Joh. Kunckels Sonderbahre Zugabe der Glas-Kunſt/oder Vnterweiſung und Anleitung/Wie ſo wohl die Glaͤſer als Fluͤſſe oder kuͤnſtliche Edelgeſteine zu mehrer Perfection und Haͤrte/ weder ſie ANTHONIUS NERI lehret/ zu zurichten.
Jtem: Wie man nach der beſten Weiſe Doubleten machen/ und alſobald erkennen ſoll.
JCh habe den Lieb habern dieſer Kunſt verſprochen/nicht alleine meinen ſehr beqvemen Glas-Ofen zu communiciren/ ſondern auch Anleitung zu geben/ wie das Glas und die Edelſteine/ ſo wohl vollkom-mener und haͤrter/ als auch compendieuſer moͤchten zu ma-chen ſeyn; welches aber nicht zu verſtehen/ als ob ich eine mehrere Haͤrte/ weder das beſte und haͤrteſte Cryſtalliniſche Glas ins gemein hat/ und haben ſoll/ ſtatuirte; wie Herr Geißler/ laut ſeiner Charteqve, aus meinen gedruckten Titel- Blat zu erſchnappen vermeint; da er ſpoͤttlich fragt/ war-umb nicht auch die Haͤmmerung? ꝛc. Aber die mich kennen/ und mit mir umbgehen/ wiſſen gar wohl/ daß ich ſo einfaͤl- tig nicht bin/ daß ich etwas wider die Natur tentiren oder ſtatuiren ſolte; Nein/ ſolche Kuͤnſte kan ich gar wol Hn. Geiß- lern allein laſſen. Jch will aber hiemit meinem Verſprechen ein Genuͤgen thun. Wer derowegen das Glas und die Edel- geſteine/ auff eine beſſere Manier/ oder auff dieſe meine Art und Weiſe nachkuͤnſtlen will/ der mache erſtlich die Maſſa darzu alſo: Wie man den Sand zu dieſen Werck zurich-ten ſoll.
Droben in meinen Anmerckungen uͤber den Neri, habe ich etliche mahl die ſchwartzen Feuer-Steine/ welche man viel- faͤltig in Feuer-Zeugen gebraucht/ recommendirt/ und dieſel- ben ſeynd auch hier/ nemlich zu dieſem Vorhaben/ ſonderlich beqvem und dienſtlich. Nimm derowegen derſelben ſo viel du wilt/ und duncke ſie erſtlich in Waſſer/ ſchmeiſſe ſie alsdeñ alſo naß in die Hitze des Ofens/ ſo werden ſie gar wenig ſprin-gen/ da ſonſt/ ſo man ſie trocken hinein ſchmeiſt/ ſolche ſo klein zerſpringen/ daß man faſt nicht ein Stuͤck eines Groſchens
groß behaͤlt; oder man muß ſie gantz ſacht/ und mit groſſer Gelindigkeit auffwaͤrmen. Wann ſie nun durch und durch voͤllig gluͤen/ ſo wirfft man ſie in reines Waſſer/ ſo ſehen ſie ſehr ſchoͤn weiß. Dieſe/ nachdem man ſie gebuͤhrlich getro- cknet/ muß man ſehr klein und ſubtil pulveriſiren. Welches man/ wann man nur ein weniges machen will/ faſt nicht an- ders/ als im eyſern Moͤrſel verrichten kan/ da denn gemei- niglich die Ungelegenheit dabey/ daß ſie etwas von dem Eyſen an ſich nehmen. Derowegen muß ſolches in eyſern Moͤrſel bereitete Pulver/ mit einen Scheidwaſſer uͤbergieſſen; ſo nim̃t daſſelbige/ was dieſes vor Eyſen bey ſich hat/ wieder zu ſich/ und das Aqva fort wird wieder abgegoſſen. Weil aber auch viel von demſelben bey dem Pulver verbleibt/ und alſo auch noch allerley Unflat von dem Eyſen/ ſo wohl von andeꝛn Din-gen/ die es zu ſich genommen; ſo muß man/ umb ſolcherley davon zu kriegen/ reines heiſſes Waſſer daruͤber gieſſen/ und damit alles vollends abwaſchen und reinigen: ſo deſſen viel waͤre/ koͤnte man auch das Waſſer wieder verrauchen laſſen/ ſo wuͤrde man ſein Scheidewaſſer auch wieder erlangen/ und alſo zu andern und mehrern Gebrauch anwenden/ oder nu- tzen koͤnnen.
Wann nun dieſer ſubtile Sand oder Stein-Pulver ſolcher Maſſen zugerichtet/ ſo iſt er zu den allerbeſten Glas/ und zu den allerklaͤreſten und reineſten Steinen/ oder rechten Cryſtallen/ ſo auff Diamant- oder Rubin-Art ſpielen ſollen/ recht und ſonderlich gut. Will man aber Saphier/ Sma-ragd/ Topas, Chryſolit, Spinel, Amethiſt, Aqva-Marin, und dergleichen/ daraus kuͤnſteln und machen; ſo iſt die Procedi- rung mit dem Aqva fort nicht noͤthig/ daferne nur der Moͤrſel recht rein/ und von allen Roſt wohl geſaubert iſt. Derohal- ben kan man umb beſſerer Verſicherung willen den erſten Sand/ der in den Moͤrſel geſtoſſen wird/ als welcher das mei- ſte von den Moͤrſel an ſich nimmt/ alleine behalten/ und zu den Saphir/ noch beſſer aber zu den Smaragd/ welchẽ es/ ob ja et- was von eyſern Moͤrſel dabey iſt/ wenig oder gar nichts ſcha-
det/ verbrauchen. So man aber einen Moͤrſel von ſehr har- ten Stein/ als Porſchie oder dergleichen haͤtte/ und ſolchen nach der Weiſe einer Muͤhlen (wie ich hier zur fernern Anlei- tung zweyerley Arten will fuͤrſtellen) compendieus zu hand- tieren/ oder zu reiben weiß/ (welches leichtlich zu erlangen waͤre) der hat einen weit beſſern Modum, und iſt aller obigen Sorg und Muͤhe uͤberhaben.
Es hat zwar Herr Geißler/ in ſeiner Verſion auch etwas geſetzt/ und in einer Hoͤltzern-Kupffer-Figur beygefuͤgt/ wel-ches er einen Philoſophiſchen Moͤrſel/ ja wol gar einen propor-tionirlichen Philoſophiſchen Moͤrſel nennet/ und ich halte ge-wiß dafuͤr/ daß/ wer die holde Figur deſſelben proportionir-lichen Philoſophiſchen Moͤrſels/ ohne Verwunderung ſihet und betrachtet/ den muͤſſen dergleichen Philoſophiſche Thor-heiten mehr bekañt/ oder nicht ſeltſam ſeyn. Ob aber die Philo-ſophi die Piſtille oder Kngel in den Moͤrſel/ oder den Moͤrſel in die Kugel bringen und darinnen reiben koͤnnen/ weiln ja hier die Kugel dieſes ſo proportionirlichen Philoſophiſchen Moͤr-ſels groͤſſer als der Moͤrſel iſt/ haͤtte Herr Geißler billig erklaͤ-ren ſollen; ich vor meine Perſon kan es nicht verſtehen. Habe aber/ denen Liebhabern zu Gefallen/ hier/ wie gedacht/ 2erley Art Muͤhlen/ die die Chymici im Brauch haben/ und nicht e-ben meine inventionen ſeyn/ zu fernerer Anleitung und Ver-beſſerung (nachdem eines ieden Operation und Vorhaben iſt) mittheilen und vorſtellen wollen.
Jch habe zwar auch eine inventirt/ welche mir/ wann ich ſie auffgezogen/ faſt eine gantze Stund/ ohne alle andere Handanlegung/ nicht alleine auffs geſchwindeſte reiben/ ſon- dern auch zugleich/ wann ichs haben will/ einen Braten wen- den/ oder iedes allein verrichten kan; dieſes iſt meine inven-tion, die ich vielleicht kuͤnfftig in meinem Laboratorium Experi-mentale, beſchreiben und communiciren werde. Wer aber hier eine Muͤhl und Moͤrſel gebrauchen will/ dem ſeynd dieſe
[Picture of Early Modern Robot]
beederley Sorten ſehr gut und dienſtlich. Dieſe mit lit. A. beſtehet/ auſſer den Moͤrſel/ faſt von lauter Holtz/ und kan mit anderthalb Rthl. zu weg gebracht werden. Die zweyte aber lit. B. iſt von Eyſen/ kan aber auch zu einen ſteinern oder glaͤ-ſern Moͤrſel appliciret werden; doch kommt ſie/ wie leicht zu erachten/ hoͤher zu ſtehen. Man kan dieſe beyde Muͤhlen alſo einrichten/ daß man/ nach Gefallen/ ſo wohl groſſe als kleine Moͤrſeln davon fuͤgen und treiben kan. Lit. C. iſt nur ein Moͤrſel ohne Muͤhlen/ von welchen wenig zu ſagen/ iedoch wann Herr Geißlers ſein Moͤrſel gleichwohl nur noch eine ſolche Proportion und Beqvemligkeit gehabt/ ſo haͤtte man ihm ſeine Uberſchrifft unangefochten laſſen koͤnnen; denn obs wohl die gemeinſte Sache iſt/ ſo laͤufft ſie doch nicht wider die Natur. Dieſe 3erley Arten koͤnnen von kleinen Jungen ge-trieben werden/ und mags ſichs ein ieder ferner ſo beqvem und gelegen erdencken als er kan und will/ weiln eine vorge-ſtellte Sache/ die ein Fundament hat/ leicht zu verbeſſern ſte-het.
So man nun dieſe obgemeldte ſchwartze Feuer-Steine nicht haben koͤnte/ ſo muͤſte man ſich der weiſſen Kießlinge be-dienen/ doch geht der ſchwartze Feuer-Stein weit vor/ vor-nehmlich wegen der Haͤrte/ und dahero wird auch das Glas oder die Steine und Fluͤſſe/ ſo daraus bereitet werden/ ſo viel haͤrter/ als die ſo aus andern Sand und Zeug gemacht ſeynd: aber es iſt zu wiſſen/ daß der ſchwartze Stein auch laͤnger im Feuer ſtehen muß/ und ſtrenger flieſſen als die andern.
Dieſe Steine aus den ſchwartzen Zeug bereitet/ beſtehen die Polit oder die Scheibe/ und das Schneiden vor allen an-dern gemachten Steinen. Die uͤbrige Schoͤnheit und Rei-nigkeit ligt blos an den Fleiß/ und an genauer Beobachtung aller ſchon in den Anmerckungen und von dem Neri ſelbſt ge-thanen Lehren/ oder nachdeme mans lange in dem Ofen laͤſ-ſet. So viel waͤre von Bereitung des Sandes zu gedencken.
Folget nun/Wie man das Gemeng oder die Mixtur componi-ren und zuſammen ſetzen ſoll.
Wann dieſer Sand gelehrter Maſſen wohl und gantz ſubtil bereitet iſt/ ſo mache die Compoſitiones alſo:
Rec. Von dieſem feinen Sand 3.
Schoͤn gelaͤuterten Salpeter 2.
Borrax 1.
Arſenicum ½.
Theil.
Ein anders.
Dieſes Sandes 3.
Salpeter 2.
Borrax ¼.
Theil.
Ein anders.
Dergleichen Sand 2.
Gantz gereinigte Cryſtalliniſche Pott-
Aſche oder Weinſtein-Saltz 1.
Borrax ½.
Theil.
Noch ein anders.
Obigen Sand 7½.
Reine gelaͤuterte Pott-Aſche 5.
Theil.
Oder
Sand 6½
Salpeter 2¼
Borrax ⅛
Arſenic. ⅛
Weinſtein. 1.
Theil.
Dieſes ſeynd alles Mixturen die ich ſelber probiert/ und wiewohl eine etwas leichtfluͤßiger iſt als die andern/ ſo ſeynd ſie doch allzuſammen viel haͤrter/ als ſie Anthonius Neri lehret/ ohne daß noch zum Uber fluß/ die Steine/ ſo hier aus ge-ſchnitten/ nicht ſo ſchwer und ſinaig ſeyn/ als die Seinigen/ vornehmlich dieſe/ da Bley zukoͤmmt. Nun folgt:
Wie man die Maſſa ſchmeltzen/ tingiren/ und vollends verfertigen ſoll.
Nimm derowegen eines dieſer Gemenge oder Mixturen/ welches du wilt/ und wege davon nach deinem Gefallen ab ein oder 2. Untzen/ ferner thue die Farbe darunter/ nachde-me du einen Stein haben wilt; als zum Exempel: Den Saphir zu machen
Nehme ich auff eine Untz dieſer Mixtur ein Gran Zaffe-ra oder Coabald, miſche ſolches wohl zuſammen/ und ſchmel-tze es; ſehe ich nun/ daß mir die Coleur gefaͤllt/ ſo laſſe ichs billig dabey/ denn einer macht den Saphier ſehr blau/ der andere hingegen ſehr blas/ und ſo iſt es mit den andern Co-leuren: auch dahero will und kan ich keinem die Proportion ſe-tzen/ wie es mir denn auch unmuͤglich ſeyn wuͤrde/ weil man dieſelbe vielmal veraͤndern auch ein ieder ſolches in einen klei-nen Windofen mit einen kleinen Tiegelein verſuchen/ und ſich ſolcher Geſtalt perfectioniren kan.
Die Coleuren und Farben ſeynd bey unſerm Autore ſchon uͤberfluͤßig gedacht/ und wann man die Dinge zuſammen miſcht/ ſo kan ein ieder leicht nach ſeinem Gefallen hoch und niedrig tingiren.
Gleichwol will ich noch einige von mir experimen-tirte General-Regeln geben: Als allerhand gruͤne Coleuren
Werden durch Vermiſchung des/ nach des Autoris Leh-re præparirten Kuchlers und Eyſen-Pulvers/ nach eines ie-den Belieben bereitet/ denn dieſe beyde geben allezeit gruͤn/nachdem aber das Gewicht der Zuſam̃enſetzung dieſer zwey/und nachdeme das Eyſen-Pulver entweder mit Eßig o-der mit Scheidwaſſer/ odeꝛ durch die Reverberation bereitet iſt/nachdeme gibt es auch mancherley Variationes und Unter-ſchiedlichkeiten.
Noch einen ſchoͤnern Smaragd
Geben die Boͤhmiſchen Granaten/ wann ſie calcionirt und ſehr klein gerieben/ der Mixtur zugeſetzet werden.
Einen ſehr feinen Hyacinth
Gibt Crocus Martis, oder das durch die Reverberation be-reitete Eyſen-Pulver/ wann deſſelben 8. oder 10. Gran/ un-ter die Untze der Mixtur gemiſchet/ oder derſelben zugeſetzet wird.
Den Opal zu machen.
Wann Silber in Scheidwaſſer ſolvirt und mit Saltz niedergeſchlagen/ ferner ein Magnet darunter gethan/ und der Mixtur applicirt oder zugeſetzt wird/ ſo gibts diverſe Co-leuren/ alſo/ daß ſie einen natuͤrlichen Opal præſentiren.
Einen ſchoͤnen roͤthlichen Stein
Machet man mit den Abgaͤngen und Fragmenten von Calcedon, wenn er nur mit Borrax verſetzt und geſchmoltzen wird/ und kan man hierinn ferner ſo viel Veraͤnderung ma-chen/ als man nur ſelbſt erdencken kan.
Hier will ich noch eine Mixtur oder Gemaͤnge ſetzen/dazu der jenige/ ſo ſich in dergleichen Dingen uͤben will/leichter als zu den vorigen kommen und gelangen kan.
Wer in dieſen Schmeltzwercken kuͤnſteln/ und der vori-gen Muͤh/ den reinen Sand zu machen/ uͤberhoben ſeyn will/
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der nehme fein Cryſtallinen oder Venediſch Glas/ und ſtoſſe daſſelbe in einen ſaubern Moͤrſel auffs kleinſte/ deſſen nimm 8. Untzen/ Borrax 2. Untz/ reinen Salpeter 1. Untz/ aus dieſer Maſſa kan man auch aller hand Steine von Farben/ uñ zwar viel leichter als die vorigen/ ſchmeltzen/ bekommen auch nicht ſo viel Blaſen/ ſondern werden gar bald rein und fein/ da’ hin-
gegen andere Gemenge/ ſie ſeynd auch wie ſie wollen/ ſehr lan-ge im Feuer muͤſſen ſtehen/ ehe ſie recht ſauber werden.
Jn dieſem meinen hier beygefuͤgten Ofen koͤnnen wohl zwantzig Proben auff einmahl gethan werden/ und ſtehn die Tiegel vor allen Staub und anderer Ungelegenheit frey. Jch habe ſolchen den Liebhabern zu ſonderbaren Gefallen/ ſo wol von innen als auſſen vorſtellen wollen/ hoffe auch/ es werde ſich ein ieder Verſtaͤndiger leicht darein finden/ und dieſe mei-
ne Intention und Invention zu ſeinen Nutzen zu gebrauchen wiſſen.
Von den Doubleten.
Weiln die Doubleten ſehr im Gebrauch/ und von denen Stein-Schneidern offt ſo ſchoͤn verfertiget werden/ daß man ſie/ wann ſolche gefaſt/ oͤffters von den beſten natuͤrlichen Steinen nicht unterſcheiden kan; als will ich auch hier einen ſonderlichen Modum, dieſelben rein und fein zu verfertigen/anzeigen. Wilt du ſie demnach nach der beſten Weiſe berei-
ten/ ſo mache ſie alſo:
Nimm ein Quintlein reinen Maſtix/ und des ſchoͤnſten und klaͤreſten Venediſchen oder Cypria niſchen Therpentin ½6. Theil/ zerlaſſe es zuſammen/ in einen kleinen ſilbern oder meßingen Pfaͤnnlein; iſt des Therpentins zu viel/ ſo thue mehr Maſtix darunter/ damit es ſein rechtes Tempo habe.
Ferner nim̃ die Farben/ welche du wilt/ als Florentiner Lacc/ Drachen-Blut/ diſtillirten Gruͤnſpan und derglei- hen/ welcherley Art Steine du vorſtellen wilt. Reibe iedes abſonderlich auff das allerſubtilſte/ und vermiſche auch ie- des abſonderlich mit der Mixtur von Maſtix und Therpen- tin/ welche du zuvor zerlaſſen muſt/ ſo wirſt du mit der Floren-
tiner Lacc einen Rubin/ mit dem Drachenblut einen Hya-cinth/ mit dem Gruͤnſpan einen Chryſolit ꝛc. vorſtellen koͤñen.
Wilt du aber dieſe Farben gleichſam gediſtilliret oder gantz rein und ſubtil haben/ ſo laſſe dir eine Buͤchſe von duͤr-ren Linden- Holtz drehen/ wie dieſe Figur ausweiſet:
[Abbildung]
Dieſe muß/ ſonderlich von unten her/ ſo gar duͤnne ge-drehet ſeyn/ als nur muͤglich/ ja daß man auch durchſehen kan. Alsdann macht man eine Qvantitaͤt von obiger Maſ- ſa/ ſolche vermiſchet man mit einer Farbe/ welche man will/ und thuts in dieſe Buͤchſe/ und haͤngt es uͤber eine maͤßige Kohlen-Glut/ oder im Sommer an die heiſſe Sonne/ ſo
dringt es auffs allerſubtilſte durch: Diß ſchabt man ab/ und verwahrt es in einen feinen helffenbeinern oder ſonſt reinen Buͤchßgen (es iſt ſehr klar und lauter) und hebt es auff zum Gebrauch. Es iſt aber noͤthig/ daß man zu einer ieden Far- be eine ſonderbare ſolche diſtillirte Buͤchſe habe/ ſonſt wuͤrde es vermiſchte Farbe geben.
Wann du nun Doubleten machen wilt/ ſo nimm zwey Steine von Cryſtall/ die muͤſſen gantz nette auff ein ander ge- ſchliffen ſeyn/ mache dieſe Mixtur in einen kleinen Pfaͤñlein etwas warm/ und die auff einander geſchliffene Steine auch/ alſo/ daß ſie/ nemlich Farbe und Steine in gleicher Waͤrme ſeyn/ und beſtreiche ſolche Steine auff der Seite/ da ſie zu-
ſammen paſſen/ mit einer der beſchriebenen Farben/ vermit-[tel]ſt eines ſubtilen Haarpaͤnſelgens/ druͤcke ſie in der Waͤr- me g[e]chwinde auff einander/ und laß ſie erkalten; ſo ſeynd ſie fartig.
Endlich wen man in den Hiſtorien unſerer Zeiten be- findet/ daß durch die Doubleten ſehr groſſer Betrug geſchehẽ/ ſo will ich auch hiemit/ denen die es nicht wiſſen/ anzeigen.
Wie man/ daß es eine Doublete/ alſo bald er-kennen ſoll.
Nimm derohalben/ im Fall du an einen Stein einen Zweifel haͤtteſt/ denſelben/ er ſey von was Coleur als er wol-le/ und ſihe ihn allein von der Eck und Kentſeiten an/ ſo wirſt du/ wann es eine Doublete/ alſobald den hellen und klaren Cryſtall oder das lauter Glas/ und zugleich den Betrug of-fenbahr und erkenntlich ſehen und mercken koͤnnen.
HJemit bitte ich den geneigten Leſer oder Liebhaber der Glas-Kunſt vorlieb zu nehmen/ und dieſe meine wohlge- meinte Arbeit uͤber den Neri zu ſeinen Nutzen zu gebrauchen/ weil ich ihn hiemit verſichern kan/ daß/ ob ich wohl einfaͤltig hierinnen gehe und gantz keine Prahlerey (als welcher meine Seele gramm iſt) nirgend mache/ ſo ſeynd doch alle dieſe Din-
ge/ welche ich hier geſetzet habe/ lauter gewiſſe Experimente/ die durch meine Haͤnde gegangen/ und denen auch der ver- ſtaͤndige Arbeiter ſicher trauen und folgen mag: denn weil ich niemand zu ſchaden/ ſondern iederman zu nutzen geſon- nen/ als habe ich das Buch mit keinen weitlaͤufftigen und un- gewiſſen Dingen/ damit viel vergebliche Zeit und Unkoſten
verlohren gehen/ vergroͤſſern wollen/ wie leider ihrer viel/ die umbs Geld Buͤcher ſchreiben/ oder wohl eine Ehre in der Un- ehre ſuchen/ thun und gethan haben.
Wird nun dieſe meine Arbeit ſo angenehm/ als ſie in die-ſer Kunſt nuͤtzlich und von mir wohl gemeynt iſt/ ſeyn/ ſo wer-de ich deſto mehr verurſacher werden/ mit meinem Labo[rato]-rio Experimentali ſo viel eher an das Licht zu tre[ten]/ darin-nen vielleicht noch manches/ was hier moͤchte berlangt wer-den/ zu finden ſeyn wird. Und alſo bringe ich denn mei-
nen Neri mit dieſer Vertroͤftung zuſeinem
Endlichen Schluß.