werden.
Jmfall man auch keinen Toͤpffer-Ofen bey der Hand haͤtte/ ſo kan man zu ſolchem Gebrauch mit geringer Muͤh ein Oefelein bauen/ 24. Stund lang Feuer halten/ und mehr dergleichen Tiegel mit allerhand Farben hineinſetzen.
Das Holtz hierzu muß hart und duͤrr Eichenholtz ſeyn/ auch muß man das Feuer in ſteter Gluth/ ohne auffhoͤren erhalten; denn ſonſten wuͤrde das Werck unvollkommen werden.
Dergleichen calcinir-oͤffgen machte ich mir zu Antorff/ darein kun- te ich 20. Tiegel von mancherley Farben ſetzen/ und innerhalb 24. Stun- den das gantze Werck zum Ende bringen; jedoch kan man/ umb beſſerer Sicherkeit halben/ das Feuer noch 6. Stunden daruͤber oder laͤnger con- tinuiren/ ſo wird alles auffs Beſte ausgekochet/ hingegen deſto weniger Holtz verbraucht werden; iedoch muß man zuſehen/ daß ſolche Tiegel hier-zu genommen werden/ welche Feuerbeſtaͤndig ſind.
Dieſe Paſten wenn ſie gleich wie die rechten Edelgeſteine gepoli-ret werden/ erlangen ſie erſt einen rechten Glantz/ als denn kan man ſie/ mit unterlegten Folien in Gold einfaſſen: Dieſe doſis giebet eine haͤrtere Paſtam/ als ins gemein zu geſchehen pfleget.
Das 78. Capitel.
Eine noch voͤlligere Smaragd-gruͤne Farb zu machen.
MAn nimmt der obigen Berg-Cryſtall/ ſo gepuͤlvert/ 2. Loth/ und der gemeinen Mennig 13. Loth: zu dieſem/ nachdem es wohl unterein- ander gemiſchet/ thut man noch 75. Gran des Gruͤnſpans/ und 10 Gran des mit Eßig bereiteten Croci Martis.
Jm uͤbrigen verfaͤhret man damit gantz und gar/ wie mit dem vo-rigen/ ſo bekommet man eine Farbe/ welche noch voͤlliger und ſchoͤner/ als die Orientaliſche Smaragd-gruͤne iſt.
Dieſe Farbe/ wenn ſie in kleiner Arbeit/ mit unterlegten Folien in Gold eingefaſſetwird/ bekommet ein unvergleichliches ſchoͤnes Anſehen: Jedoch muß man dieſe Paſtam mehr und beſſer/ als die vorige/ ausko- chen/ damit alle Unvollkommenheit/ welche gemeiniglich von dem Bley kom̃et/ verzehret werde: Dieſe doſis giebet zwar eine gar zarte Paſtam/ allein eine deſto ſchoͤnere Farbe.
Das 79. Capitel.
Eine noch ſchoͤnere Smaragd-Paſtam zu machen.
MAn nimmt der obig-bereiteten Berg-Cryſtall 4. Loth/ und 14. Loth von der gemeinen Mennig oder Minio; zu dieſen/ auffs beſte mit einander vermiſchet/ thut man noch 90. Gran des Gruͤnſpans/ und 10. Gran des mit Eßig præparirten Croci Martis, alſo daß dieſe gantze
Compoſition zuſammen 18. Loth/ 1. Qvintlein/ und 2. Scrupel mache. Nachdem nun ſolches alles wohl untereinander vermiſchet worden/ ſo verfaͤhret man damit weiter/ wie oben in dem 77. Capitel geſchehen/ ſo wird man einen uͤberaus ſchoͤnen und anmuthigen Smaragd bekom̃en/ welcher wegen ſeiner voͤlligen Farbe/ zu kleinen Geſchirren tuͤchtig/ aber wegen des Bleyes ſehr weich ſeyn wird; Derowegen iſt vonnoͤthen/ daß er laͤnger als ſonſten ins gemein ausgekochet werde/ damit die bleiche Farbe und Fettigkeit/ ſo von dem Bley kommet/ verzehret werde; So wird es ein uͤberaus ſchoͤnes Glas/ und an der Farbe dem Orientali- ſchen Smaragd gleich ſeyn.
Das 80. Capitel.
Noch ein anderer ſehr ſchoͤner Smaragd.
MAn nimmt der obig-præparirten Berg-Cryſtall 4. Loth/ und 12. Loth von der gemeinen Mennige oder Minio; dieſem/ nachdem es auffs beſte mit einander vermiſchet/ fuͤget man noch bey/ 60. Gran des wohl geriebenen Gruͤnſpans. Wenn nun alles wohl vermiſchet wor-
den/ ſo procediret man/ wie oben im vorigen Capitel iſt geſaget wor- den/ ſo wird man eine uͤberaus ſchoͤne gruͤne Smaragd-Farbe be- kommen.
Das 81. Cap.
Ein Orientaliſcher Topas.
MAn nimmt des obig-præparirten und gepuͤlverten Berg-Cry- ſtalls 4. Loth/ und 14 Loth von der Mennige oder Minio; dieſes/ nachdem alles wohl mit einander vermiſchet/ wird in einen Feuer-be- ſtaͤndigen Tiegel gethan/ welcher ſo groß ſey/ daß oben eines qver-Fin-
gers-breit Raum ledig verbleibe; Denn weil dieſe Paſten/ im Kochen/ ſehr auffſchwellen/ ſo haͤnget ſich ſolche/ entweder alsdenn am Deckel an/ wenn der Tiegel zuvoll/ und wird ungeſtalt/ oder ſie laͤuffet gar uͤber/und wird alſo alles unvollkommen.
Man muß derowegen Fleiß anwenden/ und/ wie gedacht/ in dem Tiegel etwas Raum laſſen; Jm uͤbrigen kan man auff gleiche Weiſe/ wie in dem obigen/ verfahren; ſo bekommet man eine fuͤrtrefflich-ſchoͤne Topas-Farbe/ aus welcher man allerley/ nach Belieben/ bereiten kan.
Das 82. Capitel.
Ein Orientaliſcher Chryſolit.
MAn nimmt der obig-bereiteten Berg-Cryſtall 4. Loth/ und 16. Loth von der Mennig oder Minio/ nachdem ſolches beſter maſſen mit einander vermiſchet worden/ thut man noch hinzu/ 12. Gran des mit Eßig bereiteten Croci Martis: hernach wird ſolches in einen Tiegel ge-than/ und ferner nach gewoͤhnlicher Art damit verfahren/ nur daß dieſe Maſſa etwas laͤnger ausgekochet werden muß/ und zwar ſolches/ we- gen der unvollkommenen Natur des Bleyes; ſo wird man eine hoͤchſt vollkommene Orientaliſche Chryſolith-Farbe bekommen/ welche/ wenn Folien darunter geleget/ eine wunderbare ſchoͤnheit præſentiren wird.
Das 83. Capitel.
Eine Himmel-blaue Farbe zubereiten.
MAn nimmt des bewuſten præparirten Berg-Cryſtalls 4. Loth/ und 10. Loth von der gemeinen Mennig oder Minio/ zu ſolchen/ auffs beſte vermiſchet/ thut man noch 21. Gran von der præparirten und geriebenen Zaffera, und vermengets mit der obigen materia: Hernach werden ſie in einen Tiegel gethan/ und die obig-gegebene Regel und An-merckung in acht genommen/ ſo wird man eine uͤberaus ſchoͤne Him-mel-blaue Farbe bekommen.
Das 84. Capitel.
Eine Viol-blaue Himmel-Farbe zu machen.
MAn nimmt 4. Loth der bewuſten und præparirten Berg-Cryſtall/und 9. Loth von der ordinari Mennig oder Minio; zu dieſem/ wol untereinander gemiſchet/ thut man noch 26. Gran von der blauen Mah- ler Smalten: Nachdem nun ſolches alles wohl vermenget/ ſo wird man
eine uͤberaus ſchoͤne Viol- und Himmel-blaue Farbe erlangen.
Das 85. Capitel.
Ein Orientaliſcher Sapphier.
MAn nimmt der obig-præparirten Berg-Cryſtall 4. Loth/ und von der ordinari Minio 12. Loth/ zu ſolchen/ auffs beſte vermenget/ thut man noch 2. Scrupel von der præparirten Zaffera, wie auch 6. Gran von der Piemontiſchen præparirten Magneſie; Dieſe wird mit der Zaf-fera vermiſchet/ beyde aber zu dem andern gethan: Nachdem nun alles miteinander vermenget worden/ ſo kan man ferner nach obiger Anlei- tung verfahren; ſo wird man einen hoͤchſt-ſchoͤnen Orientaliſchen Sap-phier/ in der Farbe gleich einer Viole/ bekommen.
Das 86. Capitel.
Ein Orientaliſcher Sapphier/ in einer nochvoͤlligern Farbe.
MAn nimmt der geriebenen Berg-Cryſtall/ wie an ſeinem Ort ver- meldet worden/ 4. Loth/ und 10. Loth von dem ordinari Minio, oder Mennig; Dieſem fuͤget man noch bey 42. Gran von der præ- parirten und zerriebenen Zaffera, nachdem man ſolche/ mit 8. Gran der Piemontiſchen præparirten Magneſie vermenget hat; Solches/ nach-dem alles wohl untereinander vermiſchet/ wird in den Ofen gethan/ und nach obiger Anleitung durch- und ausgekochet/ ſo wird man einen Ori-entaliſchen Sapphier bekommen/ der an der Farbe etwas voͤlliger/ als der vorige/ und uͤberaus ſchoͤn/ auch etwas Viol-blau ſeyn wird.
Das 87. Capitel.
Ein Orientaliſcher Granat.
MAn nimmt von der præparirten Berg-Cryſtall 4. Loth/ und 12. Loth von der ordinari Mennig; zu dieſen/ nachdem ſie auffs beſte vermiſchet/ thut man 16. Gran der Piemontiſchen præparirten Magneſie/ und zu dieſer/ noch 2. Gran von der præparirten Zaffera; Solches wird zuſammen in den Ofen gethan/ und wie gebraͤuchlich/ geko- chet; ſo bekommet man einen ſehr ſchoͤnen und anſehnlichen Granat.
Das 88. Capitel.
Ein Orientaliſcher Granat/ der noch voͤlliger an der Farbe iſt.
MAn nimmt 4. Loth der præparirten Berg-Cryſtallen/ und 11. Loth von dem gemeinen Minio/ ſolches vermiſchet man/ und fuͤget noch darzu 15. Gran von der Piemontiſchen præparirten Magneſie/ und dieſes wird mit 4. Gran/ von der præparirten Zaffera, vermenget.Nachdem nun alles wohl mit einander vereiniget worden/ ſo ver-faͤhret man darmit/ wie in den vorigen/ nur dieſes iſt noch zu erinnern daß man ſo wohl hier als in den vorigen/ wegen deꝛ aufſchwellenden mate- ria, in dem Tiegel etwas Raum laſſen muß; alsdenn wird man einen uͤ-berausſchoͤnen Orientaliſchen Granat bekommen/ der mit einer Viol-Farbe etwas untermenget iſt.
Das 89. Capitel.
Ein anderer ſchoͤner Granat.
MAn nimmt 4. Loth von der præparirten Cryſtall/ 10. Loth der ge-meinen Mennig/ 35. Gran von der Piemontiſchen præparirten Magneſie/ und 4. Gran von der præparirten Zaffera, welche mit der Magneſie vermenget wird: Solches/ nachdem alles wohl mit ein-ander vermiſchet worden/ wird in einen Tiegel gethan/ und in demſel- ben ein mehrerer Raum/ als zuvor/ gelaſſen/ weiln die materia ſehr auff- ſchwillet: Dieſer Tiegel muß verlutirt/ getrocknet/ in den Ofen gethan/ und ferner wie im vorigen damit verfahren werden/ ſo wird man ei-ne ſehr ſchoͤne Orientaliſche Granat-Farbe/ alle andere uͤbertreffend/bekommen.
Das 90. Capitel.
Erinnerungen/ betreffende die Paſten und ihre Farben.
ES iſt zu mercken/ daß die Farben in obiger Paſten voͤlliger oder ſchwaͤcher/ je nachdem es einen beliebet/ oder nachdem es die Ge-ſchirre erfordern/ koͤnnen verfertiget werden; Denn es erfordern die kleinern Ringe eine dicke Farbe/ hergegen die groͤſſern eine duͤnne/ die
verguͤldeten oder eingefaſten Sachen aber/ und die Halsgehaͤnge eine volle Farbe; Und iſt dieſe gantze Kunſt an der Erfahrenheit des verſtaͤn- digen Arbeiters gelegen; denn ſolches kan mit keinen gewiſſen Regeln eingeſchrencket werden.
Und obwohl hiervon einige Regeln von mir ſind gegeben wor-den/ ſo dienen ſolche nur/ dem emſigen und verſtaͤndigen Kuͤnſtler einen Weg zu zeigen/ wie man dergleichen noch beſſere Regeln erfinden ſolle.
Der Farben/ auſſer des Gruͤnſpans/ Zafferæ und der Magneſie/ geſchiehet allhier keine Erinnerung; der Hoffnung/ daß ein iedweder fleiſ- ſig- und ſorgfaͤltiger Kuͤnſtler/ wird aus dem Gold eine Verwunde- rungs-ſchoͤne rothe Farbe extrahiren koͤnnen; Jngleichen eine andere
ſchoͤne rothe Farbe aus dem Eiſen/ eine uͤberaus ſchoͤne gruͤne Farbe aus dem Gruͤnſpan/ eine Gold-Farbe aus dem Bley/ eine blaue aus dem Silber/ und aus dem Boͤhmiſchen Granaten eine ſehr ſchoͤne Lufft- oder Himmel-Farbe: Denn dieſe Granaten/ weil ſie nicht groß ſind/ kom-men gar in einen wohlfeilen Preiß/ und geben doch eine ſuͤrtreffliche ſchoͤne Tinctur/ welches ich in Flandern zum oͤfftern erfahren habe.
Dieſes iſt auch/ gleicher Weiſe/ von dem Rubin/ Sapphier und dergleichen Edelgeſteinen zu verſtehen; welches die jenigen wohl wiſſen/ die in den Chymiſchen Operationen wohl geuͤbet ſind; welches alles/ ſo ichs ſo deutlich und weitlaͤufftig/ gleich wie in den vorhergehenden/ be-
ſchreiben wolte/ ein weitlaͤufftiges Werck machen wuͤrde; uͤber dieſes/ ſo ſind die beſagten Farben oder Paſten genug/ mancherley ſchoͤne Wercke und Arbeit zu verfertigen. Jch kehre mich aber wiederumb zu dem Haupt-Zweck dieſes Wercks/ welcher iſt/ daß die Tiegel/ eh und bevor die materia wohl gekochet/ und gereiniget ſey/ nicht zerbrechen; Denn die Paſten/ ſo ſie von einem in den andern Tiegel kommen/ wegen der an- hangenden Unreinigkeit des Tiegels/ Rauch/ ſchuppicht/ und gaͤntzlich zum Werck untuͤchtig werden; Derowegen muß man den Tiegel/ wenn die Paſten noch nicht genugſam ausgekochet ſind/ nicht zerbrechen/ ſon- dern mit Luto beſchlagen/ und nochmals in den Ofen ſetzen; ſo werden die Paſten/ auff ſolche Weiſe gereiniget/ zu einer ieden Arbeit dienlich ſeyn.
Das 91. Capitel.
Die obigen Paſten/ und aus denenſelben allerley Edelge-ſteine zu machen; auff eine wunderbare und nie bekannte Manier.
DJeſe Manier die Edelgeſteine nachzumachen/ welche ich von Iſaaco Hollando, (nemlich aus ſeinen hinterlaſſenen Schrifften) als ich mich in Flandern auffhielte/ erlernet habe/ iſt/ meines Wiſſens/ gar nicht im Gebrauch/ und vielleicht auch wenigen bekannt; wiewohl es
muͤhſam und beſchwerlich/ ſo iſt es doch unter allen/ welche ſonſten biß-hero im Gebrauch/ oder mir vorkommen und wiſſend ſind/ die aller-ſchoͤnſte und beſte.
Derowegen ich ſolche hiermit ſo deutlich anzeigen und beſchreiben will/ mit angefuͤgten Umbſtaͤnden/ und Erinnerungen/ daß es ein ieder Kunſterfahrner und geuͤbter Feuer-Arbeiter leichtlich verſtehen/ ins Werck ſetzen und ausarbeiten koͤnne.
Man thut klein-geriebene Ceruſſam oder Bleyweiß in einen ziem-lich weiten glaͤſern Kolben/ und gieſſet des gediſtillirten Eßigs ſo viel darauff/ daß er eine qveer Hand daruͤber gehe. Hier iſt zu mercken/ daß der Eßig Anfangs ſehr auffwalle; Derowegen muß man gemach thun/
und dem Auffbrauſen Zeit laſſen. Den Kolben ſetzet man darnach in eine warme Sand- oder Aſchen-Capell/ und laͤſſet den achten Theil des Eſ- ſigs verrauchen/ alsdenn nimmt man den Kolben vom Feuer/ laͤßt ſol- chen erkalten/ und gieſſet den uͤbrigen Theil des Eßigs mehlich ab/ welcher gefaͤrbet/ und viel Bley-Saltz bey ſich haben wird/ darumb ſoll er in einen glaͤſern Geſchirr auffbehalten werden.
Auff das hinterſtellige Bleyweiß gieſſet man wiederumb neuen Eſ- ſig/ und wenn der achte Theil daran verrauchet/ wird er/ wie zuvor/ abge- goſſen/ und zu den vorigen gethan: ſolches wiederholet man ſo lang/ biß ſich der Eßig nimmer faͤrbet/ und keine Suͤßigkeit mehr bey ſich hat/ welches insgemein bey der ſechſten Wiederholung zu geſchehen pfleget.
Boden das weiſſe Bley-Saltz/ ruͤckſtellig verbleiben; welches man in ei-nen oſſenen und beſchlagenen Kolben/ im Sand biß an den Hals bede-cket/ bey 24. Stunden ziemlich warm halten muß.
Alsdenn nimmt man das Saltz heraus/ und reibet es klein; und wenn es roth/ gleich wie ein Zinnober/ ſo iſts recht; Jm Fall es aber noch etwas gelblicht waͤre/ muß ſolches in einen glaͤſern Kolben gethan/ noch- mals 24. Stunden/ in einer ziemlichen Waͤrme gehalten werden/ iedoch daß es nicht ſchmeltze (denn es waͤre alsdenn alle Muͤh umbſonſt) ſo wird es ſchoͤn Zinnober-roth werden.
Dieſes Bley-Saltz/ alſo roth calciniret/ thut man in eine glaͤſerne Kolben/ giſſet einen diſtillirten Eßig daruͤber/ und verfaͤhret im uͤbrigen damit/ wie zuvor/ biß daß alles Saltz extrahiret/ und alle fæces, oder der meiſte Theil davon abgeſondert worden.
Dieſen colorirten Eßig laͤſſet man 6. Tage lang in verglaſurten Toͤpffen ſtehen/ damit ſich die irdiſche Unreinigkeit ſetze; alsdenn wird er filtriret/ und das Unreine davon weggethan; das Filtrirte aber muß man nochmals in einer offenen Kolben abrauchen laſſen/ ſo wird auff den
Grund deſſelben ein Schnee-weiſſes und Zucker-ſuͤſſes Bley-Saltz ver- bleiben/ welches/ wenn es wohl getrocknet/ in gemeinen Waſſer abermal auffgeloͤſet/ und damit ſich die Unreinigkeit wieder ſetze/ 6. Tage in einen zugedeckten Glas hingeſetzet wird: Hernach filtriret mans wieder/ und laͤſſets im Sande abrauchen; ſo wird dieſes Saltz noch ſchoͤner werden: Und dieſes ſolviren mit gemeinem Waſſer/ zuſamt dem filtriren/ und eva- poriren/ wird noch dreymal wiederholet/ ſo bekom̃et man das rechte Sac- charum Saturni, oder den Bley-Zucker/ welches im Sand/ bey gelinder Waͤrme ſo lange calciniret wird/ biß es gantz roth/ und ein ſubtiler Kalch/ oder wie ein durchlaͤutert und unbegreifflich Meel ſey: Und die- ſer Bley-Kalch/ auff dieſe Weiſe gecalciniret und gereiniget/ wird ein Bley-Schwefel geheiſſen.
Wenn man nun eine Smaragd/ Sapphier/ Granat und Chryſo- lith-Paſten/ blaue oder andere Farben machen will/ ſo wird es eben ſo ge- brauchet/ auch mit allen denſelben Stuͤcken/ und im gleichen Gewicht vermiſchet/ wie oben oͤffters geſaget worden; Nur daß man die Men-
nige auslaͤſſet (als deren Stelle durch dieſen Bley-Schwefel in glei- cher doſi erſetzet wird/) ſo uͤberkommet man die allerſchoͤnſten Geſteine/ welche die andern mit Minio gemachet/ weit uͤbertreffen: Denn dieſerNach dieſem ſoll man allen gefaͤrbten Eßig mit Fleiß filtriren/ unddas gefiltrirte in einem Glas gaͤntzlich ausrauchen laſſen/ ſo wird auff dem Bley-Schwefel gehet allen andern vor; Wie ich denn ſolches zu Ant-werpen offt erfahren habe.
Es haben auch die Paſten mit dieſem Schwefel bereitet/ die ſchmie-rigte Fettigkeit nicht/ gleichwie die andern/ bey ſich; werden auch durch die Laͤnge der Zeit nicht ungeſtalt/ und nehmen vom Anhauchen des Mundes/ keine Flecken an ſich. Derowegen ſoll ſich niemand dieſe Ar-beit dauren laſſen/ als welche im Werck und Ausgang wohl bezahlet wird.
Das 92. Capitel.
Die haͤrteſten Paſten von allerhand Farben zu machen.
MAn nimmt der obig præparirten und klein geriebenen Berg- Cryſtall 10. Pfund/ und des purificirten Saltzes von dem Levan- tiſchen Pulver/ wie im dritten Capitel gelehret/ 6. Pfund; Dieſes Saltz/ wohl getrocknet/ auff dem Reibſtein gerieben/ und geſiebet/ wird mit der obigen Berg Cryſtall vermenget/ hernach thut man noch darzu/ des nach Chymiſcher Art præparirten Bleyſchwefels/ 2. Pfund.
Dieſe 3. Pulver nun werden in einen reinen und verglaſurten Topff beſter maſſen vermiſchet/ mit ein wenig ſaubern und gemeinen Waſſer angefeuchtet/ und alſo incorporiret/ daß es eine haͤrtliche maſſa werde; aus ſolcher formiret man hernach Kuchen von 6. Loth. ſchwer/ die in der mit- ten ein Loch haben/ daß man ſie an der Sonnen trocknen koͤnne.
Nach dieſem muß man ſie in der Hoͤhe eines beſondern Ofens/ calciniren/ zerſtoſſen/ auff einen Reibſtein zerreiben/ und durch ein Sieb ſchlagen: Wenn dieſes geſchehen/ thut mans in einen Topff/ und ſetzet ſol- chẽ 3. Tage lang in einen Glasmacher-Ofen/ damit die materia gereiniget werde; Wenn ſie gereiniget/ wirfft mans ins Waſſer/ und nachdem ſie trocken worden/ wird ſolche wieder 15. Tage lang ins Feuer geſetzet/ und alſo auffs beſte gereiniget; damit ſie alle Blaͤslein und Rauhigkeit verliehre/ und eine ſehr reine maſſa, gleich denen natuͤrlichen Edelgeſtei- nen uͤbrig verbleibe. Dergleichen Gattung dieſes ſehr reinen Glaſes/ kan mit allerley Farben getingiret werden.
Nemlich mit den 3. mal calcinirten Hammerſchlag/ zu einer Sma- ragd und Meerwaſſer-Farb; mit Zaffera zu einer Topaß; mit Zaffera und Magneſie gleich dem gemeinẽ Glas/ zu einem Sapphir: (nemlich/ wie mã dem gereinigtẽ Glas die Farben zuſetzet/) mit Weinſtein uñ Magneſie/ zuꝛgelben Farb/ mit Magneſie und Zaffera/ auff etlich mahl hinein getragen/ zu einen Granat; als auch gleichfalls im gemeinen Glas geſchiehet.
Ja es koͤnnen hiermit warhafftig alle Farben bereitet werden/ und bekommen die hiervon bereitete Steine eine treffliche Haͤrte/ auch einen herrlichen Glantz/ und kommen denen natuͤrlichen Edelgeſteinen an Guͤ- te faſt gleich: Voraus der Smaragd/ als welcher hiervon am aller-
ſchoͤnſten/ und dem Orientaliſchen/ auch an der Haͤrte/ bey nahe ſehr gleich kommet.