Guͤnſtiger Leſer.
DJeſes Tractaͤtlein von den Hollaͤndiſchen/ weiſſen und
bunten Toͤpffer-Glaſur- und Mahlwercken/ habe ich
nicht ohne groſſe Muͤh/ auch theils Unkoſten/ zuſam-
men gebracht/ und kan dich hiemit verſichern/ daß es lauter
Experimenta ſeyn/ die ich als ein Glaskuͤnſtler/ gegen Com-
municirung anderer Sachen/ von denen kuͤnſtlichſten Toͤpf-
fern und Glasmahlern in Holland/ und anderwerts auff
meinen Reiſen erlangt; ſolche auch nicht allein allerdings ar-
beiten ſehen/ ſondern viel davon ſelbſt verſucht und richtig be-
funden habe; ſie ſeynd auch bißhero von manchen dergleichen
Arbeitern rar genung gehalten worden. Dieſem Tractaͤt-
lein iſt auch beygefuͤgt ein eigentlicher Bericht/ von der ſehr
nobeln curieus- und zierlichen Arbeit des kleinen Glasblaſens/
ſo mit der Lampen geſchicht/ und eine Sache die noch nicht ei-
nem ieden bekannt iſt. Es ſeyen aber dieſe Dingevon einigen
geacht wie ſie wollen/ ſo ſeyns doch Warheiten/ die niemand
umbſtoſſen kan/ weiln ſie ſich nach der Weiſe/ wie ich ſie hier
beſchreibe/ taͤglich mit Nutzen practiciren laſſen. Wer aber
hierinn weder Verſtand noch Erfahrung hat/ auch kein Be-
lieben da zu traͤgt; dem wird vollkommene Freyheit gelaſſen/
ſolche ungeleſen vorbey zu ſtreichen ꝛc. Vale.
J. K.
Jnhalts-Regiſter dieſes zweyten Buchs
Des andern Theils von der Glasmacher-
Kunſt/ handlende von der Hollaͤndiſchen kunſtrei-
chen/ weiſſen und bunten Toͤpffer-Glaſur-
und Mahlwerck.
I. Wie das Maſtichot oder die Baſis zur Hollaͤndiſchen Glaſur be-
reitet wird.
II. Wie dieſes Maſtichot ferner zu zurichten.
III. Von Zin-Kalch.
IV. Was die Hollaͤndiſchen Kunſtkoͤpffer vor Zeug zum ſchlechten Gut
nehmen.
V. Andere Art.
VI. Dito.
VII. Dito.
VIII. Von Hollaͤndiſchen Glaſuren und Brennen.
IX. Eine ſchoͤne weiſſe Glaſur oder Schmeltzglaß.
X. Ein ander fein Weiß.
XI. Ein Weiß auff irdene Schalen.
XII. Eine andere Art.
XIII. Ein Uberguß uͤber das Geſchirr.
XIV. Ein anderer Uberguß.
XV. Ein ander fein Weiß.
XVI. Ein Weiß auff gemahlte Letten-Geſchirr.
XVII. Nach ein ander fein weiß Glas.
XVIII. Ein noch ſonderlich Weiß.
XIX. Ein anders.
XX. Noch ein ander Weiß.
XXI. Ein beſſers.
XXII. Dito.
XXIII. Weiß auff weiß zu mahlen.
XXIV. Gelbe Glaͤſer und Farben.
XXV. Ein ander gut Gelb.
XXVI. Ein ſehr ſchoͤn Citronen-gelb.
XXVII. Noch ein fein Gelb.
XXVIII. Ein anders.
XXIX. Noch ein ander gelb Schmeltz-Glas.
XXX. Noch ein gut Gelb.
XXXI. Ein ſchoͤn Licht-gelb.
XXXII. Gold-gelb.
XXXIII. Ein ander Gold-gelb.
XXXIV. Noch eine ſchoͤne Gold-gelb.
XXXV. Noch ein rein Gelb-geſchmaͤltz.
XXXVI. Gruͤn auff Weiß.
XXXVII. Ein anderes ſchoͤn Gruͤn.
XXXVIII. Ein anderes.
XXXIX. Noch ein ſehr gut Gruͤn.
XL. Die beſte Gruͤne.
XLI. Ein ſchoͤn blau Glas zum Mahlen.
XLII. Ein ander blau Glas.
XLIII. Noch ein fein blau Mahler-Glas.
XLIV. Ein anders.
XLV. Noch ein ander Blau-Glas.
XLVI. Noch ein anders.
XLVII. Noch dergleichen.
XLVIII. Dito.
XLIX. Violen-blau.
L. Noch ein Violet-Glas.
LI. Ein feines rothes Glas zum Mahlen.
LII. Ein anderes dergleichen.
LIII. Ein noch beſſer Roth auff Glaͤſer.
LIV. Purpur-braun Glas.
LV. Braune Glaſur.
LVI. Eine andere braune Farb auff Glas.
LVII. Braun auff Weiß zu machen.
LVIII. Eyſen-Farb-Glas.
LIX. Ein anders dergleichen.
LX. Schwartze Glaſur.
Zugab oder eygentlicher Bericht von der kleinen Glas-Bla-
ſen ſo mit der Lampen geſchicht/ und eine ſonderliche Zier-
de der Glas-Kunſt iſt ꝛc.
Ende des andern Tractates.
Das zweyte Buch
handelt
Von dem Hollaͤndiſchen/ oder (ſo genannten)
Barcellaniſchen/
Weiſſen und bunten Toͤpffer-Glaſur-
und Mahlerwerck/
welches
nebſt ſeinen eigentlichen Nutzen
Auch zur Erklaͤrung des vorigen Tractaͤtleins von
Glasmahlen und Brennen/ der vollſtaͤndigen Glas-
kunſt beygefuͤget iſt.
I.
Wie die Hollaͤndiſchen Toͤpffer ihr Maſtichot/ oder die Ba-
ſin ihrer feinen Weiß machen.
ERſtlich nehmen ſie ſeinen Sand/ den ſie noch ferner auffs
reinſte waſchen (wie ſolches geſchehe/ wird in dem Neri und
in meinen Anmerckungen daruͤber gnugſam gelehret) 100.
Pfund/ Soda 40. Pfund/ Pott-Aſche 30. Pfund/ dieſe Mi-
xtur wird gebrannt/ und von denen Hollaͤndern Maſtichot genannt.
II.
Wie dieſes Maſtichot ferner zugerichtet werde.
Von dieſen Maſtichot nehmen ſie wieder 100. Pfund/ Ziñkalch 80.
Pfund/ gemein Saltz 10. Pfund/ und dieſe Mixtur wird wieder 3. mahl
in gebuͤhrenden Feuer gebrannt oder gebacken.
III.
Vom Zinnkalch.
Nimm Bley 100. Pfund/ Zinn 33. Pfund/ ſolches muſtu calcini-
ren/ wie bey allen Toͤpffern bekañt und gebraͤuchlich iſt/ dieſes nennen die
Hollaͤnder das feine zur weiſſen Glaſur.
IV.
Wie ſie das ſchlechte Gutt machen/ und was ſie vor
Zeug dazu nehmen.
Sie nehmen 40. Pfund reinen Sand/ 75. Pfund Glett- oder
Bley-Aſche/ 26. Pfund Pottaſche/ und 10. Pfund Saltz/ dieſe Mixtur
wird gleichfalls gebrannt wie oben.
V.
Andere nehmen
Reinen Sand 50. Pfund/ Glett- oder Bley-Aſche 70. Pfund/
Pott-Aſche 30. Pfund/ Saltz 12. Pfund/ und brennen es.
VI.
Andere befinden Gutt/ wenn ſie nehmen
Reinen Sand 48. Pfund/ Bleyaſche 60. Pfund/ Pott-Aſche 20.
Pfund/ Meer-Saltz 8. Pfund.
VII.
Andere hab ich gefunden/ die nehmen
Reinen Sand 10. Pfund/ Bleyaſche 20. Pfund/ Meer- oder
Berg-Saltz auch 10. Pfund/ in der Bereitung aber ſind ſie/ was das
ſchlechte Guͤtt betrifft/ einerley.
VIII.
Von Hollaͤndiſchen Glafuren und Brennen.
Mit dieſen ſo wohl ſchlechten als feinen Gutt/ uͤberziehen ſie das
Geſchirr/ und wenn ſie es nach ihrer Art mit Blau/ (welches ſie am mei-
ſten gebrauchen) oder auch andern Farben gemahlet/ wird es in einen
ſonderlichen dazu gemachten Ofen wohl gebrannt; der Ofen iſt alſo zu-
gerichtet/ daß von dem Feuer weder Rauch noch Flamme/ auff die einge-
ſetzte Arbeit kommen kan.
So ſie nun einſetzen zu brennen/ ſo werden die Teller/ Schuͤſſeln
und Schalen uͤber einander/ auff 3. ackichte Stuͤcken Thon geſetzt/ da-
mit keines das andere beruͤhre/ die Stuͤcken Thon aber werden in die
dreyeckichten Loͤcher eines ſolchen Topffs geſtecket/ wie beygefuͤgte Figur
ausweiſet:
[Image]
Stehet alſo immer ein Teller oder Schuͤſſel uͤbereinander/ dieſes
kan ein ieder ſehen an dergleichen Zeug/ indem nemlich allemahl unten
am Port der Teller und Schuͤſſeln 3. Flecke ſeyn/ und ſolche ſeynd eben
von dieſen dreyeckigten thoͤnern Dingern/ die daſelbſt geſtanden und ab-
gebrochen worden.
Es brennet immerzu einer anderſt als der ander/ und beſtehet ihr
meiſter Kunſtgriff (bey denen Hollaͤndern) in ihren Mahlen/ denn dar-
innen haben ſie eine fluͤchtige/ geſchwinde und ſehr artige Manier.
Folgen die ſchoͤnen Schmeltzglaͤſer/
Wie ſie daſelbſt/ ſo wohl von denen Toͤpffern als
Glas-Mahlern/ gebrauchet werden.
IX.
Erſtlich ein ſchoͤn weiß Schmeltzglas/ wie ſolches die Glas- o-
der ſo genannten Parcellan-Mahler ge-
brauchen.
Nimm Bley 2. Pfund/ Zinn ein wenig mehr denn 1. Pfund/ dieſes
brenne nach Art der Toͤpffer zu Aſchen/ nimm dieſer Afchen 2. Theil/ rei-
nen Sand/ oder Kießling/ oder helle Glasſtuͤcken 1. Theil/ Saltz ein hal-
ben Theil/ (ſie maͤſſen alles in gewiſſen Maͤßgen oder Naͤpffgen) dieſes
wohl gemiſcht/ in den Calcinir-Ofen geſetzt/ und alsdenn geſchmoltzen/
gibt ein gutes Weiß.
X.
Ein ander fein Weiß.
Nimm Bley anderthalb Pfund/ Zinn 1. Pfund/ calcinier es zu
Pulver/ deſſen nimm 8. Maͤßgen oder Naͤpffgen voll/ calcinirten Kieſel
und Saltz iedes 4. Naͤpffgen/ ſchmeltz es zum Kuchen/ ſo haſt du ſehr
ſchoͤn Weiß.
XI.
Eine Weiß auff irdene Schalen.
Nimm Bley 3. Pfund/ Zinn 1. Pfund/ calcinier es nach Gebrauch/
deſſelben nimm 2. Naͤpffgen/ Saltz 3. Naͤpffgen voll/ wie auch ſo viel rei-
nen Kieß/ ſchmeltze es wie gelehret.
XII.
Eine andere Art.
Nimm Bley 4. Pfund/ Zinn 1. Pfund/ wenn du es nun calcini-
ret/ ſo nimm von dieſen Kalch 8. Naͤpffgen/ Kießling 7. Naͤpffgen/ Saltz
14. Naͤpffgen/ ſchmeltz es wie oben.
XIII.
Ein Uberguß uͤber das Geſchirr.
Nimm calcionirten Weinſtein 1. Naͤpffgen/ Kießling und Saltz
iedes auch 1. Naͤpffgen/ dieſes dienet nur zum Uberguß/ denn im Fall die
Glaſſur nicht flieſſen will/ ſo macht man dieſes zum Glaſe/ und uͤbergeuſt
es damit.
XIV.
Ein anderer Uberguß.
Nimm weiß-gebrannten Weinſtein und Kießling iedes 1. Pfund/
ſchmeltz es zum Kuchen/ mache es zum ſubtilen Pulver/ von dieſen nimm
1. Pfund/ Bleyaſchen 2. Pfund/ ſchmeltz es/ ſo haſtu einen guten Uber-
guß.
XV.
Ein ander weiß Glas.
Nimm gebrandten Weinſtein ein Naͤpffgen/ Aſchen/ (diß iſt die
Aſche von Bley und Zinn) auch 1. Naͤpffgen/ ingleichen Kießling 1. Naͤpff-
gen/ Saltz 2. Naͤpffgen voll/ dieſes geſchmoltzen.
XVI.
Eine andere Weis auff gemahlte Latten-Geſchirr.
Nimm Bley 4. Pfund/ Zinn 1. Pfund/ Kießling auch 4. Pfund/
und Saltz 1. Pfund/ Venediſch Glas 1. Pfund/ brenne es zuſammen
zum Kuchen/ und gebrauche es recht.
XVII.
Ein ander fein weiß Glas.
Nimm Zinn 1. Pfund/ Bley 6. Pfund/ calcionirs/ von dieſen Kalch
nimm 12. Naͤpffgen/ reinen gebrannten Kieſel 14. Naͤpffgen/ Saltz 8.
Naͤpffgen/ und brenne es 2. mahl zum Kuchen.
XVIII.
Ein noch ſonderlich Weiß.
Bley 2./ Zinn 1. Theils calcinir/ dieſes Kalchs 1. Theil/ Saltz und
Kieß auch iedes 1. Theil zuſammen geſchmoltzen/ iſt ſehr fein.
XIX.
Ein anders.
Nimm Bley 3. Pfund/ Zinn 1. Pfund/ Saltz 3. Pfund/ gebrann-
ten Weinſtein 1. Pfund/ brenne es recht zum Kuchen.
XX.
Noch ein ander Weiß.
Nimm Zinn 1. Pfund/ Bley 5. Pfund/ Venediſch Glas 1. Pfund/
Weinſtein ein Viertels-Pfund/ backe es zum Kuchen.
XXI.
Ein Beſſeres.
Zinn anderthalb Pfund/ Bley anderthalb Pfund/ Kießling 3.
Pfund/ Saltz 1. Pfund/ Venediſch Glas ein Viertels-Pf./ ſchmeltze es.
XXII.
Dito.
Bley 4. Pfund/ Zinn anderthalb Pfund/ guten Kieſel 3. Pfund/
Saltz 2. Pfund/ brenne es/ und mache es zum Kuchen.
XXIII.
Weiß auff Weiß zu mahlen.
Nimm ein wenig lauter Zinn/ vermache es mit Erden oder Thon/
umb und umb; und thue es in einen Topff/ brenne es mit dem Geſchirr/
alsdenn ſchlage es von einander/ ſo iſts eine gantz weiſſe Aſchen; wenn
man nun damit auff ander Weiß mahlt/ ſo ſtichts umb ein gar merckli-
ches vor denſelben hervor/ und ſiehet viel weiſſer.
Erinnerung.
Bey allen oberzehlten weiſſen Glaſuren/ muß allemahl
das Bley und Zinn wohl calcionirt oder gebrannt werden;
und wann diß Gemeng mit dem Saltz und Sand zuſammen
geſetzt und gemacht iſt/ und man ſolches mit einander wieder
eine Zeit calcionirt/ ehe mans ſchmeltzt/ (ſo in 12. oder 16. Stun-
den geſchehen kan/ nachdem nemlich viel Saltz und Weinſtein
dabey iſt) ſo wird es umb kein geringes beſſer und ſchoͤner. Und
ſo viel von der weiſſen Glaſur/ die ich zum Theil ſelber ge-
macht/ zum Theil aber von denen Glasmahlern und Hol-
laͤndiſchen Toͤpffern eigendlich machen ſehen.
Folgen die gelben Glaͤſer.
XXIV.
Nimm Spießglas und Zinn/ iedes 2. Pfund/ Bley 3. Pfund (an-
dere nehmen iedes gleich viel) dieſes wird zuſammen wohl calcionirt/ und
zum Glas geſchmoltzen/ es iſt ſchoͤn gelbe/ auch ſehr milde und fluͤßig.
XXV.
Ein ander gut Gelb.
Nimm Minie 3. Naͤpffgen/ Ziegel-Mehl 2. Naͤpffgen/ Bley-A-
ſchen 2. Naͤpffgen/ Sand 1. Naͤpffgen/ von der obig bereiteten weiſſen
Glaͤſer eins/ 1. Naͤpffgen/ Spießglas 2. Naͤpffgen/ dieſes wohl calcionirt
und geſchmoltzen/ giebt ein gut Gelb-Glas.
XXVI.
Ein ſehr ſchoͤn Citronen-Gelb.
Nimm Minie 3. Naͤpffgen/ Ziegelmehl von ſchoͤnen rothen Zie-
geln drey und ein halb Naͤpffgen; Spießglas 1. Naͤpffgen; dieſes wird
zuſammen in der Glasmacher Aſch-Ofen 2. oder 3. Tag und Nacht ge-
linde calcionirt; und alsdenn geſchmoltzen/ gibt ein ſchoͤn Citronengelb;
alleine es iſt zu mercken/ daß hier ſehr viel an denen Ziegelſteinen gelegen;
diejenigen/ die fein roth und muͤrbe ſeyn/ ſeynd die beſten; die weiſſen aber/
als welche mehr von Thon als von Leymen ſeyn/ dienen hier nicht/ und
dieſes iſt bey denen andern Orten auch zu obſerviren.
XXVII.
Noch ein fein Gelb.
Nimm 7. Naͤpfflein Aſcher/ (bedeutet allemahl Bley und Zinn-A-
ſchen/ zuſammen calcionirt/ wie bey den weiſſen gedacht) Spießglas 1.
Naͤpfflein/ ſchmeltz es zuſammen.
XXVIII.
Ein Anders.
Nimm Weißglas 4. Naͤpffgen/ Spiesglas 1. Naͤpffgen/ Minie 3.
Naͤpffgen/ Eyſen-Sinter ein halb Naͤpffgen/ ſchmeltz es zum Kuchen.
XXIX.
Noch ein anders gelbes Schmeltzglas.
Nimm Schlieff von Schleiffſtein 4. Naͤpffgen/ Minie 4. Naͤpff-
gen/ Spießglas 2. Naͤpffgen/ dieſes wohl unter einander gemiſcht/ und
gerieben/ man darff es eben nicht ſchmeltzen.
XXX.
Noch ein gutes Gelb.
Nimm Kießlinge oder Stein 16. Naͤpffgen/ Eyſenfeyhligt 1. Naͤpff-
gen/ Glaͤtte 24. Naͤpffgen/ zuſammen geſchmeltzt.
XXXI.
Ein ſchoͤn Lichtgelb.
Nimm Minie 4. Naͤpffgen/ Spießglas 3. Naͤpffgen/ Aſcher 8.
Naͤpffgen/ Glas 3. Naͤpffgen/ ſchmeltz es zuſammen.
XXXII.
Gold-Gelb.
Nimm Minie 3. Naͤpffgen/ Spießglas 2. Naͤpffgen/ Eyſen-Roͤ-
the 1. Naͤpffgen/ ſchmeltze es in Kuchen/ reibe es klein/ ſchmeltz es wieder/
und das thue zu viel mahlen; ſo haſt du ſchoͤn Gold-Gelb.
XXXIII.
Ein ander Gold-Gelb.
Nimm Minie und Spießglas iedes 2. Loth/ Eyſen-Roͤthe 1. Loth/
ſchmeltz es 4. oder 5. mahl.
XXXIV.
Noch eine ſchoͤne Gold-Gelb.
Nimm Bley-Aſche 8. Naͤpffgen/ Kießling 6. Naͤpffgen/ Ogger-
gelb 1. Naͤpffgen/ Spieß-Glas 1. Naͤpffgen/ Weiß-Glas 1. Naͤpffgen/ cal-
cionirt und geſchmoltzen/ gibt ein ſchoͤn Gold-Gelb.
XXXV.
Noch ein rein gelb Geſchmeltz.
Nimm Bleyaſche und klaren Stein iedes 12. Naͤpffgen/ Eyſen-
Feyl 1. Naͤpffgen/ 2. mahl geſchmoltzen.
Erinnerung.
Alle dieſe Bereitungen/ ob ſie wohl ſaͤmtlichen gelb/ ſo
hat doch eine iede ihre eigene Coleur oder beſondere Farb/
nicht allein im Schmeltzen/ ſondern wann es auch geſchmol-
tzen und gerieben/ auffgetragen und eingebrannt worden; ja
eine iede wird ihre beſondere Art/ ſo wohl was die Coleur/ als
den Fluß betrifft/ behalten; und ob auch einige gleich in der
Coleur uͤberein treffen/ ſo diſerepiren ſie offt deſto mehr in
Fluß/ da eine Compoſition leichter oder haͤrter fleuſt als die
andere/ woran den Kuͤnſtlern offt viel gelegen. Eine ſolche
Bewandniß hat es auch mit den andern Coleuren.
Von gruͤnen Schmeltzglaͤſern.
XXXVI.
Gruͤn auff Weiß.
Nimm Kupffer-Aſche 2. Naͤpffgen/ von den gelben Schmeltzglas/
welches du wilt/ auch 2. Naͤpffgen/ ſchmeltze es 2. mal/ du darffſts aber ja
nicht dicke mahlen/ ſonſt wirds zu dunckel.
XXXVII.
Ein anders ſchoͤn Gruͤn.
Nimm Schiefer-Gruͤn 1. Naͤpffgen/ Meßing-Feylig von denen
Nadlern 1. Naͤpffgen/ Minie 1. Naͤpffgen/ Venediſch Glas 1. Naͤpffgen/
ſchmeltz es/ ſo haſt du ſehr gut Gruͤn/ man kans auch/ ſo man will/ un-
geſchmeltzt gebrauchen.
XXXVIII.
Ein anders.
Nimm Minie 2. Naͤpffgen/ Venediſch Glas 2. Naͤpffgen/ Meßing-
Staub 1. Naͤpffgen/ ſchmeltze es und gebrauchs.
XXXIX.
Noch ein ſehr gut Gruͤn.
Nimm weiß Glas 1. Naͤpffgen/ Minie und Meßing-Staub oder
Feyhl iedes auch 1. Naͤpffgen/ ſchmeltz es/ ſtoſſe es klein/ nimm derſelben
Farb 2. Naͤpffgen voll/ und 1. Naͤpffgen Schiefergruͤn/ ſo haſt dr eine
gruͤne Coleur auff Glas.
XL.
Die beſte Gruͤne.
Nimm der vorgehenden gelben Glaͤſer/ welche du wilt/ ein Theil/
der nachfolgenden blauen Glaͤſer gleich viel/ reibs unter einander/ ſo
wirſt du die ſchoͤnſte Gruͤne haben.
Erinnerung.
Mit Zuſammenſetzung dieſer beyden/ als blau und gruͤ-
ner Farben/ kan man/ nachdem man eines viel oder wenig
nimmt/ ſehr vielerley gruͤne Coleuren machen: und weil denn
dieſes eine Farbe/ die aus ienen beyden beſteht/ ſo iſt hier auch
nicht noͤthig mehrere Compoſita zu ſetzen.
Von blauen Glaͤſern.
XLI.
Ein ſchoͤn blau Glas zum Mahlen.
Nimm Bley-Aſchen 1. Pfund/ reinen Sand von Kießlingen 2. Pf.
Saltz 2. Pfund/ weiß calcionirten Weinſtein 1. Pfund/ Venediſch oder
ander fein Glas ein halb Pfund/ Zaffera ein halb Pfund/ ſchmeltze es zu-
ſammen/ und loͤſche es in Waſſer/ ſchmeltze es wieder/ und dieſes muß
man zu etlichen mahlen wiederhohlen; man muß auch dergleichen Proce-
dere mit allen Schmeltzglaͤſern/ wo Weinſtein zukommt/ vornehmen/
denn ſolche ſonſt zu viel Saltz behalten/ und ungeſtalt in Mahlen wer-
den; auch muß man dieſes Gemeng/ wenn es recht ſchoͤn ſoll werden/ ei-
nen oder 2. Tag und Nacht im Glas-Ofen gelinde calcioniren.
XLII.
Ein ander blau Glas.
Nimm Weinſtein 1 Pfund/ Aſchen oder Bleyglett ein Viertels-
Pfund/ Zaffera 1. Loth/ reinen Kieſel-Sand ein Viertels-Pfund/ ſchmel-
tze es/ und verfahre ferner damit/ wie naͤchſt oben gelehret worden.
XLIII.
Noch ein fein blau Mahlerglas.
Nimm Bley 12. Pfund/ Zinn 1. Pfund/ brenne es zuſammen zu
Aſchen/ nimm dazu Saltz 5. Pfund/ Kieſel-Sand 5. Pfund/ Zaffera 1.
Pfund/ Weinſtein und Venediſch Glas 1. Pfund/ tractire und calcio-
nire es wie oben/ und ſchmeltze es endlich zum Kuchen.
XLIV.
Ein anders.
Nimm Weinſtein 1. Theil/ Saltz 2. Theil/ Kießling 1. Theil/ Bley-
Aſche und Zaffera iedes 1. Theil/ mit dieſen wie mit den andern oben/ ver-
fahren und geſchmoltzen.
XLV.
Noch ein ander blau Glas.
Nimm Bley-Aſch 1. Naͤpffgen/ Sand 3. Naͤpffgen/ Zaffera 1.
Naͤpffgen/ man kan auch in Ermanglung der Zaffera nur blaue Smalte
nehmen.
XLVI.
Noch ein anders.
Bleyglett 2. Pfund/ reinen Stein 1. Viertels-Pfund/ Zaffera ein
Viertels-Pf./ dieſes zuſammen klein gerieben/ wird vermiſcht/ und nach
obiger Lehr geſchmoltzen.
XLVII.
Noch dergleichen.
Nimm Bleyglett 4. Pfund/ reinen Stein 2. Pfund/ Zaffera 1.
Pfund/ calcinirt und geſchmoltzen.
XLVIII.
Dito.
Nimm Bley-Aſchen 8. Loth/ Sand 6. Loth/ Zaffera 2. Loth/ Wein-
ſtein 1. Loth/ rein Glas 2. Loth/ geſchmeltzt und wie oben verfahren.
XLIX.
Violen-Blau.
Nimm Weinſtein 12. Naͤpffgen/ Kießling 12. Naͤpffgen/ Zaffera
10. Naͤpffgen/ kuche es wie oben.
L.
Noch ein Violet-Glas.
Weinſtein 8. Loth/ Bley-Aſche 4. Loth/ Kießlinge 10. Loth/ Zaffe-
ra 8. Loth/ Braunſtein ein halb Qvintgen/ nach obiger Lehr bereitet.
Erinnerung.
Dieſe blaue Farben allzuſammen/ dienen ſo wohl denen
Toͤpffern als Glasmahlern/ es iſt aber hierbey zu mercken/
daß in denen meiſten zu viel Zaffera iſt; dieſes aber nicht ohne
Urſach: denn etliche dieſer Farben werden gantz duͤnne uͤber
andere Farben gemacht/ wann ſolche dann nicht dick-blaue
ſeyn/ ſo laſſen ſie ſich nicht wohl uͤber denen andern Coleuren;
doch kan ein ieder nach ſeinen Belieben die Farben mit der
Zaffera mindern und mehren/ wie es ihme gefaͤllt; ſonſt aber
gehen ſie alle richtig an/ und ſeynd ſo wohl von mir als von
andern gnugſam bewehrt erfunden worden.
Von rothen Schmeltzfarben und Glaͤſern.
LI.
Ein feines rothes Glas zum Mahlen.
Nimm Antimonium 3. pfund/ Silberglett 3. pfund/ Eyſen-Roſt 1.
pfund/ auffs allerkleinſte gerieben und damit gemahlt.
LII.
Ein anders dergleichen.
Nimm Spießglas 2. pfund/ Silberglett 3. pfund/ gebrannten Ey-
ſenroſt 1. pfund/ handle damit wie oben.
LIII.
Ein noch beſſer Roth auff Glaͤſer.
Nimm Stuͤcken von Hollaͤndiſchen Glas-Scheiben/ reibe ſolche
unbegreifflich klein/ darnach nimm auff die Roͤthe gebrannten Vitriol/
oder vielmehr das Caput mortuum deſſelben; laug das Saltz daraus
mit warmen Waſſer/ und thue daſſelbe nur auff die Seiten/ denn es
dient nicht hierzu/ die Roͤthe aber oder (wie es einige nennen) die todte
Erde/ aus welcher das Saltz gelauget iſt/ nimm und reibe es nur nach
deinen Augenmas unter das zu erſt ſchon geriebene Glas; ſo wirſtu eine
koͤſtliche rothe Farbe auff Glas erlangen/ nimm nun ſolche und mahle
damit und brenne es ein/ ſo wirſtu ſehen was du haſt ꝛc.
Erinnerung.
DJe rothe Farbe auff Glas iſt bißhero wenig geſehen
worden/ wovon du in des Neri Tractat und meinen
Anmerckungen daruͤber/ als in dem erſten Theil dieſes
Wercks eine mehrere Nachricht findeſt; ich habe hierbey ge-
than was zu thun iſt/ alles aber zu entdecken iſt die Zeit noch
nicht kommen.
Von allerhand dunckeln Farben und Schmeltz-
glaͤſern.
LIV.
Purpur-braun Glas.
Nimm Bley-Aſchen 15. Naͤpffgen/ reinen Stein 18. Naͤpffgen/
Braunſtein 1. Naͤpffgen/ weiß Glas 15. Naͤpffgen/ dieſes auffs kleinſte
gerieben und geſchmoltzen.
LV.
Braune Glaſur.
Bley-Aſche und reinen Stein/ iedes 14. Naͤpffgen/ Braunſtein
2. Naͤpffgen zum Kuchen geſchmoltzen.
LVI.
Eine andere braune Farb auff Glas.
Bley-Aſche 12. Naͤpffgen/ Braunſtein 1. Naͤpffgen/ dieſes ge-
ſchmoltzen iſt gantz milde wie Waſſer.
LVII.
Braun auff Weiß zu machen.
Braunſtein 2. Naͤpffgen/ Minie und Weiß-Glas iedes 1. Naͤpff-
gen; ſchmeltz es 2. mahl.
LVIII.
Eyſenfarb-Glas.
Nimm Glette 15. Naͤpffgen/ Sand 14. Naͤpffgen/ Kupffer-Aſche
5. Naͤpffgen/ calcinirt und geſchmoltzen.
LIX.
Ein anders dergleichen.
Glette 12. Naͤpffgen/ reinen Stein 7. Naͤpffgen/ Kupffer-Aſche
auch 7. Naͤpffgen/ zum Kuchen gegoſſen.
LX.
Schwartze Glaſur.
Nimm Bley-Aſche 8. Naͤpffgen/ Eyſen-Feyl 3. Naͤpffgen/ Kupf-
fer-Aſche 3. Naͤpffgen/ Zaffera 2. Naͤpffgen/ dieſes/ wann es geſchmol-
tzen/ wird halb Braun-Schwartz/ ſoll es aber noch ſchwaͤrtzer ſeyn/ ſo
nimmt man nun mehr Zaffera darunter.
Schluſz-Erinnerung.
DJeſe und alle obgemelte Farben/ von Anfang biß zum
Ende/ ſeynd ſo wohl denen Toͤpffern/ als Glasmah-
lern dienlich; daß ich nun ſo viel von einer Farbe ge-
ſetzt/ iſt die Urſach/ daß ich bey einem Toͤpffer oder Glasmah-
ler dieſe/ bey dem andern eine andere geſehen/ gefunden und
auch ſelbſt erfahren habe: Zudem ſeynd auch ſolche einerley
Farben/ dennoch in ihren Grad unterſchieden; hoffe gleich-
wohl nicht/ daß den Verſtaͤndigen die Wahl eine Qvaal wer-
de ſeyn; diß aber hoffe ich wohl/ daß nicht leicht ein einiges
Stuͤck unter dieſen 60. Experimenten ſoll zu finden ſeyn/ ſo
nicht Practicabel, oder dem Kuͤnſtler nachzumachen fehl
ſchlagen wird; was hier noch einigen moͤchte zu dunckel ſeyn/
kan der erſte Theil dieſes Wercks/ und ſonderlich meine An-
merckungen/ uͤber den Neri voͤllig erleutern. Es wuͤrde zu
viel werden/ wenn man alles allemahl wiederhohlen ſolte/ es
iſt ohne diß manchmahl wider Willen geſchehen. Der
geneigte Liebhaber nehme alſo vor Lieb/ und
gebrauche ſolches zu ſeinem
Beſten.