Das Siebende Buch/von der Glasmacher-Kunſt/ANTHONII NERI von Florentz.
Der Jnhalt dieſes Siebenden Buchs.
JN dieſem gegenwertigen letzten Buch wird die Ma-nier gezeiget/ die gelbe Lacca aus den Blumen des Pfrimenkrauts/ fuͤr die Mahler auszuziehen: Jmgleichen eine andere Manier/ wie man die rothe Lacca, wie auch die gruͤne/ blaue/ Purpur-Farbe/ und alle andere Farben/ aus jeden Blumen und Kraͤutern extrahiren ſoll: Jtem/ die Teutſche blaue Farb/ und die Ultramarin Far- be zu machen/ wie auch die Lacca aus dem Kermeſin-Beern/ Braſilien-Holtz/ und denen rothen Ferber-Beeren zu ex-trahiren: Und wie man dem Tuͤrckis koͤnne ſeine verlohrne
Farb wiedergeben; Jtem eine Manier die durchſcheinende rothe Farb zu machen/ wie auch eine Roſin-farbichte Smal-te/ fuͤr das Gold und andere Metallen; welches alles keine ge-meine und geringen Sachen ſind.
Jch zeige in dieſem Buch die Manier/ alle Farben aus den Blumen und Kraͤutern auszuziehen; gemeldte Farben koͤnnen auch zum Glaͤſer-Faͤrben gebrauchet werden. Jch lehre auch die Art/ aus vielen Farben eine Laccam zu machen: Jngleichen wie man die Ultramarin-Farb aus dem Laſurſtein bereiten ſoll/ welches alles zwar denen Mahlern zu gut koͤmmt: doch aber auch in der Glasmacher-Kunſt ſeinen Nutzen hat; nehmlich die Glaͤſer nicht allein von auſſen damit zu bemahlen/ ſondern ſie auch durch und durch im Ofen damit zu faͤrben: Ferner lehre ich eine durchſichtige rothe Farbe im Glas vorzuſtellen; welche heutiges Ta- ges faſt in Vergeſſenheit gekom̃en/ gleich als ob es eine unnuͤtzliche Sache waͤre: Jngleichen wird angezeiget/ wie man eine rothe Smalte bereiten ſoll/ das Gold damit zu bemahlen/ welche beyde Stuͤcke/ wiewohl ſie auch zur Glasmacher-Kunſt gehoͤrig/ ſo ſind ſie doch ietziger Zeit denen mei-ſtenſten unbekannt und verborgen; Uber dieſes/ ſo ſind auch noch viel andere Sachen dieſem Buch beygefuͤget/ welche alle/ als dieſem Werck ange-hoͤrige/ ich denen Kunſtbegierigen und curieuſen Kuͤnſtlern/ angenehm zu ſeyn erachtet habe.
Das 108. Capitel.
Eine gelbe Lacca aus den Pfriemenkraut-Blumen zu machen/ denen Mahlern dienlich.
MAn machet eine mittelmaͤßig ſcharffe Laugen/ aus Kalch und der Glaßmacher Soda; in dieſer Laugen kochet man friſche Pfrimen-raut- Blumen/ bey einem gelinden Feuer/ ſo lang/ biß die Lauge die Tinctur der Blumen gaͤntzlich extrahiret hat/ welches man erkennet/
ſo die extr ahirten Blumen bleich/ hingegen die Laugen ſchoͤn gelbe wor-den ſeye: dieſe Laugen/ nach deme man die extrahirten Blumen heraus-genommen/ laͤſſet man/ in verglaſurten Toͤpffen/ auff den Herd etwas kochen/ und wirfft des Aluminis de Rocha ſo viel hinein/ als ſich beym Feuer daꝛinnen auffloͤſen kan/ hernach nim̃t man die Laugen vom Feuer/ gieſſet ſolches in ein Gefaͤß voll klares Waſſer/ ſo wird eine gelbe Farb zu Boden fallen: Nach ſolchem laͤſſt man das Waſſer ruhen/ gieſſet ſol-ches ab/ und ſchittet an deſſen ſtatt ein anders daruͤber/ ſolches wieder-holet man ſo lang/ biß ſo lang die Tinctur von dem Laugen- und Alaun-Saltz gaͤntzlich ſey abgeſuͤſſet worden.
Hier iſt wol zu merckẽ/ daß ie beſſer dieſe Abſuͤſſung von den Laugen uñAlaunſaltz geſchehen/ je ſchoͤner wird die Blumenfarb werden: es wird auch allhier zum Abſuͤſſen der gedachtẽ Saltze/ nur gemeines Waſſer ver-ſtandē/ auch muß man die Farbe/ ehe das Waſſer abgegoſſen wird/ allezeit wol niederſetzen laſſen; ſolches Abgieſſen geſchiehet ſo lange/ biß man bey dem Waſſer keine Saltzigkeit mehr verſpuͤhret; Deñ ſolches iſt alsdenn ein Zeichen des weggenommenen Laugen und Alaunſaltzes; ſo wird auff den Boden eine ſchoͤne und reine Lacca verbleiben; welche man auff lei-nerne Tuͤcher ſtreuet/ und auff neue Ziegelſtein geleget im Schatten trocknet/ ſo bekommet man eine ſehr ſchoͤne Laccam, welche ſo wohl de-nen Mahlern als Glaſermachern dienlich ſeyn kan.
Das 109. Capitel.
Eine Lacca zu extrahiren/ aus den Mohnblumen/ Blauen-Schwaͤrtel/ roten Violen/ und allerley friſchen Kraͤu-tern und Blumen.
MAn nimmt der Blumen und Kraͤuter/ ſo einerley Farb/ ſo viel man will; und verfaͤhret auff eben ſolche Weiß damit/ wie in dem vorhergehenden Capitel angezeiget worden/ ſo bekommt man die Laccam oder Farb/ und erlanget die Farb eines ieden Krautes oder Blu-men/ welche ſchoͤn und billich hochzuhalten iſt.
Das 110. Capitel.
Die Lacca und Farben zum Mahlen aus der Pommeran-tzen Bluͤhe zu extrahiren: Jngleichen aus den Feld-mohnblumen oder Klapperoſen/ Schwaͤrtelblumen/ blauen und rothen Veilgen/ leibfarben und rothen Roſen; Borragen-Kohl- und blauen Lilien blumen/auch andern dergleichen: Jtem eine gruͤne Farbe aus den Pappelnkraut/ Pimpin ellenkraut und an-dern dergleichen.
MAn nimmt die Blumen und Kraut/ welcher Farb man will/ ſol-che wann ſie zerrieben/ muͤſſen das Papier faͤrben/ ſonſten ſind ſie hierzu untuͤchtig: Mit dieſen Blumen fuͤllet man einen gemeinen doch groſſen Helm; ſolchen auff einen fuͤglichen Kolben (mit Aqva Vitæ ge-fuͤllet) geſetzet/ einen Recipienten vorgeleget/ und die Fugen wol verlu-tiret/ alsdenn mit einem gelinden Feuer gediſtilliret/ ſo wird anfaͤnglich der ſubtilere Theil des Brandweins in den Helm ſteigen/ die Tinctur aus denen Blumen und Kraͤutern extrahiren/ und alsdenn in den Reci-
pienten fallen: dieſer gediſtillirte und gefaͤrbte Brandwein/ wañ er nach-mahls in einen andern Kolben wiederum gediſtilliret wird/ ſo gehet er gantz ohne Farb heruͤber/ und kan zu dergleichen Sachen oͤffters dienen; Die Tinctur oder Farb aber wird auff den Boden verbleiben/ welche man bey gelinder Waͤrme trocknet; auff ſolche Weiß kan man die beſte Lacca/ denen Mahlern dienlich/ aus allerley Blumen und Kraͤutern/ bereiten.
Das 111. Capitel.
Eine blaue Farbe/ wie die Teutſche zu machen.
MAn nimmt des Queckſilbers 2. Theil/ und 3. Theil von den flori-bus Sulphuris/ auch 8. Theil des Salmiacs; dieſes alles auff ei- nen Reibſtein wohl zerrieben/ wird ſam̃t dem Mercurio in eine langhal- ſichtige und beſchlagene Kolben gethan/ auch in eine Sand-Capellen ge-
ſetzet/ und bey gelinden Feuer laͤſſet man alle Feuchtigkeit davon ab-daͤmpffen/ nach dieſen machet man das Mundloch des Glaſes wohl zu/ und giebet ein ſtaͤrckeres Feuer/ gleichwie in den ſublimationibus zu geſchehen pfleget/ ſolches aber continuiret man biß zu Ende/ ſo bekommet man ein ſehr ſchoͤne und anmuthige blaue Farb.
Das 112. Capitel.
Eine Manier/ wie man einem natuͤrlichen Tuͤrckis ſeine verlohrne Farb wieder geben ſolle.
MAn thut den weißlichten und entfaͤrbten Tuͤrckis in ein Glas/ gieſſet ſuͤß Mandel-Oehl daruͤber/ uñ haͤlt ſolches bey einem gelin-den Feuer zwey Tag lang in der Aſchen/ ſo wird er ſeine verlohrne Farb wiederum erlangen.
Das 113. Capitel.
Eine Mixtur zu denen Spiegeln zu machen.
MAn nimmt des gereinigten Zinnes 3. Pfund/ und des gereinigten Kupffers 1. Pfund/ das Kupffer wird erſtlich/ hernach das Zinn geſchmoltzen.
Zu dieſen/ wann ſie wohl zerſchmoltzen und gefloſſen/ thut man 12.
Loth/ des rothen und ein wenig gebrandten Weinſteins/ 3. Loth Salpe- ter/ ein und ein halb Loth Alaun/ und 4. Loth Arſenic.
Dieſes alles laͤſſet man ausrauchen/ und gieſſet es in die Spiegel-Form; ſo bekommet man eine ſehr gute und ſchoͤne Materia zu den Spie-geln/ welche/ wann ſie gepoliret/ die Figuren und Geſtalten ſehr genau und aͤhnlich vor Augen ſtellet: Dieſes nun iſt diejenige Mixtue/ die man
ins gemein die Stahlmixtur zu nennen pfleget.
Das 114. Capitel.
Wie man die Glaskugeln/ und andere weiſſe Glaͤſer inwen-dig mit allerhand Farben faͤrben ſoll/ alſo daß ſie/gleich wie natuͤrliche Edelgeſteine/ anzuſehen ſind.
SO man eine Kugel oder ein anderes hohles Gefaͤß/ von weiſſen Glaß bereitet/ inwendig mit mancherley Farben tingiren will/ ſo muß man des Fiſchleimes eine gebuͤhrliche Qvantitaͤt nehmen/ welcher vorhero zwey Tag in Waſſer geweichet/ und ſehr duͤnne worden ſeye;
ſolchen kochet man in einen Topff mit klaren Waſſer/ biß er gaͤntzlich auffgeloͤſet iſt;
Alsdann nimmt man dieſen zerkochten Leim vom Feuer/ und gieſ-ſet ihn/ wann er laulicht worden/ in eine Glaskugel oder andern glaͤſern Geſchirr/ und ſchwaͤncket ſolchen herumb/ damit die innere Glasflaͤche gaͤntzlich von demſelben befeuchtet und bedecket werde.
Wann dieſes geſchehen/ ſo ſchittet man den uͤbrigen Leim aus dem Glas heraus/ hernach muß man die Farben ſchon gepuͤlvert in Bereit-ſchafft haben/ und zwar erſtlich die rothe Mennig/ welche man mit einen Schilffrohr hinein blaͤſet; alſo daß es recht geſtroͤmet werde: nach dieſem blaͤſet man auff gleiche Weiß/ blaue Mahler Smalte/ Gruͤnſpan/ Auripigment, und endlich Laccam hinein/ alſo daß ſich dieſe Pulver/ ver-mittels des Leims/ damit das Glas angefeuchtet worden/ an allen Sei-ten inwendig wohl anhaͤngen.
Und auff ſolche Weiſe/ verfaͤhret man ins gemein/ mit allen an-dern uͤbrigen Farben: hier nechſt ſchittet man des gepuͤlverten Gypſes einen guten Theil hinein/ und ſchwencket das Glas ſtarck herumb/ ſo wird ſich der Gyps/ indem der Leim noch feuchte iſt/ uͤberall in dem Glas
oder Kugel anhaͤngen; das uͤbrige ſchittet man heraus/ ſo wird das Glas von auſſen ſehr ſchoͤn und vielfarbicht ſeyn/ auch das Anſehen haben/ als ob die Natur ſelbſten in denen Steinen alſo ſpielete.
Es werden die Farben/ wann der Leim getrocknet/ alſo feſt am Glas hangen/ daß man ſie davon hernach nimmer abſondern kan: ſie ſind a- ber ſehr ſchoͤn anzuſehen: dieſe Glas-Kugeln werden auff einen gefaͤrbten hoͤltzern oder andern Fuß geſtellet/ und in die Zimmer oder auff die Ge-ſimſen Zierdte halber herum geſetzet.
Das 115. Capitel.
Die Kornblumen oder Ultramarin-Farb zu machen.
MAn nimmt von dem Lazurſtein die ſchoͤnen blauen Stuͤckgen/ welche zu Venedig haͤuffig/ und im geringen Preis zu haben ſind; Solche in ei-nen Tiegel bey einem Kohlfeuer gecalciniret/ werden alſo gluͤend mit zwey mahliger Wiederhohlung ins kalte Waſſer geworffen/ und auff einẽ Reibſtein zu einen dinnen und faſt unbegreifflichen Pulver zerrieben.
Hernach nimmt man Dannen Hartz/ ſchwartz Pech/ neu Wachs/Maſtix/ und Terebenthin/ von jedwedern 6. Loth/ Weyrauch und Lein-oͤhl/ iedes 2. Loth; dieſes alles laͤſſet man in einen irdenen Gefaͤß/ bey ei-nen gelinden Feuer wohl zergehen/ ruͤhrets mit einem Ruͤhrholtz/ damit
ſie ſich wol vereinigen/ herum/ ſchuͤttets nach ſolchem in ein kaltes Waſ-ſer/ und hebets zum Gebrauch auff.
Nach dieſem nimmt man zu ieden Pfund des obgepuͤlverten Laſur-ſteines 20. Loth von der Maſſa, aus gedachten ſpeciebus componiret; ſol-che Maſſam laͤſſet man/ bey gelinden Feuer/ in einen Toͤpffgen gemach zerflieſſen/ ſtreuet das Laſurſtein-Pulver nach und nach hinein/ und ruͤh-rets/ damit ſichs recht incorporire/ wohl herumb; Dieſe Materia/ nach-dem ſich alles wohl mit einander vereiniget/ wird alsdann in ein Gefaͤß voll kaltes Waſſer geſchittet/ und eines oder mehr runde oder laͤnglichte Zeltlein daraus formiret; man muß aber die Haͤnd mit Leinoͤhl beſtrei-chen; die Kuͤchlein oder Zeltlein laͤſſet man noch 15. Tage in den kalten Waſſer liegen/ und veraͤndert das Waſſer allezeit uͤbern andern Tag.
Dieſe Zeltlein leget man hernach in ein reines/ verglaſurtes/ und irdenes Geſchirr/ und gieſſet warmes Waſſer daruͤber; dieſes/ wann es erkaltet/ gieſſet man ab/ und an deſſen ſtatt ein anderes warmes daruͤber/ ſolches wird ſo lang wiederhohlet/ biß die Zeltlein im Waſſer zergehen/
ſo wird ſich die Farbe hervor thun/ und das Waſſer gantz blau/ wie Kornblumen-Farb werden.
Dieſes gefaͤrbte Waſſer ſchittet man in einen verglaſurten und reinen Topff/ und gieſſet uͤber die Zeltlein von neuen ein warmes Waſſer: dieſes wann es gefaͤrbet/ wird/ wie zuvor/ durch ein enges Sieb abge-goſſen/ und ſo lang wiederhohlet/ biß ſich das Waſſer nicht mehr faͤrben
will.
Jedoch iſt allhier zu mercken/ daß das Waſſer nicht gar zu heiß/ſondern nur laulecht ſeyn ſoll; denn es wird ſonſt dieſe Farb/ durch allzu groſſe Hitz/ ſchwartz/ derowegen iſt ſolches wohl in acht zu nehmen/ die- weil daran gar viel gelegen iſt. Dieſe gefaͤrbte Waſſer durch ein enges
Sieb abgegoſſen/ haben oben auff einige Fettigkeit ſchwimmend/ darum laͤſſet mans 24. Stund ruhen/ damit ſich alle Farb auff den Boden ſetze. Nach ſolchen gieſſet man das Waſſer ſamt der darauf ſchwimmen-den Fettigkeit gemaͤchlich ab/ und an deſſen ſtat ein neues und klares wie-derum daran/ ſolches laͤſſet man ſam̃t der Farb durch ein enges Sieb/ in einen neuen und verglaſurten Topff lauffen/ mit ſtetigen Umbruͤhren/ ſo wird ein guter Theil von der ſchleimigten und fetten Materia in dem Sieb verbleiben; und dieſes muß allezeit mit neuen und friſchen Waſſer zum dritten mahl wiederhohlet/ auch das Sieb allemal/ von allem Un-flat gereiniget werden: Hernachmahls gieſſet man das Waſſer gemaͤch-lich ab/ und hebet es in den verglaſurten Topff aufſ/ dieweil es von ſich ſelb-ſten ſchon wird trucken werden; ſo wird man eine ſehr ſchoͤne Ultramarin-Farb bekommen/ dergleichen ich zu Antorffoͤffters gemachet habe.
Von der Maſſa kan man zu einen Pfund gepuͤlverten Lazurſteins mehr oder weniger nehmen/ nachdeme er viel oder weniger Farb bey ſich fuͤhret.
Es muͤſſen auch/ wie Anfangs erwehnet/ die Stuͤcklein dieſes Steins ſehr fleißig zerrieben werden/ alſo/ daß ſie faſt unbegreifflich ſind/ ſo wird die Farb deſto beſſer ſeyn: Die gemeine Smalte/ wañ man ſie auff eben dieſe Weis reibet/ mit einer gummichten Maſſa incorporiret/
wie auch 15. Tag nebenſt dem Lapide Lazali digeriret/ und im uͤbrigen wie zuvor verfaͤhret; ſo erlanget man eine ſehr ſchoͤne Materiam welche der Ultramarin nicht viel ungleich ſeyn wird: Dieſe Farb dienet nicht al- lein denen Mahlern; ſondern ſie tingiret auch das Glas ſehr ſchoͤn.
Das 116. Capitel.
Die Kermeſin-Lacca vor die Mahler.
MAn nimmt von der weiſſen Scheerwollen 1. Pfund/ und ſolche laͤſſet man einen Tag lang im friſchen Waſſer weichen: Hernach nimmt mans heraus/ damit das ſchmierichte Weſen/ welches im Scheeren dar- zu iſt gekommen/ davon abgeſondert werde/ hernach weichet mans in
den Alaun/ wie hier folget: Man nimmt aluminis rochæ 8. Loth und 4. Loth des rohen und gepuͤlverten Weinſteins/ ſolches thut man mit 4. Maaß Waſſers zuſammen in einen kleinen Keſſel/ und wann das Waſ- ſer zu ſieden anhebet/ ſo wirfft man die gewaſchene Scheerwolle hinein/und laͤſts bey gelinden Feuer eine halbe Stund ſieden/ nach dieſen nim̃t mans vom Feuer/ und laͤſſet ſolches/ damit es erkalte/ 6. Stund ſtehen.
Darnach nimmt man die Wolle heraus/ waͤſchets mit klaren Waſſer/ und laͤſſet es 2. Stund alſo ſtehen/ alsdenn trucket mans aus/ und laͤſſets trocken werden.
Das 117. Capitel.
Das Menſtruum/ damit man die Kermeſin-Farb extrahi-ren ſoll.
MAn nimmt 4. Maaß friſches Waſſer/ Rocken-Kleyen 4. Pfund/ der Oriental Pilathri (iſt eine Art des Meerſaltzes) und Fœni Græci iedes ein halb Loth; dieſes alles zuſammen in einen Keſſel gethan/ laͤſſet man beym Feuer laulicht werden/ ſo/ daß man die Haͤnde darinnen lei-
den kan; alsdenn nimmt man den Keſſel vom Feuer/ und decket ſolchen mit einen Tuch zu; damit es deſto laͤnger warm verbleibe: nachdeme es nun 24. Stund alſo geſtanden/ ſo ſaͤyhet man die Laugen ab/ zu hernach- folgenden Gebrauch.
Man thut in einen reinen Topff 3. Maaß kaltes Waſſer/ und 1.
Maaß der beſagten Laugen/ und ſtellet es zum Feuer; wann es nun zu ſieden anhebet/ ſo wirfft man die Kermeſinbeer hinein/ welche vorhero auff folgende Weiß muͤſſen zerſtoſſen werden.
Man zerſtoͤſſet in einen metallenẽ Moͤrſel 2. Loth Kermeſin-Beer/ und ſtoͤſſet ſolche ſo lang/ biß alles durch ein Sieb gehet: endlich nim̃t man einwenig rohen Weinſtein/ zerſtoͤſſet ſolchen in gedachten Moͤrſel; ſo wird der Weinſtein alle Tinctur/ welche auff dem Boden des Moͤrſels von
den Kermeſin-Beeren verblieben/ an ſich ziehen.
Dieſen Weinſtein mit den geſiebten Kermeſin-Beern vermiſchet/wirfft man in das obgedachte ſiedende Waſſer/ laͤſſets ſo lang (ungefehr ein Vater Unſer lang) darinnen/ biß ſich das Waſſer wohl faͤrbet: Nach dieſem nimmt man die mit Alaun ꝛc. geſottene obige Scheerwolle/ und
thut ſolche/ nachdem ſie (von dem kalten Waſſer/ darinnen ſie eine halbe Stund gelegen) wohl abgetrocknet/ zu dem gefaͤrbten Menſtruo oder Lauge in den Topff/ und ruͤhrets mit einem Stab wohl herumb/ damit ſichs bald faͤrbe; dieſes laͤſſet man noch eine halbe Stund alſo gemaͤchlich ſtehen; hebt den Topff hernach vom Feuer/ nimmt die wohl mit einer hoͤltzern Spatel heraus/ wirfft ſie in ein Geſchirr voll kaltes Waſſer/ gieſ- ſet ſolches nach einer halben Stunde gelinde ab/ und friſches wieder darauff; wann ſolches abermahl davon abgegoſſen/ preſſet man die Wolle hart aus/ und breitet ſie an einen warmen Ort aus einander/ damit ſie trocken werde/ und nicht anlauffe oder verderbe/ auch muß man zuſehen/ daß kein Staub darein falle.
Jm faͤrben muß man fleißig beobachten/ daß die Feuershitz nicht zu ſtarck ſeye; denn davon wuͤrde die Farb ſchwaͤrtzlich werden/ hernach wird eine Lauge auff dieſe Art gemachet:
Man leget die Aſchen von Weinreben/ oder Weyden/ oder einem andern weichen Holtz/ in ein gedoppeltes haͤnfenes Tuch/ und laͤſſet das daruͤbergegoſſene kalte Waſſer gemach in das untergeſetzte Geſchirr lauffen; ſolches gieſſet man nochmaln uͤber die Aſchen: Nach dieſem laͤſ-ſet man die Lauge 24. Stund ruhen/ damit ſich alle Unreinigkeit zu Bo-den ſetze/ und die Lauge klar und lauter werde/ alsdann gieſſet mans ab in ein ander Gefaͤß/ und thut das irdiſche unreine Weſen/ dieweil es nichts mehr nutzet/ hinweg.
Jn dieſe kalte Lauge thut man die mit Kermeſin-gefaͤrbte Wolle/ und laͤſſets mit allem Fleiß bey einem gelinden Feuer ſieden; denn auff ſol- che Weiß wird ſich die Laugen faͤrben/ und an der Farb gleich wie die Kermeſin-Wolle werden; Hernach nimmt man etwas Wolle und tru-
ckets wohl aus: wenn nun ſolche keine Farb mehr in ſich haͤlt/ ſo hebet man den Keſſel vom Feuer/ denn dieſes iſt das Zeichen/ daß die Lauge die Kermeſin-Farb oder Wolle an ſich genommen habe. Hernach haͤnget man einen leinern Strumpff/ oder Filtrir-Sack/ uͤber ein Becken oder Keſſel auff/ und gieſſet alles ſammt der Wolle hinein/ damit die gefaͤrbte Lauge durchlauffe; wann ſolches geſchehen/ ſo trucket man den Filtrir- Sack ſammt der Wolle aus/ damit man alle Farb bekomme; den Sack aber kan man umbkehren/ auswaſchen und von den Haaren reinigen.
Wann ſolches verrichtet/ ſo nimmt man 24. Loth des gepuͤlverten Aluminis rochæ, ſolches in ein groſſes Glas voll kaltes Waſſer gethan/ laͤſſet man ſo lang darinnen/ biß aller Alaun auffgeloͤſet ſeye: wann ſol-ches geſchehen/ ſo filtrirt man ſolches/ durch den bewuſten gereinigten
Filtrir-Sack/ und gieſſet dieſes Alaun-Waſſer alles in den Topff/Becken/ oder Keſſel/ zu der Kermeſin-Farb; ſo wird ſich die Tinctur o- der Farb alſobalden/ vermittels dieſes Alaun-Waſſers/ von der Laugen abſondern/ und gleichſam coaguliren.
Alsdann gieſſet man die Laugen ſammt der Tinctur aus dem Topff/ in den Filtrir-Sack/ ſo wird die Laugen klar und hell durchlauffen/ die Kermeſin-Farb aber in dem Sack verbleiben/ oder im Fall die Lauge noch etwas von der Farb mit ſich hindurch nehmen ſolte/ kan man ſol-
che noch einmahl durch den Sack lauffen laſſen/ ſo wird die Sach ge-than ſeyn.
Die im Sack befindliche Farb kan man mit einer hoͤltzern Spatel zuſammen ſtreichen/ und auff neugebrandten Ziegelſteinen/ die mit lei- nern Tuͤchern beleget/ ausbreiten/ damit ſie deſto geſchwinder und beſ- ſer truͤcknen: denn wenn es lange lieget/ und feuchte wird/ ſo wird ſieſchimmlicht und ungeſtaltet: derowegen wann die Ziegelſtein genugſam Feuchtigkeit an ſich gezogen haben/ ſo muß man die Farb auff neue Stei- ne legen/ ſo trucknet ſolche deſto eher.
Wann nun die Lacca getrocknet/ ſo wird ſie als eine ſehr gute Mahler-Farb auffgehoben; Dergleichen habe ich zu Piſis offtmahls be-reitet. Es iſt aber zu mercken/ im Fall die Farbe voͤlliger als ſie ſeyn ſoll/waͤre/ ſo muß man des Alauns ein mehrers; weniger aber/ ſo ſie zu
ſchwach/ hinzu thun/ ſo wird die Farb nach Begehren wol und recht ge-rathen.
Das 118. Capitel.
Eine ſehr ſchoͤne Lacca aus dem Braſilien-Holtz und der Faͤrber-Roͤthe zu extrahiren.
WAnn man aus dem Braſilien-Holtz oder dergleichen Specien eine Laccam extrahiren will; ſo muß man auff eben ſolche Art/ wie o- ben von den Kermeſin-Beeren iſt vermeldet worden/ verfahren/ Jedoch alſo/ daß man auff jede Untz des Braſilien-Holtzes oder Faͤrber-Roͤthe/
weniger von dem Alaun/ als zu den Kermeſin-Beeren/ nehme; denn es lieget in den Beeren die Farb tieffer verborgen/ und ſtecket viel feſter darinnen als in den andern beyden.
Derowegen muß man den Alaun mit Maaß und Beſcheidenheit/welches die Ubung lehren wird/ hinzu ſetzen.
Uber dieſes/ ſo muß man auff iedes Pfund der Wolle/ mehr von dem Holtz oder der Faͤrber-Roͤthe nehmen/ denn ſie haben weniger Farb/ als die Kermeſin-Beer bey ſich: und auff ſolch Weiſe wird man aus die-ſen beyden fuͤr die Mahler eine ſehr ſchoͤne Laccam bereiten koͤnnen/ auch mit geringern Unkoſten/ als aus den Kermeſin-Beeren.
Jnſonderheit kan ſolches mit der Faͤrber-Roͤthe geſchehen/ als welche eine ſehr ſchoͤne Laccam von herrlicher Farb zu geben pfleget.
Das 119. Capitel.
Ein naͤherer Weg die Lacca aus den Kermeſin-Beeren zu machen.
ES wird zu dieſem Proceß/ welchen ich zu Piſis erfunden/ keine Wol- le noch Menſtruum oder Lauge erfordert/ auch nicht die Farb aus der Wolle/ oder ſo viel andere Dinge/ wie in der vorigen/ zwar warhafftigen/ doch ſehr muͤhſamen Manier.
Darumb iſt dieſe viel leichter und kuͤrtzer/ und hat auch nechſt dieſem gleichen Effect/ wie hernach folget: Man nimm[t] den Vorlauff vom Brandwein/ in ſolchen laͤſſet man/ in einem Glaß 1. Pfund des gepuͤlver- ten Alauns diſſolviren/ alsdann ſchittet man 2. Loth des gepuͤlverten und geſiebten Kermeſin-Beer darzu: ſolches alles behaͤlt man in einen weit-halſichten Glas/ und ruͤhrets wol herumb/ ſo wird ſich der Brandwein uͤ-beraus ſchoͤn faͤrben; nach dieſem laͤſſet mans noch 4. Tag lang ſtehen/ als-dann gieſſet mans in ein irdenes und verglaſurtes Geſchirr; Nach ſolchem nimmt man 8. Loth Aluminis rochæ, ſolvirts in gemeinen Waſſer/ und ſchittet dieſes auffgeloͤſte Alaun-Waſſer in das Gefaͤß/ darinnen der mit Kermeſin-Farb getingirte Brandwein iſt: ſolches zuſammen/ filtrirt man alsdann mit dem auffgehaͤngten und bewuſten Filtrir-Sack/ in ein ir-denes Gefaͤß/ gleichwie von der Lacca und der Wolle oben iſt geſaget wor- den/ ſo wird der Brandwein gantz ohne Farb durchlauffen/ die Tinctur a- ber in dem Filtrir-Sack verbleiben: Jm Fall aber der Brandwein noch etwas gefaͤrbet durchlauffen ſolte/ ſo filtrirt man ſolchen noch einmahl/ ſo wird er gantz klar durchlauffen: dieſe Lacca nimmt man mit kleinen und rei- nen hoͤltzern Loͤffelgen aus dem Sack/ und trocknet ſolche auff vorbeſagte Weiß. Alſo wird man auff ſolche Weis mit geringer Muͤh vielmehr und beſſere Kermeſin-Laccam bekommen; gleich wie ich ſolches zu Piſis gepro-bieret habe.
Das 120. Capitel.
Eine rothe durchſcheinende Farbe im Glas.
MAn nimmt von der ſubtil-gepuͤlverten Magneſie/ und vermiſchets mit gleich ſo viel des gereinigten Salpeters/ ſolches in einen Tiegel ge- than/ laͤſſet man 24. Stund im Feuer calciniren und reverberiren/ her-nach nimmt mans heraus/ waͤſchet mit warmen Waſſer das Saltz davon
ab/ und trocknet die Magneſie/ ſo wird ſie eine gantz rothe Farb haben.
Solche Farb vermiſchet man hernach mit gleich ſo viel Salmiac/reibts auff den Reibſtein/ imbibirets mit gediſtillirten Eßig/ und laͤſſets trocken werden; Nach dieſem thut man ſolches in eine weitbauchigte und langhalſigte Retorten/ ſetzets in die Sand-Capellen/ und giebet ihme 12. Stund lang ein Sublimir-Feuer.
Nach dieſem/ wann das Glas zerbrochen/ und ſo wohl das ſublimir-te/ als das auff den Boden verbliebene/ mit einander vermiſchet worden/ ſo erforſchet man das Gewichte der Materie/ und thut des Salmiacs noch ſo viel darzu/ als durch die Sublimation davon iſt abgegangen.
Solches mit einander gerieben/ mit Eſſig/ wie zuvor imbibiret/ wird in eben dergleichen Retorten wiederum ſublimiret; dieſes wird ſo lang wiederhoolet/ biß die Magneſie auff den Boden des Glaſes fleiſſig verblei-bet.
Und dieſes iſt diejenige Medirin/ welche das Cryſtall/ und die Pa-ſten/ mit einer durchſcheinenden Rubin-rothen Farb tingiret.
Dieſer Medicin nimmt man eine Untz auff 20. Untz des Cryſtalls/ oder Glaſes; Jedoch kan man hierinnen nehmen und geben/ mehr oder weniger/ nachdeme die Farb erfordert wird: Es muß aber die Magneſie von der Piemontiſchen und guten Art ſeyn/ denn dieſe giebet dem Glas eine uͤberaus ſchoͤne und Rubin rothe Farb.
Das 121. Capitel.
Eine Blut-rothe Farb.
MAn nimmt 6. Pfund von dem Bley-Glas/ und 10. Pfund des gemei-nen Glaſes/ ſolches thut man zuſammen in einen weiß verglaſurten Topff; nachdeme nun das Glas wohl gekochet und gereiniget worden/ ſo thut man des hiebevor gelehrten rothen Kupffer-Schlackens etwas/ iedoch mit vorſichtiger Behutſamkeit/ darzu; ſolches vermiſchet und incorporiret man ſehr wohl mit dem Glas; endlich fuͤget man noch etwas des gepuͤlver- ten rothen Weinſteins hinzu/ ſo wird das Glas Bluth-roth werden: Wann die Farb gar zu duͤnne waͤre/ ſo muß man des Hammerſchlags und Weinſteins etwas mehres nehmen/ und das Geſchier wohl aus gluͤen/ ſo wird das Glas ſonder Zweiffel wohl getingiret werden.
Das 122. Capitel.
Eine Balaß-Farb zu machen.
MAn fetzet die Frittam Cryſtalli mit einen Topff in den Ofen/ und wirfft ſie 3mal ins Waſſer/ hernach faͤrbet man ſie mit der præparirten Pie-montiſchen Magneſie/ ſo wird ſie Purpur-faͤrbicht werden.
Alsdenn ſetzet man des ſubtilgepuͤlverten Alauns (allhier ſtehet im Jtaliaͤniſchen Exemplar Allume di Cantina) ſo viel als genug iſt darzu/damit das Glas Purpur-farbicht werde: ſolches thut man zum 8ten mahl.
Wobey zu mercken/ daß das Glas vom Alaun nicht ſchwartz/ ſon-dern gelblicht werde/ und zur Roͤthe ſich neige/ die Magneſie aber ſich all-maͤhlig verliehre: das letzte mahl ſetzet man nur die Magneſie al-lein/ und keinen Alaun hinzu/ es ſey dann daß die Farb gar zu voͤllig waͤre; Alsdann wird man eine herrliche und ſchoͤne Balaß-Farb bekommen.
Das 123. Capitel.
Die Animam Saturni zu extrahiren/ welche zu vielen Sa- chen der Smalten und Glaͤſer dienet.
MAn thut eine Silberglett in einen verglaſurten Topff/ und gieſſet ſo viel Eßig daruͤber/ daß er 4. qver Finger daruͤber gehe: dieſes laͤſt man ſo lang ſtehen/ biß der Eßig eine Milch-Farb bekommet/ welches al- ſobald zu geſchehen pfleget: den gefaͤrbten Eßig gieſſet man ab/ an eſſen ſtatt aber einen neuen daran/ dieſer/ wann er auch gefaͤrbet/ wird gleichfals wie zuvor abgegoſſen/ ſolches muß ſo lang geſchehen/ biß der Eßig keine Farb mehr an ſich nehme: Den gefaͤrbten Eßig thut man ſaͤmtlich in ein verglaſurtes Geſchirr/ und laͤſſets ſo lange ruhen/ biß ſich die Milch-far- bichte Materia zu Boden geſetzet hat; alsdann gieſſet man den lautern Eſ- ſig davon ab: die Milch-farbichte Materia aber iſt die Anima und der aller- edleſte Theil des Bleyes/ welcher zu denen Smalten/ und vielen Glaͤſer- Sachen dienet: Jm Fall ſich die Milch-farbichte Materia nicht recht zu Boden ſetzete; ſo gieſſet man nur ein wenig kaltes Waſſer daran; ſo ſchlaͤ- get ſolches gedachte Materiam zu Boden; wann ſichs aber auch auff ſolche Weiß nicht zu Boden ſetzen wolte/ ſo laͤſſet man das Waſſer und den Eſ- ſig aus- oder abbrauchen/ ſo verbleibet die ſubtilere Materia auff den Boden liegen/ welche/ in der Glaßmacher-Kunſt/ zu vielen Dingen nuͤtzlich iſt.
Das 124. Capitel.
Eine Roſen-farbichte Smalte oder Schmeltzglaß zu ma- chen/ von den Jtaliaͤnern Roſichiero genandt/ mit welchen das Gold bemahlet wird. HJerzu wird die Fritta Cryſtalli erfordert/ die auff folgende Manier iſt bereitet worden. Man nimmt des Saltzes von dem LevantiſchenPulver 10. Pfund/ des weiſſen und ſubtilgeriebenen Tarſi 8. Pfund; die Materiam machet man mit Waſſer zu einer feſten Maſſa oder Teig/ aus welchen man kleine und duͤnne Zeltlein formiren koͤnne; ſolche in ein irdenes Gefaͤß gethan/ ſetzet man in das Oefflein/ welches nach der Art ines cal-cinir-Ofens gemachet ſey/ und laͤſſets 10. Stund darinn calciniren/ oder wann dergleichen Oefelein nicht bey Handen waͤre/ ſo kan man ſie in der Kammer des groſſen Ofens/ nahe beym Lufftloch/ 3. oder 4. Tage lang wohl calciniren laſſen.
Zu dieſem thut man ferner des Bley- und Zinnkalches (nach Anlei-nung des 93. Capitels bereitet) wie auch des weiß-calcinirten Weinſteins/ jedes 2. Pfund. Solches wohl mit einander vermiſchet/ ſetzet man in einen weiß- verglaſurten Topff/ und wirfft ſolches/ nachdem es wohl gefloſſen und ge-reiniget/ in das Waſſer.
Dieſes wiederhohlet man zum andern mahl/ und ſetzets alsdann wie- der in den Ofen/ auch thut man/ wann es wohl gereiniget/ noch 20. Loth rothen Hammerſchlag hinzu/ und laͤſſet es wohl mit einander vereinigen.
Nach dieſem thut man den Crocum Martis mit Aqva forti berei-tet/ gemaͤchlich/ gleichwie man mit der Magneſie pfleget/ darzu/ und laͤſſet es 6. Stunden ruhen: Wann alsdann die Farb noch nicht gefaͤllig/ ſo kan man von dem Croco Martis noch etwas/ nach und nach beyſetzen/ ſo lang biß man die begehrte Farb erlanget.
Das 125. Capitel.
Eine andere Roſen farbichte Smalte oder Schmeltzglas zum Gold.
MAn nimmt von der praͤparirten Fritta Cryſtalli des vorigen 124. Ca- pitels 4. Pfund; ſolche in einen reinen und verglaſurten Topff geſchmol- tzen und gereiniget/ ſchittet man ins Waſſer/ und ſetzets als dann wieder in den Ofen: zu folcher/ nachdem ſie wohl gereiniget/ thut man noch des Bley- und Zinnaſchens/ nach Jnhalt des 93. Capitels praͤpar[i]ret/ auff einmahl allezeit 1. Loth/ nach und nach darzu; und laͤſſets wohl mit einan- der incorporiren; alsdenn ſiehet man/ ob die Materia im Tiegel/ Aſchen- ſarbicht ſeye: wann deme alſo/ ſo haͤlt man mit dem Hineintragen inne/ und thut von dem Pulver nichts mehr darzu/ damit dieſe Aſchen-Farb nicht weiß werde/ denn ſolche Farb iſt nicht gut.
Hernach ſetzt man dem gereinigten Kalch und Glas noch 4. Loth von der Menig hinzu; Solches/ nachdeme ſichs wohl mit einander incorpori- ret/ wirfft man ins Waſſer/ ſetzets nach ſolchem wieder in den Ofen/ und laͤſts noch 8. Stund lang darinnen ſtehen: Hernach thut man des gecalci- nirten Kupffers/ oder rothen Kupffer-Hammerſchlags/ wie auch des ro- hen weiſſen Weinſteins/ von iedwedern 1. Loth darzu; Zu dieſem/ wann es wohl unter einander gemiſchet/ wirfft man noch von dem gepuͤlverten Blutſtein/ den die Schwertfeger zum poliren gebrauchen/ wie auch des fixen Schwefels/ iedweders 1. Quintlein darzu.
Wann dieſes wohl miteinander vermiſchet/ und incorporiret wor- den/ ſo ſiehet man/ ob die Farb recht ſeye? zu ſolcher/ wann ſie gar zu dick waͤ- re/ thut man etwas von der Magneſie/ ſo wird ſie heller werden.
Wann ſie aber im Gegentheil gar zu hell waͤre/ ſo thut man des fi- xen Schweffels/ wie auch des Blutſteins/ ſammt ein wenig von dem ro- then Kupfer-Hammerſchlag und weiſſen Weinſteins noch darzu/ biß dieFarb nach Belieben recht und anſtaͤndig iſt.
Das 126. Capitel.
Wie man den Schwefel zu obgedachten Gebrauch figiren muͤſſe.
MAn kochet die Flores Sulphuris, eine Stund lang im gemeinen Oehl; nachdem nimmt mans vom Feuer/ und gieſſet den aller- ſchaͤrffſten Eßig daran/ ſo wird der Schwefel zu Boden fallen/ und hin- gegen das Oehl auff den Eßig ſchwimmen: Dieſes Oehl und Eßig gieſſet
man vom Schwefel ab/ und ſchittet ein friſches Oehl darauff/ und ver- faͤhret damit wie zuvor; ſolches wird zum dritten mahl wiederhohlet/ ſo er- langet man zu obigen Gebrauch den fixen Schwefel.
Das 127. Capitel.
Ein Blut-rothes Glas/ welches an ſtatt der Roſen-far- bichten Smalte dienen kan.
MAn nimmt des Bley-Glaſes 6. Pfund/ und von der Fritta Cryſtalli 10. Pfund/ ſolche/ damit ſie gereiniget werden/ laͤſſet man in einen Topff oder Tiegel fliſſen/ ſchittet ſie ins Waſſer/ thuts aus dem Waſſer wieder in den Topff/ damit es wohl gereiniget werde: Nachdeme es nun
wohl gereiniget worden/ ſo thut man des rothgecalcinirten Kupffer-Ham- merſchlags 8. oder 12. Loth darzu/ laͤſſet ſolches wohl mit einander kochen und reinigen: hernach thut man roth-gepuͤlverten Weinſtein darzu/ und laͤſſets abermahl reinigen und wohl mit einander ncorporiren; alsdann be- ſiehet man/ ob die Farb gefaͤllig oder nicht: wann es noch nicht voͤllig genug waͤre/ ſo thut man von den rothen Kupffer-Hammerſchlag und Wein- ſtein ſo viel darzu/ als man noͤthig zu ſeyn erachtet; Nachdeme man aber- mahls eine Prob genommen/ ſo laͤſt mans wieder erhitzen/ biß es genug- ſam-roth werde/ denn es wird hiervon die Farbe verſtaͤrcket und erhoͤhet werden.
Das 128. Capitel.
Eine bewaͤhrte Manier/ das Roſen-farbichte Smalte o-der Schmaltz-Glas zu machen.
MAn nimmt/ zum Exempel/ 6. Pf. von der Fritta Cryſtalli, nach der Lehr des 124. Capitels præpariret/ ſolche/ in einen verglaſurten Topff gethan/ laͤſſet man wohl reinigen; zu ſolchem thut man auff 4. unterſchie- dene mal 8. Loth des Bley- und Zinn-Aſchens/ nach Jnhalt des 113. Capitels præpariret/ und in 4. Theil abgetheilet: dieſes laͤſſet man wohl mit einan- der incorporiren/ und wirfft es/ nach dem ſich alles wohl mit einander ver- einiget und gereiniget hat/ in das Waſſer; nach ſolchem wird es wiederum in den Topff gethan/ damit es ſchmeltze und ſich ferner reinige; Alsdenn ſetzet man noch/ auff 3. unterſchiedliche Mahlen/ 3. Loth von dem rothen Kupffer-Hammerſchlag dazu/ welcher der Maſſa eine voͤllige Farbe mit- theilet/ und ruͤhrets ſammt dem Glas wohl herum: zu ſolchem/ nachdeme ſichs wohl incorporiret und gereiniget/ thut man nach zweyen Stunden auff 3. unterſchiedliche mahl 3. Loth des Croci Martis, nach Anleitung des 16. Capitels præpariret/ und in 3. Theil abgetheilet/ ſolches wohl unterein- ander geruͤhret und incorporiret/ laͤſſet man alſo 3. Stund lang im Tiegel
reinigen: hernach fuͤget man ferner hinzu/ des gebrandten Weinſteins 12. Loth/ und 2. Loth des glaßhafftigen Schorſtein-Ruſſes. Der Wein- ſtein/ gleichwie bey dem Calcedonier geſaget wurde/ wird gebrennet/ und noch ein Loth des Croci Martis mit Schwefel præpariret/ darunter
gethan: Dieſe Pulver/ wohl zerrieben/ werden auff 4. unterſchiedliche mahl dem Glas beygeſetzet/ und alles auffs beſte vermiſchet/ iedoch alſo/ daß man im Tragen der Theile vom gedachten Pulver etwas inne halte: denn ſie ſchwellen ſehr auff/ und erhitzen das Gefaͤß uͤber alle maſſen: das Glas/ nachdem alles Pulver hineingetragen/ laͤſſet man/ damit ſichs mehr reinige/ noch 3. Stund ruhen/ ruͤhrets hernach noch mahls herumb/ und probieret es/ ob nemlich das Glas blutroth und durchſcheinend ſeye/ welches recht iſt; anderſt/ ſo thut man/ wie oben gedacht/ des gebrandten Weinſteins/ ſammt dem Ruß und Croco Martis darzu/ und dieſes nach und nach/ biß die verlangte Farb heraus komme: hernach laͤſſet man ſol- ches noch ein Stundlang ruhen/ nimmt ein Stuͤcklein Glas heraus und machets gluͤend; wann nun ſolches blutroth und durch ſichtig iſt/ ſo iſts gut und zum Goldmahlen recht; gleichwie ſolches zu Piſis vielmahls iſt gepro-bieret worden.
Das 129. Capitel.
Eine durchſichtige rothe Farb zu machen.
MAn calciniret das Gold mit Aqva Regis, und gieſſet eben dieſes Waſ-ſer zum fuͤnfften oder 6ten mahl daruͤber: Solches Gold-Pulver wird in einen reinen Tiegel gethan/ und ſo lang in den Reverberir-Oeffelein ge-halten/ biß es roth wird/ welches innerhalb etlichẽ Tagen geſchiehet: dieſes rothe Pulver nun/ ſo es einem gereinigten Cryſtall/ welches zum oͤfftern in das Waſſer geworffen/ behutſam und gemaͤchlich zugeſetzet wird/ ſo wird es die Roͤthe eines warhafftigen oder natuͤrlichen und durchſichtigen Car-bunckel-Steins erlangen; wie ſolches durch die Erfahrung iſt beſtaͤttiget worden.
Das 130. Capitel.
Noch eine andere Manier den Schwefel zu figiren/ daß er zu der Roſenfarbichten Smalte diene.
ES wird eine Lauge aus Kalch und guter Aſchen/ (wie die von Eichen- Holtz iſt) bereitet; in ſolcher kochet man den Schwefel auffs Beſte: Denn es benimmt dieſe Lauge dem Schwefel ſeine verbrennliche Fettigkeit/welche natuͤrlich bey ihm iſt/ und die Lauge veraͤndert ſich/ der Schwefel aber wird weiß/ fix und unverbrennlich; dahero dienet er denen Goldſchmie-den/ das Gold damit zu bemahlen.
Das 131. Capitel.
Den Kupffer-Vitriol/ deſſen im 31. Capitel gedacht/ zu machen.
MAn ſetzet die verlutirten Tiegel mitten unter die gluͤende Kohlen des Windofens/ und laͤſſet ſolche mit Kohlen wohl bedecket/ 2. Stunde darinnen ſtehen; Nach dieſem laͤſſet man den Ofen fuͤr ſich ſelbſt erkalten/ und nimmt die Tiegel heraus/ ſo wird das gecalcinirte Kupffer ſchwaͤrtz-lich ſcheinen/ als eine Farb/ die etwas von einer dunckeln Purpur-Farb vermiſchet bey ſich habe.
Dieſes gecalcinirte Kupffer wird beſter maſſen gerieben/ und durch-geſiebet.
Nach dieſem muß man ein irdenes und feuerbeſtaͤndiges Gefaͤß/ mit einẽ flachen Boden/ bey der Hand haben; man nennet dieſes Gefaͤß in Toſcan, Tegame, auch muß der Ofen/ oben auff/ ein Eyſen qvaͤr uͤberliegend ha- ben/ darauff man das Gefaͤß voll Kohlen ſetzet: auff ſolche/ wann ſie an- gezuͤndet/ leget man das gecalcinirte Kupffer/ dieſes aber zuvor mit Schwe- fel vermiſchet/ nehmlich zu ieden Pfund des gecalcinirten Kupffers/ ein halb Pfund des gepuͤlverten Schwefels; Wann nun das Gefaͤß ſich zu erhitzen und der Schwefel ſich anzuzuͤnden und zu verbrennen angefangen hat/ ſo ruͤhret man die Materie unauffhoͤrlich mit einem eyſernen Ruͤhr- hacken herum/ damit ſichs nicht anhaͤnge oder in eine Maſſam zuſammen- gehe/ ſolches continuiret man ſo lang/ biß aller Schwefel verzehret/ und
die Materie nicht mehr rauche.
Alsdann nimmt man das Gefaͤß/ wie es iſt/ alſo warm vom Feuer/ das herausgenommene Kupffer aber zerſtoͤſſet man auffs beſte/ und ſchlaͤ- gets durch ein Sieb/ ſo bekommt man ein ſchwartzes Pulver: ſolche Ar- beit wiederhohlet man auff gleiche Weis zum drittenmahl/ iedoch mit die- ſem Beding/ daß man das Gefaͤß bey Endigung der dritten Calcination, ſo lange im Feuer behalte/ biß das Kupffer/ welches darinnen iſt/ eine rothgelblichte Farb bekomme; ſolche wann es erlanget hat/ ſo wirds vom Feuer weggenommen/ in einen metallernen Moͤrſel wie zuvor zerſtoſſen/ ſobekommet man gedachte Farb/ und einen Kalch/ welcher dienlich iſt/ zu Bereitung des Vitriols/ davon unten ein mehrers ſoll angezeiget werden.
Das 132. Capitel.
Den Kupffer-Vitriol ohne Corroſiv zu machen/ aus wel-chen die wahre und hochblaue Farb extrahiret wird: eine wunderſame Sach.
DAmit nun aus dem obenbereiteten calcinirten Kupffer ein Vitriol ex- trahiret werde/ ſo muß man nach Geſtalt des calcinirten Kupffers ein oder mehr Glaͤſer in einer gebuͤhrlichen Weite haben: zum Exempel/ man thut von dem gecalcinirten Kupffer 1. Pfund in ein Glas/ welches
in der weiten 6. Pfund Waſſers in ſich haͤlt: das Waſſer darff nur klar und von dem gemeinen ſeyn/ ſolches ſetzet man ſammt dem gecalcinirten Kupffer in einen Sand-Ofen/ und giebet ihm vier Stund lang ein ge- temperirtes Feuer/ biß ungefehr 2. Pfund des Waſſers abgerauchet ſind/ welches man wohl im Augen-Mas haben kan: hernach laͤſſet man den Ofen erkalten/ und gieſſet das uͤbrige Waſſer ab/ in verglaſurte Ge- ſchirr; den Kupffer-Kalch aber/ der auff den Boden verbleibet/ ſetzet man wieder in den Ofen/ damit alle Feuchtigkeit davon abrauche: das abgegoſſene Waſſer aber wird alles eine voͤllige blaue Farb haben/ von einer wunderbahren Schoͤnheit.
Dieſes Waſſer laͤſſet man 2. Tag lang ruhen/ ſo wird ſich noch et-was roͤthliches von dem Kupffer-Kalch zu Boden ſetzen; das Waſſer wird/ wie gewoͤhnlich/ in unterſetzte verglaſurte Geſchirr filtriret. Und das auff den Boden verbliebene Kupffer zu dem uͤbrigen in das irdene
Geſchirr gethan/ damit auch alle Feuchtigkeit davon komme.
Alsdann vermiſchet man mit iedem Pfund dieſes getrockneten Kupffer-Kalches/ ein halb Pfund gepuͤlverten Schwefel/ und calcinirets/ wie zuvor; wann der Schwefel zu rauchen anhebet/ ſo muß mans mit ei- nen Eyſen/ wie gleichfalls zuvor erwehnet/ umbruͤhren/ damit es ſich
nicht an das Geſchirr haͤnge/ ſondern wohl calciniret werde: Nach ver- richteter Calcination nimmt man die Materie alſo warm heraus/ und zerſtoͤſſet ſolche wohl/ ſo bekommet man ein ſchwartzes Pulver; dieſes wird nachmahln mit einen halb Pfund des gepuͤlverten Schwefels ver-
miſchet/ gecalciniret/ und mit einen Eyſen unauffhoͤrlich herum geruͤh- ret/ denn ſolches iſt von noͤthen; auch ſo lang in dem Ofen behalten/ biß das Kupffer eine roth-gelbe Farb erlanget habe.
Nach ſolchem nimmt mans vom Feuer/ und zerſtoͤſſet es alſo warm beſter maſſen in einen metallernen Moͤrſel/ ſchlaͤgets durch ein enges Sieb/ und ſetzets mit 6. Pfund Waſſer/ wie zuvor/ in den Sand-Ofen/ biß der dritte Theil davon abgerauchet iſt.
Hernach wird das Waſſer abgegoſſen/ gefiltriret/ und zum Ru-hen hingeſetzet; das auf den Boden gefallene Kupffer thut man/ mit einem Pfund gepuͤlverten Schwefel vermiſchet/ wiederum in den Ofen/ und verfaͤhret damit wie zuvor: Und weiln in dieſer Operation gemeiniglich
mehr als ein Gefaͤß zerbricht oder zerſpringet/ als muß man deren Ab-gang allezeit mit andern erſetzen; damit nicht/ wann das Kupffer unter die Kohlen oder Aſchen kaͤme/ alle Arbeit vergeblich ſeye.
Dieſer Proceß/ wann er 5. bis 6. mahl wiederhohlet wird/ ſo wird das Kupffer gleich einer ſubtilen und linden Erden werden/ und ſeine blaue Tinctur in dem Waſſer laſſen/ welches nachmals geſammlet/ und mit Hinwegnehmung der fæcum, gefiltriret wird/ ſo bekommet man ein
ſehr lauteres und blaues Waſſer von einer wunderbaren Schoͤnheit.
Das 133. Capitel.
Wie man aus dieſen gefaͤrbten Waſſern den Vitriol extra- hiren ſoll.
MAn ſetzet ein Glas/ welches ungefaͤhr 3. Pfund Waſſer haͤlt/ mit dieſem gefaͤrbten Waſſer angefuͤllet/ in den Sand- oder Aſchen- Ofen/ und laͤſſet es bey einem gelinden Feuer abrauchen; das uͤbrige Waſſer ſtellet man gleichfals in andern Geſchirren umb den Ofen her-
umb/ damit es warm werde; Und nachdem von jenen im Sande etlicher maſſen etwas verrauchet iſt/ ſo fuͤllet man mit dieſem warmen und glaͤſer- nen Loͤffeln das Glas wieder an; denn ſo mans kalt nachfuͤllen wolte/ wuͤrde das Glas zerſpringen/ und alles verderbet werden: Wann von dieſem geſaͤrbten Waſſer 10. Pfund biß auff 3. Pfund abgerauchet ſind/ ſo werden dieſe 3. Pfund ſehr viel von der Tinctur bey ſich haben: Sol- ches in irdene und verglaſurte Geſchirr gethan/ laͤſſet man uͤber Nacht an einen feuchten Ort ſtehen; ſo wird man einen geſteinten Kupffer- Vitriol finden/ der eckigt angeſchoſſen iſt/ gleich einem Orientaliſchen Smaragd-Cryſtall. Das uͤbrige Waſſer gieſſet man davon ab; das Vitriolum wird getrocknet/ das abgegoſſene Waſſer aber laͤſſet man biß zur Haͤlffte abrauchen/ anſchieſſen/ und ſammlet den Vitriol/ verfah-
rend auff gleiche Manier wie zuvor.
Von dieſem Vitriol thut man 1. Pfund in eine Retorten/ welche wohl beſchlagen und mittelmaͤßig an der Groͤſſe ſeye/ leget einen groſſen und weiten Recipienten fuͤr/ und giebet vier Stund lang ein ſehr gemaͤſ- ſigtes Feuer; denn ſo man anfangs das Feuer nur ein wenig zuſtarck gie-
bet/ ſo brechen und ſteigen die feuchten und blaͤſtigen Vitriol-Spiritus mit ſolcher Macht herfuͤr/ daß faſt kein Recipient iſt/ welcher deroſelben Gewalt aushalten kan.
Darumb iſt dieſes wohl zu mercken/ daß das Feuer anfangs die er-ſten 4. Stunden ſehr temperiret/ und die Fugen wohl verlutiret ſeynd.
Letzlich/ wann die trocknere Spiritus in Geſtalt eines weiſſen Dampffs zu ſteigen beginnen/ ſo giebet man ein ſtarckes Feuer/ und con- tinuiret ſolches biß der Recipient hell und kuͤhl werde/ alsdann laͤſt man das Feuer abgehen/ oͤffnet nach 24. Stunden die Fugen/ thut alles/ was in den Recipienten iſt/ in glaͤſerne Gefaͤſſe/ und hebets in ſolchen/ wohl verwahret/ auff: denn es iſt dieſes die jenige wahre und hochblaue Farb/ mit welcher viel Wunder-Dinge verrichtet koͤnnen werden; welches leichtlich an Geruch dieſes Spiritus, als welcher/ unter allen natuͤrlichen Dingen der ſtaͤrckſte und ſchaͤrffſte iſt/ mag abgenommen werden; Hier- von waͤre noch viel zu ſagen/ weiln aber ſolches zur Glasmacher-Kunſt nicht gehoͤrig/ als wollen wirs mit Stillſchweigen vorbey gehen/ wel- ches bey gegebener und beſſern Gelegenheit vielleicht ein ander mahl kan erklaͤret werden.
Die in der Retorten uͤbergebliebenen ſchwartzen fæces, wann ſie einen Tag uͤber an die Lufft geleget werden/ ſo nehmen ſie von ſich ſelbſten eine blaue Farb an ſich/ welche zwar etwas bleich iſt; dieſe gepuͤlvert/ und wie in dem vorhergehenden angewieſen/ mit Zaffera vermiſchet/ auch dem Cryſtall in gebuͤhrlichen Gewichte zugeſetzet/ geben eine ſehr ſchoͤne Meer-Waſſer-Farb; derowegen habe ich die Bereitung dieſes Pulvers mit ſolcher Deutlichkeit beſchrieben/ dieweil ich verſichert bin/ daß dieſes kein gemeiner/ ſondern ein Natur-geheimer und verborgener Weg iſt; Solches alles aber habe ich nur/ denen edlen und curi- euſen Gemuͤthern zu Gefallen/ anfuͤhren wollen.