ALldieweiln in dieſem vorhergehenden Werck der Glasmacher-kunſt/ zum oͤfftern der Glas-Oefen Erwehnung gethan wird/ alshat man fuͤr gut angeſehen/ dasjenige hier beyzufuͤgen/ welchesuns Agricola von dergleichen Sachen/ ſo wohl deutlich/ als zierlich be-ſchrieben hinterlaſſen hat: Zu dieſen haben wir noch hinzu gethan die Abriſſe der Oefen und Werckzeuge der Glasmacher/ wie ſie zu Amſter-dam gebraͤuchlich ſind: wie auch eine Benennung derjenigen/ deren ſich die Glasmacher zu Londen in Engelland bedienen/ wie ſolches Herr Merrettus geſehen/ und bezeuget.
Es ſchreibet demnach Agricola im 12. Buch von Metalliſchen Sa-chen/ folgendes Jnnhalts; Es iſt noch uͤbrig das Glas/ als deſſen Be-reitung darum hieher gehoͤret/ dieweiln ſolches aus etlichen geronnenen Bergſaͤfſten/ und Kieß oder Sand durch Gewalt des Feuers/ mit einer
ſubtilen Kunſt bereitet und ausgetrucket wird.
Zum andern ſind alle ausgetruckte Sachen/ als da ſind die Berg-ſaͤfft/ die Edelgeſtein und etlich andere Steine/ durchſichtig/ und koͤn-nen geſchmoltzen/ auch gleichwie die Metallen gegoſſen werden.
Erſtlich aber muß ich von der Materia/ daraus das Glas bereitet wird/ handlen; hernach von den Oefen/ als in welchen es geſchmoltzen und bereitet wird; und endlich dann von der Art und Weis/ wie ſolches verfertiget und geblaſen wird.
Es wird aber das Glas aus den fluͤßigen Steinen/ und aus den harten Bergſaͤfften/ oder aus den Saͤfften ſolcher Dinge/ welche ſich mit jenen/ wegen natuͤrlicher Verwandſchafft vereinigen/ bereitet: und zwar ſo ſind die fließigen Schmeltzſteine/ wann ſie weis und durchſichtig
ſind/ vor allen andern hierzu die beſten; umb welcher Urſach willen man auch den Cryſtallen hierinnen den Vorzug giebet; denn es wird aus den zerbrochenen Cryſtallen-Stuͤcken in Jndia ein ſo fuͤrtreffliches und durchſichtiges Glas bereitet/ daß mit demſelben keines mag verglichen
werden/ wie ſolches Plinius ſchreibet: die andere Stelle nach den Cry-ALldieweiln in dieſem vorhergehenden Werck der Glasmacher-kunſt/ zum oͤfftern der Glas-Oefen Erwehnung gethan wird/ als hat man fuͤr gut angeſehen/ dasjenige hier beyzufuͤgen/ welches uns Agricola von dergleichen Sachen/ ſo wohl deutlich/ als zierlich be-ſchrieben hinterlaſſen hat: Zu dieſen haben wir noch hinzu gethan die Abriſſe der Oefen und Werckzeuge der Glasmacher/ wie ſie zu Amſter-dam gebraͤuchlich ſind: wie auch eine Benennung derjenigen/ deren ſich
die Glasmacher zu Londen in Engelland bedienen/ wie ſolches Herr Merrettus geſehen/ und bezeuget.
Es ſchreibet demnach Agricola im 12. Buch von Metalliſchen Sa-chen/ folgendes Jnnhalts; Es iſt noch uͤbrig das Glas/ als deſſen Be-reitung darum hieher gehoͤret/ dieweiln ſolches aus etlichen geronnenen Bergſaͤfſten/ und Kieß oder Sand durch Gewalt des Feuers/ mit einer
ſubtilen Kunſt bereitet und ausgetrucket wird.
Zum andern ſind alle ausgetruckte Sachen/ als da ſind die Berg-ſaͤfft/ die Edelgeſtein und etlich andere Steine/ durchſichtig/ und koͤn-nen geſchmoltzen/ auch gleichwie die Metallen gegoſſen werden.
Erſtlich aber muß ich von der Materia/ daraus das Glas bereitet wird/ handlen; hernach von den Oefen/ als in welchen es geſchmoltzen und bereitet wird; und endlich dann von der Art und Weis/ wie ſolches verfertiget und geblaſen wird.
Es wird aber das Glas aus den fluͤßigen Steinen/ und aus den harten Bergſaͤfften/ oder aus den Saͤfften ſolcher Dinge/ welche ſich mit jenen/ wegen natuͤrlicher Verwandſchafft vereinigen/ bereitet: und zwar ſo ſind die fließigen Schmeltzſteine/ wann ſie weis und durchſichtig
ſind/ vor allen andern hierzu die beſten; umb welcher Urſach willen man auch den Cryſtallen hierinnen den Vorzug giebet; denn es wird aus den zerbrochenen Cryſtallen-Stuͤcken in Jndia ein ſo fuͤrtreffliches und durchſichtiges Glas bereitet/ daß mit demſelben keines mag verglichen werden/ wie ſolches Plinius ſchreibet: die andere Stelle nach den Cry-ſtall/ wird den Steinen gegeben/ welche/ ob ſie ſchon nicht ſo hart als die Cryſtall/ ſo ſind ſie doch auff gleiche Art weis und durchſichtig: Die drit-te Reyhen wird den weiſſen Steinen zugeeignet/ wiewohl ſie nicht durchſichtig ſind.
Es muͤſſen aber alle dieſe erzehlte Steinſorten zuvorhero gebrennet oder gecalciniret werden/ alsdann muß man ſie mit Staͤmpeln zerſtoſ-ſen und zermalmen/ damit ein Kies daraus werde; nach dieſem wird ſol-ches durch ein Sieb geſchlagen; Jm Fall aber die Glasmacher derglei-
chen ſubtilen Sand an den Waſſer-Ufern finden/ ſo ſind ſie der Arbeit/ſolchen zu brennen und zu ſieben/ entuͤbriget.
Belangend aber die geronnene Bergſaͤffte/ ſo erlanget den Vor-zug unter allen das Nitrum oder der Salpeter: dieſem folget das weiſſe und durch ſichtige Bergſaltz; die dritte Stelle nach dieſem hat dasjenige Saltz/ welches aus der Aſchen-Laugen des Anthyllen- oder eines andern
Saltzkrautes/ bereitet wird; doch ſind einige/ welche jenes Saltz beſſer als dieſes achten.
Es werden aber in der Vermiſchung des Kieß oder Sandes/ aus den Schmeltz- oder flieſſenden Steinen bereitet/ 2. Theil mit dem Sal-peter oder Bergſaltz/ oder Sal-Alkali, mit einander vermiſchet/ und wird zu dieſen ein kleines Stuͤcklein von dem Magnetſtein gethan/ in-dem man ſo wohl vor Alters/ als auch bey unſern Zeiten gewiß darfuͤrhaͤlt/ daß dieſer Magnetſtein den Liqvor des Glaſes (gleichwie das Ey-ſen) an ſich ziehe/ auch das angezogene Glas von ſeiner gruͤnen und gel-ben Unart reinige und weis mache; es wird aber nachgehends dieſer
hineingeworffene Magnetſtein von dem Feuer verzehret.
Diejenige aber/ welche von erſterwehnten Bergſaͤfften keine ha-ben/ die nehmen 2. Theil von der Eichen-Buchen- oder Fichten-Aſche/und vermiſchen ſolche mit dem Sand oder Kieß; auch thun ſie annoch zudieſem etwas wenig des gemeinen oder Meerſaltzes/ wie auch etwas we-niges von dem Magnetſtein; allein es wird aus dieſem kein ſo ſchoͤnesund durch ſichtiges Glas/ gleich wie aus dem andern/ bereitet.
Es wird aber die beſagte Holtzaſche aus den alten Baͤumen berei-tet/ indem man deren Stoͤcke/ wann ſie 6. Schuhe hoch/ aushohlet/ Feuer darein leget/ und alſo den gantzen Baum verbrennet: ſolches aber muß
im Winter/ wann ein langwieriger Schnee lieget/ geſchehen/ oder imheutern Sommertaͤgen/ wann es nicht regnet; denn zu andern Zeitenverurſachen die Platzregen/ daß ſich die Aſche mit der Erden vermiſchet/und alſo unrein wird; derowegen werden zu ſolchen Zeiten dieſe alten
Baͤume in viel Stuͤcke zerſchnitten/ unter einen Dach verbrennet/ undalſo die Aſche bereitet.
Von den Oefen haben etliche unter den Glasmachern 3./ etliche 2./etliche aber nur einen im Gebrauch: Diejenige/ welche 3. Oefen haben/die kochen in dem erſten die Materie/ ſolche ſchmeltzen und reinigen ſie indem andern Glasofen noch einmahl/ und in den dritten Ofen kuͤhlen ſiedie glaͤſerne Gefaͤſſe/ und andere gluͤende Sachen ab: Von dieſem ſollder erſte Ofen gewoͤlbt und gleich einem Backofen ſeyn; deſſen oberesGewoͤlb 6. Schuhe lang/ 4. Schuhe breit/ und 2. Schuhe hoch ſeyn muß.
Nachdem man nun ein Feuer von duͤrren Holtz in dieſen erſtẽ oderSchmeltzofen gemachet/ ſo werden die vermiſchten Sachen bey einenſtarcken Feuer ſo lang darinn gekochet/ biß ſie zerſchmeltzen/ und in eineglaͤſerne Maſſa veraͤndert werden; Solche/ ungeachtet ſie noch nicht
genugſam von dem Unrath gereiniget worden/ wird/ wann ſie erkaltet/aus dem Ofen genommen/ und in unterſchiedliche Theile vertheilet: alsdann werden/ in eben dieſen Ofen/ die Toͤpffe/ darinnen das Glas iſt/geſetzet/ und warm gemacht: Dieſen Ofen ſtellet die erſte Figur vor:
A. Die untere Ofen-Cammer des erſten Ofens.
B. Die obere Ofen-Cammer.
C. Die glaͤſerne Maſſa.
Der andere Glas-Ofen/ ſo rund/ iſt 10. Schuhe breit und 8. Schu-he hoch von auſſen her: damit er aber deſto ſtaͤrcker halte/ wird ſolchermit fuͤnff eyſeren Boͤgen eingefaſſet/ deren iede anderthalb Schuhe dickiſt; auch hat er zwey Kammern; das Gewoͤlb der untern Cammer ſoll
anderthalb Werckſchuhe dick ſeyn/ und vorn her ein enges Mund-Lochhabẽ/ damit man dadurch das Holtz auff den Herd/ welcher auf den Ofen-Boden iſt/ legen kan; zu oberſt aber/ und in dem mittlern Gewoͤlb ſoll eingroſſes rundes Loch ſeyn/ welches von dar biß ins obere Gewoͤlb offen ſey/damit die Flammen dahin reichen moͤgen: Es ſollen aber in der Mau-ren des obern Gewoͤlbs 8. groſſe Fenſter zwiſchen den eyſeren Stangenſeyn/ damit dadurch die weiten Toͤpffe auff den Gewoͤlb-Boden/ umbdas groſſe Loch herum/ moͤgen geſetzet werden; die Toͤpffe muͤſſen 2. Zolldick ſeyn/ und 2. Werckſchuhe hoch/ im Bauch anderthalb Schuhe/beym Mundloch aber/ und auff den Boden nur 1. Schuch breit.
Jnden hintern Theil dieſes Ofens muß ein viereckichtes Lochſeyn/ deſſen Hoͤhe und Breite einen Spann groß ſeyn ſoll/ durch wel-ches die Hitze/ aus dieſem in den dritten oder Kuͤhloſen/ der an den an-dern ſtoͤſſet/ gehen koͤnne; Dieſer dritte oder Kuͤhlofen ſoll gevierdt/ 8.Werckſchuhe lang/ und 6. breit ſeyn/ auch wie der ander Ofen 2. Kam-mern oder Gewoͤlbe haben; vornher muß das untere Gewoͤlb ein Mund-loch haben/ damit man dadurch das Holtz auff den Herd/ welcher auffdeſſelben Gewoͤlb-Boden iſt/ einlegen moͤge; es ſoll auch auff beydenSeiten dieſes Mundloches/ in der Mauren/ ein laͤnglichtes irdenes Be-haltnuͤß ſeyn/ ſo ungefehr 4. Werckſchuhe lang/ 2. hoch/ und anderthalbbreit ſeyn muß: Das obere Gewoͤlb aber muß 2. Mundloͤcher haben/eines zur rechten und das andere zur lincken Seiten/ ſo och und breit/daß man die Gefaͤß fuͤglich darein ſetzen moͤge: dieſe Gefaͤſſe ſind 3. Werck-ſchuhe lang/ anderthalb Werckſchuhe tieff/ unten einẽ Werckſchuhe bꝛeit/und oben rund; in dieſen werden die verfertigte Glaswercke/ damit ſieabkuͤhlen/ behalten/ als welche ſonſten leichtlich zerbrechen/ wann ſienicht alſo gemach abgekuͤhlet worden; hernach ſollen dieſe Glasgefaͤſſeaus der obern Kammer genommen/ in die Behaͤltnuͤſſe geſetzet und gantz
wiederum abgekuͤhlet werden.
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Die andere Figur.
A. Der Bogen des andern Schmeltzofens.
B. Das Mundloch der untern Kammer oder Gewoͤlbs.
C. Die Fenſter des obern Gewoͤlbes.
D. Die großbauchichten Toͤpffe.
E. Des dritten oder Kuͤhlofens Mundloch.
F. Die Behaͤltnuͤſſe der Gefaͤſſe.
G. Die Loͤcher des obern Gewoͤlbes.
H. Die laͤnglichten Gefaͤß.
Diejenigen Glasmacher aber/ welche zwey Oefen gebrauchen/die ſchmeltzen oder calciniren in dem erſten die vermiſchten Materien;und in dem andern oder Glasofen ſchmeltzen ſie dieſe Mixtur nicht nurallein wiederum/ ſondern ſie legen auch die verfertigte Arbeit darein:
wiewohl ſie ſolche in unterſchiedlichen Gewoͤlbern/ zum theil aber in demandern ſchmeltzen/ und wieder ſchmeltzen/ und in den dritten die verfer-tigte Glas-Arbeit legen; und alſo haben jene keinen Kuͤhlofen/ dieſe letz-tern aber mangeln des Schmeltzofens.
Es wird aber ein ſolcher anderer Ofen von dem andern in dem un-terſchieden/ dieweil er zwar rund iſt/ allein ſein hohler Theil iſt 8. Werck-ſchuhe breit/ und 12. Werckſchuhe tieff/ welches 3. Gewoͤlber haben ſoll/deſſen unterſtes nicht ungleich iſt dem untern Gewoͤlb des andern O-
fens; in der Mauren aber des untern Gewoͤlbs ſollen 6. Boͤgen ſeyn/welche/ wann die Toͤpffe heiß worden ſind/ mit Leim verlutiret werden/man muß aber kleine Fenſterlein daran offen laſſen. Jn den hoͤchſtenund mitlern Theil dieſes Gewoͤlbes iſt ein gevierdtes Loch/ deſſen Laͤnge
und Breite einer Spannen weit iſt/ durch welches die Waͤrme in diehoͤchſte Kammer oder Gewoͤlb gehet/ welches Gewoͤlb am hintern Theilein Mundloch hat; damit man in einen laͤnglichten irdenen Gefaͤß hin-ein ſetzen koͤnne die verfertigte Glas-Arbeit/ welche allgemach ſoll ab-
gekuͤhlet werden: es iſt aber an dieſem Ort der Werckſtat-Boden et-was hoͤhers/ oder es iſt eine Banck dahin gemacht/ damit die Glasma-cher hinauffſteigen/ und die Arbeit hineinſetzen koͤnnen.
Die 3. Figur.
A. Des Glasofens anderes und unterſtes Gewoͤlb.
B. Das mittlere Gewoͤlb.
C. Das oberſte Gewoͤlb.
D. Das Mundloch des oberſten Gewoͤlbs.
E. Das runte Loch.
F. Das gevierdte Loch.
Diejenigen aber/ welche den erſten oder Schmeltzofen nicht haben/die werffen des Abends/ wann ſie ihr Tagwerck vollbracht/ die Materiain die Toͤpffe/ welche die Nacht uͤber ſchmeltzet/ und zu Glas wird: Esmuͤſſen aber 2. Jungen/ des Tags und die Nacht uͤber/ wechſelsweis dasFeuer ſchieren und erhalten/ mit duͤrrem Holtz/ welches ſie auff den Herdwerffen.
Diejenigen Glasmacher aber/ ſo nur einen Ofen haben/ die ge-brauchen den andern/ welcher 3. Gewoͤlber hat; denn es werffen dieſe/ wiedie andere/ die Materie des Abẽds in die Toͤpffe/ des Morgens aber/ wañſie die Unreinigkeit und Gallen davon abgeſondert/ verarbeiten ſie das
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Glas/ und verfertigen die Glas-Arbeit/ welche ſie/ wie die vorigen in das
oberſte Gewoͤlb ſetzen.
Es ſoll aber dieſer andere Ofen/ er habe gleich 2. oder 3. Gewoͤlb/wie auch der erſte Ofen bereitet und gebauet werden aus rohen Ziegel-ſteinen/ welche an der Sonnen ſind getrocknet worden; und die von einerſolchen Erden ſeyn/ die im Feuer nicht leichtlich zerſchmeltzet noch zu Pul-ver wird/ ingleichen die von den Steinlein geſaͤubert/ und mit Knebelngeplaͤuet ſey worden; auch ſollen die Ziegel/ im Bauen/ mit eben dieſerErden gemauret und zuſammen geſetzet werden; es pflegen auch dieToͤpffer/ aus eben dergleichen Erden oder Leimen/ allerley Gefaͤſſe undToͤpffe zu formiren/ und an den Schatten zu trocknen.
Nachdem wir nun die 2. Theil von der Glasmacher-Kunſt behan-delt haben/ als iſt noch uͤbrig der dritte/ davon nachfolgender Berichtdienet.
Wann nun die glaͤſerne Maſſa/ in dem erſten Ofen/ auff die Art/wie ich im vorhergehenden angezeiget habe/ iſt verfertiget und zerbro-chen worden/ ſo ſollen die Helffer-Knechte den andern Ofen heitzen/ daßſie in ſelbigen die zerbrochene Glasſtuͤcke wiederum ſchmeltzen: indeme ſieaber ſolches thun/ ſo erwaͤrmen ſie unterdeſſen/ in dem erſten Ofen/ erſt-lich bey einem linden Feuer/ die Toͤpffe/ damit die Feuchtigkeit davonrauche; darnach verſtaͤrcken ſie das Feuer/ biß die Toͤpffe wohl ausge-trocknet/ und faſt roth werden: bald hierauff oͤffnen die Glasmacher dasOfenloch/ nehmen die Toͤpffe/ mit einer Hebzangen angefaſſet/ heraus/und ſolche/ wann ſie keine Ritz haben/ geſchwind in den andern Ofen/auch fuͤllen ſie ſolche alsdann an mit den erwaͤrmten Stuͤcken der Glaͤ-ſern Maſſa; hernach vermachen ſie alle Fenſter mit Leimen und Ziegel-ſteinen; laſſen aber/ an iedem Ort nur 2. kleine Fenſterlein offen ſtehen/als durch deren eines ſie in den Ofen ſehen und mit dem Blasrohr/ dasGlas ſo in den Toͤpffen iſt/ heraus nehmen; in das andere Fenſterloch le-gen ſie das andere Blasrohr/ damit es warm werde; beyde Roͤhr ſindentweder von Meßing/ Kupffer oder Eyſen/ und 3. Werckſchue lang.
Es wird auch vor das Fenſterlein ein Stuͤck Marmorſtein in dẽ Bo-gen geleget/ und in dieſen wiederum die Erde/ ſo zuſam̃en getragen/ ſamtdem Eyſen; dieſes Eyſen traͤget das in den Ofen gelegte Blasrohr; das 2.aber verwahret die Augen des Glasmachers fuͤr dem Feuer: nachdemnun dieſes alles ordentlich iſt verrichtet worden/ ſo beginnen die Glas-macher/ in Verarbeitung des Wercks/ einen Anfang zu machen.
Es muͤſſen aber die gebrochene Stuͤcke/ bey duͤrrem Holtz/ welcheseine Flamme/ und keinen Rauch giebet/ wiederum geſchmoltzen werden;denn je beſſer dieſe Stuͤcke geſchmoltzen und wiederkochet worden ſind/ jereiner und durchſichtiger wird die davon verfertigte Arbeit; auch wirdſolche deſto weniger Flecken und Blaͤslein bekommen/ und hingegen dieGlasmacher ihre Arbeit deſto leichter verrichten.
Derowegen diejenigen/ welche die Materie/ daraus das Glaswird/ nur eine Nacht uͤber ſchmeltzen und kochen/ und darnach ſolchealſobalden zum Verarbeiten nehmen/ verfertigen kein ſo reines unddurchſichtiges Glas/ gleichwie die/ welche erſtlich eine glaͤſerne Maſſa
verfertigen/ und laſſen deroſelben Stuͤcke einen Tag und Nacht uͤbernachmahls ſchmeltzen/ und alsdenn erſt verarbeiten: Noch reiner aberund durchſichtiger wird derjenigen Arbeit/ welche die Glasſtuͤcke 2. Tagund Nacht uͤber ſchmeltzen laſſen; denn es beſtehet die Guͤte des Glaſes/nicht nur in der Materia/ daraus ſolches wird/ ſondern auch im Ko-chen.
Es nehmen auch die Glasmacher/ von dem Glas/ mit dem Blas-rohr/ zum oͤfftern eine Prob; ſo bald ſie aber aus demſelbigen erkennen/daß die geſchmoltzene Glasſtuͤcken genugſam ſind gereiniget worden/ ſolanget ein ieder mit dem andern Blasrohr in den Topff/ drehet ſolches
ein wenig darinnen herumb/ und nimmt alsdenn etwas Glas heraus/welches ſich/ als ein zaͤher und lettiger Safft/ und zwar kuglicht an dasBlasrohr haͤnget: es nimmt aber der Glasmacher des Glaſes ſo vielauff einmahl heraus/ als viel zu der Arbeit/ die er machen will/ genug iſt;dieſes/ in Marmolſtein getruckt/ waͤltzet er hin und her/ damit es zuſam-men komme; und indem er in das Rohr blaͤſet/ blaͤſet er ſolches gleich ei-ner Blaſen auff; das Rohr aber/ ſo offt er hineinblaͤſet/ (ſolches abermuß offt geſchehen/) nimmt er vom Mund und ſetzets an die Wangen/damit er/ mit der Zuruͤckathmung/ keine Flamme in den Mund ziehe:bald darauff/ wann er das Rohr hinweg gethan/ machet er ein langesGlas/ welches er ringsweiß umb das Haupt windet; oder er formiretſolches in einen kupffern und hohlen Jnſtrument/ welches er umbdrehet/und machet alſo/ indeme er die Glaßmaſſa wieder waͤrmet/ auffblaͤſet/trucket und erweitert/ glaͤſerne Gefaͤſſe/ als Becher/ oder in andererForm/ welche er in den Sinn gefaſſet hat; nach dieſem trucknet er ſol-ches wiederum in den Marmel ſtein/ und erweitert alſo den Boden; in-dem er ſolches mit dem andern Theil des Rohrs in den innern Theil trei-bet: darnach ſchneidet er mit ſeiner Scheer das Mundloch des Gla-ſes ab/ auch ſo es die Noth erfodert/ ſo machet er Fuͤſſe und Handhebendaran; und mahlet ſolches/ wann es ihm gefaͤllet/ mit mancherley Farbenoder er verguldet ſolches.
Endlich ſetzet er das verfertigte Glas in das laͤnglichte Gefaͤß/ wel-ches in den 3ten Ofen/ oder in den oberſten Gewoͤlb des andern Glaso-fens ſich befindet/ und laͤſſet ſolches allda abkuͤhlen; dieſes laͤnglichte Ge-faͤß/ wann es mit Glaͤſern/ welche allgemach erkaltet/ voll worden iſt/ ſowird ſolches bey dem breiten Stab-Eyſen/ ſo daran gemachet/ bey demlincken Arm angefaſſet/ und in die andere Behaltniß geſetzet.
Es machen aber die Glasmacher mancherley glaͤſerne Sachen/ alsda ſind/ Becher/ Phiolen/ Kruͤge/ Kolben/ Schuͤſſeln/ Blatten/ Glas-ſcheiben/ Thier/ Baͤume und Schiffe; dergleichen herrliche und wun-derbarliche Arbeit habe ich weilland zu Venedig/ als ich mich 2. Jahr
alldar auffhielte/ mit Verwunderung geſehen; ſonderlich aber iſt ſolchesgeſchehen/ zur jaͤhrlichen Zeit der Himmelfahrt Chriſti/ da dergleichenSachen zu verkauffen/ von Moran ſind hergebracht worden/ als anwelchen Ort/ die allerberuͤhmſten Glasmacher-Huͤtten ſind/ welche ich
zur andern Zeit geſehen habe/ ſonderlich dazumahln/ als ich wegen ge-wiſſer Sachen/ den Herrn Andreas Naugerium, in ſeiner Behauſung/die er allda hat/ ſamt Franciſco Aſulano, beſuchete.
Die 4. Figur.
A. Das Blas-Rohr.
B. Die Fenſterlein.
C. Der Marmelſtein.
D. Die Zange.
E. Die Jnſtrumenten/ darein man Formen geuſt.
Allhier nun waͤre annoch von noͤthen/ daß wir nicht nur allein dieForm der Glasmacher-Oefen und der Jnſtrumenten/ welche bey denAmſterdamern im Gebrauch ſind/ vorſtellten/ ſondern wir ſolten auchein ausfuͤhrliche/ kurtze und deutliche Beſchreibung hinzu thun/ von allen
ihren Werckzeuge/ wie auch von der Art und Weis/ wie ſie das Glasbereiten: Allein/ weiln der Herr Merret die fuͤrnehmſten Sachen derGlasmacher-Kunſt mit groſſem Fleiß beſchrieben hat; als wollen wirvergnuͤget ſeyn/ nur dasjenige allhier anzufuͤgen/ welches dieſe Sachen/
die an ſich ſelbſt dunckel/ wo nicht voͤllig erklaͤren/ doch die Lehr eines ſotapffern Mannes in etwas erlaͤutern wird.
Die 5. Figur/ fuͤrſtellend
Den Amſterdamiſchen Glasmacher-Ofen/und deroſelben Jnſtrumenta.aaa. Die Marmorplatten/ oder Eyſenbleche/ auff welchendas Glasmetall/ wann es alſo friſch aus den Ofenkommet/ damit es gleich gemachet werde/ hin und hergewaltzet wird.
bb. Das Mund- oder Ofen-Loch/ auff Jtaliaͤniſch Bocca ge-nannt/ durch welches die Toͤpffe in den Ofen gethan/und das geſchmoltzene Glas-Metall wiederum ausden Toͤpffen hervor gelanget wird.c. Ein anderes und kleineres Ofenloch/ Borcarella von denJtaliaͤnern geheiſſen/ durch welches man allerleyGlas-Sorten heraus nimmt.
d. Die Qvermaur dienend die Hitz auffzuhalten/ und die ſogenannte Halfinellen oder Maurhacken daran feſtzu machen.
e. Die Halſinellen oder Maurhacken/ auff welche man dieJnſtrumenta leget.
f. Der Glasmacher Jnſtrumenta/ als das Blas-Rohr/
Spiei und Pontello.
g. Die Ofen-Krucken/ mit welcher man die Kohlen und die
Aſchen raͤumet.
h. Der groͤſfere Loͤffel von Metall/ mit welchen man die A-
ſchen und Laugen aus den Keſſeln nimmt.
i. Der kleinere Loͤffel/ mit welchen man das Metall in den
Ofen ruͤhret/ und aus einen Topff in den andern
gieſſet.
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k.l. Die groͤſſere und kleinere Schauffel/ mit welchen mandie Glasſtuͤcklein/ ſo von dem Blasrohr herab ge-ſchlagen worden/ auffhebet und in die Toͤpffe thut:davon die kleinere Schauffel l. ſo groß iſt/ daß ſie fuͤg-lich durch die Mundloͤcher bb. gehe.m. Derjenige Theil des Ofens/ elcher Leera genennet wird/in welchen die Glaͤſer allgemach abkuͤhlen.
n. Das Mundloch der beſagten Leeræ, durch welches mandie Glaͤſer hinein thut.
o. Das aͤuſſerſte End der Leeræ welches ſich an dem Gewoͤlbendiget/ darein die ſchon abgekuͤhlten Glaͤſer gethan
werden.
p. Die dreyeckichten Glasmacher-Toͤpffe/ deren ſich dieAmſterdamer bedienen.
q. Die runden Glasmacher-Toͤpffe/ wie man ſie zu Harlemgebrauchet.
r. Die Glasſcheer/ von den Jtaliaͤnern Tagliante geheiſſen/damit man das uͤberfluͤßige Glas abſchneidet.
ſ. Ein loͤcherichter Abſchaum-Loͤffel/ mit welchen man dasuntenliegende Sal alkali heraus nimmt.
t. Ein Jnſtrument/ bey den Jtaliaͤnern Borſella genannt/mit welchen ſie die Glaͤſer/ nach Beſchaffenheit derSachen/ erweitern oder verengern und glatt machen.
u. Ein Jnſtrument/ welches die Jtaliaͤner Borſella da fiorinennen/ mit welchen ſie das Glas walckend/ mancher-ley Blumen oder Zierrathen daraus machen.
x. Das geſpitzte Borſella/ mit welchen man das Glas aus-dehnet/ zuſammen leget/ und gleich einem Strick dre-het.
y. Das Blasrohr der Glasmacher/ an einem Theil mit Holtzumbgeben/ wegen der Hitze/ damit man deſto leichtermit ſolchen handieren koͤnne.
z. Ein Jnſtrument/ welches man in Verfertigung der Urin-Glaͤſer gebrauchet.
Sonſt ſchreibet Herr Merret von den Glas-macher-Jnſtrumenten/ welche in Engelland imGebrauch ſind/ dieſes folgende/ anſtatt einerZugabe.
JCh habe in dem Capitel/ von den Glasmacher-Oefen/ beſchriebendiejenigen Jnſtrumenta/ deren ſich die Glasmacher in der Berei-tung des Cryſtallmiſchen Glasmetalls gebrauchen; weil ich aberſonſten von denen andern Jnſtrumenten/ deren ſie ſich in der gemeinen
Glasarbeit bedienen/ keine Anregung gethan habe/ ſo will ich ſolche inder Ordnung/ wie hier folget/ beſchreiben.Tvvo Bars. Zwey Riegel/ ungefehr 4. Einbogen lang/ mit welchen mandie Toͤpffe auffhebet und in den Ofen traͤget.A. Padle. Eine Schauffel/ mit welcher man die Aſchen und den Sandin den Kalckofen ruͤhret und beweget.Rackes. Eine Ofenkrucke/ mit welcher man die Aſchen und den Sandzuſammen thut.Procers. Sind eyſerne Jnſtrument/ an ihren euſſerſten Theil gekruͤm-met/ mit welchen man die Toͤpffe von ihren Ort/ auff die beyden
Seiten des Mundlochs/ alſo ſtellet/ damit ſie nicht zu nahe/noch zu ferne ſtehen.Ladles. Loͤffel/ mit welchen man das Glasmetall aus einen Topff in denandern ſchittet/ es geſchehe gleich ſolches wegen Zerbrechungdes Topffs/ oder umb einer andern Urſachen willen.
Smal ladles. Kleinere Loͤffel/ mit welchen die Arbeiter das AlkaliſcheSaltz und allen andern Unrath/ abſchaumen/ und aus denWercktoͤpffen nehmen.Strocals, iſt ein eyſernes und laͤnglichtes Jnſtrument/ gleich einemSchaͤuffelein/ mit welchen man das Glasmetall aus den zer-
brochenen Toͤpffen/ in die gantzen Toͤpffe thut.
Forks, die Gabeln/ mit welchen man die Gitterloͤcher des Ofen-Heerdsoͤffnet und durchſtichet/ damit die Aſchen deſto leichter durch-fallen/ und das Feuer deſto heller brenne.
Sleepers, die groͤſſern Riegeln oder eyſerne Stangen/ auff welchen nochandere oder kleinere uͤberzwerch liegen/ welche verhindern/ da-mit die Kohlen deſto weniger durchfallen/ und alſo die Aſchen ei-nen freyen Durchgang haben koͤnne.
Ferrets, ſind eyſerne Jnſtrumenta/ mit welchen man die Prob von demMetall nimmt/ ob ſolches zum Werck tuͤchtig ſeye oder nicht;und mit welchen man auch die Mundloͤcher der glaͤſern Kolbenformiret.
Faſcets, ſind eyſerne Jnſtrumenta/ welche in die großbaͤuchigten Glaͤſergethan werden/ damit ſie fuͤglich zum Erwaͤrmen koͤnnen getra-gen werden.
The Pipes, die Blasroͤhren von Eyſen/ mit welchen ſie das Glas/ auff-blaſend/ formiren.
Pontee ſtake, iſt ein Eyſen/ auff welchen ein Stuͤcklein Holtz lieget/ dar-auff man das Glas/ von dem Blasrohr hinweg gethan/ hin undher walgert/ damit es dem Jnſtrument/ ſo man Ponto nennet/angefuͤget werde.
Shears, ſind ſolche Jnſtrumenta/ mit welchen das Glas geformiret undzu End gebracht wird.
Sciſſers, ſind Jnſtrumenta/ mit welchen ſie das Glas abſchneiden undglatt machen.
Cranny, iſt ein rundes Eyſen/ darauff man das Glas kugelt/ und deſſel-ben Hals duͤnner machet.
Tovver, iſt ein Eyſen/ darauff das Jnſtrument/ Pontee genannt/indem das Glas erwaͤrmet wird/ ruhet.
Endlich zum letzten/ ſo haben die Glasmacher mancherley Model-len und Formen/ mit deren Huͤlffe ſie unterſchiedliche Figuren/ nach Arteines ieden Modells ausbilden.
Ende der Merrettiſchen Anmerckungen.