Anmerckungen Christophori Merretti in Das erſte Buch/von der Glasmacher-Kunſt.
Das 1. Capitel.
NAchdem wir nun dasjenige/ welches anfangs notwendig zu erinnern/ geendet haben/ ſo wollen wiꝛ zu des Aut. Text oder Jnnhalt ſelbſten ſchreiten. Was demnach anfangs das Wort Puͤlverlein oder Rochetta betrifft/ bedeutet derer eines ſo viel als das andere/und ſind nichts anders als die Aſchen von einer Pflantzen/ iedoch in ihrer Guͤte unterſchieden/ wie ſolches aus unterſchiedlichen Oertern unſers Aut. erhellet. Das Wort ROCHETTA iſt in unſern Glasmacher-Huͤt-ten gantz unbekañt; dieſes hat auch bey den Moranen gantz keinen Un-terſchied.
Das Wort Puͤlverlein aber iſt bekañt/ und wird ſolcher Name al-lem Aſchen/ der zu der Glasmacher Gebrauch aus Orient gebracht wird/beygeleget; die Urſach aber des Unterſchieds/ beduͤncket mich dieſe zu ſeyn; daß man alles das jenige/ welches in der Form eines Pulvers zu
uns gebracht wird/ mit dem Namen Puͤlverlein bemercket; hingegen das andere Rochetta heiſſet/ welches Stuͤck-weiß zu uns gebracht/ und gleich einem Stein hart iſt.
Es iſt auch bey denen Glasmachern aus gewiſſer Erfahrung be-kañt/ daß aus denen groͤſſern und haͤrtern Stuͤcken viel ein weiſſers und ſchaͤrffers Saltz/ als aus dem Pulver und kleinern Stuͤcklein kommet/und bereitet wird.
Jm uͤbrigen/ ob ſolches von dem Unterſchied der Pflantzen kommet/oder von Mannigfaltigkeit der Zeit im Wachſen/ der Art und Weis im Einſam̃len und Verbrennen; Oder auch ob ſolches von einẽ betruͤglichẽ Verfaͤlſchung oder Zuſatz/ eines frembden Saltzes/ Saltzwaſſers/ oder
einigẽ andern Feuchtigkeit/ damit es ſehr geſchwaͤchet werden kan/ ſeinen Urſprung hat/ laſſe ich ohne fernere Beruͤhrung an ſeinen Ort bewendẽ.
Dieſes iſt bekannt/ daß ſie ein ſehr ſcharffes Saltz bereiten/ wel-ches zu harten und ſteinern Stuͤcken wird; ingleichen/ daß ſie aus A-ſchen/ die erſtlich gebrannt/ eine Laugen bereiten/ damit ſie die Kraͤuter/die verbrennet werden ſollen/ beſprengen; auff ſolche Weis bereiten ſie
fuͤr die Seiffenſieder und Faͤrber eine ſehr ſcharffe Aſchen: Wo oder an welchen Ort aber dieſe Manier die Rochettam zubereiten/ ſey erfunden worden/ und warumb es anietzo nicht ſehr im Gebrauch ſey? weiß ich keine Gewißheit.
Sie wird aus Orient und Syrien gebracht.
Syrien iſt ein Theil des Morgenlandes: bey unſern Zeiten aber wird die gedachte Aſchen von Alexandrien und Tripoli hergebracht.
Eines Krautes.
Dieſes Kraut wird von dem Autore in der Vorrede Ka-li genennet; bey welchen Nahmen es auch bey denen andern und meiſten Schreibern/ wiewohl in geringer Veraͤnderung/ benamſet wird: Alpinus, im Buch von den Egyptiſchen Pflantzen/ nennets Kalli, und Kallu; Andere aber Cali; Geſnerus, Alkali; Löbelius, Soda; Dodonæus, Salicornia: in Frantzoͤſiſcher Sprach/ wie auch in der Lyo-niſchen Hiſtoria wirds genannt Salſola; bey dem Camerario, Cordo, Fuchfio und Luſitano, heiſſet es/ die Anthyllis des Dioſcoridis; welches aber Matthiolus in der Schutzſchrifft wider Luſitanum, gruͤndlich wi-derleget hat/ indem er dafuͤr haͤlt; daß dieſe Pflantze bey Tergeſt in Mauritanien wachſe: Endlich wird es Anthylloides/ von dem Thalio geheiſſen.
Die Nahmen Soda, Solicornia und Salſol, werden/ wie bewuſt/von dem Wort Saltz hergeleitet/ als deſſen es ſehr viel bey ſich hat: alſo handelt von der Bekanntſchafft/ Alterthum und Nahmen dieſer Pflan-tzen/ unſer hochgelehrter und wohlbekannter Herr D. Turner in ſeinem
Kraͤuterbuch.
Dieſe gedachte Pflantze hat/ ſo viel mir wiſſend/ keinen Engli-ſchen Nahm en/ ungeachtet es an vielen Oertern haͤuffig bey uns waͤchſet; und habe ich niemand koͤnnen antreffen/ der ſolche kennete: damit ſie a-ber gleichwol einen Namen bekomme/ ſo wird ſie fuͤglich die Saltzwur-
tzel geheiſſen/ dieweil es am Geſchmack ſaltzicht iſt: oder das Glaskraut/dieweil deſſen Aſchen zum Glasmachen dienlich ſind.
Parkinſonius ſchreibet/ daß ſie von unſern Landsleuten das Frog-gras oder Crabgras, zu teutſch/ das Froſch-oder Krebs-Gras genennet werde; vielleicht darumb/ dieweil es dergleichen Thieren zur Nahrung dienet/ indeme es einen ſubſtantialiſchen Safft hat/ der wegen ſeiner
temperirten Saltzigkeit dem Maul annehmlich iſt.
Caſpar Bauhinus erzehlet in ſeinem Pinace von der gedachten Pflantze 10erley Sortẽ/deren Nahmen uñ Beſchreibung/ dieweil ſie nicht hierher gehoͤren/ laſſen wir aus; wollen aber von dieſer nur dreyerley ge-dencken/ als aus welchen/ wie Alpinus im 42. Capitel berichtet/ die Ale-xandrier und die uͤbrigen Egyptier/ ein Pulver zur Bereitung des Gla-ſes und der Seiffen bereiten; die erſte Art iſt das knodichte Kali: die zweyte wird von etlichen/ als bey dem Alpino, Anthyllis, von Columna aber Kali repens Neapolitanum oder das Neapolitaniſche Kali genannt/als welcher ſolche Pflantzen/ zu Neqpolis wachſend/ gefunden hat/ und beſchreibets/ daß ſie zum Glasmachen diene: die dritte Art wird eigent-lich in Egypten gefunden; darumb wird es auch von obgedachten Autore das Egyptiſche Kali genennet; es hat ſehr lange und zottichte Blaͤtter.
Auſſer dieſen erwehnten dreyerley Sorten habe ich die 4te geſe-hen/ dergleichen eine ich auch bey mir habe/ ſie iſt in den Faͤſſern mit dem Puͤlverlein uͤberkommen/ und wird von den Botanicis das dornichte Ka-li geheiſſen.
Unter dieſen viererley Arten waͤchſet die erſte und letztere Sorte/allhier in Engelland/ haͤuffig/ nahe bey der Temps/ auch noch an andern Orten/ die nahe am Waſſer oder an der See liegen.
Unſere Glasmacher aber wollen die Aſchen aus dieſem dornichten Kali, zu der Bereitung des Cryſtalls oder andern Glaſes nicht gebrau-chen: man hat auch auff der Glashuͤtten aus der Erfahrung befunden/daß dieſes Kraut/ auff ein gluͤendes Eyſen geleget/ faſt gantz im Rauch
weg gehe/ und kein oder doch ſehr wenig Saltz hinter ſich zuruͤck laſſe: Da hingegen das Kali, welches aus Orient kommet/ wann es in der-gleichen Art auffs gluͤende Eyſen geleget wird/ gehet faſt alles in eine ſchwaͤrtzlichte und ſaltzigte Aſchen/ als welche demſelben eigentlich zu-kommet.
Dieſes Kraut Kali kruͤmmet ſich/ ſo es gebrannt wird/ gleich ei-nem Wurme zuſammen/ erhaͤlt die Feuerflamme lang/ und giebt ein ſcharffes doch weiſſes Saltz: das jenige aber/ welches bey uns in Engel-land waͤchſt/ ſo es geſam̃let wird/ hat einen Geſchmack/ dem Meerwaſ-
ſer gleich/ und iſt gantz ſaltzicht/ auch ziehet es ſich zuſammen/ ſo es an feuchten Oertern auffbehalten wird/ welches ein Salgamarius, oder ein ſolcher/ der eingemachte Sachen verkauffet/ mit ſeinem Schaden erfah-ren hat/ indeme er ſolches an ſtatt des Krautes Crithmi geſammlet hat-te; denn als er ſolches gewaſchen/ und in einen ſcharffen Eßig/ umb eine Murie zu bereiten/ eingebeiſſet/ ſo hat er befunden/ daß wenig uͤbrig ge-blieben/ ſondern es wurde von dem Eßig der mehreſte Theil verzehret: dieſer groſſe Unterſchied nun/ in Anſehung des Erdbodens/ wird nicht ſo ſehr an dieſen Kraut Kaly, als auch an andern dergleichen Kraͤutern wahrgenommen/ als an den Taback/ ob er gleich von einerley Samen koͤmmet; Jtem an den Canarien- und am Rhein-Wein/ welcher von ei-nem Rebſtock herkommet/ wie auch an der Cicuta oder Schierling/des Grichen-oder eines andern Landes/ und noch viel andern dergleichen Kraͤutern: die alle in einem Land beſſer oder ſchlechter/ als im andern gera-then. Und eben auff dergleichen Art wird das Levantiſche Puͤlverlein von der Soda unterſchieden.
Dieſe mancherley Arten und Sorten des Krautes Kaly, wiewohl ſie natuͤrlich aus dem Waſſer herfuͤr kommen/ und gemeiniglich nahe bey den ſaltzichten Waſſern wachſen/ ſo werden ſie doch in Spanien und Egvpten/ bey dem Mittelmeer/ geſaͤet; welches ſonder Zweiffel/ in dieſen
heiſſen Laͤndern/ viel bey der Qvantitaͤt/ Schaͤrffe und Fixitaͤt dieſes Saltzes thut; abſonderlich in Egypten/ welches niemahls keinen Regen hat/ ſondern es wird dieſes Land allezeit einmahl des Jahrs von dem Nilfluß uͤberſchwemmet und befeuchtet/ welcher viel Erden und Koth
hinter ſich laͤſſet/ wie genugſam bekannt iſt.
Die Arten aber dieſes Krautes werden/ in gedachten Laͤndern/mitten in dem Sommer/ da ſie am haͤuffigſten zu bekommen/ abgeſchnit-ten/ und wann ſie an der Sonnen Waͤrme getrocknet/ auff einen Hau-fen geſammlet/ und uͤber einen eyſern Roſt verbrennet; da denn die A-
ſchen herab in eine Grube faͤllet/ und hart oder zu einem Stein wird/welche man auffhebet/ und wie Löbelius will/ den Namen Soda bekom-met. Wann oder zu welcher Zeit man dieſes Kraut zu gebrauchen an-gefangen hat/ iſt unbekannt; die Erſten aber unter denen/ welche ſolches Kraut erfunden/ und ihme einen Nahmen gegeben haben/ ſind die Ara-ber geweſen/ welches die Sylben Al, als eine Arabiſche Particula, genug-ſam ausweiſet.
Unter den Phyſicis, welche vom gedachten Kraut etwas Meldung thun/ iſt Serapio und Avicenna, die ſolches wider den Stein/ Geſchwuͤr/und Augenmaͤngel recommendiren. Löbelius vermeinet/ daß wir die Wiſſenſchafft von dieſem Kraut/ ſamt deſſen Nahmen und Bereitung/
von denen neuern/ Grichiſchen und Arabiſchen Philoſophis empfangen haben/ als welche in der Chymie ſich uͤbende/ mit dem Glas zu thun hat-ten; davon ſind des gedachten Löbelii Adverſar. p. 169. zu beſehen.
Allein/ ſo viel die Griechen und ihre Wiſſenſchafft von dieſem Kraut betrifft/ bin ich einer andern Meinung; denn es wird weder bey den Grichiſchen Phyſicis, noch andern Schreibern/ nicht das geringſte von dieſem Kraut gedacht; uͤber dieſes/ ſo hat es in der Grichiſchen
Sprach keinen Nahmen: dahero iſt zu ſchlieſſen/ daß die Wiſſenſchafft von dieſem Kraut ohne allen Zweiffel von den Arabern/ oder von einigen andern Leuten der vorigen Zeiten/ ſey auff uns gebracht wordẽ. Was den Einkauff dieſer Aſche
betrifft/ ſo iſt zu wiſſen/ daß die allerbeſte und ſicherſte Art und Weiß/ die Qvalitaͤt oder Eigenſchafft dieſer Aſchen zu er-forſchen/ geſchiehet mit der Waag/ welche die Seiffen-ſieder gebrauchen: Die Aſchen werden in lautern Waſſer diſſolviret/die Laugen filtriret/ und da examiniret man ſolches: nachdem man nun die Qvantitaͤt der Laugen erforſchet hat/ ſo haͤlt man das Gewicht des Waſſers gegen dem Gewicht der Aſchen/ welche auch/ ehe ſie diſſolvi-ret/ gewogen wird/ da findet man alsdann/ wie viel die Qvantitaͤt der Aſchen Saltz bey ſich hat.
Metallerne Keſſel.
Unſer Autor verbietet faſt durchgehends den Gebrauch des Kupf-fers/ es ſey dann/ daß man eine gruͤne oder blaue Farb bereiten will: denn es iſt gewiß/ daß dergleichen ſcharffe Laugen das Kupffer angreiſ-fen und corrodiren/ und daß ſelbiges von der Feuchtigkeit der Lufft und
der Lauge zu einen Gruͤnſpan gemacht werde: darumb gebrauchen die Unſrigen ſolche Keſſel/ die inwendig mit Zinn oder Bley uͤberzogen ſind/dergleichen Gefaͤſſe haben auch die jenigen/ welche den Alaun auskochen.
Vom Weinſtein.
Der Weinſtein/ der von unſern Autore Greppola, und grumè dei botti genennet wird/ iſt eigentlich die Weinhefen/ welche von dem rechten Weinſtein auch unterſchieden iſt/ dieweil ſich der Weinſtein al-lezeit an die Seiten der Faͤſſer leget/ und zu harten Stuͤcken wird/ auch
iſt er/ wie Helmontius bezeuget/ niemals unter der Weinhaͤfen zu finden; da hingegen die Haͤfen oder feces allemahl auff dem Boden des Faſſes/ feucht und duͤnne gefunden werden.
Der Weinſtein vom rothen Wein/ iſt zu dieſem Gebrauch der beſte/ indeme er ein ſchaͤrffer und mehrer Saltz/ als derjenige von weiſſen Wein hat: Dieſer rothe Weinſtein nun wird gecalciniret/ damit aller Unrath/ den er bey ſich hat/ verzehret/ und das Saltz ſchoͤn weiß werde/
auch damit er im Waſſer deſto eher diſſolviret/ und deſto leichter aus dem Puͤlverlein extrahiret werde/ als deſſen Coͤrper der Weinſtein auff-ſchlieſſet; auff Art/ gleichwie der Coͤrper des Nitri, von dem Allaun und Vitriol, wann man Aqva fort, oder den Spiritum Nitri bereitet/ auffge-
ſchloſſen wird/ welches ſonder dieſen Zuſatz nicht wuͤrde von ſtatten ge-hen; Und eben umb dieſer Urſachen willen wird der Weinſtein im Waſſer auffgeloͤſet/ eh man das Puͤlverlein in das Geſchirr thut.
Den Weinſtein calciniret unſer Autor in den Ofen 6. Stund lang/ biß er weiß wird; Alldteweiln aus der Erfahrung bekannt iſt/ daß dergleichen Calcinirungs-Art mehr thut/ als wann man ſolche in kuͤrtze-rer Zeit verrichten will.
Wie viel aber an der Extraction der Feuchtigkeit aus dem Wein-ſtein gelegen ſey/ das erweiſet die heimliche Arbeits-Fortſetzung eintziger Chymicorum; indem ſie nehmlich die Cryſtallen oder den Cremorem des Weinſteins/ in groͤſſerer Menge/ und viel weiſſer bereiten/ ſo ſie ihn
groͤblicht zerſtoſſen/ calciniren/ oder vielmehr auff zinnern Schuͤſſeln in den Ofen wohl trocknen: Und auff ſolche Art wird der Cremor des Weinſteins viel beſſer/ als ſo man die gedachte Exſiccation oder Calcina-tion unterlaͤſſet: Das Saltz/ welches bey dieſer Extraction des Pulvi-
ſculi auff den Boden des Gefaͤſſes faͤllet/ nimmt man mit einen durch-loͤcherten Loͤffel heraus/ alſo daß alle Feuchtigkeit in dem Geſchirr ver-bleibe: Die Lauge/ nachdem ſich die feces zu Boden geſetzet haben/wird mit einem Heber oder Rohr abgezogen.
Das 2. Capitel.
Von dem reineſten und weiſſeſten Tarſo.
DEr ander oder zweyte materialiſche Coͤrper/ welcher dem Glaß die Conſiſtentz und Feuchtigkeit giebet/ iſt der Sand oder Stein/ nicht anders/ als etwan dem Engliſchen Calcant das Eyſen/ und das Kupf-fer dem Hungariſchen/ Dantziger/ und Roͤmiſchen Vitrol/ eine Conſi-
ſtentz machet/ welche ſonſten/ an einen feuchten Ort/ mit der Zeit wuͤr-den zu Waſſer werden.
Betreffend die Steine/ ſo ſaget von ſolchen Agricola, im 12. B. daß diejenigen/ welche/ nachdem ſie zerſchmoltzen/ weiß ſind/ den andern fuͤrzuziehen/ und beſſer waͤren: Derowegen haben hierinn die Cryſtal-len den Vorzug; denn es wird aus den zerbrochenen Cryſtallſtuͤcken/
wie Plinius ſchreibet/ in Jndien ein ſo ſchoͤnes und durchſichtiges Glas bereitet/ daß es mit nichts mag verglichen werden.
Die andere Reyhen nach den Cryſtallen/ wird denen Steinen beygeleget: dieſe/ wiewohl ſie nicht ſo hart/ als die Cryſtallen; ſo ſind ſie iedoch auff gleiche Art weis/ und durchſcheinend.
Nun folget die 3te Sorte der Steine/ welche zwar weis/ aber nicht durchſichtig ſind; unſer Autor recommendiret nach dem Tarſo die-jenigen/ ſo er Qvocolos nennet/ welche Ferantus Imperatus im 24. Buch/Cap. 16. alſo beſchreibet: Der Glasmacher-Stein iſt gleich wie ein weiſ-
ſer Marmor/ etwas durchſichtig; iedoch in der Haͤrte von ihm unter-„ ſchieden/ indem er etwan ſo hart als ein Kieſelſtein iſt/ dahero funckelt„ er/ ſo man daran ſchlaͤget; wird aber nicht gecalciniret/ ob man ihn ſchon„ ins Feuer wirfft. Dieſer Stein hat allezeit/ gleich dem Serpentinſtein/ eine etwas hellgruͤne Farb bey ſich: er wird an ſeinen eigenen Oertern gefunden/ bey welchen ſich auch zu Zeiten einige Adern/ des mit Huͤlſen uͤberzogenen Talckes/ befinden: Gedachter Stein/ ſo er ins Feuer ge-worffen wird/ verliehret ſeine Durchſichtigkeit/ und wird weiſſer/ leich-ter/ und endlich zu einem Glas: Er giebet denen Glasmachern die Ma-teriam zum Glas/ und wird von ihnen Cuogolo genennet: er wird in dem Grund der Fluͤſſe und Baͤche geſammlet/ in Form eines irdenen o-der Schalen-Steines; Dieſe ſollen/ wie unſer Autor berichtet/ bey den Moranen im Gebrauch ſeyn. Es iſt auſſer allen Zweiffel/ daß alle Steine/ welche weis und durchſichtig/ auch im Feuer zu keinen Kalch werden/ zu dem Glasmachen dienen; iedoch iſt das Axioma unſers Au-toris nicht univerſaliter oder gaͤntzlich fuͤr wahr anzunehmen; denn es dienen hierzu nicht alle Steine/ welche von Novo Caſtello gebracht wer-den/ davon wir in dem vorhergehenden Diſcurs von den Oefen gedacht haben/ auch nicht die Feuerſtein noch die Pflaſterſteine/ und dergleichẽ viel andere/ welche/ ſo ſie mit Stahl/ oder von den Pferdſtaͤllẽ und Radſchienẽ geſchlagen werden/ Feuer von ſich geben.
Alle dergleichen Eigenſchafften haben warhafftig alle Kieſelſteine; denn ſo ſie gecalciniret/ und zu einen ſubtilen und unbegreiflichen Pul-ver bereitet/ und durch ein enges Sieb geſchlagen werden/ ſo geben ſie ein uͤberaus reines und glaͤntzendes Metall; es hat aber die Huͤttenmei-
ſter/ von dem Gebrauch dieſer Steine/ die uͤberaus groſſe Arbeit abge-ſchrecket.
Doch wird/ im Fall es an tuͤchtigen Steinen ermangelt/ der Sand an ſtatt derſelben genommen/ es iſt auch ſolcher/ nach der Meinung un-ſers Autoris, am erſten im Gebrauch geweſen; dieſer muß/ eh er zum Werck gebraucht wird/ weiß/ klar/ und wol gewaſchen ſeyn/ er wird ge-
meiniglich bey den Eingang oder Ufern der Fluͤſſe gefunden.
Das Cryſtall erfordert einen ſubtilen und weiſſen Sand; das ge-meine Glas aber einen haͤrtern und rohern/ der gegen jenen dene Schla-cken nicht ungleich iſt: es iſt in dieſem Material ein groſſer Unterſcheid; dann einer/ wann er mit Aſchen vermiſchet/ wird bald und leicht/ der an-
der hingegen hart und ſchwehr zum Glas zerfliſſen.
Wunder-Dinge ſind es/ was Joſephus im 9. Capitel des andern Buchs/ vom Juͤdiſchen Krieg erzehlet; Der Jnnhalt davon iſt kuͤrtz-„lich dieſer: Bey Ptolomaide in Galilæa flieſſet der Fluß Belus vorbey/„welcher auff dem Berg Carmel/ zwiſchen Ptolomaide und Tyrus, ent-„ſpringet; nahe bey dieſem Fluß ſtehet die Statua des Memnonis, bey die-„ſem iſt ein Gegend/ von ungefehr 100. Ellen/ welche ſehr wunderwuͤrdig „iſt; es iſt dieſer Thal gleichſam etwas rund/ und daraus hohlet man zur „Bereitung des Glaſes einen Sand.
„ Wann nun dieſer Sandthal von denen allda verſammleten Schiſ-„fen ſehr erſchoͤpſſet worden/ ſo wird der leere Ort alſobalden von „Neuen wiederum vollgefuͤllet; dann die Winde/ wie es glaublich ſchei-„net/ tragen ſolchen Sand/ von denen herumb liegenden Huͤgeln/ zu-„ſammen ꝛc. Dieſes aber duncket mich am wunderbarſten zu ſeyn; daß „ein jeder Theil/ des zum Glas gewordenen Sandes/ ſo er auff die Sei-„ten des gedachten Sand-Ortes geworffen wird/ wieder in eine Sand verkehret wird. Jngleichen ſaget Tacitus im fuͤnfften Buch ſeiner
„Hiſtorien: Der Fluß Belus, lauffet in das Juͤdiſche Meer; der Ein-„gang dieſes Fluſſes iſt mit Sand angehaͤuffet/(alſo giebts Lipſius) wel-„cher Sand/ dieweil er mit Salpeter vermiſchet/ zu einen Glas berei-„tet wird; Der Ort dieſes Sandes iſt zwar ein kleines Ufer/ allein es iſt
„daſelbſt/ da der Sand herkommet/ unerſchoͤpfflich. Eben dergleichen lehret auch Strabo im 12. Buch/ Plinius im 6. Buch/ Agricola von un-terirdiſchen Dingen/ und alle Autores, welche von dem Glas etwas ſchreiben/ gedencken dieſes Orts/ daraus der Sand hergehohlet wird.
Unſere Glasmacher allhier in Londen/ haben einen ſehr weiſſen Sand/ gleich unſerm gebraͤuchlichen Streu-oder Haus-Sand/ er wird von Maidſtonio aus der Graffſchafft Kant anhero gebracht: Jngleichen haben ſie noch einen andern Sand/ welcher zum gemeinen Glas dienet/
und von Wolvvich hergebracht wird: Die gedachte erſte Art des San-des/ will ſich mit dem Metall-Glas nicht vermiſchen laſſen; dieſer letztere aber iſt ſehr wohlfeil/ indem er auff Schiffen anhero gebracht wird.
Cardanus im 5. Buch/ de Varietat. ſetzet zum Glasmachen annoch die Magneſie, als das dritte Ingrediens, und nennet ſolches Syderiſch: das Glas/ ſaget er/ beſtehet aus dreyen Stuͤcken/ nemlich von Steinen oder Sand/ von dem Saltz oder Cali, und von der Syderea: Alleine
es thut das kleine Bißgen der Magneſie/ welches man dem Glas-Me-tall beyſetzet/ wenig zur Sach: Uber dieſes/ ſo wird die Magneſie/ nicht zu iedem Glaß/ ohne Unterſcheid genommen.
Das 3. Capitel
LEhret/ wie das Saltz/ nach der gemeinen Art der Chymicorum, vermittels der Solution, Filtration, und Coagulation, gefigiret/ und bereitet/ oder (mit einem Wort) recht gereiniget werde.
Das 5. Capitel.
Wenn das Kraut ſoll abgehauen werden?
JNs gemein ſollen alle Pflantzen zu ihrer gebuͤhrlichen Zeit abgehan-en und geſammlet werden/ nemlich zu der Zeit/ wann ſie reiff und zeitig worden ſind: Jedoch iſt zu allen Vegetabilien/ die jenige die beſte Sammlungs-Zeit/ welche etwas vor der voͤlligen Reiffung geſchiehet;
es ſey gleich/ daß man die Stengel oder die Blaͤtter/ von den Kraͤutern verlange/ umb ihr Oehl oder Spiritum, mit Chymiſchen Operationen zu bereiten; denn man erlanget von dieſen/ zur ſolchen Zeit/ noch einmal ſo viel als ſonſten.
Das Saltz aber wird aus denen Kraͤutern alsdenn am beſten ex-trahiret/ wann ſie den Saamen getragen haben/ welches/ zur ſolchen Zeit/ mit dem Fahren-Kraut am beſten geſchiehet. Es iſt ein gemeiner Jrrthum/ indem man vermeinet/ es trage das Fahren-Kraut/ und an-
dere dergleichen faſichte Kraͤuter/ keinen Saamen; da ſie doch ſolchen/inwendig an den Seiten der Blaͤtter/ haͤuffig/ in Geſtalt eines ſchwaͤrtz-lichten Pulvers/ herſuͤrbringen: Ja auch der Muſcus oder Moß ſelbſt hat einen Saamen/ welches eine gewiſſe/ wiewohl unbeſchriebene Art/
des Krautes Chamæpeuces/ ſo unter andern in meinen trockenen Gar-ten/ das iſt unter meinen abgetrockneten Kraͤutern befindlich/ genugſam erweiſet/ als an deſſen Sproſſen/ und zwiſchen einem ieden Blat/ eine ziemliche copia eines runden und ſchwaͤrtzlichten Saamens/ zu finden iſt.
Was die Vegetabilien nach denen Jahr-Zeiten fuͤr Unterſchied haben/ wiſſen diejenige am beſten/ welche die hoͤltzerne Wammes-Knoͤpf-fe drehen/ indeme ſie in acht nehmen/ daß der Birn-Baum im Som-mer geſchlagen/ und der Erlenbaum des Winters/ zu ihrer Arbeit am
beqvemſten ſey: Der Buxbaum iſt umb die Oeſterliche Zeit am allerhaͤr-teſten/ im Sommer aber ſchon etwas weicher; die Saurach-Staude im October/ der Sorbus oder Speierling wird im Sommer gelin-der/ als ſonſt durchs gantze Jahr gefunden werden.
Jm 6. Capitel
ERzehlet der Autor diejenigen Pflantzen/ welche zum Glasmachen ein taugliches Saltz hergeben. Mit einem Wort/ es iſt zum Glas-machen ein iedes Vegetabile dienlich/ welches viel von einem Alkaliſir-ten Saltz bey ſich hat. Die Chymici nennen dasjenige ein alkaliſirtes
Saltz/ welches das ſtaͤrckere Feuer erleydet/ und nicht in die Lufft davon flieget; ſeinen Nahmen hat es von dem Wort Kali bekommen/ welches ſo viel heiſſet als ein extrahirtes Saltz aus dem Kraut oder Aſchen Kali: dergleichen Saltze nun erzehlet/ wie gedacht/ unſer Autor in dieſem Ca-pitel. Unſer Kelp, (iſt eine Art eines Engliſchen Glaſes) wird von dem Wort Cali alſo geheiſſen/ und dienet die Seiffenſieder Aſche zu dem Cryſtalliniſchen Metall:der Kelp wird am allermeiſten aus einer Meer-pflantzen bereitet/ die wir (in Engl. Sprach) Seathongs oder Laces nen-nen; davon J. Bauhinus im 2. Capit. des 39. Buchs ſeiner Pflantzen-Hi-ſtorien alſo ſchreibet: das ſchmalblaͤttrichte Meergras der Glasmacher/ſo es alſo feuchte/ wie es geſam̃let worden/ uͤbern Hauffen gelegt/ und etwas laͤnger als ordinar auffbehalten wird/ ſo wird es/ wann mans ge-nau in acht nimmt/ auff der Blaͤtter-Flaͤche ein Schnee-weiſſes Saltz haben. Matthiolus in Dioſcoridem nennet dieſes Kraut/ das gemeine Meergras der Venetier/ und ſolches nicht allein wegen beſagter Urſach halben/ ſondern auch darumb/ dieweil die Venetier ihre Glaͤſer/ welche ſie in frembde Laͤnder verſenden/ mit dieſen Meergraß/ ſo auch von eini-gen Kammel-Heu genennet wird/ einpacken.
Dieſes Meergraß wird/ wie Virgilius bezeuget/ von dem unge-ſtimmen Meer/ ausgeriſſen/ auff die Klippen zerſtreuet/ und an das U-fer geworffen/ da es alsdann von den Einwohnern des Orts zur Som-mers-Zeit geſammlet/ und nach Beſchaffenheit der Sachen/ gleich als
ein ander Heu/ an der Sonnen oder bey den Winden gedoͤrret wird; Und wann es verbrennet wird/ ſo dienet die Aſche ſo wohl zum Alann/als auch zum Glas/ welches wir Kelp zu nennen pflegen. Nicht allein aber dieſes Kraut/ welches in unſerer See uͤberall haͤuffig ausgeſtreuet/
gefunden wird/ ſondern das Meergras von allerley Sorten; Jtem die Meer-Eiche/ und andere dergleichen Meer-Pflantzen/ haben des Sal-tzes viel bey ſich.
Die Seiffenſieder-Aſche wird aus Polen/ Reuſſen und Neu-En-gelland gebracht/ und mehrentheils aus der Aſche des Thaͤnen-Holtzes und der Thann-Zapffen bereitet: Allhier bey uns in Engelland wird allerley Aſche zu der Bereitung des gemeinen Glaſes zuſammen geleſen/
und auffgekochet von denenjenigen/ welche/ zu dem Ende/ durch gantz Engelland reiſen.
Jedoch werden in Engelland die allerbeſten Aſchen/ aus den ge-meinen Diſteln bereitet; nach dieſen folgen die Hopffen-Sproſſen oder Stengel/ nach deme die Blumen davon abgebladet ſind worden. Dieſesalles aber iſt erſt kuͤrtzlich erfunden worden.
Unter den Baͤumen giebt der Maulbeer-Baum das beſte Saltz/wie auch die ſpitzigen Kuhnſchroten/ und nach dieſem der Saurdorn/und das ſpitzigte Kali, unter den Meer-Pflantzen.
Jngleichen befindet man ietzo/ daß alle dornichte und ſpitzigte Pflan-tzen/ in ihrer Art ein ſehr gutes Saltz/ und zwar in groſſer Menge ge-ben: Hierher gehoͤren auch alle bittere Kraͤuter/ nehmlich der Hopffen/Wermuth/ Cardobenedict/ Tauſendguͤlden-Kraut/ Gentian/ Stab-
Wurtz/ Reinforn oder Reinfall-Kraut/ Glaſtum und dergleichen; als deren Aſchen man leichtlich/ und mit wenigen Unkoſten bereiten kan; zu dieſen obgedachten Kraͤutern fuͤgen wir noch den Taback; denn deſſen Staͤngel/ ſo ſie geſammlet und verbrennet werden/ geben viel Saltz/ als aus welchen/ dem Anſehen nach/ kein geringer Gewinn zu hoffen iſt; allein der Acker/ darauff er waͤchſet/ leydet etwas Noth. Es erzehlte mir ein Kauffmann/ daß er ſich gegen Seine Majeſt. Koͤnig Carln dem Erſten/einsmahls erboten/ etliche Kirchen auffzubauen/ und ſolche bauvoͤllig zuerhalten/ ja noch uͤber diß eine iede Kirche jaͤhrlich mit 100. Pfund Sterling zu verſehen/ im Fall nur Jhre Majeſtaͤt beliebten/ daß Jhm/dem Kauffmann die Taback-Staͤngel/ ſo in Virginien wachſen/ moͤchten zu Theil werden; hiemit zeugte er an/ wie viel er damit gewinnen wolte.
Auff den Taback folgen/ unter den Saltz-reichen Kraͤutern/ die huͤl-ſigten Pflantzen/ als da ſind die Erbſen/ Bohnen und dergleichen/ wel-che mit den uͤbrigen Arten einige Vergleichung haben; als inſonder-heit/ Hopffen/ Wicken/ Kuͤchern/ und Linſen/ darunter man die letztern
in der Grafſchafft Ochſenfurt/ zur Fuͤtterung des Viehes/ ſehr haͤuffig zu ſaͤen und zu pflantzen angefangen/ und hierzu durch die Erfahrung ſehr gut befunden hat.
Ferner koͤnnen auch/ unter den milchigten Pflantzen gezehlet wer-den allerley Arten der Wolffs-Milch/ item der Feigen-Baum/ welche alle eine feurige Art und Eigenſchafft haben/ wie auch die Weinreben und das Kraut/ Haſenkohl genannt/ ſo etwas ſtachlicht iſt/ mit einer ab-
hangenden Blume/ faſt wie die Dieſteln/ und hat/ gleich wie die Wolfs-Milch/ einen Milch-Safft.
Ferner iſt wegen der fixen Salien zu mercken/ daß diejenigen die beſten/ welche am meiſten von der Erden/ und allen dergleichen unarti-gen Materien befreyet ſind/ beſtehende in groſſen harten und weiſſen Stuͤcken/ welche im Geſchmack eine Schaͤrffe erweiſen: zum andern
diejenigen Aſchen/ welche viel des reinen Saltzes bey ſich haben/ und ſehr geſchwind in dem Calcinir-Ofen zerflieſſen: Drittens iſt die beſte Aſche aus dẽ Vegetabiliẽ diejenige/ ſo dazumal/ weil das Gewaͤchs noch in ſeiner beſten Kraft/ uñ uͤber diß aus den groͤſtẽ Zweigen deſſelben beꝛeitet wordẽ.
Dahero es auch ſcheinet/ daß die Cineres clavellati, oder Pot-Aſchen/ von denen Chymicis ihren Nahmen bekommen haben/ als von Clavo lato, oder breiten Aſt/ oder Nagel: davon ſiehe bey Varrone im [verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt] Buch von Baurnſachen/ das 40. Capitel: Bey den oͤhlichten Saamen-„Zweigen muß man zuſehen/ daß ſie von einen jungen Zweige/ an bey-„den Seiten gleich/ abgeſchnitten werden/ dieſe nennen ihrer etliche ab-„geſchnittene Reiſer oder Sproſſen/ und ſind ungefehr eines Schuhes lang: in dieſem Text wird Clavus ein junger Sproſſe oder Zweig genen-net; Nonus aber lieſet an ſtat des Worts Clavi, Clavula, und ſaget/ daß ſolches ein abgeſchnittenes Holtz bedeute: dieſes iſt gewiß/ daß das Wort Clavola oder Clavula, von dem Wort Clava oder Keule herkomme/welches in unſer Engliſchen Sprach Clubi heiſſet. Zum Vierdten/ ſo iſt von dieſen Salien zu mercken/ daß ſie im trocknen/ und von aller Feuch-tigkeit entfernet/ muͤſſen auffbehalten werden; denn allhier iſt ihnen die Feuchtigkeit ſehr ſchaͤdlich. Endlich wird auch angemercket/ daß immer
eine Aſche vor der andern ein weiſſeres Glas gebe: denn die Eichen-A-ſchen/ indem ſie die Natur des Vitriols an ſich nehmen/ geben ein dunckleres Glas/ da hingegen die Weyde und Saurdorn-Aſche/ ein weiſſeres Glasmetall/ als jene geben/ dieweil ihr Saltz der Nitroſiſchen
Natur beykommt.
Die Art und Weis/wie Agricola aus dem Saltz das Glas berei-tet/ iſt dieſe: das Nitrum hat unter ihnen die erſte und fuͤrnehmſte Stell/dem folget das weiſſe und durchſichtige Bergſaltz/ und die dritte Reyhen hat das Saltz/ aus dem Anthyllen oder einem andern ſaltzigten Kraut
bereitet.
Einige unter den Glasmachern/ ſaget gedachter Agricola, hal-„ten die Aſchen aus dem Anthyllen-Kraut/ und nicht das Nitrum, fuͤr„ das erſte und beſte/ ſolche/ wann ſie ihnen ermangelt/ ſo bereiten ſie das„ Glas aus 2. Theil Eichen-oder Hageneichen-Aſchen/ oder wann auch„
dieſe nicht bey der Hand ſind/ ſo nehmen ſie die Aſchen von Buchen-o-„ der Taͤnnen-Holtz/ mit einem Theil Sand oder Kuͤes/ſammt einem„ wenigen gemeinen oder Meerwaſſer-Saltz/ und einen kleinen Stuͤck-„ lein Magnetſtein; allein es wird auff dieſe Weis kein ſonderbar weiſ-„
ſes noch durchſichtiges Glas bereitet: die Aſchen aber wird aus den alten„ Baͤumen bereitet/ in deren Stock oder Stamm/ wann er 6. Schuhe„ lang/ und hohl iſt/ man Feuer einleget/ und alſo den gantzen Baum ver-„ brennet/ und zu Aſchen bringet. Dieſes geſchiehet im Winter/ wann„ die langwierigen und ſtarcken Schnee liegen/ oder im Sommer/ wann„ es nicht regnet; denn die Platzregen/ zu andern Jahrszeiten/ vermiſchen„ die Aſchen mit der Erden/ und machen ſie unrein; derowegen werden„ alsdenn dergleichen Baͤume in viel Stuͤcken zerhauen/ unter einen„ Dach verbrennet/ und alſo der gedachte Aſchen aus ihnen bereitet. So„ weit Agricola.
Jn uͤbrigen ſo iſt mit der Zeit und durch die Erfahrung/ der Ge-brauch des Salpeters und Steinſaltzes/ zu der Glasbereitung gantz und gar abgekommen/ und iſt nun das Levantiſche Puͤlverlein unter al-len das Fuͤrnehmſte; denn die andern erſtgedachten Salia ſind hierzu zu
weich und linde; indem das Glas ein fixes Laugen-Saltz erfordert/ wel-ches am Geſchmack ſcharff/ und gleichſam brennend iſt/ auch hat es et-was wenig Fettes bey ſich/ dergleichen auch das Nitrum und Bergſaltz bey ſich haben. Derowegen werden ſie auch den mehreſten Theil in ein Alkaliſches Saltz reſolviret/ als welchen das Nitrum am Geſchmack und Fettigkeit verwandt iſt.
Der Agricola und andere mit ihm/ haben/ meines Beduͤnckens/den Plinium nicht recht verſtanden/ indem ſie das Nitrum dieſem Alka-liſirten Saltz vorſetzen; denn alſo ſaget gedachter Plinius im 10. Capitel des 31. Buchs: aus der Eichen/ nachdem man ſie verbrennet/ iſt niemals
viel des Nitri bereitet worden; in gleicher Meinung ſcheinet auch Virgi-lius zu ſeyn/ wann er im 1. Buch Georgicorum alſo ſinget:"Semina vidi eqvidem, multos medicare ſerentes Et nitro prius, & nigra perfundere amurca."Welches zu Teutſch ungefehr alſo lauten mag:""
Dem Saamen (wie man ſiht) kan ſelbſt der Ackersmann Offt gute Huͤlffe thun/ damit er Fruͤchte bringet/Jndem mit Nitro Er die Erde feuchtet an/Und durch den ſchwartzen Miſt die Aecker wohl bedin-get.
Welche Art des Ackerbaues/ in den vorhergehenden/ gedachter Poet alſo ſagend/ beſchreibet: "‒‒ ‒‒ Arida tantum Ne ſaturare funo pingvi pudeat ſola: neve Effœtos cinerem immundum jactare per agros."
Zu Teutſch:"
Man ſchlaͤgt den fetten Miſt nicht auff den beſten Boden/Nur der verbrannte Grund wird damit angelegt.
Ein Brachfeld/ das nichts hat als die verwelckte Soden/Wird mit der Aſche nur beworffen/ daß es traͤgt.
"
Aus dieſen letzten Verſen des Virgilii wird offenbarlich erwieſen/ daß die Aecker mit Saltz beduͤnget worden: denn das Wort Salpeter in dem erſten Verßbedeutet nothwendig/ entweder ein extrahirtes Aſchen-Saltz/ oder den Aſchen ſelbſt/ in welchen das Saltz verborgen lieget;
dahin ziehlen auch im gedachten Buch dieſe folgende Verſe: "Sæpe etiam ſteriles incendere profuit agros: Atqve levem ſtipulam crepitantibus urere flammis."
Zu Teutſch alſo:""
Die Aecker brennen ab/ die Stoppeln ſtecken an/Hat offt bey armen Land nicht wenig guts gethan.
Durch dieſe Verbrennung nun der Stoppeln/ wird nichts anders als das Saltz daraus bereitet/ deſſen Wuͤrckung und Natur iſt die unnuͤtz- lichen Kraͤuter auszurotten; welche/ wann ſie lang und tieff gewurtzelt/denen andern Pflantzen die nothwendige Nahrungs-Krafft entziehen/
den Acker unfruchtbar machen/ auch den guten Saamen verderben und verzehren.
Jch geſchweige/ daß man mit Saltz und Aſchen/ das Ungezieſer und die Wuͤrmer toͤdtet/ welche das Gute und den Kornſaamen auſffreſ-ſen; aber hierzu iſt die kalte Eigenſchafft des Salpeters/ wie der Herr Bacon bezeuget/ allein gnugſam/ weiln ſolche allen dergleichen Gewuͤr-
me zuwider.
Uber dieſes ſo nennet der gelehrte Cæſalpinus im 23. Capitel des 3. B. von den Metallen/ die Aſche Kali, eine Art des Salpeters. Nechſt dieſem dienet auch noch allhier zu wiſſen/ daß die Bauren dieſes Meer-Gras/ aus welchen der Kelp bereitet wird/ in denen Theilen des Engel-lands/ ſo gegen Abend gelegen/ zu der Beduͤngung der Aecker gebrau-chen; welches auch/ nach dem Zeugniß des Ferr. Imperati, bey denen je-nigen/ ſo umb die Gegend des Mittellaͤndiſchen Meers wohnen/ im Ge-brauch iſt: Es kan auch aus dem Meerwaſſer/ wie auch aus einigen Vegetabilien ein Nitrum extrahiret werden; von dieſem aber/ ſo es in den Ofen kommet/ wird der meiſte Theil in ein Sal Alkali reſolviret.
Das 7. Capitel.
Das Saltz aus dem Maurer-Kalch
JSt bey uns nicht im Gebrauch/ ſondern wird zu Zeiten in dem al-ten Gemaͤuer gefunden/ und deßwegen Paretonium genennet; es iſt viel ſchaͤrffer als das gemeine Saltz. Von dieſen habe ich unter meinẽ Raritaͤ-ten ein Stuͤcklein/ welches gantz durchſichtig und einem Alann nicht gar ungleich iſt; an Geſchmack iſt es ſcharff wie ein ander Saltz Ferr. Impe-ratus lobet dasjenige Saltz/ welches man aus denen Muſcheln/ Auſtern und Krebsſchalen bereitet/ als aus welchen das beſte Saltz zum Ge-brauch des Glaſes bereitet wird.
Jngleichen habe ich aus der Erfahrung gelernet/ daß der Kalch/welchen die Maͤurer in Holland gebrauchen/ des allerſchaͤrffeſten Sal-tzes viel bey ſich hat. Jm uͤbrigen/ ob gleich dieſes Saltz das Glas ziem-lich weis machet/ ſo wird es doch nicht ſo durchſichtig/ als dasjenige/ wel-ches aus dem Cali gemacht wird: Und der mehreſte Theil davon wird zu einem Alkaliſchen Saltz.
Das 8. Capitel.
Von der Fritta.
DJeſes Wort ſcheinet den Urſprung zu haben von dem Jtalieniſchen Wort Frittare, welches ſo viel heiſt als gefrieren: denn es iſt die Fritta nichts anders/als ein Saltz und Aſchen/ welche mit Sand gleich-ſam gefruͤhrend/ vereiniget werden/ umb welcher Urſach willen auch die
Engellaͤnderdieſe gantze Maſtam, welche aus dem Calcinirofen kommet/in Engliſcher Sprach abatch, das iſt/ ein geriebenes nennen.
Zum andern/ wann die Fritta zu ſchmeltzen beginnet/ ſo gehet ſie in eine Maſſam, gleich einem Kuchen zuſammen/ welches die Jtaliener Frittelli, die Engeilaͤnder aber a little frits nennen: Vor Alters wurde es von etlichen Hammonitrum, ein Sandglas/von andern aber mit einer
fuͤglichen Wortbeſchreibung/ Ammonitrum, genennet/ als einem ge-doppeltẽ Wort/ hergeleitet von dem Grichiſchen Wort ἄμμος, Sand/„und νίτ[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]ν, Glas: denn alſo ſchreibet Plinius im 26. Capitel des 36. B.„der weiſſe Sand/ welcher in dem mittellaͤndiſchen Meer gefunden wird/„wird mit 3. Theil Nitri vermiſchet/ entweder nach dem Gewicht/ oder „nach dem Maas; dieſer/ wann er geſchmoltzen/ wird in andere Oefen „gegoſſen/ allda wird diejenige Maſſa bereitet/ ſo man Ammo-nitrum o-„der Sandglas nennet; dieſe wird alsdenn wiederum gekochet/ und „ein reines Glas/ auch eine Maſſa des weiſſen Glaſes/ daraus bereitet.
Noch deutlicher handelt hiervon Cæſalpinus, ſagend: aus Sand und Nitro wird eine Maſſa bereitet/ welche Plinius Hammonitrum nen-net. Heut zu Tag aber wird ſie Fritta geheiſſen: Es hat aber dieſe Art und Weis die Frittam zu bereiten/ den Nutzen/ daß nehmlich die Ingre-
dientia auffs beſte mit einander vermiſchet/ und die uͤberfluͤßige Feuch-tigkeiten/ ſo noch darbey/ durchs Abrauchen/ verzehret werden.
Die Fritta des gemeinen Glaſes/ als deſſen Materia nicht gar zart iſt/ wird/ nachdem die Aſche oder der Sand gut und ſubtil iſt/ innerhalb 10. oder 12 Stunden/ mehr oder weniger verfertiget.
Bey uns in Engelland ſind dreyerley Sorten der Fritten im Ge-brauch/ als erſtlich die Cryſtallen/ zu der Cryſtalliniſchen Arbeit/ berei-tet aus Sand und dem Levantiſchen Puͤlverlein: zum andern die ordi-nari Fritta, ſo nur aus lauter Aſchen des Puͤlverleins oder von der Soda, ohne vorhergehende Extraction des Saltzes/ gemachet wird: zum drit-ten/ die gemeine Fritta, welche zu der Bereitung des gruͤnen Glaſes ge-brauchet/ und aus allerley Aſchen/ ſonder alle vorhergehende Berei-tung/ gemachet wird/ oder man nimmt auch nur hierzu eine ſubtil ge-
puͤlverte Aſchen/ und den haͤrtlichten Sand/ der von Woolwych herge-bracht wird.
Die Materialien werden zart gepuͤlvert/ gewaſchen/ geſiebet/ ver-miſchet/ und damit ſich alles wohl und genau mit einander vereiniget/ in das Caleinirfeuer gethan: anders ſo wuͤrde das Saltz und Sand/ wann ſie zerſchmeltzen/ zu unterſchiedlichen Coͤrpern werden; welches auch bey allen dieſen obgemelten Beobachtungen leichtlich geſchehen koͤnte/ ſo mit den Ruͤhrhacken nicht ſtetigs herum geruͤhret werde.
Jn einen Moͤrſel von Marmor.
Es iſt aber die Manier/ ſo anietzo im Gebrauch iſt/ etwas beqve-
mer/ indeme nehmlich die haͤrtere Maſſa als der Aſche/ wie auch die Cal-cinirung der Magneſie und der Zaffera, item der Kieſel uñ das Saltz/ zer-malmet wird auff einer Muͤhl/ die einen Mahlſtein von Marmor hat/ſo 9. biß 10. Zoll breit/ und 7. oder 8. Schuhe im Durchſchnit dick iſt; ſie wird von Ochſen oder Pferden herum getrieben; der Boden/ darauff der Mahlſtein lauffet/ iſt gleichfalls von Marmor/ darauff werden alle Sachen geſchittet/ die zermalmet werden ſollen: Und auff ſolche Art zu zermalmen/ wird in einen Tag mehr gethan/ als wohl 20. Menſchen
mit Moͤrſelſtoſſen ausrichten moͤgen.
Die Frittam begieſſen wir nicht mit Waſſer/ noch mit Lauge/ ſon-dern wir vollbringen die Arbeit/ wann ſichs ſchicket/ im Topffe/ inner-halb wenig Tagen: Jedoch iſt auch gewiß/ daß die Beſprengung mit Waſſer oder Lauge/ viel zur Reinigkeit des Glaſes vermoͤge.
Das 9. Capitel.
Von der Magneſie.
DJeſe iſt die Urſach ſo unterſchiedlicher Qvalitaͤten und Veraͤnde-rung der Farben/ als deren etliche voͤllig/ einige aber heller ſind.
Man befindet anietzo/ daß die Magneſie und der Zaffera, nur der Guͤte nach unterſchieden ſind/ als da dieſe in ihren Vermoͤgen etwas arm/ je-ne aber deſto reicher iſt.
Es iſt zwar noch ein Mittel-Unterſchied zwiſchen beyden/ ſolches aber kan von keinem/ auch von dem allerkuͤnſtlichſten und erfahrneſten Glasmacher nicht unterſchieden werden/ es ſey denn/ daß ſie des Ofens vorhero wohl kundig ſind.
Uber dieſes/ ſo veraͤndern die Metallen ihre Farben/ ungeachtet ſie auff einerley Art/ und gleichen Ingredientibus bereitet worden/ je nach Art der Toͤpffe/ in welchen ſie ausgekochet werden; Derohalben folget der Glasmacher den Gutduͤncken der Augen/ indeme er ſeine Farben/
nicht nach dem Gewicht oder Maas/ſondern nach und nach/ Abſatz-wei-ſe/ beymiſchet/ folgends das Metall ruͤhret/ und nach genommener Prob von der Qvalitaͤt der Farben urtheilet; und im Fall er ſolche gar zu hell befindet/ ſo thut er noch ſo viel darzu/ biß es die Farb/ ſo er verlanget/ er-reichet.
Der Ofen erfordert ein duͤrres Holtz.
Unſer Autor ruͤhmet allezeit vor allen das Eichenholtz/ als welches ein ſtarckes Feuer/ und eine daurhafftige Flamme giebet. Ferr. Impera-tus ſaget/ im 16. Cap. ſeines 14. Buches/ daß die Glasmacher/ wann ſie arbeiten/ lieber eine lebhaffte als eine groſſe Flamme/ und dahero das Eſchenholtz am liebſten haben/ als deſſen Flamme/ wann es in den Wirbel des Ofens kommet/ ſeine Macht denen Toͤpffen ſelbſten mit-theilet: und gewiß das Eſchenholtz giebet ein ſehr helles Feuer/ allein es wehret nur nicht lang/ und wofern es nicht immer angeſchieret wird/ ſo ſchmeltzet weder das Metall/ noch wird ſolches zur Arbeit tuͤchtig.
Camerarius recommendirt in ſeinem Buch nicht ſonder Ur-ſach das Wachholder-Holtz hierzu/ wann man ſolches nur haͤuffig und genug haben koͤnte. Jch verſtehe nicht genugſam/ was Plinius damit will/ wann er alſo ſaget: das Glas wird bey leichten und duͤrren Holtz gekochet: Auch weiß ich nicht/ warumb Plutarchus ſich zu ſagen unter-ſtehet; nemlich/ es diene das Tamarißken-Holtz trefflich wol zum Glas-machen; da doch dergleichen Holtz kein Feuer/ gleich wie es das Glas von noͤthen hat/ geben kan.
Allhier kan ich nicht vorbey gehen/ etwas von der Wuͤrckung des Feuers/ auff die Bahn zu bringen/ wie ſolches von den Arabiſchen Na-turkuͤndigern und deroſelben Nachfolgern iſt aufgezeichnet worden; daß nemlich das gebrannte Glas/ ſo es mit calcinirten Schwaͤmmen vermi-
ſchet wird/ den Nieren-und Blaſenſtein zerbrechen/ auch die aͤuſerlichen Geſchwaͤr heilen ſoll; allein die Art und Weis das Glas zu brennen/ wie es von gedachten Arabern und ihren Nachfolgern beſchrieben wird/ iſt gantz ungereimbt; indem gnugſam bekannt iſt/ daß zwar ein ſehr ſtar-ckes oder ſtetswehrendes Feuer/ ſolches wohl im Fluß erhalten/ mit nich-ten aber zu einem Pulver brennen und bringen kan.
Das Saltz abzuſchaumen.
Dieſes abgeſchaumte Saltz wird auch genennet Sal Alkali, bey den Teutſchen Glas-Gall/ bey den Frantzoſen/ Suin de Verre, oder Glas-fett; bey den Engellaͤnder aber Sandever. Dieſes Saltz iſt gantz weiß/und vergleichet ſich/ dem Geſchmack nach/ mit dem Nitro/ wird auch von
der Feuchtigkeit der Lufft oder eines Orts leichtlich auffgeloͤſet.
Unſere Glasmacher werffen das Metall ins Waſſer/ damit von demſelben das Saltz abge ſondert werde/ indeme es oben auff ſchwimmet; denn wenn das Saltz/ durch dergleichen Abſchaumen nicht von dem Me-tall geſchieden wird/ ſo bleibet das Glas zur Arbeit untuͤchtig/ verliehret ſeine Zaͤhigkeit/ und wird ſehr zerbrechlich.
Ein Topff/ welcher des beſten Metalls 200. Pfund haͤlt/ der wird 50. Pfund des Alkaliſchen Saltzes geben: und je traͤger oder gelinder das Saltz/ auch je ſchwaͤcher die Aſchen ſind/ je groͤſſer wird die Qvanti-taͤt des Alkaliſchen Saltzes werden; alſo/ das ein Glas-Metall das an-
dere/ umb den 5ten oder 6ten Theil uͤbertrifft: Und wann das gemeine Glas und die Aſche gar zu ſchlimm ſeynd/ ſo muͤſſen die Glasmacher/wegen allzu vielen Uberfluß des alkaliſchen Saltzes/ den Topff 4. oder 6. mal mit Aſchen anfuͤllen/ damit er des Glasmetalls endlich voll werde/auch wann des alkaliſchen Saltzes noch etwas in den Topff uͤbrig iſt/ſo duͤrffen die Glasmacher kein kaltes Waſſer daran ſchitten/ damit die Ebullition oder Auffwallung des Glaſes verhindert werde; denn wann ſie ſolches thaͤten/ ſo wuͤrde der Topff/ ſammt dem Ofen/ mit grauſa-men Ungeſtimm entzwey ſpringen. Das alkaliſche Saltz machet das Metall flieſſend/ und wann man deſſen eine kleine Qvantitaͤt/ mit Spieß-glas und Nitro vermiſchet/ indem der Crocus Metallorum bereitet wird/vermehret es die Qvantitaͤt des Croci, und machet/ daß er deſto leichter von den Schlacken abgeſondert werde. Jn Franckreich iſt dieſes Saltz haͤuffig zu bekommen/ und gebrauchen ſolches die Jnnwohner zum Ein-ſaltzen der Speiſe und des Getraͤncks. Die Solution von ſolchen Saltz/wann es auff die Garten-Bette gegoſſen wird/ toͤdtet die Wuͤrmer/und die unnuͤtzlichen Kraͤuter.
Der Hals ꝛc.
Alſo werden diejenigen uͤbrigen Glas-ſtuͤcke geheiſſen/ welche an den eiſeren Blasroͤhren hangen bleiben/ ſolches ſchlagen ſie allezeit von gedachter Roͤhren herab/ und legen es an ein hierzu beſtelltes Ort; aus welchen hernachmahls/ wann ſie zerſtoſſen/ und mit Metall vermiſchet
werden/ nichts anders als ein gemeines/ doch ſehr reines Glaß/ berei-tet wird/ nicht anders als ob es von dem allerbeſten Metall waͤre.
Das 10. Capitel.
Damit es wohl calciniret werde.
DAs Glas bleibet nicht nur 24. oder mehr Stund/ ſondern wol 2 o-der 3. Tag lang in einem ſtarcken Feuer; dann je laͤnger es darin-nen/ je beſſer wird es/ denn auff ſolche Weiſe wird es gereiniget/ und werden alle Flecken und Blaͤtterlein davon verzehret.
Das 11. Capitel.
Vom Weinſtein.
DJeſer kommet von dem allerbeſten Wein her/ und iſt ein Zeichen/daß dem Wein/ von dem Meerwaſſer oder andern dergleichen Dingen/ nichts ungebuͤhrliches widerfahren/ als von welchen die Tu-gend und Krafft des Weins gemindert/ der Weinſtein aber in die al-lerkleineſten Stuͤcklein diſſolviret wird.
Bey uns wird der Weinſtein/ zum Glasmachen/ in der drit-ten Cammer des Glasofens/ nahe beym euſern Ofenloch/ 6. Stund lang biß zur Weiſſe gecaleiniret; Dieſe Calcinirung hat in dem Glaß eben die Wuͤrckung/ als ob der Weinſtein an einem andern heiſſen Ort waͤre gecaleiniret worden.
Das 12. Capitel.
Die Zaffera.
DJeſe und die Magneſie werden allhier nicht anders bereitet/ als daß ſie auff der Muͤhl zu einen zarten Pulver gemachet/ und durch ein Sieb/ gleichwie das Puͤlverlein und die uͤbrigen Materialia/ geſiebet werden.
Was die Zaffera ſey/ finde ich bey keinem Autore, und ſind der-ſelben gar wenig/ die davon etwas gedencken. Cardanus nennet es im 5. Buch ſeiner Subtilitaͤten/ eine Erden: Es iſt/ ſaget er/ auch eine„ andere Erden/ welche das Glas alſo blau faͤrbet/ welche ihrer etliche„
Zafferam nennen. Allein Cæſalpinus, nachdem Cardano, rechnet ſol-che/ zu den Steinen/ im 55. Capitel ſeines andern Buchs; Noch iſt ein anderer Stein/ ſind des Cæſalpini Worte/ der das Glas„ blau faͤrbet/ und wenn man des gedachten Steins ein wenig zu viel„
nimmt/ ſo wird das Glas ſchwaͤrtzlich: Solcher Stein aber wird Zaf-„fera genennet/ iſt an der Farb grauroͤthlicht/ ſchwer und zerreiblich; im„ Feuer flieſſet er/ fuͤr ſich allein aber nicht; ſondern wenn er mit dem Glas vermiſchet wird/ flieſſet er gleich einem Waſſer.
Aldrovandus in ſeinem Muſæo, folget obgedachten Autoribus, und nennet es an einen Ort eine Erde/ an einem andern aber einen Stein.
Ferr. Imperatus vergleichet im 8. Capitel des 28. Buchs die gedachte Zafferam, dem Bleyſtein und der Magneſie. Allein es iſt keine Erde/dieweil es ſich mit Waſſer nicht vermiſchet/ noch mit demſelben kan ver-einiget werden: zu dem/ ſo iſt kein Stein gleichwie die Zaffera ſo zer-
reiblich/ als welche mit den Fingern/ und geringer Muͤh/ zu einer zar-ten und ſandichten Subſtantz gemachet wird/ welche man kaum beta-ſten oder fuͤhlen kan.
Und gewißlich/ wann dieſe Materia ein oder andere dergleichen Eigenſchafft/ oder eine gewiſſe Farb haͤtte/ ſie wuͤrde von denen Schreibern/ die von dergleichen Sachen geſchrieben/ und ſolchen nach-geforſchet haben/ nicht gaͤntzlich ſeyn aus der Acht gelaſſen worden; Jn-
ſonderheit nachdem ſie bey allen in ſo ſtarcken Gebrauch iſt/ und der-ſelben eine groſſe Menge/ ſo wohl von den Glasmachern/ als auch von den Toͤpffern verarbeitet wird. Der embſige und gelehrte Bergman Agricola, kennet ſolche nicht/ und thut auch nicht die geringſte Meldung
davon. Julius Scaliger, welcher ein Buch/ die Glaͤſerſachen betref-fend/ geſchrieben hat/ ſaget nichts davon/ hat auch den Cardanum, umb daß er ſolche eine Erde nennet/ in geringſten nicht geſtraffet.
Derohalben bin ich dieſer Memung/ und halte dafuͤr/ daß dieſes eine neu-erfundene Sache ſey/ und durch Kunſt von irgend einen Teut-ſchen Kuͤnſtler bereitet/ auch der Urſach halben annoch in geheim ge-halten werde; denn es iſt gewiß/ daß es aus Teutſchland komme: und ſo
ich muthmaſſen folte/ wolte ich dafuͤr halten/ daß es aus Kupffer/ Sand und vielleicht ein wenig Gallmeyſtein/ bereitet werde.
Die blaue Farb/ ſo es hat/ iſt meiner Meinung nach dem Kupffer beyzumeſſen/ nicht anders als die Farb der Magneſie dem Eiſen: Auch iſt dieſes gewiß/ daß nichts iſt/ welches dem Glaß eine Farb mittheilet/ auſſer die Metallen/ denn es wird das Glas von einem iedem Metall ge-tingiret. Der Laſurſtein/ ungeachtet er ziemlich hart iſt/ giebet im Feuer ſeine Farb von ſich/ und alſo auch die uͤbrigen Mineral-Steine: Das Spiesglas tingiret zwar das Glas auch; allein ſolches geſchiehet nur von ſeinem metalliſchen Theil oder dem Regulo: Vielweniger kan einige Er-den/ dergleichen ſtarckes Feuer ausſtehen; Wiewohl ſich die Scotiſche Ochergelb/ wie auch die Jndianiſche Roͤthe/ durch die Calcination in keine unliebliche Farben veraͤndern/ ſo ſie anders recht angeordnet wer-den/ jedoch koͤnnen ſie die Hitze des Glasofens nicht aushalten.
Jſt alſo der endliche Schluß/ daß dieſe Zaffaræ-Farb von keinen andern/ als einem metalliſchen Dinge ihren Urſprung habe. Und ſo die-ſes iſt/ was kan es wohl anders/ als das Kupffer ſeyn? Denn ob man ſchon glauben wolte/ daß dieſe Farb vom Silber herkaͤme/ ſo iſt doch ſol-
che nur dem Kupffer/ als welches mit dem Silber eine Verwandſchafft hat/ zuzuſchreiben; denn das Silber/ nachdeme es zum drittenmahl iſt ausgeſotten worden/ faͤrbet das Scheidwaſſer gantz und gar nicht mehr.
Das zweyte Stuͤck/ welches zu der Compoſition der Zafferæ kom-met/ iſt der Sand/ welches man mit der Zung und Hand fuͤhlen und unterſcheiden kan: und wann man ein Aqva fort darzu nimmt/ ſo wird man augenſcheinlich befinden einen weiſſen und durchſichtigen Sand-
Kieß/ welcher dem Pulver derjenigen durchſichtigen Steinlein (bey uns in Engelland Pebles, in Jtalien und von Feranto aber Qvocolos genañt) gaͤntzlich gleich kommet: noch uͤber dieſes/ſo wird ſich eine Art des San-des/ bey der obigen Solution befinden/ welcher unſern Engliſchen ge-meinen Sand nicht gar unaͤhnlich iſt/ ſchwaͤrtzlich an der Farb und leichtlich in den Fluß zu bringen.
Zum dritten/ warumb ich dafuͤr halte/ daß auch Gallmeyſtein mit der Zaffera vermiſchet ſeye/ iſt dieſes die Urſach/ daß weder ein Aqva fort, noch Spiritus Vitrioli, uͤber die Zaffera gegoſſen/ eine merckliche Operation thut/ als daß ſie ſolten Blaſen auffwerffen/ ſolviren oder tin-
giren: Solches habe ich verſuchet/ mit der Angieſſung eines gemeinen Scheidwaſſers und Vitriol-Spiritus, allein ich habe niemahls vermer-cken koͤnnen/ einige ebullition und Bewegung der Liqvorum, noch ei-nige Entfaͤrbung oder Getoͤß/ gleich wie ſonſten in Auffloͤſung der Me-
talliſchen Coͤrper zum oͤfftern zu geſchehen pfleget.
Daß aber der Gallmeyſtein die Solution verhindere/ und das uͤ-brige verurſache/ ſoll aus nachgeſetzter Verſuch-Prob/ welche wir dar-umb anfuͤhren wollen/ zu erſehen ſeyn: Es kan auch uͤber dieſes ein Hartz oder Gummi/ ſo ſie bey obiger Compoſition der Zafferæ vermiſchet waͤ-
ren/ die Ebullition oder Auffwallung des Aqvæ fortis verhindern/ die-weil dergleichen ſchwefflichte Materien von ſolchen Waſſern nicht an-gegriffen werden.
Auff was Weis aber das Kupffer zu gedachter Compoſition der Zafferæ muͤſſe gepræpariret werden/ und ob ſolches nur auff gemeine Art/ wie die Chymici lehren/ oder aber auff eine andere Manier geſche-hen ſoll/ kan ich allhier nicht beſchreiben; es ſolten aber etliche wenige Ex-
perimenta dieſes Secret entdecken/ und dieſen Knopff auffloͤſen koͤnnen/als dahin wir den Leſer wollen gewieſen haben.
Endlich wer das Gewicht/ den Preiß/ und die Farb (welche nur Purpurfaͤrbicht/ und ſchwaͤrtzlicht/ was wir biß dato geſehen/ fuͤrge- kommen iſt) in acht nehmen und betrachten wird/ der wird meiner obi-gen Meinung leichtlich Beyfall geben.
Das Wort Zaffera hat ſonder allen Zweifel ſeinen Nahmen von Saphiro, als mit deſſen blauen Farb es ſich mehrentheils vergleichet.
Das 13. Capitel.
Magneſia.
SOlche wird darumb alſo genennet/ dieweil es ſich/ ſo wohl am Ge-wicht/ als an der Farb mit dem Magnetſtein vergleichet. Dieſes iſt eine faſt allgemeine Materia des Glaſes/und gebrauchet man dieſe Ma-gneſie nicht allein zu dem Ende/ daß dadurch die gruͤne und blaue Farb
dem Glas benommen werde/ davon Virgilius im 4ten Buch Georgi-cor. alſo ſinget:
"‒‒ ‒‒ Eam circum Mileſia vellera Nymphæ Carpebant hyali ſaturo fucata colore."
Teutſch:
""
Vom Thale brachs die Nymph/ das durch Myleſo gehet/Welchs ſtets in voller Bluͤht und hoher Farbe ſtehet.
Ein Ausleger des Virgilii fuͤget zu dieſem Verſe noch hinzu/ nachfol-gende Wort: Vitreo viridi, Nymphis apto, in Glas-gruͤner Farb/ ſo zum Waſſer ſich ſchicket.
Die gruͤne Farb iſt in allen Glas-Sorten zu finden/ dahero mag die Magneſie mit allem Fug eine Seiffe/ welche das Glas reiniget/ ge-nennet werden; es giebet auch die gedachte Magneſia dem Glas aller-ley Farb/ als roth/ ſchwartz/ Purpur-Farb und dergleichen; ja ſie mag
fuͤr eine Haupt-Materia aller Farben gehalten oder benamſet werden/wie ſolches dieſes gantze gegenwertige Buch/ und abſonderlich Cæſalpin9 mit folgenden Worten weitlaͤufftig und waꝛhaftig erweiſet/ alſo lautende:
„Es wird dieſe Art des Magnetſteins heut zu Tag ins gemein Manganeſe
„und vom Alberto Magno, Magneſie genennet/ und wird zu dem Glas-
„machen gebrauchet; dieweil man darvor haͤlt/ daß es das geſchmoltzene
„Glas/ gleichwie der Magnet das Eyſen/ an ſich ziehet: Es iſt ein
„ſchwaͤrtzlichter/ dem Magnet aͤhnlicher Stein/ und gebrauchen ihn die
„Glasmacher; denn ſo man von ſolcher Magneſie nur ein wenig mit ge-
„ſchmoltzenen Glas vermenget/ ſo reiniget es daſſelbige von allen fremb-
„den Farben/ und machet das Glas heller; nimmt man aber der ge-
„dachten Magneſie etwas mehrers/ ſo bekommet das Glas eine Pur-
„purfarb: Man bringet dieſe Magneſie aus Teutſchland/ auch wird ſie
„in Jtalien/ aus den Bergen Vitorbii, und anderswo gegraben.
Plinius gedencket auch eines falſchen Magnetſteins/ alſo ſchrei-bend: Jn Cantabria wird auch ein Magnetſtein/ aber nicht der warhaf-„tige gefunden/ an unterſchiedlichen Oertern; allein ich weiß nicht/ ob„ ſolcher zum Glasſchmeltzen nuͤtzlich iſt/ denn es iſt/ ſo viel mir wiſſend/„
von memand annoch verſuchet worden; dieſes aber iſt mir wohl wiſſend„ daß ſolcher Stein/ gleich dem rechten Magnet/ das Eyſen ſcharff ma-„chet.
Dieſe Magneſie nennet Cardanus im 5. Buch/ ſeiner Subtilitaͤ-ten/ eine ſyderiſche Materia; mit was Grund er aber ſolches thut/ weiß ich nicht. Jngleichen ſaget er/ und vielleicht aus Jrrthum/ daß ſie blau ſeyn ſoll/ da ſie doch roth oder dunckel iſt. J. Scaliger bemercket in der
104. Exercit. §. 23. von dieſem des Cardani Ort nachfolgends: Was„die Magneſie ſey/ ſaget er/ weiß und kenne ich nicht/ es kam mir aber ein„
geſchriebenes Buch/ vom Glasſchmeltzen handlend/ einsmahls unter„
die Hand/ welches ein Venetianiſcher Buͤrger/ Nahmens Pantheus/„
verfertiget hatte/ darinnen ſtunde verzeichnet/ daß das Glas eine Pur-„
purfarb von der Magneſie erlangte: Auch weiß ich mich zu erinnern/„
als ich annoch ein Knab war/ und zu Ladron dazumahl mich auffhielte/„
daß/ ſo mir recht iſt/ aus den Solodoniſchen Bergen etwas/ weiß nicht„
was/ ausgegraben/ und nacher Venedig gebracht wurde; mit welcher„
Materia man das Glas alſo ſchoͤn und weiß machte/ daß es faſt/ auff die„
Art gleich einem Cryſtall/ hell und rein anzuſehen war/ und ſolches dañ„
war an der Farb faſt gleichwie ein Eyſen geweſen. Mein anderer Lehr-„
meiſter lehrte mich das Glas/ mit Zuſetzung auch einer eyſenfarbichten„
Materia/ laͤutern und weiß machen/ alſo/ daß die Subſtantz der bey-„
den Ingredientien ſo feſt vereiniget/ und zuſammen verbunden wa-„
ren/ daß die Farben/ ſo davon vermiſchet/ noch andere Glasſarben an-„
nahmen/ und ſelbige im Feuer reinigten; indem die eyſenhafftige Ma-„
gneſie/ als welche die Hitze nicht erdulden kan/ ausrauchet/ auch die Un-„
reinigkeit des Glaſes mit ſich nimmt/ und alſo ſelbiges/ gleichwie die„
Seiffe oder Lauge/ das leinerne Geraͤthe von allem Unflat ſaubert. „
Jch finde faſt eine gleiche Meinung bey dem Ariſtotele, da er handelt von dem Kraut Wohl-Gemuth/ und weiſet/ wie die Eigenſchaf-ten dieſes Kraut/ den truͤben Wein laͤutern und reinigen. Sonſten a-ber iſt zu wiſſen/ daß dieſe eyſenhafftige Subſtantz/ ſo ſie mit einen Me-
tall vermiſchet wird/ im Feuer nicht ausrauche/ ſondern in kurtzer Zeit (mit demſelben) verkochet wird. Und dieſes/ was bißhero geſaget wor-den/ iſt es/das wir von der Magneſie in acht genommen haben.
Jn dieſen obigen Diſcurs nun ſind zweyerley Sachen in acht zu nehmen/ als die Attraction oder Anziehung/ und die Reinigungs Kraft/damit die behandelte Magneſie ihre Wuͤrckung vollbringet: Betref-fend das erſte/ als die Attraction, ſo finde ich kein ander Fundament/ als
daß ſolche Eigenſchafft/ aus ſreyen Willkuͤhr/ wegen des Nahmens der Materie iſt beygeleget worden; denn ſo man gleich ein groſſes Theil der Magneſie/ zu einem wenigen Theil des zerbrochenen oder geſchmeltztenGlaſes thut/ ſo wird man in derſelben weder Attraction noch Bewe-gung ſpuͤhren: Wollen ſie aber/ an ſtat des glashafftigen Liqvors, das Alkali, oder ein Theil des Glaſes verſtehen/ ſo iſt gewiß/ daß die gruͤne Farb/ auch dem wohlverſchaumten Metall/ anhaͤngig/ und wann man alsdann einige Magneſie darzu thut/ ſo iſts auch richtig/ daß es das Glas reinige: Verſtehen ſie aber durch den Liqvor des Glaſes nichts anders/ als ein geſchmeltztes Glas/ ſo reden ſie vergeblich von der Sach/indem ſie ſolches nicht/ wie ſichs gebuͤhret/ mit einen Beweißgrund/ o-der einiger Erfahrungs-Prob eroͤrtern.
Sonſten aber wie obſcur und verborgen dieſe Attraction, ſo offen-bar iſt hingegen die Glasreinigung/ die Art und Weis aber/ wie ſolches geſchehe/ iſt gaͤntzlich verborgen. Vorerwehnter Scaliger haͤlt/ ſammt ſeinem Lehrmeiſter/ dafuͤr/ daß ſolche Operationes der Magneſie/ in At-
trahirung und Reinigung des Glaſes/ vermittels einer Art der Exhala-tion geſchehe: Plinius und Cæſalpinus verſtehen durch dieſelben Attra-ction vielleicht nichts anders/ als die Reinigung/ allein ſie geben davon keinen gebuͤhrlichen und ſattſamen Bericht.
Einmal aber iſt gewiß/ daß vermittels der Magneſie die Unreinig-keiten und frembden Dinge von den geſchmoltzenen Glasmetall abge-ſchieden werden/ es mag nun gleich durch die Præcipitation oder Exhala-tion geſchehen; durch die Præcipitation aber kan ſolches nicht geſchehen/denn wann das Metall beweget wuͤrde/ ſo wuͤrde ſeine gehabte Farb wiederumb kommen/ oder es wuͤrde ſolche in Form eines Pulvers/gleichwie in allen Præcipitationen geſchiehet/ auff des Topffes Boden zu finden ſeyn.
Die Exhalation iſt noch weniger warſcheinlich; dieweiln man an dem gereinigten Glas keinen Abgang des Gewichts ſpuͤhret; und wie ſolte ſich der fixe Coͤrper der Magneſie/ ſambt der klebrichten Subſtantz des Glaſes vermiſchet/ alſo erheben und ausrauchen koͤnnen? und koͤnte
auch wohl eine groͤſſere Unbeſtaͤndigkeit der Magneſie beygemeſſen wer-den/ als daß man ſagen wolte/ ſie daͤmpffe unvermercket/ nachdeme ſie die gruͤne Farb des Glasmetalls an ſich genommen/ in die Lufft auff/ und davon?
Jch vor meinen Theil halte dafuͤr/ daß hieran nichts anders/ als die formliche Veraͤnderung des Coͤrpers/und der kleineſten metalliſchen Particuln/ die Haupturſach ſolcher Operation ſey: denn indem die Ma-gneſie vom Feuer geſchmoltzen/ auch durch deſſen Vermittlung/ mit den
allerkleinſten Atomis des Metalls/ durchaus vermiſchet wird/ ſo formi-ret das Feuer/ vermittels der mannigfaltigen Herumbtreibung/ ato-mialiſche Figuren/ welche alsdann tuͤchtig werden/ den meiſten Theil desjenigen Lichtes/ welches wir hell und weiß nennen/ reflectirend fuͤr-
zuſtellen.
Dieſe Lehr von der Farben Herfuͤrbringung/ nur aus ihrer Theil-Verwechßlung/ noch weitlaͤufftiger zu eroͤrtern/ koͤnten noch unter-ſchiedliche Inſtanzen oder Einwuͤrffe auff die Bahn gebracht werden; al-lein wir wollen uns begnuͤgen laſſen/ hier anzufuͤhren nur diejenigen Coͤr-
per/ welche durch Vermiſchung/ und Zuſammenſetzung anderer gefaͤrb-ten Materien/ eine Weiſſe erlangen/ als zum Exempel; Man nehme gelblichten Terebenthin/ oder ein ſchwaͤrtzlichtes Oleum Caperæ, oder ein altes Terebenthin-Oehl/ welches mit Gruͤnſpan (denn ſolcher wird
darinnen leichtlich auffgeloͤſet) getingiret worden/ und zwar in ſolchen Grad der Farb/ welcher mit dem Glas uͤbereinkommet/ ſolches vermi-ſche/ und ruͤhre mit einem Eyerdotter beſter maſſen herumb/ ſo wirſt du eine helle und weiſſe Farb bekommen.
Noch ein anders/ man nehme eine ſtarcke Seiffenſieder-Lauge/ ſol-che umbruͤhrend/ miſche ein gruͤnes Hollunder-Oehl darunter/ ſo berei-teſt du eine Artzney/ welche von den Naturkuͤndigern Jungfer-Milch genennet wird.
Man kan auch wohl der gedachten Lauge ein anders Oehl beyfuͤ-gen/ und gleichen Effect erreichem. Allhier ſchaueſtu erſtlich die Lauge/welche an der Farbe gelb-roͤtlich iſt/ uñ doch heꝛnach durch die Gruͤne des Oehls zu nicht gemacht/ verzehret/ und in eine Milch-weiſſe veraͤndert wird. Ferner/ wann man Weinſteinoͤhl in ein gruͤnes Waſſer/ (wel-ches durch Auffloͤſung der gruͤnen Feuer-oder Schweffel-Steine/ mit Regen-Waſſer bereitet wird) gieſſet/ ſo wird man eine weiſſe Farb er-langen.
Gedachtes Weinſtein-Oehl in ein gruͤnes oder blaues Waſſer (darinnen Vitriol zergangen) gegoſſen/ wird gleichſalls obigen Effect er-reichen; allein die Farb iſt in dieſem letzten Experiment nicht ſo weiß/gleichwie ſie in dem erſten iſt/ es ſey dann/ daß man des Weinſteinoͤhls
einen guten Theil daran ſchitte.
Mit dieſen Einwuͤrffen nun wird ja die Exhalation der Magneſie hoffentlich gnugſam widerleget worden ſeyn/ mit augenſcheinlicher Er-weiſung/ daß die vielmahls erwehnte Glas-Reinigung/ eintzig und allein von Mannigfaltigkeit der Metalliſchen Theil Textur oder Gewuͤrck/und deroſelben Diſpoſition/ welche die darzugethane Magneſie wuͤrcket/ herruͤhre. Und was koͤnte wohl fuͤr eine andere Urſach gegeben werden/warumb das Glas-Metall von zwey weiſſen Coͤrpern/ nemlich Sand und Saltz/ eine gantz andere Farb erlange? Oder warumb die Zaffera,
und die Magneſie/ eine ſchwartze Farb geben?
Daß die Magneſie viel des Eyſens bey ſich fuͤhre/ duͤncket mich oh-ne allen Streit wahr zu ſeyn/ auch will ich ſolches mit folgender Erfah-rungs-Prob erweiſen: Jch goß einsmahls Scheidwaſſer uͤber eine ge-puͤlverte Magneſie/ in einen enghalſigten Glas/ ſo erregte es in das
Glas/ mit einen engen Mund-Loch/ ſehr groſſe und auffwallende Bla-ſen (nicht aber geſchiehet ſolches ſo ſehr in einem andern Glas/ſo ein weit Mundloch hat) und einen ſcharffen durchdringenden Dampff/ welcher uͤbel zu riechen war; Nachdeme ich aber einen Vitriol-Spiritum daran gegoſſen/ ſo kochte es zwar ein wenig/ und wurde das Glas (nachdem in demſelben die Materia viel Fuͤncklein ſchieſſen ließ) ſo heiß/ daß ichs nicht laͤnger in der Hand behalten kunte; und wann man auff gedachte Magneſie noch ein kaltes Waſſer ſchittete/ ſo wird die ſchon allbereit abnehmende Hitz noch mehrers erwecket/ welches/ wie mich beduͤncket/ ei-ne ſonderbahre Eigenſchafft dieſer Materiæ iſt.
Die Tinctur dieſes Steins hatte eine ſaturirte Farb/ gleich einem Claret: Dieſes alles nun geſchiehet auch mit dem Eyſen/ ſo die ober-wehnte Spiritus daran gegoſſen werden; und iſt gewiß darfuͤr zu halten/daß die Farb/ welche die Magneſte bey ſich fuͤhret/ von dem Eyſen ſei-
nen Urſprung habe/ indem ſie beyde einerley Roͤthe haben; ſolches wird ſamt einer hochrothen Purpur-Farb/ wie auch einigen Arten der blau-en und andern Farben/ in unterſchiedlichen Præparationibus des Ey-ſens/ befunden. Und gleichwie die bleiche Erdfarb/ auffs beſte von der Zaffera und Magneſie/ alſo wird die Seiden von der Schwaͤrtze getin-giret/ ſo man den Schliefſand dazu thut/ der von dem Schleiffſtein/darauff Eyſen geſchlieffen wird/ kommet; ſolchen Schlieffſand aber kan man haben bey denenjenigen/ welche Scheer und dergleichen Sachen ſchleiſſen. Auch ſolte gedachter Schlieffſand/ ohne Zweiffel/ dem Glas-Metall/ welches in dem Topff oder Ofen gefaͤrbet werden ſoll/ gar wohl dienen/ wann nur die Glasmacher den Nutzen ſolches Sandes wuͤſten/oder ihn einmahl des Gebrauchs wuͤrdigen wolten.
Zum andern ſo machet die Magneſie das rohe Glas oder Metall ſehr auffſchwellend/ nicht anders als der Stahl/ wie auch deſſelben Cro-cus, oder eine andere dergleichen Eyſen-Operation oder Compoſition, welches dieſes Metall mit dem Kupffer und Bley gemein hat.
An dieſem/ unſers Authoris Orth/ iſt in acht zu nehmen/ daß er begehret/ man ſoll von gedachten Materien nichts auff einmahl/ ſondern ſolches auff unterſchiedlich mahl oder nach und nach in den Topff werf-fen: und zwar ſo/ daß allezeit ein Theil des Topffs leer verbleibe/ damit
das Metall nicht allzuſeh[r] auffſtrudlend/ in das Feuer und Aſche ſich verlauffe/ und alſo Zeit und Unkoſten zugleich verlohren gehen/ welches gemeiniglich mit einander zu geſchehen pfleget.
Allhier ruͤhmet unſer Autor die Piemontiſche Magneſie/ als wel-che die beſte unter allen ſeyn ſolle; und das iſt die Urſach/ daß/ ſo offt als er etwas von der Magneſie ſchreibet/ er zugleich auch des Orts geden-cket/ da ſolche herkommen.
Hierzu kan auch verglichen und beygebracht werden diejenige Ma-gneſie/ welche vor Jahren durch den Fleis unſer Engellaͤndiſchen Berg-leuthe/ in unſern Lande/ bey den Mendippiſchen Huͤgeln/ an einen (we-gen des Bley-Ertzes) ſehr beruͤhmten Ort/ in der Grafſchafft Som-
merſet/ iſt erfunden/ und an den Tag gebracht worden: und weiln ſolche ſehr gut/ als wird ſie von denen Moranen ſehr nuͤtzlich gebrauchet. Von dieſer Magneſie bezeugen die Bergleuthe ausdruͤcklich/ daß an ſelbigen Ort/ allda ſolche Magneſie gefunden wird/ eine Bleyminera/ insge-mein in Engliſcher Sprach Potern genannt/ anzutreffen ſey; ſolche Bleymineram gebrauchen die Toͤpffer/ damit ſie ihre Gefaͤß ſchwartz/gleichwie mit der Zaffera blau machen: Sie halten diejenige fuͤr die beſte/ welche ſchwartz iſt/ keine glaͤntzende Fuͤncklein hat; und ſo es zu Pulver gemachet wird/ dem Bley eine ſchwartze Farb mittheilet. Sie iſt hart anzufuͤhlen/ und ſchwer am Gewicht/ und je voͤller es an der Farb iſt/ je mehr farbet es das Glasmetall; ſie kan mit der Fritta zu gleicher Zeit in den Topff getragen werden.
Das 14. und 15. Capitel.
Ferretum Hiſpanicum.
DAs Wort Ferretum bedeutet insgemein nichts anders/ als ein ge-brannt Kupffer/ zu Latein æs uſtum genannt; denn alſo iſt es von Cæſalpino Lateiniſch und Jtalieniſch gegeben worden/ im 5. Capitel ſei-nes 3ten Buchs/ indem er/ an gedachten Ort/ alſo davon redet: das be-
„ſte gebrannte Kupffer wurde vor Zeiten in Egypten zu Memphis/nach-„gehends aber in der Jnſel Cypern verfertiget: deſſen Kennzeichen der „Guͤte ſind/ daß es roth/ und im Zerreiben der Zinnoberfarb gleich iſt; „denn ſo es ſchwartz iſt/ ſo iſt es zu viel gebrannt: Heutiges Tages aber „wird es in Spaniẽ verfertiget/ und wird von ihnen Ferretum geheiſſen; „allein es iſt und faͤrbet ſchwartz/ dahero wird es zum Haarfaͤrben ge-„brauchet: Sonſten/ wann es nur mittelmaͤßig gecalciniret wird/ ſo er-„ſcheinet es roth/ behaͤlt auch ſolche Farb/ wann es gleich zu einen Pul-ver gemacht wird. Und ſcheinet/ es habe den Nahmen Ferretum à Colo-re ferreo, von der Eyſenfarb bekommen: denn der Crocus Martis giebt eine rothe Farb/ wiewohl dieſer Crocus etwas gelinder/ als das Ferre-tum iſt. Cæſalpinus ſaget und beſtaͤtiget in eben dieſen Diſcurs des ob-„angezogenen Ortes ferner/ daß dieſes Ferretum beſſer in einen als an-„dern Laͤndern bereitet werde; Gleichwie Caſtilien die beſte Seyfen/Venedig aber das beſte Glaß giebet. Jm uͤbrigen ſo ſcheinet die Gele-genheit des Orts keinen ſo mercklichen Unterſchied zu machen/ daß wir eben deßwegen gezwungen waͤren/ ſolches aus Spanien herzuhohlen.
Die zwey fuͤrnehmſte Hauptfarben/ ſo wohl an ſich ſelbſt/ als in Anſehung des menſchlichen Geſichtes und der Glasmacher-Kunſt/ ſind die blaue und gruͤne Farb: Solches ſind ſie in ſich ſelbſt/ dieweil ſie des Lichtes viel entlehnen/ und Theil an denſelben haben/ wie ſolches an den
bekannten dreyeckichten Glaͤſern zu erſehen iſt: Und umb dieſer Urſach willen ſind dergleichen Glaͤſer ſehr lieblich/ und dem Geſicht gar ange-nehm/ indem ſie den Augapffel nicht allzu ſehr zuſammen ziehen/ noch zu viel erweitern/ welches beydes nicht ſonder Wehtagen und Verletzung des Auges geſchiehet.
Jn der Glasmachereykunſt aber ſind obgedachte zwey Farben darumb ſehr beliebet/ dieweil ſie eine genaue Verwandſchafft/ und U-bereinſtimmung mit vielen Edelgeſteinen haben/ und dafuͤr angeſehen werden; abſonderlich ſo ſie in die Fluͤſſe Brenn- und Bleyglaͤſer getra-
gen/ und mit denenſelbigen vereiniget werden; andere dergleichen un-zehliche Nutzen zu geſchweigen; als unterſchiedliche Gradationes, welche ſie entweder gantz ſimpliciter allein/ oder eine mit der andern vermiſchet-annehmen.
Die blaue Farb iſt faſt in allen Kuͤnſten/ die mit ſolcher Farb zu thun haben/ gantz einfach im Gebrauch; die gruͤne Farb aber wird in der nuͤtzlichen Faͤrbereykunſt/ aus blau und gelb/ oder andern Farben zuſammen geſetzet/ und gebrauchet. Andere Kuͤnſte hingegen nehmen
dieſe Farb auch nur einfach: Dieſe beyde/ ſo wohl die gruͤne/ als die blaue Farb/ werden aus einerley Materia/ nehmlich dem Kupffer oder Kupfferertz auff mancherley Weis bereitet und zu wege gebracht.
Es iſt faſt ein ſonderbahres Wunder/ und ohne groſſes Geheim-niß nicht anzuſehen/ wie offtmals im Gebrauch einerley Materia/ auff eine faſt leichte und kaum vermerckliche Weis/ dieſe oder jene Farbe werde/ und erſcheine; welches die Scheidkuͤnſtler und Metallenreiniger
taͤglich erfahren und innen werden/ indem ſie vielmahls aus einerley Qvantitaͤt des Aqvæfortis, der Kupfferblech/ und weiſſen Farb/ das al-lerſchoͤnſte Blaue- oder Hell- und Gelbgruͤne zu wegen bringen; Von ſolchen aber wiſſen ſie keine Veraͤnderungs-Urſachen zu geben/ vermoͤ-
gen auch nicht/ als ohne groſſen Verluſt ihrer Sachen/ an ſtat des gruͤ-nen/ die ſchoͤne blaue Farb erlangen/ als welche viel hoͤher weder jene geachtet wird.
Ob nun wohl die eigentliche und natuͤrliche Farb des Kupffers/die Meerfarb iſt/ weiln ſolche aus beyden/ nemlich gruͤn und blau zu-ſammen geſetzet/ ſo iſt es doch mehr zur gruͤnen Farb/ als zur blauen ge-neiget; im uͤbrigen iſt das meiſte an den auffloͤſenden Menſtruis gelegen/
denn der Gruͤnſpan/ welcher aus dem Kupfferblechen/ mit Weinbee-ren oder Troͤſtern unter die Erden vergraben/ bereitet wird/ erlanget eine gruͤne Farbe; Allein der Calcanth/ oder das Kupfferwaſſer/ aus Kupffer bereitet/ und der Liqvor des Feuerſteins oder Pyritis, ſo ſie im
Waſſer auffgeloͤſet werden/ geben in den Dantziger/ Hungariſchen und Cvpriſchen Vitriol/ eine blaue Farb; welches nirgends anders herkom̃etz/als von Auffloͤſung der Materie/ in duͤnnere und ſubtilere Theile/ wie auch von der unterſchiedlichen Textur oder Gewuͤrck der Atomialiſchen Par-ticuln/ in der gedachten diſſolvirten Materia: die Urſach aber/ warumb das Ertz eine hoͤhere Blaue giebet/ als das Kupffer/ beduͤncket mich dieſe zu ſeyn/ daß der Gallmeyſtein/ als in welchen ſie eintzig und allein unter-ſchieden ſind/ ſich mit der natuͤrlichen Aciditaͤt des Kupffers/ ſolche in ſich nehmend/ vereiniget/ und durch Vermittlung ſolcher Aciditaͤt/ das Kupffer in eine gruͤne Subſtantz verkehret; wie ſolches auch an den ge-machten Gruͤnſpan/ nachdeme in demſelbigen die Aciditaͤt der Wein-beer iſt erhoͤhet worden/ zu erſehen iſt: eben ſolche Aciditaͤt iſt auch die Urſach/ warumb der Frantzoͤſiſche Wein/ als welcher mehr offenbahre Saͤure als der Spaniſche hat/ (ungeachtet das Spaniſche Clima ei-ner waͤrmern Lufft/ als zu dieſem Werck am tauglichſten) befunden wird.
Aus dieſem nun/ was bißhero iſt geſaget worden/ kan man leicht-lich abnehmen/ die ſonderbare Tugend und Krafft der vitrioliſchen Saͤf-te des Engliſchen Calcanths oder Kupfferwaſſers/ wie ingleichen des Eyſen-Vitriols/ welcher mit Spiritu Vitrioli aus Stahl iſt bereitet worden; denn es wird in ſelbiger die bleiche Eyſenfarb in eine gruͤne verkehret; ſolches geſchiehet auch mit dem Lapide Armeno, ſo er/ oder die extrahirte Tinctur aus ſolchen/ mit Weineßig abgerieben wird. Der Effect dieſer/ des Gallmeyſteins/ Imbibition, (als eines ingredientis zu
dem Aq. fort.) erhellet Sonnen-klar/ aus jenem fuͤrtrefflichen und deut-lichen Experiment, welches mir mein Nachtbar/ ein Metallenreiniger/neulich gezeiget hat/ indem er Kupffer-Blech/ das Silber in Aqva fort.auffgeloͤſet damit zu præcipitiren/ kauffte; Es geſchahe aber dieſe Arbeit vergeblich/ und verblieben von 30. Pfund des Silbers 10. Pfund in dem Solvir-Waſſer ohne præcipitation, deſſen Urſach aber war/ weiln die gedachten Kupffer-Blech/ in einen Tiegel geſchmoltzen wurden/ darin-nen zuvorhero auch ein Ertz geſchmoltzen wurde; dahero nahm der Me-tallenreiniger einen neuen Topff/ und verbrannte/ wie gewoͤhnlich/ die von Natur fluͤchtigen flores des Gallmeyſteins/ mit einem ſtarcken Feuer/ welche alſo weg getrieben/ herumb fliegend/ ſich/ gleich einem Muͤhlſtaub/ an die Kleyder/ Haar und Bart hengen/ und ſelbige tingi-ren. Dieſe flores, wann ſie nun auff ſolche Weiß abgeſondert worden/ ſo wird alsdann das in Aqva fort ſchwimmende Silber/ alles und jedes præcipitiret werden. Jn dieſem Experiment iſt zu mercken/ daß der Gallmeyſtein (welcher die Saͤure des Kupffers und Waſſers oder Cal-cants imbibiret/ und alſo verhindert/ daß die Kupfferblech vom Aqva fort nicht gaͤntzlich corrodiret/ und folgbar/ nicht alles verzehret) dem Sil-ber Raum gelaſſen/ daß es im Solvir-Waſſer ſchwimmen moͤchte/ in welchen Kupfferblechen doch die Urſach der Præcipitation beſtehet: Deñ ſo man ſonſten ein friſches Metall in das Aqva fort, darinnen Silber auffgeloͤſet worden/ thut/ ſo nimmt es erſtlich die Stell des Silbers ein/und verurſachet alsdann/ daß ſich das Silber in Geſtalt eines weiſſenPulvers an die Kupfferblech haͤnget/ und alſo zu Boden faͤllet.
Daß aber dieſer Effect von der Imbibition der aciditaͤt/ ſo in dem Aqva fort iſt/ herruͤhre/ erſcheinet daraus/ daß nemlich ein jedes Aqva fort, Eßig/ ingleichen deſſelben Spiritus, und ein ieder ſaurer Liqvor, viel ſuͤſſer und ſchwerer wird/ ſo man ſie uͤber den beſagten Gallmeyſtein gieſ-
ſet/ als wann ſie uͤber die Corallen/ Krebs-Augen (vielmehr Krebsſtein) Fiſchmuſcheln/ oder Luxſtein/ und dergleichen gegoſſen werden; daher geſchahe es auch/ daß das Waſſer von den gedachten Kupfferblechen die allerſchoͤneſte blaue Farb bekam/ dergleichen der Metallenreiniger nie-mahls geſehen hatte: Bey eben dieſer Gelegenheit fiel mir ein/ daß das Kupffer/ ſo es in Aqva fort auffgeloͤſet/ und etwas gepuͤlverte Krebsau-gen darzu gethan wuͤrden/ eine uͤberaus ſchoͤne blaue Farb gebe.
Das Kupffer iſt unter allen Metallen das geſchmeidigſte/ oder das ſich am leichteſten haͤmmern laͤſſet/ es befoͤrdert auch in den Muͤntzen/ die malleabilitaͤt oder Geſchmeidigkeit des Silbers und des Goldes; ſchmel-tzet und zerflieſſet bey geringen Feuer; wird leichtlich von den ſauren Spiritib9 oder Saltz corrodiret/ und von dem Feuer ohne alle Schwerig-keit zu einem Pulver gemacht/ welches letztere/ wie unſer Autor lehret/auff fuͤnfferley Manier geſchehen kan: Als erſtlich durch Calcination desKupffers/ nach Jnnhalt des 14. Capitels; des Gruͤnſpans/ laut des 21.Capitels/ wie auch mit Schwefel und Vitriol/ nach dem 15. Capitel; zum dritten/ vermittels einer ſimpeln oder einfachen Calcination des Gruͤnſpans im Feuer/ nach Anleitung des 20. Capitels; item des Kupf-fer-Hammerſchlags/ laut des 24. Capitels; Zum vierdten/ vermittels einer dreyfachen Calcination des Kupffers/ beſag des 25. und 28. Capi-tels; Zum fuͤnfften/ durch die Præparation des Kupffer-Vitriols/ nach Jnnhalt des 31. 132. 133. Capitels. Dieſe Præparationes, dieweiln ſie alle/zu denen erſten Lehruͤbungen der Chymiſchen Feuer-Kunſt/ gerechnet werden/ als befinde ich fuͤr nothwendig/ davon etwas beyzufuͤgen; ab-ſonderlich/ weiln wir von der Herkunfft jener erſten Farben/ als blau und gruͤn/ ſo weitlaͤufftig und nach der Laͤnge geredet haben.
Derohalben ſo iſt zu wiſſen/ daß unter allen dieſen Bereitungen/diejenige/ welche mit dem Kvpffer-Vitriol geſchiehet/ die erſte und fuͤr-nehmſte iſt: Dieſer Præparation folget die Calcination auff gleiche Art und Weiß/ ſonderlich diejenige/ welche mit lebendigen Schwefel ge-
ſchiehet/ bey ſolcher Calcination, je groͤſſer und ſtaͤrcker man das Feuerdazu gebrauchet/ je hoͤher uñ beſſer wird die Nitriolfarb/ iſt auch fuͤglicher auff dieſe als auff einige andere Manier/ deren unſer Autor gedencket.
Und wiewol der Schwefel ſamt den Calcanth oder Vitriol von ei-nerley Geſchlecht und Art des Marcaſits ſind/ auch ihre gediſtillirte Spiritus keinen mercklichen Unterſchied haben/ ſo durchdringet dennoch der Schwefel/ durch die ſcharffe Flammen-Hitz angetrieben/ die metal-
liſchen Coͤrper viel leichter und eher/ auch diſſolviret er alſo folgbar be-ſter Maſſen die ſubtileſten Theile der gedachten metalliſchen Coͤrper.
Uber dieſes/ ſo wird der Schwefel-Spiritus vom Feuer verzehret/deſſen Eigenſchafft ſonſten iſt/ daß er ſchwartz und die Farben etwas let-tigt mache: Denn das Vitriol/ wie es ins gemein bekannt iſt/ ſo man Gallaͤpffel oder einig ander Vegetabiliſches aſtringens darzu thut/ giebt
eine Dinte oder ſchwartze Farb fuͤr die Faͤrber: Jmfall aber dieſes mit dem Vitriol zu verſuchen jemand beliebet/ ſo muß er nicht den Engli-ſchen/ als welcher aus Eyſen beſtehet/ ſondern denjenigen nehmen/ wel-cher ſey aus dem Kupffer bereitet worden: denn es hat die Erfahrung die Metallenreiniger gelehret/ daß das Aqva fort aus dem Engliſchen Vitriol bereitet/ allen ſeinen bey ſich habenden Unrath der Solution mittheile/ als mit welchen auch nothwendig die Farb lettig oder ſchmu-tzig gemachet wird.
Derohalben bereiten ſie ihr Aqva fort gantz allein aus dem Dantzi-ger Vitriol. Darumb ſo j[e]mand die Farb mit einem guten Aqva fort extrahiren will/ welches zwar unſerm Autori, auſſer in der Præparation des Croci Martis, ungewoͤhnlich iſt/ der verrichte ſolches/ an ſtat des
Vitriols/ mit Nitro und Alaun/ davon unten ein mehrers im 38. Capi-tel/ handlend vom Chalcedonier: oder man kan das Ungariſche oder Roͤ-miſche Vitriolum nehmen. Abſonderlich iſt dieſes letztere/ nehmlich das Roͤmiſche hierzu ſehr gut/ als welches das Waſſer ſehr ſcharff machet/auch viel des Kupffers bey ſich fuͤhret/ und auff das nechſte mit dem Kupffer-Vitriol verwandt iſt: denn es gehen im Diſtilliren der gedach-ten Waſſer/ einige ſubtile Atomi des Kupffers mit heruͤber/ als welche ſich an ein Meſſer/uͤber dergleichen ſiedendes Waſſer gehalten/ wie ge-nugſam bekannt/ hengen/ und ſolches Meſſer mit einer Kupffer-Farb [t]ingiren.
Jngleichen/ wann man in dergleichen Aqva fort das beſte Kupf-fer auffloͤſet/ und ſolches præcipitiret (welches ich etlich mahl gethan/ mit dem andermahlig gebrauchten Aqva fort der Metallenreiniger/ als wel-ches viel Kupffer bey ſich hat) ſo bekommet man eine uͤberaus ſchoͤne blaue Farb/ die zum Glasfaͤrben dienlich iſt.
Jch zweiffle auch gar nicht/ es werde ein ſtarckes Schmeltz-Feuer den Zincken/ als welcher ſchweflichter Natur iſt/ entweder gantz zerthei-len/ oder gar in ein Glas veraͤndern; denn ſo man ſolchen in einen Aqva fort auffloͤſet/ ſo giebet er gruͤne Cryſtallen/ welche das Kupffer/ damit das Glas getingiret wird/ uͤbertreffen.
Daß aber dieſer Weg mit der Praͤcipitation beſſer ſey/ als die Extraction der Spirituum, welche in der Waͤrme geſchiehet/ iſt daher abzunohmen/ indeme die ſubtilern und reinern Theile des Kupffers/ in der Diſtillation zugleich/ ſamt dem Waſſer/ mit heruͤber gehen; wie ſol-
ches zu erſehen iſt an dem Meſſer/ und vielen andern Experimenten/welche hin und wieder in den Chymiſchen Schrifften vorkommen.
Allhier will ich nur noch eines eintzigen Experiments Erwaͤhnung thun/ wie nehmlich die Tinctur aus dem Kupffer extrahiret werde: Jch nahm des calcinirten Kupffers und Gruͤnſpans/ von iedwedern 2. Loth/ ſolches that ich in zwey Phiolen/ und goß den Safft von den Blaͤttern
des Garten-Loͤffelskrauts (als welches viel des fluͤchtigen Saltzes hat) ausgetrucknet/ daruͤber: ſolches lies ich/ mit vermachten Glas/ ein Monat lang im Keller ſtehen/ hernach aber ſtellte ichs den Sommer uͤ-ber an die Sonnen: nach Verflieſſung ſolcher Zeit ließ ich alles durch
ein Fließ-Papier lauffen/ da bekam ich in der einen Phiolen eine uͤber-aus ſchoͤne blaue Farb/ in der andern aber eine anmuthige Meerwaſſer-Farb.
Solches erzehle ich deſto lieber/ dieweil mir/ meines Wiſſens/der-gleichen Experiment mit dem fluͤchtigen Saltz noch nicht iſt zu Handen gekommen; denn es iſt ſehr glaublich/ daß alle andere dergleichen Pflan-tzen/ welche viel von einen fluͤchtigen Saltz/ und einen zaͤhen Safft ha-ben/ als da iſt der Knoblauch und dergleichen mit dem Kupffer infundi-ret/ eine rare Operation geben/ denn es haben die Blaͤtter von gedach-ten Pflantzen/ entweder eine ſatgruͤne Farb/ oder mit einer Blaue ver-miſchet/ bey ſich.
Aus dieſem allen iſt zu ſchlieſſen/ daß alle Aciditaͤten und fixe Salien/ als welche eine Saͤure bey ſich haben/ das Kupffer auffloͤ-ſen koͤnnen; ereignet ſich derohalben eine groſſe Menge und Mannigfal-tigkeit der Menſtruen und Proceſſen/ die Tinctur zu extrahiren.
Unſer Autor gedencket im 20. Capitel/ daß die Kupfferblumen/aus dem Kupffer und Gallmeyſtein bereitet werden: Dieweil ich aber ſolchen Proceß nirgend vollkoͤmmlich beſchrieben finde/ als will ich ſol-chen allhier erzehlen.
Der Engliſche Gallmeyſtein wird in der Sommerſetaniſchen Grafſchafft/ gegen den mitternaͤchtiſchen Theil des Walliſerlandes/ ge- funden/ und wiewohl er auch von Dantzig anhero gebracht wird/ ſo muß ſolcher doch in der Guͤte unſerm Engliſchen weichẽ. Dieſer Gallmeyſtein
nun/ muß/ eh man ihn gebrauchet/ nothwendig zuvor wohl gepræpari-ret werden; und zwar/ ſo ſoll er erſtlich gecalciniret werden/ in denjeni-gen Ofen/ welcher auff der einen Seiten ein enges Ofen-oder Mund-Loch hat/ welches/ das Feuer zu ſchieren/ dienet: Das Feuer aber wird von Kohlen/ oder welches beſſer iſt/ von duͤrren Holtz/ gemachet; denn ſol-ches giebet eine groͤſſere Flamme/ und alſo folgbar/ eine beſſere reverbe-ration: Die Calcination wird ungefehr innerhalb 5. Stunde vollbracht/ als in welcher Zeit die Materia/ mit dem groͤſſern Ruͤhrhacken zum oͤff-tern muß umbgeruͤhret werden; denn es iſt/ wann es wohl gecalciniret werden ſoll/ fleißiges Auffmercken von noͤthen. Zu dem/ wann es nicht gebuͤhrlich gecalciniret iſt/ ſo will ſichs nicht mit dem Kupffer vermiſchen laſſen: Wann es aber gar zu viel gecalciniret/ ſo machet es das Kupffer bruͤchig/ und tingiret in beyden Faͤllen das Glas nicht/ wie ſichs ge-buͤhret.
Das Zeichen einer rechten und guten Calcination iſt/ wañ gedach-ter Gallmeyſtein/ zu einen weiſſen und ſubtilen Pulver wird; es verduͤrbet aber von dieſer Cadmia (wie ihn etliche nennen) faſt der halbe Theil/ und wird zu fluͤchtigen Blumen/ welche ſich in unterſchiedlicher Geſtalt/ an das Ofenloch haͤngen. Dieſe ſublimirte Blumen ſind wenig nutz/ wie- wohl man leichtlich erweiſen koͤnte/ daß dieſe Blumen der eigentliche Pompholix ſeye/ davon die Alten ſchreiben/ auch ſolchen/ zu dem Sal-ben/ die annoch ihren Nahmen davon bekommen/ zum oͤfftern gebraucht haben.
Dieſe ſublimirte Blumen geben ein fuͤrtreffliches austrocknendes aͤuſſerliches Artzneymittel/ denn wann ſie uͤber die Geleiche und Nerven/ſo mit Fluͤſſen behafftet/ geleget werden/ ſo trocknen ſie ſolche ohne allen Schmertzen geſchwinde aus; dieſes Pulver habe ich dem Herrn Harvæo (welcher iſt eine unvergleichliche und ewige Zierde der Anatomie und der gantzen Engliſchen Nation, wie auch ein fuͤrtrefflicher Chirurgus, und Curieuſer Nachforſcher in natuͤrlichen Dingen/ und deſſen Ange-dencken ewig bey mir verbleiben wird) mitgetheilet/ der bekannte dazu-mahl/ daß ihme dieſes Pulver/ die warhafftige Pompholix der Alten zu ſeyn beduͤnckte; Er gebrauchte auch ſolche ſehr offt/ und mit guten Fort-gange.
Nachdeme nun der Gallmeyſtein gecalciniret/ ſo wird ſolcher zu ei-nen ſehr ſubtilen Pulver zerrieben/ durchgeſiebet/ und mit Kohlen/ wel-che gleichſalls ſubtil pulveriſiret worden/ vermiſchet; dieſe Mixtur thut man in einen Topff/ und leget Kupfferbleche darauff/ nehmlich 5. Pfund
Kupfferblech/ zu 7. Pfund der gedachten Mixtur/ als welche Proportion man ins gemein zu halten pfleget: Die Toͤpffe zu dieſer Arbeit werden bereitet/ aus dem Nonſuchaniſchen Leimen/ entweder allein/ und ge-brannt/ oder mit gleich ſo viel Pulver/ von gebrochenen Scherben/ ver-miſchet; alsdann dauren ſie/ wann ſie wohl gearbeitet ſind/ 14. und mehr Tage.
Die Oefen/ in welchen das Kupffer und die Cadmia oder Galmey-ſtein geſchmoltzen wird/ liegen ungefehr 6. oder 7. Schuhe tieff unter der Erden/ der Boden wird von der obern Flaͤche des Teñens/in der Glas-huͤtten oder Laboratorio, Stuffen-weis in die Runde herumb/ biß zu
dem untern Loch dieſer Hoͤlen/ unter-und auffgegraben/ durch welches Loch zugleich das Feuer/ und die Materialien in den Ofen geworffen und gethan werden; gedachtes untere Ofenloch/ welches in mitten des un-tergrabenen Bodens iſt/ lieget mit dem Tennen/ und dem Ofenhert in einer perpendicular- oder ſchnurgleichen Linie; auff den Boden iſt er im Durchſchnit 3. oder 4. Schuhe breit/ und endet ſich Kegel-formigt oder Stuffen-weis/ nach und nach/ gegen dem untern Mundloch zu: Dieſes Ofen-oder Mundloch hat einen eyſeren Deckel/ mit einem kleinen durch-brochenen Loch/ dienend das Feuer zu regieren; ingleichen hat der Ofen zu unterſt eine hohle Roͤhre oder Ort/ durch welches man das Feuer mit Blasbaͤlgen an-und auffblaſen kan; anfangs muß man ein ſehr gemaͤßig-tes Feuer geben/ ſolches nach und nach vermehren/ ſo lang/ biß man ſie-het/ daß das Kupffer ſchmeltze/ und ſich mit der Cadmia oder Gallmey-ſtein vermiſchet/ welches gemeiniglich innerhalb 12. Stunden/ oder alle 12. Stunden zu geſchehen pfleget.
Jndem man allezeit fruͤh umb 5. Uhr biß Abends umb 5. Uhr zu zeh-len beginnet/ pfleget man die Kupfferbleche einzulegen/ und die Toͤpffe/ deren gemeiniglich 8. an der Zahl ſind/ mit einer langen Zangen heraus zu nehmen/ und ſolche an ein waͤrmeres Ort eine kleine Weil zuſetzen/damit ſich das Metall/ ohne Congelation etwas erhitze; dieſe Maſſa wird alsdann in ſteinerne Formen ausgegoſſen/ und die Kupfferbleche 3. Schuhe lang/ und anderthalb Schuhe breit/ 60. oder 80. Pfund waͤ-gende/ geformiret.
Die gedachten Formen werden aus zweyen/ und wie mich beduͤn-cket/ Kalchſteinen zuſammen gefuͤget und bereitet; denn es haben gedachte Formſteine unterſchiedliche kleine und glaͤntzende Stuͤcklein/ welche auch durch langwierigen Gebrauch nicht abgenutzet werden/ ſondern ſie dau-ren immer/ wiewol ihre blaulichte Farb etwas Kupffer-roͤthlicht wird: Dieſe Steine wurden erſtlich aus Holland anhero in Engelland ge-bracht; allein ſie wurden auch hernach in den Kornwalliſchen Gebuͤrg/ in Form und Groͤſſe der Grabſtein/ gefunden.
Dieſe Steine muͤſſen zuvor/ eh das Metall darein gegoſſen wird/ wohl erhitzet werden; denn wann ſolches nicht geſchiehet/ ſo ſpringet das Metall davon/ oder es werden die Formen verderbet: Es iſt auch von noͤthen/ daß man dergleichen Formen viel in Vorrath habe/ denn ſie
werden/ wie man ſaget/ nach dreytaͤgigen Gebrauch ſtumpff/ derowe-gen muß man ihnen mit Unſchlit und Kohlen zu Huͤlff kommen.
Allhier iſt zu mercken/ daß man muß von der Mixtur des Gallmey-ſteins und der Kohlen/ immer etwas uͤber die Kupfferblech werffen/ denn es dringet der pulveriſirte Gallmeyſtein/ durch die Hitze und den Staub der Kohlen erhitzet/ viel leichter hindurch/ und machet alſo/ mit dem ge-ſchmeltzten Kupffer nach und nach vermiſchet/ eine Maſſam, oder das-jenige Compoſitum, welches wir das gecalcinirte Kupffer nennen: Da ſonſten im Gegentheil der Gallmeyſtein/ ſo er blos uͤber das Kupffergeworffen wuͤrde/ im Feuer davon flieget; wiewohl auch auff dieſe Wei-ſe ſolches nicht allerdings gehindert wird/ indem ſich ein guter Theil deſ-ſelben/ alſo davon fliegend/ an den Seiten des Ofens anhaͤnget; wel-ches alsdann/ nach der mancherley Form und Farb/ unterſchiedliche Benennungen uͤberkommet: Plinius im 10. Capitel des 34. Buchs/nen-net ſolches/ Capnitis, Botritis, Placitis, Onychitis, Oſtracitis.
Dieſe Gallmeyſtein-Blumen haben auch allezeit eintzige Theil des Kupffers bey ſich/ welche mit Darangieſſung eines Aqvæ fortis, leichtlich von ihnen koͤnnen ſepariret werden; ingleichen kan auch ſol-ches geſchehen/ ſo ſie an die Lufft geleget werden. Daß ſie etwas vom
Kupffer bey ſich fuͤhren/ iſt daraus abzunehmen/ indem ſie/ ſo bald man ſie aus dem Ofen nimmt/ eine gruͤnblaͤulichte Farb haben.
Die Vermehrung des Gewichts ſteiget von 38. biß 40. Pfund hin-auff/ alſo daß 60. Pfund des Kupffers/mit dem zugeſetzten Gallmeyſtein/100. Pfund des gecalcinirten Kupffers/ oder Gruͤnſpans geben.
Allhier muß man auch in acht nehmen/ daß das Feuer nicht zu ſtarck ſey; ingleichen daß die Toͤpffe/ wann das Kupffer geſchmoltzen/ nicht ſo lang in dem Oſen bleiben/ damit nicht der Gallmeyſtein davon fliege eh der Kohlenſtaub dazu gethan/ oder auff den Boden des Topffes ruhend/zu Aſchen werde/ als welche auch zum oͤfftern annoch gantz und unverletzt in dẽ Toͤpffen gefundẽ werden/ ungeachtet die Toͤpffe etliche Stundẽ lang in ſteter Waͤrme geſtanden haben; ſolches aber muß nothwendig geſche-hen/ aldieweiln das Kupffer und der Gallmeyſtein/ noch einmahl ſo viel Zeit zum Schmeltzen erfodern/ als ſo man das Kupffer allein tractiret.
Betreffend die Separation des Gallmeyſteins von dem Metall/ ſo fuͤgen wir ſolches dieſem bey/ was ſchon allbereit geſaget worden; Das bereitete Kupffer/ wann es zum Drath-Ziehen gebraucht wird/ muß man ſo offt erwaͤrmen/ als offt es die Staͤrcke des Ziehens empfindet;
denn wann ſolches nicht geſchiehet/ ſo bricht oder ſpringt ſolcher ab; jedoch muß man die Waͤrme ſo maͤßigen/ daß das Kupffer immer/ gleichwie eine rothe Kirſchen/ aber nicht roͤther/ ſeye; denn wann man den Grad dieſer Waͤrme uͤberſchreidet/ ſo weichet die Cadmia mit groſ-
ſem Verluſt des Verlegers dieſer Arbeit davon/ welches doch/ ſo man kleinen Drat ziehet/ gar leichtlich geſchehen kan.
Das 16. 17. 18. und 19. Capitel.
JN dieſen Capiteln werden unterſchiedliche Wege den Croeum Mar-tis zu bereiten/ gelehret/ ſolche aber/ dieweiln ſie von vielen Chymi-ſchen Autoribus auch ſchon gelehret/ und angezeiget worden/ als werden ſie kuͤrtzlich in nachfolgende Hauptſtuͤcke zuſammen gezogen.
Erſtlich wird der Crocus Martis bereitet/ vermittels einer ſimpeln Reverberation, ohne alle Vermiſchung/ dergleichen Crocum habe ich an den eyſern Stangen oder Roſt geſehen/ welche in den Feuerherd/ o-der in Bauung der Oefen/ umb ſolche beyſammen zu halten/ unterleget
werden: dergleichẽ Crocus, welcher ſo ſchoͤn an deꝛ Farb/ als ich iemals ge-ſehen/ wurde in den Oſen/ darinnen man ſtetigs Scheidwaſſer brann-te/ eine ziemlich groſſe Qvantitaͤt geſammlet: und zwar an den eyſern Roſtſtangen/ als welche von der ſtetigen groſſen Hitz/ in einen Crocum reſolviret wurden
Der andere Weg den Crocum Martis zu bereiten/ iſt die Calcina-tion oder Reverberation, welche mit Schwefel/ Saltz/ Urin oder Eßig geſchiehet.
Der dritte Weg wird fuͤglich durch die Solution vollbracht/ oder mit dem Aqva fort, Aqva Regis, Saltz oder Salpeter-Spiritu verrich-tet; denn auff dieſe Art bekommet der Crocus, wann das Waſſer abge-rauchet iſt/ eine rothe Farb: durch die Auffloͤſung des Eyſens/ in dem
Vitriol oder Schwefel-Spiritu wird der Eyſen-Vitriol bereitet/ welchen an der Guͤte der Engliſche Calcanth faſt gleich kommet; wiewohl er in der Artzney/ und Faͤrbereykunſt keine ſo groſſe Tugend/ als jener erwei-ſet.
Aus dieſem Eyſen-Vitriol/ wann ſolcher gecalciniret/ wird ein Colcothar/ demjenigen ſo aus dem gemeinen Vitriol kommt/ nicht gar ungleich/ bereitet/ als welcher zwar denen Mahlern zur Verfaͤlſchung einer Farb/ in der Glasmacherkunſt aber nichts dienen kan; denn es hat
ein jeder Colcothar/ ſehr viel irrdiſche Unreinigkeit bey ſich/ welche das Glas garſtig und dunckel machet; und ſolches beduͤncket mich die Urſach zu ſeyn/ warum unſer Autor in dieſen Sachen dergleichen Vitriol/ nicht ſo wohl als bey dem Kupffer/ gebrauchet.
Was die Tinctur des Eyſens betrifft/ ſo will ich nur dieſes erwaͤh-nen/ daß alle ſaure Sachen/ und was unter den Saͤfften eine corrodi-rende Krafft hat/ auch alles was das Kupffer angreiffet/ præſtiren und thun eben ſolchen Effect auch in dem Eyſen; iedoch alſo/ daß eines vor
dem andern/ je eine roͤthere/ hellere und beſſe e Farb giebet/ welche Gra-dus der Farben zu vielen Sachen dienen/ und mit andern metalliſchen Dingen auff mancherley Weiß vermiſchet werden koͤnnen.
Alſo/ auff ſolche Weis/ſchicket ſich der Crocus Martis, mit dem Eſ-ſig bereitet zu der gruͤnen Farb/ beſag des 32. 34. und 35. Capitels; wie auch zu der Smaragdgruͤnen Farb/ aus dem Bleyglas bereitet/ laut des 65. Capitels: ingleichen wird gedachter Crocus in den Paſten/ auff
mannichfaltige Weis mit dem Gruͤnſpan vermiſchet/ nach Jnnhalt des 77. 78. und 79. Capitels; Jtem mit der ſchwartzen Farb/ nach dem 101. Capitel.
Wann man aber eine ſchoͤne rothe Farb haben will/ ſo muß man den Crocum Martis mit Schwefel bereitet/ laut des 128. Capitels/ ha-ben; ſoll aber die gedachte Farb noch ſchoͤner werden/ ſo muß es der Cro-cus Martis mit dem Aqva fort bereitet/ ſeyn.
Sonſten aber/ gleichwie aus den Ertzen die beſte gruͤne Farb/ das Vitriol oder Kupffer iſt/ alſo iſt diejenige rothe Farb des Stahls oder Eyſens/ die fuͤrnehmſte und beſte/ welche mit dem Aqva Regis bereitet wird/ und ſolches theils wegen Beymiſchung des Salmiacs/ theils a-
ber wegen beſſerer und genauerer Auffloͤſung.
Nachdeme wir anietzo dasjenige zu Ende gebracht/ welches eigent-lich zu der erſten Materia des Glaſes/ und zu derſelben Farben Berei-tung gehoͤret/ ſo iſt zu wiſſen/ daß das uͤbrige und fuͤrnehmſte Theil des Glasmachens beſtehe/ in der gebuͤhrlichen Miſchung der Farben/ ſam̃t
darzu gehoͤrigen Umbſtaͤnden/ als welchen Theil unſer Autor vollkoͤm̃-lich abſolviret/ und davon Bericht gethan hat; derohalben werden wir in denen/ was hiernechſt folget/ ſehr kurtz ſeyn/ uns vergnuͤgende/ daß wir nur etwas weniges davon erinnern.
Die Bereitung von dem Schmeltzglas oder Smalte/ welche/ als ein ſonderbares/ und hoͤchſtſchaͤtzbares Kunſt-Stuͤck/ uns ehdeſſen kund gethan wurde/ anietzo aber vielen bekannt/ iſt dieſe: Man nimmt des Spießglaſes und des Salpeters/beydes wohl zerſtoſſen und vermiſchet/
von tedwedern 12. Pfund/ und von der Materia des gemeinen Glaſes 176. Pfund: dieſes alles wohl gemiſchet/ und vereiniget/ wird in dem Kalchofen calciniret/ und zu einer Fritta bereitet: oder welches auch an-gehet; Man kan nehmlich aus dem rohen Spiesglas/ und mit dem
Salpeter/ einen Koͤnig oder Regulum bereilen/ und alsdann/ wie oben gedacht/ damit verfahren: Die Art und Weis den Regulum zu ma-chen/ iſt gemein/ und bey denen Chymicis bekannt: Dieſer Regulus, ſo er mit dem Glasmetall vermiſchet wird/ giebet nicht allein eine ſehr weiſſe Smalte/ ſondern dienet auch zu mancherley Farben.
Das 29. Capitel.
DEr Neapolitaniſche Scribent/ Johann Baptiſta Porta/ lehret„ im 5. Capitel ſeines 6ten Buchs/ wie man die Tuͤrckis faͤrben ſolle/„ in Geſtalt eines Sapphirs/ welche Farb ins gemein die Meerwaſſer-„ Farb genennet wird; Man ſoll/ ſagt er/ das gecalcinirte Kupffer zu ei-„„nen ſubtilen Pulver machen/ daß man ſolches kaum fuͤhlen kan/ (denn-„ſonſten wird der Stein gar zu grob und rauch) ſolches wird alsdann „mit dem Glas vermiſchet; Die Qvantitaͤt dieſes Pulvers kan man „nicht benennen; denn es werden/ theils voͤlliger/ theils duͤnner an der „Farb bereitet; ins gemein aber nimmt man zu jedem Pfund des Gla-„ſes/ 1. Qventlein von dem obigen Kupffer-Pulver.
Das 32. Capitel.
VOn der Smaragdfarb ſaget gedachter Porta im 5. Capitel des 6.Buchs/ alſo: wann man die Meerwaſſer-Farb bereitet/ ſo kan ſol-„che leichtlich zu einen Smaragd bereitet werden/ indem man von dem „Croco Martis etwas darzu thut: es muß aber unter dieſem Croco die
„Haͤlffte des gecalcinirten Kupffers oder Croci Cupri ſeyn/ als nemlich/„ich that erſtlich den vierdten Theil des Kupffer-Pulvers darzu/ darnach „nahmen wir von beyden Crocis den 8ten Theil.
„ Allhier iſt zu mercken/ daß man es/ nachdem man die Farb hinein „geworffen hat/ 6. Stund lang mit einander kochen laſſe/ damit die Ma-„terien der Steine wiederum hell werden/ als welche/ durch das Hinein-„werffen der Farben/ mit einer Wolcken oder Mackel gloichſam uͤber-„zogen worden. Das Feuer laͤſt man nach und nach abgeben/ biß der „Ofen erkalte/ alsdann werden die Toͤpffe aus dem Ofen genommen/ ſo „bekommet man die ſo genannten falſchen Edelgeſteine.
Von der Roſen-Farb/ welche Roſichiero genennet wird/ ſaget er-„waͤhnter Porta im 9 Capitel/ des 6. Buchs/ dieſes: die neuern und „kuͤnſtlichere Glasmacher ſind wegen der Bereitung und Faͤrbung ei-„ner hellen und roſenfarbichten Smalte/ ſo ins gemein roſachiero ge-
„nennet wird/ nicht wenig bemuͤhet/ indem ſie ſehen/ daß unſere Vor-„fahren ſolches ſehr kuͤnſtlich und uͤberaus ſchoͤn bereitet haben.
Das 37. Capitel.
ES will unſer Autor, daß man das Aqva fort auff ſeine Manier/ und zwar nicht ſonder Urſach bereiten ſoll: Denn ein gantzes Pfund des gemeinen Scheidwaſſers/ hat/ wie ich zum oͤfftern erfahren habe/ nicht mehr als 8. Loth guten Spiritus bey ſich/ hingegen alles das andere oder
was daruͤber iſt/ iſt nichts anders als ein Phlegma vom Vitriol.
Daß man zu dem Aqva fort etwas von Arſenic thun ſoll/ finde ich auch bey der Frauen Iſabell Cordeſia, deren Buch vor 18. Jahren zu Venedig gedrucket worden/ und alſo eher an den Tag gekommen/ als dieſes unſers Autoris Neri Buch: Man findet von der Bereitung dieſes
Scheidwaſſers unterſchiedliche Compoſitiones; allein es wird bey allen der Salpeter/ als ein ſtarckes und vielkraͤfftiges ingrediens, gefunden: Es ſind deren auch viel/ welche das Aqva fort oder Scheidwaſſer/ aus dem Ungriſchen Vitriol und Salpeter alleine machen; Einige auch aus dem Engliſchen Calcanth/ als welche Art des Scheidwaſſers/ bey denen Faͤrbern in gemeinen Gebrauch iſt; ſolches Waſſer aber wuͤrde noch beſſer ſeyn/ ſo es ſamt dem Salpeter von dem Dantziger Vitriol berei-tet wuͤrde: Dieſes Dantziger Vitriols bedienen ſich die Metallenrei-niger am meiſten/ denn der bey uns in Engelland wird etwas lettigt be-funden.
Andere nehmen in der Bereitung des Scheidwaſſers/ an ſtat des Vitriols/ Alaun/ dieſer aber giebet nichts/ als ein ſchwaches Phlegma: Noch andere haben Stein-Saltz darzu gethan; allein man hats aus der Erfahrung/ daß ſolches Saltz wenig Spiritum giebet/ ſondern es haͤn-
get ſich an den Retorten-Hals/ verhindert den Zugang der Spirituum, und machet alſo daß die Gefaͤſſe zerbrechen.
Wann im Diſtilliren die hoͤchſte Roͤthe vorbey/ ſo ſind die Spiritus vom Salpeter alle heruͤber gegangen; und alsdann kan man das Feuer ausloͤſchen; denn alles was nach dieſem kommet/ iſt nichts anders als ein Vitriol-Spiritus, als welcher die Operation des Salpeter-Spiritus,
in Auffloͤſung der Metallen nur verhindert.
Jch habe bey den Metallenreinigern/ innerhalb 24. Stund/ das beſte Scheidwaſſer zweymahl bereiten ſehen; als in welcher kurtzen Zeit/ bey ſolchen Grad des Feuers/ wenig von dem Vitriol-Spiritus heruͤ-ber ſteigen kunte/ indem ſolche Spiritus ein dreytaͤgiges ſtetiges/ ja die 2.
letzten Tage ein uͤberaus ſtarckes Feuer erfordern/ ſo ſie anders ſollen heruͤber ſteigen und extrabiret werden: Bey dem Aqva fort aber hilfft vielleicht die Fluͤchtigkeit des Spiritus Nitri, daß ſie/ die Vitriol-Spiritus, eher heruͤber kommen.
Jn der Bereitung des gedachten Scheidwaſſers/ laͤſſet unſer Au-tor etwas aus/ welches doch hoͤchſt noͤthig/ und bey den Metallenreini-gern allezeit im Gebrauch iſt/ ſo ſie anders kein unreines Aqva fort be-kommen wollen. Die Art und Weis ſolcher Bereitung/ wie auch die
Summa derſelben lehret Beguinus im 3. Capitel des andern Buchs ſei-nes Chymiſchen Tyrocinii, alſo: Man nehme[/] ſagt er/ den vierdten Theil des gediſtillirten Waſſers/ und werffe 1. Qvintlein des gereinigten Sil-bers darein/ und laſſe es uͤber einen Kohl-Feuer auffloͤſen; dieſe Solution giebet man zu den andern uͤbrigen drey Theilen/ ſo werden ſie weiß als eine Milch werden/ laß ſolches ſtehen/ damit ſichs ſetze/ alsdenn gieß das Reine davon ab; dasjenige/ welches ſich auf den Voden geſetzet hat/ wird von den Metallenreinigern das fixe Silber geheiſſen/ welches/wanns in ein Gefaͤß/ darinnen 20. Maaß Scheidwaſſer ſind/ gegoſſen wird/ ſo be-kommet alles Waſſer alſobalden eine Milchfarb.
Es iſt mir ein Metallenreiniger bekannt/ welcher all ſein Scheid-waſſer in eyſern Toͤpffen præpariret; deme iſt auch durch die Erfahrung bekannt worden/ daß das Waſſer auff ſolche Weis viel ſchaͤrffer und ſtaͤrcker/ als ſonſten werde: uͤber dieſes/ ſo hat man auch/ bey dieſer Art
zu diſtilliren/ einen Vortheil an den Toͤpffen/ und dem Feuer; die Art und Manier/ wie ſolches geſchehe/ iſt bey dem Ausleger des Beguini zu ſehen.
Das 40. Capitel.
DAß man zu dem Aqva Regis ſo viel von dem Salmiac thue/ als viel darinnen kan auffgeloͤſet werden/ ſolches iſt ſo nothwendig nicht; denn es wird genug ſeyn/ ſo wir in eine Maaß des Aqvæ fortis, 2. Loth des Salmiacs thun.
Daß der Begvinus in Bereitung dieſes Waſſers/ den Salpeter mit dem Salmiac durch das Diſtilliren/ vereinigen will/ wundert mich; denn es hat mich die Erfahrung gelehret/ daß der halbe Theil des Aqvæ Regis, in welchen ein Salmiac iſt ſolviret worden/ faſt eben dasjenige
præſtire/ als des andern Waſſers noch ſo viel/ welches mit gedachten Salmiac iſt gediſtilliret worden.
Das Aqva Regis machet das Silber nur ſchwartz; auch die ſehr duͤnnen Kupffer-und Zien-Blaͤtgen werden/ nur etwas weniges/davon corrodiret/ nicht anders als wie das Aqva fort die Goldblaͤtter zu corro- diren pfleget: So man aber das Aqva Regis von dem diſſolvirten Gold
abſtrahiret/ ſo greiffet es auch alsdann das Silber/ und die uͤbri-gen Metallen an.
Das 42. Capitel.
DJe Art und Weis einen Calcedonier/ Jaſpis und Achat zu machen/ beduͤncket mich faſt gleich zu ſeyn mit derjenigen Manier/ vermit-tels welcher man das ſo genannte Tuͤrckiſche Papier/ mit mancherleyFarben und Waſſern/ gleich einem Marmor bereitet/ welches Kirche-
rus in ſeinem 10. Buch vom Licht und Schatten/ und aus ihm Schottus im 5. Buch ſeines erſten Theils/ ſehr genau und vollkommen beſchreibet.
Solche Art und Weis aber iſt dieſe: Es werden in einen beqvemen Liqvore gewiſſe/ und zwar ſolche Farben auffgeloͤſet/ welche ſich/ wann ſie in das Waſſer gethan/ langſam oder gar nicht/ oder alsdann erſt verei-nigen/ wann ſie auff das Papier kommen/ welches man mit mancherley Farben tingiren will; Eben alſo/ und auff gleiche Weis wird das Me-tall nothwendig/ von mancherley Materialien/ getingiret/ un[g]eachtet ſonſten ſolche/ wie man ſie auch vermiſchet/ ſich nicht mit einander verei-nigen.
Allhier koͤnten ſehr viel Experimenta von den Tincturen auff die Bahn gebracht werden/ in welchen ein ieder Liqvor, man mag ſie ruͤh-ren und unter einander miſchen wie man will/ noch dennoch ſeinen eige-nen Ort und Stelle im Glas behaͤlt.
Wegen der dreyfachen Præparation des Calcedoniers iſt zu mer-cken:
1. Daß alle faͤrbende Materialien/ als die Zaffera, die Magneſie/ das Silber/ der Stahl/ de Smalte/ und das Bley/ wiewohl zwar nicht allezeit auff einerley Art præpariret/ iedoch zu einer jeden Præpara-tion des Calcedoniers genommen werden.
2. Je groͤſſer die Mannigfaltigkeit der Ingredientien iſt/ je ſchoͤ-ner und beſſer wird der Calcedonier; denn in des Autoris Bereitungen iſt der erſte ſimpler als der andre/ und der andre ſchlechter als der dritte/ noch dennoch recommendiret unſer Autor den andern fuͤr den erſten/
und den dritten fuͤr den andern.
3. Daß in einer ieden Art der Præparationen/ einige unter den In-gredientien ſind/ welche dem Glas gantz keine Farbe mittheilen/ als das Bley oder Ruß/ der Weinſtein/ die Smalte und dergleichen/ wel-che die Vereinigung der Materialien nur verhindern/ und verurſachen/
daß ſie ſich von einander ſcheidend/ in dem erkalteten Metall geſtroͤmet erſcheinen/ und ſehr ſchoͤne Farben/ von mancherley Sorten/ vorſtellig machen: Jm uͤbrigen iſt an der gebuͤhrlichen Waͤrme/ und an der Art und Weis ordentlich fort zu fahren/ ein groſſer Theil der gantzen Kunſt gelegen: und in dieſem letztern Punct beſtehet auch reverà die gantze Kunſt/ wie man das gemarmolirte oder Tuͤrckiſche Papier bereiten ſoll.
Der vormahls erwaͤhnte Joh. Bapt. Porta lehret auch das Glas „mit mancherley Farben zu tingiren/ welches er/ mit andern Sachen „umbgehend/ ungefaͤhr erfunden hat/ auff folgende Weiſe: Der Zinn-„Kalch/ ſaget er/ benimmt dem Glas ſeine Cryſtalliniſche Durchſichtig-
„keit/ und faͤrbet ſolches auff unterſchiedliche Manier: dann wann ge-„dachter Aſchen auff das Cryſtalliniſche Glas/ welches an dem Rand iſt „gepoliret worden/ geſtreuet/ und uͤbers Feuer gehalten wird/ ſo giebet „er dem Glas mancherley Farb/ und machet es dunckel; indeme ein Theil „des Glaſes zum Stein wird/ der andere Theil aber bekommet unter- „ſchiedliche Farb/ daß es wird gleich wie ein Opal; Jn dieſer Arbeit a- „ber muß man das Glas zum oͤfftern aus dem Feuer nehmen/ und ac- „commodiren/ biß es nach Belieben recht iſt.
An dieſem und vielen andern Oertern lehret unſer Autor, wie das Glas in mancherley Figuren koͤnne ausgearbeitet werden; derowegen will ich allhier zur Beluſtigung oder Beliebung des Leſers/ von demjeni-gen/ was ich bey den Autoribus von dergleichen Sachen geleſen/ die al-
lercurioͤſeſten erzehlen.
Cardanus im 52. Capitel de Rer. variet. des 10. Buchs/ hat einen glaͤſern Wagen mit zweyen Ochſen/ von Glas ausgearbeitet/ geſehen; welche mit einen Muͤcken-Fliegel haben koͤnnen bedecket werden. Agri-cola im 12. Buch von Bergwercken/ hat zu Moran von Glas verfertig-
te Baͤume/ Schiffe/ und viel andere dergleichen beruffene Wunderdin-ge mehr geſehen. Der Herr Howel p. 39. hat auch ein glaͤſernes Schiff geſehen/ welches da hatte ſeine Maſtbaͤume/ Seegel/ Stricken und alle gehoͤrige Ausruͤſtungen/ wie auch der Vorder- und Hintertheil des
Schiffes/Ancker/ und Kahn: Jngleichen hat er auch geſehen einen aus-geruͤſteten und bewaffneten Mann. Wormius hat in ſeinen Muſæo klei-ne glaͤſerne Staturen/ ſo wohl von Maͤnnern als andern Dingen: Jt. den beruͤhmten Venetianiſchen Tempel S. Marx inwendig mit Maſiv-
Arbeit ausgearbeitet/ repræſentirend gewiſſe Hiſtorien/ mit fuͤglichen Farben ausgezieret/ und hin und wieder verguͤldet gehabt/ und andern vorweiſen koͤnnen.
Das 48. Capitel.
POrta im 5. Capitel ſeines 6. Buchs nimmt/ damit es eine Amethiſten-Farb bekommet/ von der Magneſie ein Qvintlein zu jedem Pfund der Metallen.
Das 49. Capitel.
ZU dem Sapphir nimmt Porta 2. Qvintlein von der Zaffera zum Me-tall: und je laͤnger es im Feuer verbleibet (ſind ſeine fernere Wort)„ je mehr bekommet es eine glaͤntzende Farb/ man muß es aber ſtetigt„ umbruͤhrend/ vermiſchen.
Das 58. Capitel.
EJne voͤllige rothe Farb ſo in Jtalieniſcher Sprach/ roſſo in Corpo„ genennet wird/ davon ſaget Imperatus im 1. Capitel ſeines 4ten„ Buchs: Jns gemein ſaget man/ daß diejenigen Farben einen Coͤrper„ haben/ welche dicke und nicht durchſichtig ſind; hingegen die andern/„
welche durchſichtig ſind/ werden keinen Coͤrper zu haben vermeinet.
Das 61. Capitel.
DAs Bleyglas iſt bey unſerm Glasmachern in Engelland/ nicht im Gebrauch/ und zwar ſolches wegen ſeiner groſſen Zerbrechlichkeit: Die Art und Weis aber das Bley zu calciniren/ mit welchen die Toͤpf-fer ihre Gefaͤſſe verglaſuren/ iſt bey ihnen ſehr wohl bekannt/ und in ei-
nen allgemeinen Gebrauch.
Wann das Bley-Glas/ ſo zaͤhe und zuͤgig/ gleichwie das Cryſtal-liniſche waͤre/ ſo wuͤrde es alles andere Glas/wegen ſeiner ſchoͤnen Farb/ weit uͤbertreffen; ſolches wird keinem/ der dieſes Metall kennet/ unbe-wuſt ſeyn; Dieſes kan auch mit dem Experiment des Kircheri, welches
leichtlich/ und ohne ſonderbahre Unkoſten zu bereiten/ erwieſen werden; denn alſo ſchreibet erwaͤhnter Kircherus im Buch/ von dem Licht und Schatten Lib. 1. part. 3. c. 5. So man das Queckſilber/ ſo durch den Bley-„ Rauch coaguliret/ in einen Metallern Loͤffel leget/ und uͤber einen Kohl-„ Feuer erwarmet; Siehe/ ſo wird in der zerfloſſenen Materia alſobalden„ „eine ſolche Mannigfaltigkeit der Farben erſcheinen/ dergleichen man „kaum in der Welt erdencken und erfinden kan/ ja ſo hell und leuchtend „ſind ſolche/ daß faſt keine Farben/ welche man ſcheinbar nennet/ mit ſol-„chen moͤgen verglichen werden.
Jch erinnere mich/ als ich einsmals bemuͤhet war/ die Ceruffam bey dem Feuer wiederum in ein Bley zu reduciren/ daß ich auſſer etlichen wenig Granen des Bleys/ eine Materie in ziemlicher Qvantitaͤt bekom-men habe (indem ich ein geſpitztes Eyſen darein tauchte) welche zwar zerreiblich und dunckel/ allein mit uͤberaus ſchoͤnen Farben gezieret war/ als mit Blau/ Gruͤn und Gelb/ welche letztere auch vor allen andern her-vorreichte: Alſo auff ſolche Weis/ gab das Bley mit Zuthuung eines Stuͤcklein Schwefels/ eine ſo ſchoͤne blaue Farb/ als mir iemahls iſt zu Geſicht kommen/ ingleichen noch viel andere und beſtaͤndige Farben/welche nunmehro ſchon in das 12te Jahr dauren.
Es ſaget Libavius im 20. Capitel ſeines 7. Buchs/daß die Metal-len-Schmeltzer/ wie auch diejenige/ welche mit den Scheiden zu thun haben/ taͤglich einiges Bley zu einem Glas veraͤndern/ und daß ſolches Glas/ theils eine ſchwartze/ theils eine rothe/ blaue und viel andere Far-ben habe/ nur nachdeme das Bley gecalciniret/ oder durch die Calcina-tion in ein Bleyglett/ Ceruſſam oder Mennig iſt verkehret worden.
Qvercetanus beſtaͤtiget auch im 9 Cap. ſeiner Hermetiſchen Medi-cin/ daß er mit ſeinen Augen einen Ring/ aus dem Bleyglas bereitet/geſehen habe/ welcher/ ſo er uͤber Nacht in einen Wein geleget wurde/allezeit eine purgierende Krafft von ſich gegeben hatte: Eben ſolche Man-
nigfaltigkeit iſt auch an den Wißmuth und Zinnglas zu ſehen; davon ein mehrers Libavius in Syntagm. Chym. lib. 6. c. 4. handelt. Wann das gecalcinirte Bley ſich wiederum reduciret/ ſo zer-reiſſet es den Boden der Toͤpffe.
Es kan das Bley ſchwerlich alſo gecalciniret werden/ daß nicht ei-nige Particuln davon gantz verblieben/ welche hernach durch die Hitze des Ofens wiederum zu Bley werden; eben ſolches kan auch von der Ceruſta und der Mennig verſtanden werden; auff was Weis und We-
ge ſie auch immer moͤgen gecalciniret werden.
Die Urſach aber/ warumb das Bley die Toͤpffe und Tiegel zerreiſ-ſet/ beduncket mich dieſe zu ſeyn; nehmlich/ indem das Bley wiederum gecalciniret wird/ ſo verſtopffet die Fettigkeit und Schwere ſeines Coͤr-pers/ die Poros oder ſubtilen Dampffloͤchlein der Toͤpffe oder des Tie-
gels/ welches verhindert/ daß das Feuer in das Metall weniger wuͤr-cket/ bey welcher Verhinderung dieſer Wuͤrckung/ alle Gewalt und Krafft der Hitze/ in den Dohn oder Leimen gekehret wird/ als aus wel-chen die Toͤpffe oder Tiegel beſtehen; wann nun mit dieſem Bley eine
fernere Calcination geſchiehet/ ſo muß der Topff oder Tiegel nothwen-dig zerſpringen.
Daß aber unter den Metallen nur allein das Bley auff den Boden ſich ſetze/ und hingegen die andern Metallen/ in den Glasmacher Toͤpf-fen/ oben auffſchwimmen/ bezeuget nicht allein die Reduction des Bley-es; ſondern es iſt auch aus den Schmeltztiegeln der Goldſchmiede und Metallenſchmeltzer bekannt/ als welche durch ihr euſſerliches Anſehen und Gewicht/ die Qvantitaͤt/ des an ſich genommenen Coͤrpers genug-ſam an den Tag geben.
Daß die Teſte vom Silber etwas in ſich ſchlingen/ iſt gar gewiß/und die Urſach/ warumb man ein ſtarckes Feuer gebrauchen/ und die Schmeltzung wiederhohlen muß; derohalben iſt auch kein Zweiffel/ daß nicht eben ſolches auch mit den Schmeltztiegeln geſchehe: und ob wohl
ſolches die Koͤnigliche Muͤntzmeiſter bey uns/ wider die Goldſchmeltzer hefftig und beſtaͤndig verneinen wollen; ſo wiſſen wir doch/ daß diejeni-ge/ welche denen Goldſchmieden fuͤrgeſetzet ſind/ das Silber wiederum aus den Tiegeln kochen und extrahiren.
Jn dieſem Fall aber kan man nur von dem Silber etwas weniges wiederum bekommen/ und zwar ſolches vermittels des Bleyes/ als deſ-ſen ſich ſo wohl die Metallenreiniger/ als die Scheidkuͤnſtler bedienen/ ſonſten aber iſt unter den Metallen keines/ als das Silber/ welches in
den Teſt gehet: die andere Urſach aber/ warumb das Bley die Toͤpffe zerreiſſe/ kan ſeyn/ dieweiln ſich das Bley in die Poros oder Lufftloͤchlein der Toͤpffe ſencket/ und allgemach darinnen fortrucket/ auch endlich we-gen ſeiner Coͤrperlichen Schweren/ den Boden des Topffes durchdrin-get/ und alſo Loͤcher hinter laͤſſet/ durch welche das Metall heraus lauf-fen kan.
Unſer Autor gedencket nichts von dem Hyacinth/ aus dem Bley-Glas/ noch von dem Zinn-oder Kupffer-Glaß; ſolchen Mangel aber er-ſetzet Porta im 7. Capitel/ ſeines 6. Buchs/ allwo dieſes nachfolgende zu leſen iſt: Einen ſehr ſchoͤnen Hyacinth zu bereiten/ welcher dem Guten„
nicht gar ungleich kommet: Man thut das Bley in einen irdenen und„ „ſtarcken Topff/ und ſetzet ſolchen zum Feuer in den Glasmacher-Ofen/ „laͤſſet ihn auch etliche Tage lang darinnen ſtehen/ ſo wird das Bley zu„einen Glas werden/ welches einer Hyacinthen-Farb aͤhnlich ſeyn
„wird: und im 9. Capitel ſaget er/ man ſoll in ein irden und Feuerbeſtaͤn-„diges Gefaͤs ein Pfund Zinn thun/ ſolches laͤſſet man ſchmeltzen/ und „ſetzets auff eyſerne Stangen angefaſſet/ 3. oder 4. Tag lang/ in die Flam-„men-Hitz der Glasmacher Oefen; alsdann nimmt mans heraus/ laͤſſet „das Gefaͤß erkalten/ und zerbricht ſolches; ſo wird man oben auff ein „Saffran- und truͤbfarbichtes Glas finden; dieſes aber/ wann es noch „etwas laͤnger im Feuer verharret/ wird vollkommener; und habe ich „von dieſer Sorten kein beſſer Glas unter allen/ welche ich unterſuchet „habe/ gefunden; allein es muß/ eh es hinein getragen wird/ zu einen „ſubtilen Pulver gebuͤhrlich bereitet werden/ welches nicht allein mit „einen Stempel und Muͤhlſtein/ ſondern auch auff einen harten Reib- „ſtein geſchehen kan: Wann es ſich entzuͤnden ſolte/ ſo wird ſolches mit „Zuſetzung des Glaſes verhindert.
Es iſt noch eine andere Manier/ dieſes Glas zu bereiten/ welche „ich einigen Freunden zu gefallen/ allhier offenbahren will: Nehmlich „man nimmt 9. Theil gebranntes Zinn/ 7. Theil Bley/ 2. Theil Zinno-„ber/ anderthalb Theil des Ferreti Hiſpanici, und ſo viel des Weinſteins/
„1. Theil Blutſtein/ und ein viertel Theil von der Mahler-Roͤthe/ damit „ſoll man verfahren/ wie bewuſt.
Von dem Kupffer-Glas berichtet gedachter Porta im 7. Capitel „des 6. Buchs/ alſo: Man loͤſet in einen Aqva fort etwas Silber auff; „in ſolches leget man Kupfferbleche/ ſo wird ſichs daran haͤngen; ſolches „ſammlet man aus den irdenen Gefaͤß/ und trocknet es: Alsdann wird
„es in den Glasmacher-Ofen gethan/ ſo wird es innerhalb wenig Ta-„gen/ in einen Stein/ gleich einem Smaragd verwandelt. Alſo und auff ſolche Weiß auch mit den uͤbrigen Metallen einen Verſuch zu thun/ wiill ich einem ieden zu fernerer ſelbſt eigenen Unterſuchung uͤberlaſſen;
im uͤbrigen wird es genug ſeyn/ daß wir das Eys gebrochen/ und den Weg darzu gebahnet haben.
Das 72. Capitel.
Von der blauen Mahler-Smalte.
DJe Compoſition dieſer Smalte finde ich nirgend bey einigen Au-tore; ich bin aber von einen wohlerfahrnen Glasmacher berichtet wor-den/ daß ſolche aus Zaffera und Seiffenſieder-Aſchen/ indem ſie beyde mit einander gecalciniret/ bereitet werde/ in einen Ofen/ welcher in der
Form dem Glasmacher-Ofen nicht gar ungleich kommet: Gedachter Glasmacher ſagte/ daß ſie/ auff ſolche Weiſe/ von ihm/ in Teutſchland waͤre bereitet worden; Von dieſem aber/ und allen andern natuͤrlichen und kuͤnſtlichen Farben/ ſoll geliebts Gott kuͤnfftig ein mehrers/ in einen ſonderlichen hierzu gehoͤrigen Tractat/ gehandelt werden.
Das Gold verhindert die Efferveſcentz des Glaſes.
Wenn man/ auff gleiche Weiſe/ in den Topff eines ſiedenden Zuckers/etwas wenig von Oehl oder Unſchlit thut/ ſo wird er nicht uͤber-lauffen/ ungeachtet der Zucker mit Gewalt uͤber ſich ſteiget.
Das 74. Capitel.
DJeſe Manier das Berg-Cryſtall zu tingiren/ lehret und zeiget an/die warhafftige und eigentliche Art/ auff was Weiſe der Opal/ A-chat/ Jaſpis/ Chryſolit/ Calcedonier/ Marmor und dergleichen/ die Mannigfaltigkeit der Farben/ die ſie haben/ bekommen: nemlich von der Exhalation der Mineralien/ als von welchen die daruͤber geworffe-ne Materia angegriffen wird/ nicht anders/ gleich wie der Cryſtallen-Coͤrper von dem Auripigment, (welches von der Gewalt des Feuers beweget und erreget worden) mit mancherley Farben getingiret wird.
Wann nun die Materia des Steins erſtlich fluͤßig/ und dahero der Tinctur faͤhig/ auch ein ſolches Einfaſſungs-Ort hat/ aus welchen ein dergleichen einfache Exhalation gehet/ ſo wird auch alsdann die Farb einfach und ſimpel ſeyn; iſt aber dieſe Exhalation mancherley/ ſo wird
auch die Farb/ nach Art des auffſteigenden Rauches/ mannichfaltig ſeyn.
Die Warheit dieſes Dinges wird durch ſtetige Beobachtung in denen groͤſſern durchſichtigen Steinen beſtetiget/ als bey welchen einTheil mit einer natuͤrlichen Farb getingiret/ hingegen ein anderer Theil von allen Farben entbloͤſet/ und gleich einem Eys durchſichtig iſt. Alſo
ſtellet der gantze Stein die Geſtalt eines gefrornen Waſſers vor/ als deſſen Theil/ welcher am erſten completiret/ empfindet und empfaͤnget den Zugang der Farbe/ die uͤbrigen Theile aber nicht alſo; welches man bey den Amethiſten oͤffter/ als bey den andern Edelgeſteinen/ in acht neh-men kan; als unter welchen einige nur an einem Theil gefaͤrbet ſind/ ei-nige andere aber haben theils gar keine Farb/ theils aber ſtellen an ge-wiſſen Oertern mancherley Farben fuͤr; welches auch zu zeiten mit an-dern Edelgeſteinen zu geſchehen pfleget.
Das 75. Capitel.
Daß man den Smaragd nachmachen kan. ꝛc.
ALlhier iſt nichts/ das von Jmportantz waͤre; ſondern es iſt nur ein erfundener und gezeigter Weg zur Falſchheit und Verſuͤhrung der Menſchen.
Jm uͤbrigen/ alldieweiln die Kunſt/ die Edelgeſteine vollkoͤmmlich nachzumachen/ dem Erfinder einen mehrern Nutzen/ als alle andere Verfaͤlſchungen bringen wuͤrde/ und ſolches vielleicht ſonder allẽ Scha-den der Menſchen/ ja/ ſo wir denen Chymicis Glauben zuſtellen wollen/
mit groſſen Nutzen geſchehen kan; Auch dieſe Kunſt/ die Edelgeſteine zu tractiren/ ſo viel mir wiſſend/ mit keinen Geſetzen umbſchrencket iſt/ ſo iſt kein Wunder/ daß nicht zu Zeiten der Goldſchmied einen falſchen fuͤr einen warhafftigen Edelgeſtein verkauffe/ und daß man dieſes zu erlan-gen/ ſo viel Mittel erfunden und gebrauchet habe/ ja ſo vielerley Pa-ſten/ Duppleten/ Goldblaͤtter/ Tincturen oder Faͤrbung auff den Bo-den/ auch andere dergleichen Compoſitiones und Kunſtgriffe an Tage kommen ſeyn/ welche alle das Anſehen haben/ als ob ſie natuͤrliche und warhafftige Edelgeſteine waͤren/ wie ſolche unſer Autor lehret. Von dem Betrug der Duppleten erzehlet Ferrantus Imperatus im 14. Capi-tel des 20. Buchs; daß ein Meilaͤndiſcher Jubilirer/ einen ſalſchen Smaragd mit Duppleten umb 9000. Ducaten verkauffet habe/ und ſey
dieſer Betrug lang verborgen geblieben.
Dieſen Paſten haben die Chymici einen eignen/ wiewohl fremb- „den Nahmen gegeben/ der ſonſt nirgend/ als bey Jhnen anzutreffen „iſt/ nehmlich Amauſa; denn alſo nennet ſie Libavius, Johannes Iſaacius und Glauberus: ob ſolcher Nahme von dem Wort Maſaico (nicht a-
ber Moſaico, wie Voſſius in ſeinen Gloſſario nach der Laͤnge beweiſen will) hergeleitet werde/ kan ich nicht gewiß wiſſen; es ſcheinet zwar die „Grundbedeutung ſolches Worts ſehr probabel zu ſeyn; Denn es wird „Muſaicum Opus oder eine Maßiv-Arbeit/ von Hermolao Barbaro al-
„ſo beſchrieben: es iſt/ ſaget er/ eine eingelegte Arbeit/ von mancherley „gefaͤrbten Steinen/ aus welchen allerley Figuren und Bilder/ durch„Kunſt zuſammen geſetzet und gefuͤget/ geformiret werden.
Dergleichen Arbeit wurde vor Alters aus mancherley gefaͤrbten Marmerſtuͤcken/ unterſchiedliche Figuren der Thiere vorſtellend/ berei-tet/ auch zu Zeiten Gold darzwiſchen geleget/ wie ſolches erhellet aus dem Plinio l. 36. c. 1. und Seneca Epiſt. 86. Es gedencket Philander in
dem Vitruvio, l. 7. c. 1. einiger uͤberbliebenen Bodenſtuͤcke/ die ihm waͤ-ren zu Geſichte kommen/ in welchen der eingelegte Marmor/ in der Groͤß einer kleinen Bonen/ der Fiſche und anderer Dinge Bildnuͤß/ unter mancherley Farben/ fuͤrſtellete; Anietzo aber bey unſern Zeiten gebrau- chet man an ſtat des Marmers/ das getingirte Glas.
Libavius ſaget in ſeinem Syntagmate, es werde dieſe Materia/ zu der eingelegten Arbeit/ bey denen Saraceniſchen Autoribus, die Sarace-niſche Erde geheiſſen; allein er machet keinen Unterſchied zwiſchen den Paſten und Amauſen; es iſt zwar nicht ohne/ wann man die Natur die-ſer Materien betrachtet/ ſo ſind ſie ziemlich nahe miteinander verwandt; jedoch ſind ſie in dieſem unterſchieden/ daß nehmlich die Paſten von præ-parirten Cryſtall/ mit ein wenig Glas vermiſchet/ bereitet/ und zur Durchſichtigkeit der Edelgeſtein ausgearbeitet werden; da hingegen die geſchmeltzte Arbeit oder Amauſen das gecalcinirte Bley oder Zinn zum Grund haben/ als von welchen es/ wegen der beygemiſchten vielen In-gredientien/ eine Dunckelheit und Corpus, auch eine Soliditaͤt bekom̃et.
Es haͤlt Glauberus im 4ten Theil ſeiner Philoſophiſchen Oefen darfuͤr/ daß die Paſten nur ungefaͤhr ſind erfunden worden/ von denen- jenigen/ welche mit ſtarcken Feuer die calcinirten Coͤrper reduciren/ und zu einen Glas machen; auch fuͤget gedachter Glauber aus dem Hol-
lando noch dieſes hinbey/ daß man nehmlich/ aus den vitrificirten und reducirten Metallen/ wiederumb koͤnne ein edlers Metall herfuͤr brin- gen/ als zum Exempel/ aus dem Gold eine Tinctur/ aus dem Silber ein Gold/ und aus dem Kupffer ein Silber/ und dergleichen: Jtem/ daß
aus den Metallen ein fuͤrtreffliches Glas koͤnte verfertiget werden/ ſo man nur genugſam ſtarcke Schmeltztigel haͤtte.
Jm uͤbrigen was allhier unſer Autor von der Præparation des Cryſtalls/ und ſeiner Ausformung/ ſo viel die Tinctur betrifft/ mit vie- len Worten auff die Bahn bringet/ ſolches alles ſind nichts anders als gemeine und bekannte Sachen.
Das 76. Capitel.
DJeſen nachfolgenden ſonderlichen Weg/ wie man zu denen Edel- geſteinen das Cryſtall præpariren ſoll/ hat Hartmannus in ſeiner Praxi Chymiatrica beſchrieben/ alſo lautend: Man ſoll/ ſaget er/ 4. Loth „des Weinſtein-Saltzes/ in Waſſer ſolviren/ und mit dieſer Solution
„1. Pfund Buͤchen-Aſchen anfeuchten/ daß ſolche gleich einer Capellen- „Aſchen werde; Aus dieſer Maſſa formiret man Kugeln in der Groͤß ei- „nes Apffels/ ſolche getrocknet/ werden in einen verdeckten Topff ge- „than/ und in einen Toͤpffers-Ofen gebrennet; denn auff ſolche Weis
„werden dieſe Kugeln etwas zerſchmeltzen und ſich an einander haͤngen: „Nach dieſem werden dieſe Kugeln auff das ſubtilſte zerrieben/ und eine „Lauge aus ſolchen bereitet/ dieſe laͤſſet man abrauchen biß zu einẽ Saltz; „in der Lauge aber werden die gluͤende Cryſtallen ſo lang und offt aus- „geloͤſchet/ biß man ſie zwiſchen den Fingern zerreiben kan.
Wann dieſes geſchehen/ ſo nimmt man das im Tiegel verbliebene „Saltz/ reiniget ſolches nochmaln vermittels der Solution, Coagulation „und Fuſion ſo lang/ biß ſich in der Solution keine fæces mehr erzeigen: „Eben auff ſolche Weis muß der Weinſtein-Saltz/ aus dem weiſſen
„Weinſtein præpariret/ und durch die Solution, Coagulation und Fu- „ſion gereiniget werden/ biß es von allen Unreinigkeiten abgeſondert „ſey/ und im Feuer nicht mehr ſprotzele.
Alsdann nimm dieſes Weinſteinſaltzes 2. Theil/ und des vorherge-„henden præparirten Saltzes einen Theil: dieſes laſſe man mit einan-„der flieſſen/ ſo wird man eine Materie erlangen/ welche allerley Farben „an ſich nimmt/ und ein Anſehen hat gleich denen Orientaliſchen Edel-
„geſteinen.
Faſt alle andere Chymiſche Autores lehren das Cryſtall auff obige Art præpariren/ einige unter denſelbigen gebrauchen an ſtat des klaren Waſſers/den Wein-Eßig.
Aus demjenigen/ was wir hernach von dem Glas-Thraͤnen oder Tropffglas ſagen werden/ wird leichtlich abzunehmen ſeyn/ welches die beſte Manier/ das Cryſtall zu præpariren ſey/ und welcher Præparation man billig folgen ſolle; es wird aber die beſte Manier ſonder Zweiffel
ſeyn/ daß man nehmlich das Cryſtall in einer ſtarcken Lauge abloͤſche.
Die Paſten werden auff gleiche Weis/ wie das Glas bereitet; nur daß dieſes aus dem Cryſtalliniſchen Metall/ jene aber aus der præparir-ten Cryſtall beſtehen/ es werden auch zu beyden Theilen einerley Farben gebrauchet: derowegen giebet Porta ſeinem getingirten Glas den Nah-men eines Amethiſt/ Rubins und dergleichen; in dergleichen Dingen koͤnte man mit unſerm Engliſchen Diamanten einen Verſuch thun/als welcher viel reiner und haͤrter/ als das gemeine Cryſtall iſt.
Das 77. Capitel.
BOetius de Boot, ein beruͤhmter Schreiber von den Edelgeſteinen/ ſchreibet von dem Smaragd dieſes nachfolgende: Die Smaragd/„ ſaget er/ koͤnnen auff mancherley Weiſe verfaͤlſchet werden; unter wel-„ chen Verfaͤlſchungs-Arten/ die fuͤrnehmſte mit Cryſtall/ Glas/auch ge-„
calcinirten und geſchmeltzten Kieſelſteinen geſchiehet/ indeme man zu„ ſolchen Materien etwas wenigs Menig oder Min[ii] miſchet; auff dieſe„ Manier habe ich fuͤrtreffliche Smaragd bereitet: Andere ſetzen das ge-„ brannte Kupffer/ ſubtil gepuͤlvert/ darzu mit halb ſo viel Croci Martis,„ ſolches laſſen ſie 6. Stundlang mit einander kochen/ und alsdann das„ Gefaͤß von ſich ſelbſten erkalten/ nach dieſem laͤſſet man die Steine poli- ren; Wird iemand in dieſer Arbeit Fleiß ankehren und genaue Achtung„ haben/ ſo wird er ſolche ſchoͤne Smaragd bekommen/ welche denen A-„mericaniſchen Smaragden faſt aͤhnlich kommen werden.
Jngleichen ſchreibet auch Garcias ab Horto, daß in Balaqvata und Biſnager aus denen groͤſſern Glasſtuͤcken ſehr groſſe und ſchoͤne gefaͤrbte Smaragd verfertiget werden: Dalechampius haͤlt darfuͤr/ man muͤſ-ſe noch etwas von dem Jaſpis darzu thun.
Eben dieſe Compoſition der Smaragden/ welche unſer Autor be-ſchreibet/ hat auch Borellus lib. I. c. 9. 10. beſchrieben. Es wird auch der Smaragd noch anders aus Menig und Kupffer-Hammerſchlag berei-tet/ wie unſer Autor in dem 78. Capitel lehret.
Es lehret Hartmannus von dieſer kuͤnſtlichen Smaragdbereitung unterſchiedliche Manieren/ und iſt zwar die erſte/ welche aus der Gold- und Silber-Tinctur/ mit Cryſtall und etwas wenig Salmiac bereitet wird/ ſehr dunckel/ und mag nicht genugſam verſtanden werden.
Die andere Manier geſchiehet aus 8. Loth Minii/ 4. Loth præparir-ten Cryſtall/ und 2. Qvintlein Gold.
Der dritte Weg gehet aus gecalcinirten und ſubtilgepuͤlverten Kupffer/ zu ſolchem thut man noch ſo viel Glasſand/ ſolches mit einander vermiſchet/ laͤſſet man 4. Tag lang bey einem ſtarcken Feuer/ und einen halben Tag/ bey den allerſtaͤrckeſten Feuer auskochen.
Die vierdte Manier beſtehet darinnen/ man nimmt nehmlich das gepræparirte Cryſtall und ein wenig des gecalcinirten Kupffers/ und ſuͤl-let mit dieſer Materia die Toͤpffe biß zur Haͤlffte damit an/ und laͤſſets 6. biß 7. Stunde/ erſtlich bey einem gelinden/ nachgehends bey einem ſtar-
cken Feuer zerflieſſen/ nach dieſem nimmt mans vom Feuer/ und nachde- me der Topff zerbrochen/ nimmt man alles dasjenige was ſich darinnen befunden/ und mit Bleyſchaum uͤberzogen iſt/ und reiniget ſolches von allen unartigen Dingen/ ſo wird ein ſehr ſchoͤner Smaragd erſcheinen/ welcher in Stuͤcke zerbrochen/ gebuͤhrlich kan bereitet oder geſchliffen werden.
Es iſt aber zu wiſſen/ daß dieſe Arbeit nicht einmahl wie das ander mahl von ſtaten gehe; abſonderlich muß man eine ſehr heitere Lufft und Tag darzu erwehlen: auch werden zu dieſer Arbeit 4. unterſchiedliche Toͤpffe genommen/ und alſo in einer Arbeit unterſchiedliche und fuͤrtreff- liche Smaragd von mancherley Farben bereitet; indeme man in den er-ſten Topff des gecalcinirten und pulveriſirten Kupffers ein Scrupel nimmt/ in den andern Topff aber 2. Scrupel; in den dritten 1. Qvint-lein: in den 4. anderthalb Qvintlein; und allhier bey dieſer Doſi haͤlt
man innen; denn ſo man des beſagten Kupffers noch etwas mehrers zu-ſetzete/ ſo wird das Glas gantz und gar nicht durchſichtig werden; Eben dieſer Proceß wird auch in acht genommen/ in der Bereitung des Ja-ſpis und Topaſes/ da man von dem Croco Martis etwas zuſetzet/ inglei-chen auch des Sapphirs/ bey welcher man von der Zaffera etwas darzu nimmt.
Es giebet aber in dieſer Compoſition der Mars ſeiner Veneri/ oder das Eyſen dem Kupffer weder ein Corpus noch einigen Glantz: Carda-nus de varietat. rer. l. 10. c. 52. lehret dieſe Smaragd-gruͤne Farb aus den weis-calcinirten Fluß-Kiſelſtein bereiten/ indem man ſolche mit gleich ſo viel Minio in einem Tiegel vermengen/ mit einander ſchmeltzen/ und zweymahl wiederhohlen ſoll; allein es iſt dieſe Art/ alſo zu verfahren/ ſehr undeutlich und dunckel angezeiget.
Iſaacus Hollandus will/ daß ſolche Compoſition auch geſchehen „koͤnne mit gecalcinirten Vitriol und etwas uͤbrigen Kalch/ indem man „ſolche erſtlich mit warmen Saltz-Waſſer/ hernach aber mit ſuͤſſen „Waſſer beſprengen/ und unter einander mengen ſoll; als auff welche
Art ſie dann viel eine beſſere und groͤſſere Wuͤrckung geben/ auch voll-„koͤmmlicher zuſammen ſchmeltzen werden.
Seneca ſchreibet in ſeiner 91. Epiſtel; es habe Democritus eine Manier erfunden/ wie man einige Smaragd aus den Steinen berei-„ ten ſolle: Jngleichen ſaget Plinius l. 37. c. 12. daß man bey denen Auto-„ ribus mancherley Arten befinde/ wie man das Cryſtall mit Smaragd-„
gruͤn/ und andern Edelgeſtein-Farben tingiren ſoll; welches alles mit„ deme/ was gedachter Plinius l. 36. c. 26. von dem ſchwartzen/ wie auch von„ dem mancherley-farbichten Myrrhenſtein ſaget/ uͤbereinkommet.
Das 81. Capitel.
Joh. Bapt. Porta lehret den Topasſtein alſo zuzurichten: Man„ ſoll/ ſagt er/ zu jedem Pfund des Glaſes/ ein halb Loth des Croci Mar-„ tis vermiſchen/ auch etwas weniges von dem Minio darzu thun/ damit„ es deſto heller glaͤntze; man nimmt aber zu iedem Pfund der gantzen
Maſſa 6. Loth von dem Minio; es wird auch dieſes letztere zu erſt/ her-„ nach aber der Crocus Martis mit dem Glas vermiſchet: Dieſes/was all-„hier aus dem Porta angefuͤhret worden/ hat auch Bootius ausgeſchrie-ben/ und fuͤget ſolchem annoch nachfolgends aus unſerm Autore bey/ſagend: Man ſoll ein ſubtiles Pulver vom gebrannten Kupffer machen/„ingleichen von natuͤrlichen Zinnober und Cryſtall/ ſolchem ſoll man 4.„mal ſo viel des gebrannten Zinnes beyſetzen/ und es zuſammen in einen„ſtarcken und Feuerbeſtaͤndigen Schmeltz-Tiegel thun/ und einen Tag„lang in den Ofen ſetzen; es muß aber das Feuer nicht gar zu ſtarck ſeyn/„ſondern es ſoll in gleichen Grad erhalten werden; denn es flieſſet das ge-„dachte Pulver ſehr leichtlich.
Dieſes letzterzehlten Proceſſes bedienet ſich Birellus von Wort zuWort/ auſſer daß er an ſtatt des Zinnobersſetzet/ man ſoll Menig neh-men.
Hartmannus und Libavius nehmen wohl zu einen ieden Loth præ-parirten Cryſtalls 6. Loth von der Ceruſſa: der Autor des ChymiſchenBuchs/Qvadrig. Chymica genannt/ gebrauchet zu den Topasſtein dasZinnſaltz.
Das 82. Capitel.
DEn Chryſolit lehret Porta alſo nach machen: Man ſoll nur/ ſageter/ wann man den Topas bereitet hat/ noch etwas weniges von„„dem gecalcinirten und gepulverten Kupffer darzu thun/ damit er etwas„gruͤnlicht werde; denn es iſt der Chryſolith von dem Topas nur darin-
„nen unterſchieden/ daß nehmlich jener vor dieſem etwas beſſer glaͤntzet.
Claveus ſagte/ daß er ein Silber geſehen haͤtte/ welches 2. Mo-nat lang in dem Glasmacher Ofen iſt gecalciniret worden/ und hat deſ-ſen 1. Theil zu zwoͤlff Theiln Chryſtall geſuget/ ein gantz Cintrinfarbich-tes Glas gegeben.
Das 85. Capitel.
GLauberus bereitet die Sapphirfarb aus dem Silber-Margaſith/indem er ſolches in Aqva Regis diſſolviret/ und mit dem Liqvore vonKieſelſteinen præcipitiret.
Das 90. Capitel.
Aus dem Gold kan man eine wunderſchoͤne rothe Farbbereiten.
ES iſt zwar nicht ohne/ es verheiſſen die Chymiſten mit ihren ſonder-bahren Menſtruis eine Tinctur aus dem Gold zu bereiten: Jch hoͤ-rete einsmahls von einem ſuͤrnehmen Chymico, welcher umb etwasgroſſes wetten wolte/ dasjenige Gold wiederum in ein Gold zu reduci-ren/ das ich bey einer ſo genañten Goldtinctur/ von einer hohen Stan-desperſon bereitet/ befinde/ allein es getrauete ſich ſolches niemand zuwagen; ſcheinet alſo/ es ſeye in dieſem Proceß eine warhafftige Gold-tinctur zu bereiten/ etwas verlohren gegangen.
Sonſten iſt mir durch die gewiſſe Erfahrung bekannt/ daß dasGold/ wann es in Aqva Regis iſt auffgeloͤſet worden/ die Haut des Men-ſchen mit einer voͤlligen Purpur-Farbe tingire/ welches etliche Tagedauret; ingleichen wird eine groſſe Qvantitaͤt des Waſſers getingiret/ſo es in dieſe old-Solution gegoſſen wird: dieſem ſolvirten Gold eig-net Glauberus eine ſchoͤne Sapphir-Farb zu/ wann es nehmlich mit demLiqvore von Kieſelſteinen iſt gepræcipitiret worden.
Die Silbertinctur hat keine blaue ſondeꝛn eine weiſſe Farb/ wie ſolchesdie vielgiltige Autoritaͤt des Herrn Boyle in ſeinen Phyſiologiſchen ex-perimenten p. 60. bezeuget: derowegen bleibet es dabey/ was ich ſchonallbereit zuvor geſaget habe/ daß die blaue Farb von dem Kupffer/ itwelchen etwas Silber vermiſchet iſt/ herkomme.
Aus den Boͤhmiſchen Granaten.
Es will Boethius de Boot, daß die Boͤhmiſchen Granaten ihreFarb im Feuer behalten/ als welches nicht faſt allen dergleichen Stei-nen gegeben iſt; Derowegen ſind dieſe Boͤhmiſche Granatſteine/ zu der-gleichen Gebrauch ſehr gut; wiewohl ſie aber in einen gemeinen Feuer
ihre Farb behalten/ ſo verliehren ſie doch ſolche in der ſtarcken Hitze desGlasmacher-Ofens.
Das 91. Capitel.
Klein geſtoſſen Bleyweis oder Ceruſſa.
Unſer Autor bedienet ſich in der Præparation des Bleyzuckerszweyerley Wege; als einen/ welcher mit dem Bleyweiß; der ander a-ber/ ſo mit dem Bleyglett geſchiehet/ beſag des 123. Capitels.
Allhier in dieſem Capitel calciniret er den Bleyzuckur/ und bereitetaus ſolchen wiederum einen andern Bleyzucker: Jns gemein gebrau-chen die Chymiſten hierzu das Minium, andere hingegen nehmen gecal-cinirtes Bley/ allein es ziehlen alle dieſe Arten auff einen Zweck.
Jedoch hat man beobachtet/ daß man aus der Mennig oder Minioein mehrers Saltz oder Zucker bekomme; und ſolches iſt kein Wunder/denn es hat die Mennig eine ſtaͤrckere Calcination als alle andere erlit-ten: hierzu gebrauchet man ins gemein in der Extraction den Wein-Eſ-ſig; Jedoch will Begvinus, man ſoll an ſtatt deſſen das Phlegma von demEßig nehmen; uͤber dieſe des Begvini Wort aber hat ſein Commenta-tor mit allen Fug ein Ausloͤſchungs-Zeichen hinzu geſetzet.
Allhier will ich zwey Ding bemercken; Erſtlich/ daß es viel beſſerſeyn/ und weniger koſten wuͤrde/ wann man uͤber die Mennig allezeit ei-nen friſchen und neuen gediſtillirten Eßig/ keinen aber/ der ſchon einmahl gebrauchet worden/ ſchittete; denn es iſt die Mennig geringer als
der Eßig/ und wird aus ihr gleich das erſte mahl/ ſo viel als ſie gutesvon Zucker bey ſich hat/ extrahiret; zugeſchweigen/ daß man des Eßigsnicht ſo viel von noͤthen habe/ welches ja dem Laboranten zum Nutzengereichet.
Das andere Stuͤck/ welches ich allhier anmercken will/ iſt eine neueManier/ ſolche Operation mit dem Bleyzucker zu verrichten/ welche ichmeines Wiſſens bey keinen Chymiſchen Scribenten geleſen; ſie gehetſchleuniger von ſtatten/ und wird mit wenigen verrichtet; auch iſt ſol-cher Bley-Zucker in den Chyrurgiſchen Sachen/ als dahin er ſonderlichgehoͤret/ nicht geringeꝛ als der gemeine/ ſondern noch wohl beſſer/ welchesmir genugſam bekannt iſt: Man nim̃t ſehr duͤnne Bleybleche/ oder wel-ches beſſer iſt/ dasjenige Bley ſo eine zeitlang in den enſterrahmen iſt ge-brauchet worden/ und laͤſſet ſolches in einen Aqva fort diſſolviren (eingutes Scheidwaſſer loͤſet des Bleyes eben ſo ſchwer auff/ als ſchwer dasWaſſer geweſen) ſo wird das diſſolvirte Bley in kurtzer Zeit in Formeines Zuckers/ auff dem Boden des Glaſes rſcheinen: uff ſolche Arthabe ich dieſes Zuckers eine ziemliche Quantitaͤt in einer halben Stund/mit einen kleinen Glas/ und bey geringer Sand-oder Aſchen-Waͤrme/wie auch nur ein eyſern Staͤblein uͤbers Kohlfeuer geleget/ bereitet.Und fuͤrwar dieſer Proceß/ gleich wie er viel ſchleiniger/ als ie an-dern/ alſo koſtet er auch nicht ſo viel: was aber der gedachte Bleyzucker inder Keilkunſt ausrichten koͤñe/ davon habe ich allhier nicht Noth zu ſagen.Das 93. Capitel.
DJeſes ſechſte Buch unſers Autoris handelt von den Encauſten/Schmeltzglaͤſern oder geſchmeltzter Arbeit/ welche bey den Engel-laͤndern Enamels genennet wird; und ſolches vielleicht darumb/ dieweilman viel von dergleichen Arbeit/ zu denen Ringen gebrauchet; oder die-weil ieſes Engliſche Wort dem Anſehen nach/ hergeleitet wird von demteutſchen Wort emallirin/ welches die Frantzoſen Eſmailler nennen/ àmaille, oder Mackeln/ die dergleichen Arbeit repræſentiret.Dieſe Arbeit wird bey den Lateinern Encauſta (vom Brennen) ge-heiſſen; derowegen findet man bey den Schreibern der Woͤrterbuͤcherdieſe Wort/ Encauſton, eine geſchmeltzte Arbeit/ Encauſtice die Kunſtgeſchmeltzte Arbeit zu machen/ Encauſtes der Kuͤnſtler/ welcher ge-ſchmeltzte Arbeit verfertiget.
Jedoch waren die Schmeltzwerck und geſchmeltzte Arbeit der Al-ten/ davon bey dem Vitruvio l. 7. c. 9. Plinio l. 35. c. 11. und Mart. l. 1. ſte-het/ von den unſrigen gantz und gar unterſchieden: Salmaſius in Exerc.Solin. welcher/ nachdeme er in gedachten Buch von den chmeltzwerckender Alten und deroſelben dreyerley Arten/ nach der Laͤnge gehandelt hat/haͤlt endlich dafuͤr/ es ſey dieſe Kunſt/ die geſchmeltzte Arbeit der Alten zumachen/ verlohren gegangen: Porta nimmt in Benennung dieſer Arbeitdas Jtalieniſche Wort Smalto, und neñet es uch in Lateiniſchen Smal-tes, welche bey dem Libavio gleichfals Smalta genennet werden.Das 94. Capitel.
Eine weiſſe Smalte.
DJeſe wird auch noch auff eine andere Weiſe aus dem Regulo desSpies-Glaſes bereitet; davon ſchon allbereit oben etwas gedachtworden: Dieſe weiſſe Smalte lehret Libavius und Porta aus einenTheil des gecalcinirten Bleyes/ 2. Theil des gecalcinirten Zinnes/ undzweymal ſo iel des Glaſes zu bereiten.Das 95. Capitel.DJe Tuͤrckisfarb bereitet Porta nur eintzig und allein mit der Zaf-fera.Das 97. Capitel.EJne vollgruͤne Smalte oder Schmeltzglas zu machen/ gebrauchetPorta das gebrannte Kupffer/ welches man bey den Jtalienern insgemein aminella, nſer Autor aber Ramina nennet: Jngleichen damitdieſe Smalta hellgruͤn wird/ ſo nim̃t Porta den Kupffer-Hammerſchlagdarzu.Das 100. Capitel.Eine ſchwartze Smalte
BEreiten Libavius und Porta aus einer Blumen und Purpurfarb/beſtehend von Magneſie und Zaffera: im uͤbrigen iſt alles einerleyProceß und Gewicht/ mit demjenigen/ wie es unſer Autor allhier be-ſchreibet.Das 103. Capitel.
EJne Purpur-rothe Smalte wird bey dem Libavio mit Croco Mar-tis bereitet.Das 108. Capitel.Die Lauge aus der Glasmacher Soda und dem lebendi-gen Kalch.
MAn hat wegen dieſes Menſtrui viel Fleiß angewendet; das jenigeaber iſt das beſte/ welches aus der Soda und dem Kalch bereitetC. Merrets Anmerckungen in die Buͤcher/wird; es præſtiret aber die alſo genannte Potaſche/ mit dem Alaun ebendieſes.Jch kenne einen gelehrten on Adel/ welcher Jhme vermittels ei-ner ſolchen Lauge/ allerley Farben aus den Pflantzen und Blumen be-reitet hat; mit welchen Farben er vielerley/ und zwar die fuͤrnehmſtenBlumen in ein groſſes Buch/ nach dem Leben mit ihren eigenen Farbenabgebildet hat.
Die Operation der Potaſchen/ deren ſich die Faͤrber gebrau-chen/ iſt auch an den Jndig und Gleſto zu erſehen/ als von welchen bey-den keines ſeine Tinctur/ ohne dieſe Aſche/ von ſich giebet.Die hellen und durchſichtigen Farben erfordern nur die Solutiondes Alauns; denn ſie erden von einen ſchaͤrffern Saltz verderbet/ wieſolches in der Faͤrbereykunſt/ und mit der Seiffenſieder-Laugen genug-ſam zu erſehen iſt: Jtem daß die gelbe Glasfarb/ wie im 4. Capitel zu er-ſehen iſt/ mit dem Weinſtein nicht angehe.Das 110. Capitel.Aus allerley Blumen und Kraͤutern ꝛc.
DJeſes Experiment und Probierungs-Art unſers Autoris iſt ſehrgut; wann aber die Farb ein leinernes Tuͤchlein faͤrbet/ ſo iſt es einbeſſer Zeichen: Wann die Schiffleute nach dergleichen gefaͤrbtẽ Pflantzenverreiſen/ ſo wird ihnen von den Kauffleuten inſonderheit anbefohlen/ daßſie die flantzen ſollen im Munde zerkaͤuen und ſehen/ ob der Speichelgefaͤrbet ſeye/ welches ein gutes Zeichen iſt; Solche Prob kan auch miteinem duͤnnen Papier oder leinern Geraͤth geſchehen.Allhier will ich dem Liebhaber eine Verzeichniß derjenigen Pflan-tzen und Vegetabilien ittheilen/ welche eine Farb bey ſich haben/ undalſo folgbar dienen eine Lacca aus ihnen zu extrahiren; und zwar wol-len wir erſtlich diejenigen/ welche die Faͤrber gebrauchen/ erzehlen/ der-gleichen ſind:Lignum Nephriticum, das Grieß-Holtz ſammt ſeinen dreyerleyGeſchlechtern/ elches die Engellaͤnder Fuſticks zu nennen pflegen/ die-net zur gelben und gruͤnen Farb.
Campegiana und Sylveſter, dieſes ſind einige Arten der kleinernBeere oder Koͤrner/ und werden aus Weſt-Jndien zu uns anhero ge-bracht; ſie geben faſt eben eine ſolche Farb wie die Kermeſinbeer/ jedochnicht ſo ſchoͤne.Hieher gehoͤret auch Semen Sumach oder Faͤrber-Saamen/ ieKorn-Roſen/ die Gelbwurtzel/ wie auch das ſuͤſſe Holtz/ und die Blu-men von wilden-Saffran; Jtem zur gelben Farb die Pfrimenkraut-Blumen.Anotto iſt eine Compoſition, welche eine ſehr ſchoͤne Scharlachfarbgiebet/ und wird aus dem Fuco Marino Tinctorio/ Urin und Schmaͤrbereitet.Noch ſind einige andere Dinge/ welche die Faͤrber nicht gebrau-chen/ nichts deſto weniger aber eine ſchoͤne Farb bey ſich haben/ als derSaffran und Camillen: Jtem Tradeſcanti, welches eine volle und ſchoͤ-ne blaue Farb hat; die Kornblumen/ aus welchen die herrliche Kornblu-men-Farb der Faͤrber bereitet wird.
Die Meer-oder Seeblumen der Faͤrber/ ſo von dem ſo genanntenFuco etwas unterſchieden ſind; dieſer beyden Sorten gedencket JohannBauhinus: die Hyacinth-Blumen: unſer Purpur-farbichtes Colchi-cum: unſere dreyerley Stauden-Beer/ von welchen man eine ſchoͤnerothe Farb aben kan.Heliotropium, in deſſen Safft die eingetauchten Tuͤchlein diejeni-ge Farb geben/ ſo wir in Engl. Sprach Turneſole zu nennen pflegen: J-tem Blattaria mit einer blauen und gelben Blume.
Der Americaniſche Convolvulus mit ſeinen zuſammen gezogenenBlaͤttern.
Es ſind auch etliche Pflantzen/ welche einen gefaͤrbten Safft bey ſichhaben/ als da ſind/ die Wolffsmilch/ der wilde Haſen-Kohl oder Soͤn-chenkraut/ die Pfaffenroͤhrlein oder Kuͤhblumen mit zottigten Blaͤttern;Jtem Bockbart/ Lattich/ Rapuntzeln und dergleichen.Jngleichen andere Pflantzen/ welche/ wann ſie an der Sonnengetrocknet/ der mehreſte Theil von ihnen gelb werden/ als durch welche[ſ]ich faſt zu glauben veranlaſſet werde/ die Cambaja ſey nichts anders deñein ſolcher getrockneter Safft aus der Wolffsmilch: die Johanneskraut-blumen aber aben n ihren Knoͤpffen einen rothen Safft/ und dasSchwalbenkraut hat einen gelben Safft/ wie auch das Felffelkraut desAlpini.Es geben auch die Beeren von vielen Pflantzen einen farbichtenSafft/ als das Einbeerkraut; ia einen toͤdlichen Safft/ als die Steck-
wurtz; hieher gehoͤren auch die Wolffsbeer/ das Kraut Maͤusdorn/ dieWeißwurtz/ die Himbeer/ die Creutzbeer/ der gruͤne Mahler-Safft/die gruͤnen Welſchen-Nuͤſſe.Es gehoͤret auch hieher die Bezetta oder Torna ſolis des Bezedini,welche bey dem Wormio in ſeinem Muſæo l. 2. c. 4. alſo beſchrieben wird:„es iſt aber ſolches Bezetta ein leinernes ſubtiles Tuch/ gefarbet mit ei-„ner uͤberaus ſchoͤnen Roͤthe/ ſo mir von dem kunſterfahrnen Apothe-„cker des Durchlaͤuchtigen Fuͤrſten/ Chriſtians des Fuͤnfften/ nemlich„Herrn Chriſtopff Herfurt iſt verehret worden; wie ber ſolches ge-„præpariret werde/ und auff was Art und Weis man es verfertigen„ſolle/ das wuſte gedachter Herr Herfurt ſelbſten nicht: die Tinctur/ da-„mit dieſes Tuch gefaͤrbet iſt/ ſcheinet von rothen Santel zu ſeyn: ſein„Gebrauch iſt/ daß man ſich damit anſtreichen/ auch die Eß-aaren„damit faͤrben kan/ gleichwie mit der gemeinen Torna Solis; allein dieſe„iſt weit ſchoͤner als die gemeine: ſie dienet auch zu der Schmincke/ und„hat dieſe ſonderbahre Eigenſchafft/ daß es dem Waſſer/ ſo mans darein„leget/ ſeine Farbe mittheilet/ nicht ſo wohl aber dem ein/ em Spiritu„Vini aber gar nicht. Biß hieher Wormius.Dergleichen Tinctur habe ich auch von Wollen bereitet geſehen/ſie diente an ſtat einer Schmincke/ und iſt noch heut zu Tag bey den un-ſrigen ſehr im Gebrauch: aus dieſem ſolte man ſonder Zweiffel eine fuͤr-
treffliche Laccam bereiten koͤnnen.
Zu denen Blumen-Farben gehoͤren auch die Granat-Bluͤe/ dieTauſendſchoͤne/ und der Saamen des Heliotropii tricocci, als welcher/ſo man ihn zerreibet/ erſtlich gruͤn/ darnach etwas blau/ und letzlich Pur-purfarbicht wird/ wie ſolches Libavius bezeuget: die Stuͤcke von demAlaterno geben/ wie Cruſius ſaget/ eine ſchwartze Farb: die Wegwar-ten-Blumen/ die Blumen des Jndianiſchen Apoſtemkrauts/ der Jndi-ſche Brunnkreß/ und viel andere dergleichen Pflantzen mehr/ davonins kuͤnfftige/ ſo Gott will/ ein mehrers abſonderlich ſoll geſchrieben er-den; dieweil unter den Pflantzenbeſchreibern/ meines Wiſſens/ ihreFarben niemand beobachtet/ noch ſolche in gewiſſe Reyhen abgetheilethat; da doch deroſelben Nutzen/ in dem taͤglichen Gebrauch ſehr großiſt/ auch unterſchiedliche von denen/ davon wir geredet haben/ von enKauffleuten zum Gebrauch eingeſuͤhret worden.Die Pflantzen/ deren Blaͤtter einige Farbe geben/ ſind dieſe: DasStramonium/ der Virginiſche Farb-Baum/ als deſſen Blaͤtter/ ſoman ſie mit der Hand zerknirſchet/ geben unter allen Vegetabilien diebeſte vollgruͤne Farb/ die Pflantzen aͤhrenklau genannt/ die rechtenToback-Blaͤtter; Jtem die ſchwartzen Spaniſchen Kuͤmmelblumen;und wiewohl dieſe eine blaue Farb geben/ ſo ſie zwiſchen der Hand/ odereinen Papier/ oder Tuch zerrieben werden/ ſo wird doch aus ihnen eineſchoͤne gruͤne Farb bereitet.
Die Art und Weis die Farben durch die Diſtillation zu extrahi-ren/ iſt heutiges Tages ſehr wohl bekannt/ und gebraͤuchlich: denn eswerden alle Chymiſch-bereitete Spiritus weiß/ wann ſie im Diſtilliren indie Hoͤhe ſteigen/ und werdẽ getingiret in der Infuſion ſolcher Materiali-en/ elche ine Farb bey ſich haben; auff ſolche Weis iſt auch in der Lon-diſchen Apothecken der Spiritus Lavandulæ compoſitus getingiret; Jtemdas componirte Mohnwaſſer/ das Mariendiſtel-Waſſer/ und derglei-chen: zu deme ſo lehren faſt alle Apothecker/ ſolche/ unſers Autoris Ma-nier.Es ſt aber zu wiſſen/ daß dieſe extraction, des ſo genannten getin-girten Spiritus Vini, eine gantz todte Farbe gebe/ welche nichts nutze iſt/es ſeye dann/ daß ſolche in geringer Qvantitaͤt und bey einer gemaͤßigtenWaͤrme des B. M. geſchehe: denn es machet die allzu ſtarcke aͤrme/ ieVegetabiliſchen Farben ſchwartz/ auch verliehret der Laſurſtein ſelb-ſten/ ob er ſchon hart iſt/ ſeine Farb/ durch eine allzu ſtarcke Hitze.Das 111. Capitel.DJeſe unſers Autoris beſchriebene Manier/ eine blaue Farb zu be-reiten/ habe ich einsmahls verſuchet/ allein es iſt mir nichts ndersdaraus worden/ als daß ich die blaugelblichte Farb/ zum irdenen Geſchir-ren dienend/ verderbet habe.Es nennet unſer Autor dieſe Farb die Teutſche Blaue/ ſolches thutauch Brellus l. 11. c. 106. da ſie doch bey denen Teutſchen nicht im Gebrauchiſt/ weiln ſie ſonſt die blaue viel leichter und ſchoͤner haben koͤñen: allein esnim̃t annoch dieſer letztere zu den Schwefel des Salmiacs nur vier Theildarzu; dergleichen andere Farben mehr ſind bey dem gedachten Birellozu finden.
Das 112. Capitel.
Dem Tuͤrckis ſeine verlohrne Farb wieder zu geben.
HJeran will ich ſchier zweiffeln; denn ich habe einsmahl vernommen/als ob dieſe Sach nicht angehen ſolle; Jedoch aber iſt vielleicht dieManier/ dergleichen mit dem Tuͤrckis zu thun/ wie Iſabel Carteſia l. 3.c. 53. hat/ beſſer: Sie reibet nehmlich den Tuͤrckis mit Ultramarin/ wel-
che einen Tag lang in Aqva fort geſtanden/ dieſes wann es abgerauchet/und das Pulver getrocknet/ ſo iſt es zum Gebrauch fertig: der Tuͤrckis-Stein wird hernachmahls erſtlich in ein Aqva fort aus Kupffer (ſoll viel-leicht Nitro heiſſen/) und Vitriol bereitet/ gethan/ nach dieſem in einenWeineßig/ und endlich in ein Waſſer/ auch muß er in jedem eine Zeitlangliegen bleiben.
Das 113. Capitel.
Eine Spiegel-Mixtur.
JCh befinde von dergleichen Mixtur unterſchiedliche Arten bey denAutoribus; und weiln dieſe Mixturen in Opticis einen ſonderlichenNutzen haben/ auch dergleichen in Engliſcher Sprach nicht beſchriebenworden/ als will ich deroſelben Beſchreibung allhier beyfuͤgen.
Es werden dieſe Spiegel und Glaͤſer Metalliſch genennet/ nichtdarumb/ als ob ſie aus Metall waͤren/ ſondern dieweil in dieſe Compo-ſition etliche Metalliſche Coͤrper kommen/ und dieweil ſie/ ſo wohl amGewicht/ als auch dem euſſerlichen Anſehen nach/ den Metallen aͤhnlich
kommen.
Es lehret dieſe Mixtur zu ſolchen Spiegeln/ Porta im 23. Capitel„des 17. Buchs ſeiner Magie/ alſo bereiten: Man ſoll einen neuen und„Feuerbeſtaͤndigen Topff nehmen/ ſolchen/ damit er deſto ſtaͤrcker halte/„mit Luto inwendig beſchlagen/ dieſes wiederhohlet man/ wann er tro-
„cken worden/ zum andern und dritten mahl: Alsdann thut man 2. Pf.„Weinſtein darein/ und laͤſſets beym Feuer flieſſen/ ingleichen auch e-„ben ſo viel des Arſenici Cryſtallini; wann dieſe Maſſa in den Topff zu„rauchen anhebet/ ſo wirfft man 50. Pfund des gebrauchten und alten
„Kupffers hinein/ und laͤſſet ſolches 6. biß 7. mal mit einander ſchmeltzen/„damit ſichs wohl reinige und laͤutere; bald darauff thut man 50. Pfund„des Engliſchen Zinnes hinein/ und laͤſſet es mit einander flieſſen; nach„dieſem nimmt man mit einen Eyſen etwas von der Mixtur heraus/und„ſiehet ob es zerbrechlich oder hart ſeye.
Wann es zerbrech ich iſt/ ſo thut man des Kupffers noch etwas„hinzu/ iſt es aber gar zu hart/ ſo nimmt man das Zinn: oder ſo man„will/ ſo kan mans kochẽ laſſen/ damit von dem Zinn ein Theil davon kom-me: Nachdeme es nun das begehrte Maas erreichet hat/ ſo ſchittet man„
4. Loth Borax daruͤber/ und laͤſſet es in den Ofen ſo lang ſtehen/ biß ſichs„auffgeloͤſet hat; hernach gieſſet mans in das Modell/ und laͤſſet es erkal-„ten.
Nachdem nun dieſe Mixtur kalt worden iſt/ ſo wird ſie mit einemPimſenſtein gerieben/ auch bald darauff mit einen Schmirgel: Wann„nun die Flaͤche huͤbſch gleich und poliret iſt/ ſo muß man ſolche mit Trip-„pel reiben: Endlich machet mans mit Zinnaſchen hell und glaͤntzend.
Jn dieſer Compoſition nehmen die meiſten von dem Zinn den drit-„ten Theil zum Kupffer/ damit die Maſſa haͤrter und deſto heller werde.„
Jn der erſten Edition des gedachten Buchs/ lehret Porta l. 4. c. 23.dieſe Mixtur auff folgende Weis verfertigen; und auff ſolche Manierwird ſie faſt ins gemein von allen andern bereitet.
Man nimmt des Kupffers einen Theil/ und 3. Theil des Zinns/„aus etwas wenig Arſenici oder Weinſtein; dieſes laͤſſet man mit einan-„der flieſſen und incorporiren.
Etliche nehmen des Zinns 1. Theil und 3. Theil des Kupffers/ wie„auch etwas weniges vom Silber/ Spießglas und weiſſen Feuerſtei-„nen: andere thun ſolches mit 1. Theil Bley/ und 2. mahl ſo viel Silber;„es kan auch dieſe Mixtur aus andern Metallen und anders temperiret„
werden.
Nachdeme nun dieſe Mixtur gegoſſen und geformiret iſt worden/„ſo wird erſodert/ daß man ſie glaͤtte und polire/ in ſo fern/ damit der zu-„ruͤckgebogene Spiegel-Strahl das Bilde desjenigen Dings mit ſich„fuͤhre/ welches er fuͤrſtellen ſoll. Auch/ damit ſie denen andern Spie-„
geln gleich werden/ als welches am meiſten von der Glaͤttung und Aus-„polirung der Theile dependiret.
Wann die Mixtur nicht glatt genug iſt/ ſo kan man etwas da-„von abnehmen/ oder man kan ſie reiben/ damit ſie wegen dieſes letztern/„das Spiegelbild groͤſſer/ wegen des Abnehmens aber kleiner/ und alſo„auff mancherley Art fuͤrſtelle.
Wann die Mixtur fleckicht oder ſchiefericht iſt/ ſo gebrauchet man„ein Polier-Rad/ damit man die Waffen ſonſten polieret/ ſo kan ſie„ſchoͤn und rein geſchlieffen werden: So man die Spiegel-Mixtur hohl-„rund oder bauchicht bereitet hat/ und damit ſolche durch die Bewegung„
des Polier-Rades nicht zerbrochen werden/ ſo muß man in den Spie-„gel ein Holtz drechſeln laſſen/ und damit ſich derſelbe nicht bewegen kan/„„mit Pech ankitten/ alsdann kan man ſolchen Spiegel mit einen Tuͤch-„lein oder Leder/ und mit Schmirgel reiben; nach dieſem mit ſubtilen„Buͤmſenſtein-Pulver/ oder indeme es noch an dem gedrechſelten Holtz„anklebet/ mit Zinnaſchen (Putty von den Engellaͤndiſchen Goldſchmie-„den genannt) und mit Trippel; letzlich mit gepuͤlverten Ruß/ Weinſtein„und Weiden- oder Wacholder-Aſchen/ als von welchen es ſehr glaͤn-„tzend wird: der Schmirgel wird gepræpariret/ indeme man ihn zu„Staub zerreibet und wann er durchgeſiebet/ mit Waſſer infundiret.
Bey dem Cardano l. 2. de Variet. Rer. c. 57. werden die ſo genann-„ten Stahlſpiegel aus 3. Theil Kupffer/ 1. Theil Zinn und Silber/ mit„ein Achteltheil Spiesglas bereitet: es laſſen aber ihrer viel/ umb die„Unkoſten zu mindern davon: andere hingegen thun den 24. Theil von
„dem Silber dazu/ wie ſolches Aldrovandus bezeuget/ in Muſæo metal-„lico l. 1. c. 4.
Solche Stahl-Spiegel/ wie man ſie nennet/ werden auch von ei-„nigen andern bereitet/ aus einem Pfund Zinn und ein Drittheil ge-„ſchmeltzten Kupffer/ alsdann thun ſie zwey Loth Weinſtein und 1. Loth„des weiſſen Auripigments darzu/ wann nehmlich die Maſſa im Kochen
„rauchet: Nachdieſem gieſſen ſie das geſchmeltzte Metall in eine Spie-„gel-formigte Figur/ auff einen ebenen Bret oder Taffel/ welche zuvor„mit Hartz oder Pechrauch ſeye getrocknet und erwaͤrmet worden; als-„dañ wird der Spiegelauf ein Holtz geklebet/ und erſtlich mit Waſſer und„Sand gerieben/ darnach mit Schmirgel/ oder einen ſubtilen Bimſen-„ſtein-Pulver/ und endlich mit Zinnaſchen geglaͤttet und gepoliret. Bißhieher Cardanus, und aus ihm Kircherus und Schvventerus.
Harsdoͤrffer hingegen ſaget in ſeinem erſten Theil der Mathemati-„ſchen Erqvickſtunden part. 6. q. 13. Man ſoll in Bereitung der beſagten„Mixtur drey Viertheil des Zinnes und ein Viertheil des gereinigten„Kupffers nehmen. Hernach nimmt man des gecalcinirten Wein-
„ſteins 8. Loth/ des ſublimirten Spiesglaſes 4. Loth/ des gemeinen„Oehls 8. Loth/ und 6. Loth Marcaſits.
Wann dieſes letztere alles wohl mit einander vermiſchet worden/„ſo nimmt man von dieſer Mixtur der Pulver 8 Loth/ und ſetzet ſolche„zu ieden Pfund der beſagten Metallen; und nachdeme ſolches verrau-„chet und in etwas gereiniget worden/ ſo thut man etwas weniges vom
„Purgundiſchen Pech darzu/ und gieſſet dieſe Materie/ nachdeme das„Pech verzehret iſt/ in die Modelln oder Formen.Scaliger ſchreibet Exerc. 82. ſect. 3 von dieſer Spiegel-Mixtur al-ſo: Man ſoll/ ſaget er/ 18. Loth des Zinnes/ und 6. Loth Kupffer/ mit„einander ſchmeltzen laſſen; und hernach des getrockneten Weinſteins„2. Loth/ und 1. Loth von dem weiſſen Arſenic darzu; ſolches alles laͤſſet„man/ ſo lang es noch rauchet/ im Feuer ſtehen/ und verfahret im uͤbri-„gen mit dem Gieſſen/ Formen und Probiren/ wie die andern Autores„angezeiget haben.
Dem P. Schotten hat Cornæus dieſe Manier/ gedachte Spiegel-Mixtur zu machen/ alſo mitgethilet: Man nehme 10. Theil des Kupf-„fers/ dieſem/ wann es zerſchmoltzen/ ſetzet man 4. Theil des Zinnes hin-„zu/ ſtreiet auch etwas weniges Spießglas und Salmiac daran; ſolches„
ruͤhret und miſchet man ſo lang wohl untereinander/ biß daß der ſchaͤd-„liche Rauch/ davor man ſich huͤten ſoll/ aller hinweg ſeye; So kan man„nach dieſem/ die Maſſa in die Form auffgieſſen: dieſe Mixtur/ ſaget er„ferner/ habe ich durch langwierigen Gebrauch ſehr gut befunden.
Dergleichen Mixturen mehr/ wie auch andere dergleichen Din-ge/ Jtem Materialien zum Poliren ſind bey dem Birello, l. 9. 47. biß 55.zu finden/ als dahin ich den Leſer Kuͤrtze halber will angewieſen haben.
Das 114. Capitel.
DJeſe Manier/ die innere Flaͤche der Kugel zu tingiren/ ſcheinetheutiges Tages geaͤndert zu ſeyn/ indem man dergleichen Kugelvon auſſen/ mit ſolchen Leimfarben bemahlet; denn ſie kommen ſehr ſchoͤn/und ſind hin und wieder in den Haͤuſern vielfaͤltig zu ſehen.
Das Gyps.
Deſſen gedencket unter den Lateiniſchen Autoribus, Cæſalpinus l.1. c. 9. Es giebt/ ſaget er/ eine bleiche Erde eines ſteinichten Erdſchollens/man gebrauchet ſolche den Meßing zu trocknen/ und wird ins gemeinGyps geheiſſen: was aber dieſe Erde eigentlich ſeye/ hat dem Anſehennach der gedachte Autor ſelbſt nicht gewuſt.
Es iſt aber das Gyps eine Art/ eines ſchoͤnen und hartgebranntenſteinigten Kalches/ welcher ſehr ſchwer iſt/ und hat einige glaͤntzendeFlecklein/ gleich wie die Bley-und Zinnertz-Steine. Euſſerlich iſt dieſerStein/ nach der Bruͤchigkeit/ gleich einem Alabaſter anzuſehen: denn
alſo iſt dasjenige und ziemlich groſſe Stuͤck dieſes Steins/ welches ichbey mir habe: er wird in Spanien verfertigt/ und in die Canarien-Jn-ſeln verfuͤhret/ umb denen dahin gebrachten Wein eine weislichte Farbzu geben/ und eine Fermentation zu machen/ als durch welches Mittel
ſie erhalten werden/ damit ſie nicht verderben/ oder den Geſchmack undGeruch verliehren/ wann ſie in frembde Laͤnder verfuͤhret werden.
Das 115. Capitel.
Die Ultramarinfarb.
DJeſe wird/ wie Cæſalpinus ſaget/ ins gemein alſo genennet/ und iſtunter allen andern blauen Farben die ſchoͤnſte/ welche am Werthdem feinen Gold/ wo nicht hoͤher/ doch auffs wenigſte gleich geſchaͤtzet
wird.
Es lehren ins gemein faſt alle Autores, ſo von den Steinen undFarben handeln/ die Art und Weis/ dieſe Ultramarinfarb zu extrahi-ren: es iſt dieſe Farb die allerzarteſte; und wann man hierzu nicht einenſehr guten Laſurſtein nimmt/ ſo iſt alle Arbeit vergebens angewandt: all-
hier wird uns genug ſeyn/ daß wir die Autores, welche davon geſchrie-ben haben/ anzeigen; mit Unterlaſſung ihrer langen und verdruͤßlichenProceſſen.
Boetius de Boot lehret/ im Buch von Edelgeſteinen/ vom 123. bißzu dem 142. Capitel/ mit vielen Worten: wie man nehmlich ſich in Aus-leſung dieſes Steins verhalten ſoll (denn einige von gedachten Stei-nen koͤnnen das Feuer erleiden/ und werden fixe Laſurſtein/ vom Aldro-
vando genennet; andere hingegen verliehren die Farb/ ſo bald ſie insFeuer kommen) Jtem/ wie man ſie calciniren ſoll: wie man die Geſaͤß/die Laugen/ und die hartzigte Maſſa/ als mit welcher die Farb deſto beſ-ſer extrahiret wird/ gelinde und ſtarck bereiten und zurichten ſoll; Auchwie man das extrahirte waſchen ſolle/ damit es zur Farbe taugen koͤnne;es lehret auch der gedachte Autor im letzten Capitel einen Weg/ wie mandieſe Farb gar leicht/ und mit geringen Unkoſten extrahiren koͤnne.
Nechſt dieſem folget Birellus, welcher im 6. Buch vom 80. biß zuden 109. Capitel/ alle dieſe oberwehnte Proceß/ noch auff einen kuͤrtzernWeg beſchreibet: Etliche unter den Mahlern/ zerreiben den Laſurſteinnur alſo roher/ und gebrauchen ihn.
Das 116. Capitel.
Eine Kermeſin-Lacca.
ES iſt kein Zweiffel/ das Wort Lacca komme her von dem Gummi/\welches wir Lacca heiſſen/ und einerley Farb mit der Mahler Lacca hat;Matthiolus im 23. Capitel des 1. Buchs uͤber den Dioſcoridem bezeuget/daß es vielerley Sorten von den kuͤnſtlichbereiteten Laccen gebe/ welche„aus dem/ was ſich auff den Boden ſencket/ von mancherley Farben berei-„tet werden.
Dergleichen Lacca wird aus den Bibenell-Knoͤpffen oder Beeren„(von den Engellaͤndern ins gemein Crinſon geneñet) bereitet: eine ande-„re Lacca wird aus den Kermeſinbeeren verſertiget; die dritte aus dem„warhafftigen Gummi-Lacc; die vierdte letzlich/ und die allerbeſte Lacca„
wird aus Braſilien-Holtz gemachet: die Art und Weis aber ſolcher„Bereitungen/ wie eine oder die andere geſchehe/ fuͤget gedachter Mat-„thiolus nicht darzu.
Von dieſer des Matthioli Art aber/ und von denen Jrrthuͤmern/die er allda begehet/ wollen wir kuͤnfftig in einen abſonderlichen Tractatgedencken/ da wir von den Farben ein Mehrers handeln werden.
Den Weg/ wie man aus dem Gummi die Lacca bereiten ſoll/ lehretBirellus l. 11. c. 39. Man ſoll/ ſaget er/ ungefehr 20. Pfund von Manns-„Urin nehmen/ ſolche wohl kochen und verſchaumen laſſen; als dann thut„man von der Gummi-Lacca 1. Pfund darzu/ wie auch 10. Loth Alaun; ſol-„ches alles mit einander vermiſchet/ thut man zum Feuer/ und laͤſſet ſol-„ches allda ſo lang kochen/ biß alle Farben extrahiret ſeye: und nachdem„man eine Prob davon genommen hat/ ſo thut man noch des Alaun-Zu-„ckers ſo viel hinein/ als iemand gnug zu ſeyn duͤncket; darnach ſeyhet manſolches durch/ gleich wie andere Laccen.
Sonſten finde ich bey unterſchiedlichen Scribenten mancherleyArten/ die Laccen zu bereiten; welche alle aber nur in der Materia/ dar-aus/ und in denen Menſtruis/ als durch welche man ſie bereitet/ unter-ſchieden ſind.
Es ſind etliche/ welche die Kermeſin-Beer nehmen (aus welchendie Apothecker einen ſehr ſchoͤnen und gefaͤrbten Syrup bereiten) ſolcheBeer aber wachſen auff einen beertragenden Baum/ der Art/ wie derEibiſchbaum; dergleichen Baum iſt in einen Garten allhier zu Londen/
in der alten Straſſen/ zu finden/ nechſt bey dem Peſthaus; allein es hatdieſer Baum noch niemahls eine Frucht gebracht.
Noch ein anderer dergleichen Art Baum iſt in den Witthal/ in den
koͤniglichen Privat-Garten/ herfuͤr gewachſen/ allein er iſt neulich vonden Jnnwohnern dieſes Gartens/ aus Unwiſſenheit/ hinweg geraumetworden.
Es ſind auch noch andere/ welche die Cochinelle zu einer Lack ma-chen; dieſe Cochinella iſt ein Wurm oder Muͤcke/ welche auff den Jn-dianiſchen Feigenbaum gezeuget wird; hiervon kan man noch meh-rere Nach richt ſuchen/ bey dem Johann de Laet, ſeiner Jndianiſchen
Beſchreibung im 3. Capitel des 5. Buchs/ Jtem bey dem Herera undZimene.
Es ſind deren auch/ welche die tingirte Scheerwolle hierzu gebrau-chen; der Weg/ welchen unſer Autor allhier beſchreibet/ iſt ſehr gemein/und vor allen andern der beſte: Andere bedienen ſich der Waſchung undReinigung/ der mit Scharlach gefaͤrbten Kleider.
Von der Art und Weis/ wie man die Lacca in Jndien machet/ſchreibet Hernandes am 45. Capitel des 3. Buchs ſeiner Hiſtorien/ alſo:Aus der Nochetztli, das iſt/ Cochinella, wird zu Zeiten eine Purpur-farb/ bißweiln aber eine Kermeſinfarb/ ie nach Art der Bereitung ver-fertiget: Die allerbeſte Art ſolcher Bereitung aber iſt/ und geſchiehetmit dem gekochten Waſſer/ von dem Baum Totzuat genannt/ indemmans darinnen maceriret/ und etwas wenig Alaun darzu thut; alsdannwerden aus deme/ was uͤbrig verbleibet/ Kuͤchlein geformiret.
So viel bierinnen die Menſtrua betrifft/ ſo bereitet unſer Autorſeine Lauge/ aus der Aſchen der Weiden oder eines andern weichernHoltzes; andere bereiten ſie aus der Aſchen von Eichen oder einem an-dern harten Holtz: Man gebrauche nun welche Lauge man will/ ſo ſoll ſie
doch nicht ſtaͤrcker ſeyn/ als daß ſie/ wann mans mit der Zunge koſtet/ et-was wenigs beiſſe.
Jn dieſer Sach koͤnte auch das Aqva fort ſehr viel thun; ſolches iſtin unſeren unvergleichlichen und wohlbeſtelten Faͤrbereyen ſehr wohl be-kannt; denn ſie in Bereitung der Kermeſinfarb/ mit dem Aqva fort ſehrguten und groſſen Fortgang erreichet haben; dieſes einige ſcheinet an-
noch im Weg zu ſtehen/ daß die Laccen auff ſolche Manier bereitet/ ihreFarb/ wann ſie an die Lufft geſetzet/ oder angefeuchtet worden/ von ſichwuͤrden gehen laſſen/ indeme nehmlich das Saltz zerflieſſet; man koͤnteaber vielleicht dieſem Ubel noch wohl abhelffen/ entweder durch die Ex-traction, oder durch Abwaſchung des Saltzes/ ohne Verluſt der Farbe.
Betreffend die Herausnehmung der Laccen/ auch ihre Præcipita-tion. Durchſeyhung und Austrockung/ ſo ſind alle Autores darinneneinig/ indeme ſie ſich einerley Manieren bedienen.
Letzlich fuͤge ich noch dieſes hinbey/ daß der Kalchſtein beſſer undgeſchwinder/ als die Ziegelſtein/ die Feuchtigkeit der Farben an ſich zie-he und ſelbige trockne/ welches im Austrocknen die taͤgliche Erfahrungder Mahler und Faͤrber beſtaͤttiget.
Die Lack muß man/ eh ſie gaͤntzlich trocken wird/ in einen hoͤltzerenMoͤrſel (aber ja in keinen eyſern) mit Huͤlff eines Meſſers oder Spatelsin eine beliebige Figur formiren; oder man kan ſie/ nach dem Exempelder Mahler/ auff einen Stein/ welcher Furchen oder Ruͤnlein hat/ le-
gen.
Das 117. Capitel.
Des Orientaliſchen Pilatro oder Saltz.
DAs Wort Pilatro habe ich bey keinem Jtalieniſchen Autore findenkoͤnnen/ es hat mir aber ſolches ein alter Glasarbeiter zu Moranausgeleget und geſaget/ daß ſolches eine Art des Saltzes waͤre/ welchesaus dem Meerſchaum extrahiret/ und durch die groſſe Hitze deſſelbigen
Landes coaguliret werde; eben dergleichen habe ich annoch von einen an-dern Glasarbeiter vernommen.
Das 118. Capitel.
DJe Lacca aus dem Braſilien-Holtz lehret Birellus alſo bereiten:Erſtlich extrahiret er die Tinctur aus der Scheerwolle; darnachnimmt er 1. Pfund des zerſchnittenen Holtzes/ (zerſtoſſen waͤre es beſſer)und kochet ſolches in der Laugen/ biß es eines Fingers breit abgerauchet
ſey; alsdann wird es durchgeſiehen: zu dieſen durchgeſeygten thutman 2. Loth des Arabiſchen pulveriſirten Gummi; und laͤſſets noch ein-mahl ein Finger breit einkochen/ ruͤhret es mit einen Staͤblein wohl her-umb/ und gebrauchet den Filtrirſack/ wie oben gelehret.
Das 124. Capitel.
Eine ſchoͤne Roſinfarbe bey den Jtalienern Roſi-chiero genannt.
DJeſe Farb nennet Porta l. 6. c. 9. Roſaclerum, und lehret deroſelbenBereitung auff folgende Manier: Man laͤſſet 10. Pfund Cryſtall„in einẽ Topffſchmeltzen/ und thut zu ſolchem 1. Pf. von der beſten Meñig/„„allezeit einen halben Theil auff einmahl/ auch muß man es ſehr ge-
„ſchwind mit einem Eyſen herum ruͤhren; Denn es wird ſich ſonſten/ we-„gen ſeiner Schweren bald zu Boden ſetzen: Wann es nun wohlgemi-„ſchet und ſich vereiniget hat/ ſo nimmt mans mit fuͤglichen eyſeren Jn-„ſtrumenten aus dem Topffe/ und ſchittet es in das Waſſer; ſolches
„muß man zum dritten mahl wiederhohlen: Zu dieſem fuͤget man ferner„10 Loth des gecalcinirten und pulveriſirten Kupffers/ wie auch des„aller ſchoͤnſten Zinnobers/ ſolches/ nachdem es wohl untereinander ge-„ruͤhret/ laͤſſet man 3. Stund ruhen; wann dieſes geſchehen/ ſo thut man„6. Loth von dem Zinnglas darzu/ ſo wird man in dem Glas eine uͤber-„aus ſchoͤne Roſenfarb erlangen/ welche man/ das Gold damit zu be-„mahlen/ gebrauchen kan.
Das 126. Capitel.
WJe man den Schwefel noch auff eine andere Manier figiren ſolle/lehret unſer Autor im 129. Capitel. Noch einen andern/ aberviel weitlaͤufftigern Proceß beſchreibet Pirellus im 1. Buch/ c. 50. Als-dann laͤſſet ſich der Schwefel auff dieſe Weis præpariret/ leichtlich mit
Salmiac ſublimiren.
Die Art und Weis aber den Schwefel zu figiren/ wie es Helmon-tius beſchreibet/ will keiner von den Chymiſten/ ſo viel mir bekannt ſind/approbiren; denn es ſaget gedachter Autor, in der Rubric von Ver-miſchung der Elementen/ daß ihme ein Weg bekannt ſeye/ durch wel-
chen man den Schwefel/ er mag wie er wolle ſeyn auffgeloͤſet worden/ inein irdiſches und fixes Pulver bringen koͤnne.
Was dieſes fixe Schwefel-Pulver in der Glasmacherkunſt fuͤreinen Nutzen habe/ lehret unſer Autor an keinem Ort.
Das 129. Capitel.
Eine durchſcheinende rothe Farb.
ES hat dieſe Farb aus dem Gold/ Libavius l. 2. Tract. 1. c. 25 wohl nurmuthmaſſend/ doch ſehr genau errathen/ mit dieſen Worten: Jch„bin dieſer Meinung/ ſaget er/ daß man von der rothen Tinctur des Gol-„des/ welches in einen Liqvorem oder Oehl diſſo Iviret worden/ ſonder-
„lich mit dem Cryſtall einen Rubin bereiten koͤnne; dieſer ſeiner Muth-„maſſung ſetzet er dieſe Urſach hinzu; daß nehmlich die Rubinſtein andenen Oertern/ da Gold iſt/ ſtetigs gefunden werden/ derowegen ſey esglaublich/ daß das Gold an dergleichen Oertern in Edelgeſtein verwan-delt werde.
Das 131. Capitel.
Das Kupffer-Vitriol.
VOn dieſer Bereitung lehret Glauberus im 2. Buch ſeiner Philoſo-phiſchen Oefen/ dieſen nachfolgenden kurtzen Weg: der Salm[i]ac-„Spiritus, wann er auff das Kupffer/ welches durch offtmahlige Aus-„gluͤung und Ausloͤſchung gecalciniret worden/ gegoſſen wird/ extrahiret„
innerhalb einer Stund eine ſehr ſchoͤne blaue Farb; dieſe Extraction„gieſſet man von dem auffgeloͤſten Kupffer ab/ und ſetzets an ein kuͤhles„Ort/ ſo wird es einen uͤberaus ſchoͤnen Vitriol geben.
Die Præparation dieſer Medicin beſchreibet Crollius in ſeiner Ba-ſilica Chymica auff das allerbeſte. Begvinus zeiget im 12. Capitel dieſenWeg an: Man pulveriſiret das gecalcinirte Kupffer/ oder den Kupf-pferhammerſchlag ſubtil/ und digerirets einen Tag lang in einen diſtil-
lirten Eßig: den getingirten Eßig gieſſet man durch die Neigung davonab; und an deſſen Statt ſchittet man einen andern daran/ und zwar ſolang biß ſich der Eßig nicht mehr faͤrbet: das abgegoſſene muß man filtri-ren/ davon laͤſſet man 3. Theil abrauchen/ oder abdiſtilliren; das uͤbrige/was im Gefaͤß verbleibet/ ſetzet man an ein kuͤhles Ort/ ſo wird ein ſehrſchoͤner und dunckelgruͤner Vitriol anſchieſſen. Und damit will ichauch meine Anmerckungen be-ſchlieſſen.