Folget
Zur Zugabe
ein
Eigendlicher Bericht
Vom kleinen Blas-Blaſen/
ſo mit der Lampen geſchicht.
ES iſt dieſes kleine Glasblaſen/ ſo mit der Lampen geſchicht/
ob zwar nicht der nuͤtzlichſten/ doch eines der allerzierlichſten
Stuͤcke der gantzen Glaskunſt; womit gewiß mancherley
Ergoͤtzlichkeiten anzuſtellen. Was es aber vor eine Be-
wandniß mit dieſer recht netten und nobeln Arbeit habe/ will ich hiemit
kuͤrtzlich/ iedoch klar und warhafftig berichten:
Man muß ſich erſtlich eine Anzahl Staͤngelchen oder Roͤhrchen/ die
inwendig hohl/ auch zum Theil Maßiv ſeyn/ aus guten und reinen Glas/
und von allerley Coleuren/ auff einer Glas-Huͤtten beſtellen und machen
laſſen; Wann nun dergleichen fertig und bey handen/ ſo hat man ſolch
einen Tiſch oder Werckſtelle von noͤthen/ oder in Bereitſchafft/ gleich
wie hier in der Figur angedeutet und vorgeſtellet wird; Umb einen
ſolchen Tiſch koͤnnen nun 4. und mehr Perſonen auff einmahl arbeiten/
nur daß ein ieder eine ſolche Lampe/ wie l. B. ausweiſet/ vor ſich habe; wel-
che Lampe mit Ruͤbſenoͤhl/ oder dergleichen/ was ein ieder brennen will/
angefuͤllet/ und mit einen ſtarcken Dacht/ von geſponnener Baumwolle
verſehen ſeyn muß/ unter den Tiſch iſt ein guter Blasbalg wie lit. D. zu ſe-
hen iſt: wenn nun einer von denen Arbeitern den Tritt des Balges/ ſo
lit. E. iſt/ tritt/ ſo gibt der Blasbalg D. durch die dazu geleitete blecherne
Roͤhren/ ſo unter den Tiſch A. verborgen/ ſeinen Wind herauff/ wie C.
anzeiget/ nur muß in das Loch oder Roͤhre C. noch ein ander Roͤhrchen
geſuͤget und geſtecket werden/ welches Roͤhrchen forn krum und ein klei-
nes rundes Loͤchlein hat/ damit man durch den Wind eine gantze ſpitzge
und concentrirte Flamme von dem Licht auff das Glas werffen und brin-
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gen koͤnne/ gleichwie die Goldſchmiede dergleichen Art Roͤhrchen zum
Loͤthen gebrauchen; Ein ſolches Roͤhrchen/ wanns auch nur mit dem
Mund geblaſen wird/ gibt ſo eine ſpitzge Flamme/ und vermittelſt der-
ſelben ſo eine ſcharffe Hitze/ daß man auch damit das allerhartfluͤßigſte
Glas weich machen kan.
Wann man nun ein ſolch glaͤſern Roͤhrchen/ von welchen hier an-
fangs gemeldet/ an einem Ende/ auff ſolche Weiſe weich gemacht/ und
an den andern Ende darein blaͤſet/ ſo kan man es in Kugeln und aller-
hand Dinge formiren; wer nun hier das Zeichnen und Poſiren wohl ver-
ſteht/ der kan auff dieſe Weiſe in das Glas/ was er nur will/ poſirn/ als
Bilder-Figuren/ Crucifix/ kleine Gefaͤſſe ꝛc. ja was man nur erden-
cken kan; wozu man denn auch kleine Zaͤnglein/ und von Draht zuſam-
men gebogene Kluͤfftlein haben muß/ damit man es darzwiſchen faſſen/
und zu Zeiten/ wann man in der andern Hand was hat/ das man daran
poſiren will/ das erſte damit halten und regieren koͤnne/ weiln alsdenn
beyde Theile in die Hitze zuſammen gekehrt/ und an einander muͤſſen ge-
ſetzt werden. Die Roͤhre als C. geht vor eines ieden/ der am Tiſch ſitzt/
ſeine Stelle oder Lampe herauff; G. iſt ein Roͤllgen/ in welchen der
Strick geht/ der den Blasbalg zeucht. F. iſt ein blechern Trichter (ei-
nige haben ein dergleichen hoͤltzern Camminchen) mit einer Roͤhre/ durch
welche der Dampff und Dunſt/ von der Lampen hinausgehet; Dieſe
gantze Kunſt muß durch die Ubung/ oder von einen wohlerfahrnen Mei-
ſter erlernet werden. Es ſtecken auch wohl einige andere Nutzbarkei-
ten darhinter/ ſonderlich iſt eine ſolche Werckſtelle einem Chymico zu vie-
len Dingen nuͤtzlich; ich will aber nur dieſes unter vielen melden: Es
kommt offt/ daß man ein gar weniges metalliſchen Kalch oder derglei-
chen hat/ welches man gerne zuſammen ſchmeltzen und was es vor ein
Metall haͤlt/ ſehen und probiren wolte; dieſes kan auff keine Wei-
ſe fuͤglicher als auff dieſe geſchehen/ indem man nur eine Kohle ein wenig
aushoͤhlt/ den Kalch oder was man ſchmeltzen will darein thut/ und durch
ein ſolch Roͤhrchen die Flamme eines ſtarcken Lampen-Lichts darauff
blaͤſet/ es geht ſehr geſchwinde von ſtatten; wie auch gleichfalls/ wenn
man etwas loͤthen will; anderer Beqvemlichkeiten/ wozu es zu
gebrauchen/ ſo einem ieden ſelbſt zu bedencken uͤberlaſ-
ſen wird/ vor dißmahl zu ge-
ſchweigen.
Ende des zweyten Buchs.