Anhang Der vollſtaͤndigen Glas-Kunſt/Oder Sendbrieff/an einen guten Freund/in ſich haltend einen
Vor Jubilierer und Goldſchmiede ſehr deutlichen und dienlichen
Unterricht
Von der Art/ Vnterſcheid/ Erkaͤnnt-nuͤß und Guͤte der fuͤrnehmſten natuͤr-lichen Edelgeſteine/
(Dabey auch gleichfalls einige gar ſonderbare und curieuſe Nachkuͤnſtlungen gelehret werden/)
Deme ſind beygefuͤgt etliche rare Anmerckungen
aus denen neueſten Relationen und Actis Philoſophicis der Koͤniglichen Societaͤt in Engeland/
Jnwelchen/ ſonderlich von dem Diamant/Rubin/ Smaragd/ denen Perlen/
Corallen und Bezoar etc.
Wo ſelbige eigendlich gefunden werden/ it. von ihren warhafftigen Wehrt und Preiß/ und wie ſelbiger ſich durch das Gewicht erhoͤhet (welches umb Kuͤrtze willen in einigen Tabellen
abgefaſſet) gantz genaue Nachricht ertheilet wird/ Samt vielen andern Curieuſitaͤten.
Cum Privilegio.
Vorbericht.
EReundlicher und geliebter Leſer!
Gegenwertigen Sendbrief/ in ſich haltend einen ſehr dienlichen und deutlichen Unterricht/ von denen natuͤrlichen Edlen, Steinen/ iſt erſtlich durch einen gelehr-ten Mann/
Jnder Geſtalt eines Sendbrieffs/ an einen guten Freund/
JnEngliſcher Sprache abgefaſſet und beſchrieben worden; Weil man nun ſelbigen der vollſtaͤndigen Glas-Kunſt/ (in welcher eines der vor-
nehmſten Stuͤcken iſt/ zu unterweiſen/ wie man die Edelgeſteine durch Kunſt nach machen ſoll) als einen Anhang beyzufuͤgen/ vor ſehr rathſam
und nuͤtzlich befunden; zumahln weiln auch hierinnen einige dergleichen nicht unebene kuͤnſtliche Bereitungen enthalten ſeynd/ und damit man
nach aller Muͤglichkeit nichts ermangeln laſſe/ hat man ſich auch dieſer Muͤh nicht entuͤbrigen wollen/ ſolchen ins Teutſche zu uͤberſetzen. Zwar
haͤtte man wohl einiges darinnen anders demonſtriren oder aͤndern koͤnnen; weil es aber keine Dinge/ die hoffentlich niemand in Schaden o-
der vergebliche Unkoſten ſetzen werden/ als hat man den gutmeinenden Autor nicht carpiren/ noch (zumahlen auch die Zeit kurtz worden) ſich et-
was irren laſſen wollen/ ſondern ſolches an deren ſtatt/ und umb ſo wohl das gantze Werck deſto mehr zu completiren/ als den geneigten Le-
ſer ſo viel beſſer zu contentiren/ aus denen allerneueſten Relationen/ und Actis Philoſophicis, der Koͤniglichen Societaͤt in Engeland/
Mit einigen raren Anmerckungen;
(Betreffende ſonderlich den Diamant/ Rubin/ Smaragd/ Perlen/ Corallen/ Bezoar ꝛc. Von dero Herkommen/ oder wo ſie gefunden
werden/ von ihrer Guͤte ꝛc. Jtem von ihren eigentlichen Werth und Preiß/ ſo umb Kuͤrtze willen/ wie ſolcher nach ihren Gewicht ſich verhoͤ-
het) in einige Tabellen abgefaſſet: vermehren und ergaͤntzen wollen/ nicht zweifflende/ der geneigte Leſer werde es zu ſeinem Beſten zu gebrau-chen wiſſen.
Vale.
Jnhalt
Dieſes Sendbrieffs/
Von
Denen natuͤrlichen Edlen-Steinen.
Eingang.
1. Von denen Edlen-Steinen ins gemein.
2. Von dem Diamant.
3. Von Rubin.
4. Von Balaß.
5. Von Rubacell.
6. Von den Granaten.
7. Von den Alamandinen.
8. Von den Hiacynthen.
9. Vom Amethiſt.
10. Von Perlen.
11. Von Sapphier.
12. Von Opal.
13. Von Smaragd.
14. Von den Praſem oder Chryſopraß.
15. Von Topaß.
16. Von den Chryſolit.
17. Von Berill.
18. Von Cryſtall.
19. Von den Stern oder Sonnenſtein.
20. Von den Sarder oder Carniol.
21. Von den Sardonich.
22. Vom Chalcedonier.
23. Von dem Onichſtein.
24. Vom Achat-Stein.
25. Von dem Jaſpis.
26. Von dem Sonnenwend-Stein/Hæliotropio.
27. Von dem Tuͤrckiß.
28. Von dem Laſur-Stein.
29. Von dem Lapide Armenio.
30. Von den Corallen.
31. Von dem Agt- oder Baͤrn-ſtein.
32. Von dem Gagat- oder Schwartzen-Baͤrnſtein.
33. Von dem Bezoar-Stein.
34. Von dem Adler-Stein.
35. Von dem Blutſtein.
36. Vom Smyrgel.
37. Vom Magnet-Stein.
38. Vom Luchſenſtein.
39. Vom Donnerſtein.
40. Vom Marmor und dergleichen.
Mein Herr ꝛc.
DEmnach in unſerer letztren Zuſammenkunfft von denen Edelgeſteinen Anregung gethan worden/ auch derſelbe Anlaß genommen/ ein mehrers von beſagten
Geſteinen zu forſchen/ und mich gebeten/ einen umbſtaͤn-digen Bericht/ ſo viel einem Jubilirer oder Goldſchmied in dieſer materia zuwiſſen von noͤthen/ mit Gelegenheit
auffzuſetzen; Als habe meinem Herrn hierinnen/ nach meinem wenigen Vermoͤgen/ und Kundigkeit/ zu willfahren/ mit gegenwaͤrtigen bedie-nen wollen/ mit Bitte/ mein Herr beliebe/ dasjenige/ was dieſem meinen
Bericht annoch ermangeln moͤchte/ aus ſeiner und anderer ruͤhmlichen
Wiſſenſchafft und vielfaͤltigen Erfahrung/ beyzufuͤgen: Damit ich aber
ſolches in einer Ordnung verrichte/ als wil ich erſtlich etwas weniges von
denen Edelgeſteinen ins gemein/ nachgehends aber von einem ieden inſon-
derheit handeln/ und denn endlich von einigen geringen Steinen auch
etwas weniges benachrichten. Mache derowegen den Anfang.
I.
Von denen Edelgeſteinen ins Gemein.
Dieſe werden nach Ausſage des Baſilii Valentini, im 2. Buch/
Cap. 12. m. p. 152. aus einer Subſtantz/ der vollkommenſten und edle-ſten Erden Jrrdigkeit/ mit Vermiſchung des ſubtilſten und beſten Cen-
tral. Saltzes/ Schweffels und Mercurius/ mehrentheils in den unterſten der Erden zuſammen geſetzet/ und durch die ſtete Dampffwaͤrme und
auffſteigenden Broden/ des allwuͤrckenden Archeji, vollkoͤmmlich aus-gekochet: Sie ſtreichen aber nicht Gaͤngweiß wie andere Metallgewaͤchſe/
ſondern eintzlich/ fort/ und haben ihre eigene Centra, ſammt vielen ſeltza-men Wundergeburthen/ dardurch ſie alle nur proͤcklich und Tropffen-weiß
lapilliret werden: Dahero iſt glaublich das jenige/ was Baccius von ihrer Formirung/ Ernehrung und Vermehrung alſo ſaget: Ein jeder Edelge-ſtein hat eine Mutter/ die entweder von eben ſelbigen/ oder einen andern
Stein gemachet iſt/ in welcher Mutter er durch Abtroͤpfflung eines ge-wiſſen und nehrenden Safftes/ genaͤhret und geformiret wird/ eben wie
ein Kind/ durch das Muͤtterliche Blut im Leibe. Jhrweſentlicher Unter-ſchied beſtehet in dem Grad ihrer Digerirung/ oder Auskochung; und ſind
Stahlfeylen ihnen wenig oder nichts thun kan/ da ſich hingegen bey de-nen andern das Widerſpiel erweiſet.
Betreffend ihre wunderbare Wuͤrckungs-Eigenſchafften/ die ihnen von denen Edelgeſtein-Schreibern beygeleget werden/ ſo ſind ſolche ſowohl
nach innerlichen als auch aͤuſſerlichen Gebrauch/ nicht allerdings und durch-gehends/ wie von den meiſten geſchiehet/ zuverwerffen/ in Anſehung/ daß
in ſolchen Steinen/ nach der Lehre Hermetis und Platonis, wie auch der geheimen Naturkuͤndigung/ die allerreineſten Weſens-Bilder oder Intel-
ligentien des Engliſchen Himmels/ ihren Wohnungs-Sitz genohmen/und ſich in ſelbigen/ unter allen natuͤrlichen und elementariſchen Coͤrpern
am offenbarlichſten erzeigen; wie ſolches ihre liebliche und liechtſtrahlende Geiſter genugſam anzeigen; ein mehrers/ von der Tugend und Krafft
eines ieden Edelgeſteins inſonderheit/ zu melden/ will die fuͤrgenommene Kuͤrtze dieſes Brieffs nicht zulaſſen: ich wil aber meinen Herrn an den
Albertum Magnum, Boethium â Boot, Dioſcoridem, Matthiolum, Lonicerum und andere dergleichen/ ein mehrers hiervon zuerfahren/ ge-wieſen haben: Es iſt gleichwohl bekand und kein geringes Wunder der
Natur/ daß ſich die rothen Corallen/ nach der diſpoſition des Leibs oder der Geſundheit derer Perſonen/ ſo ſie an den Hals tragen/ entfaͤrben: Jn-gleichen daß der Tuͤrckis-Ring/ ſo er an einen Faden wagrecht in ein
Glas gelaſſen wird/ die Glocken Stunden vernehmlich anzeiget; daß auch ſelbiger zuſpringt/ wann derjenige/ ſo ihn traͤgt/ in unverhoffte Gefahr und
Schrecken geraͤth/ hat die Erfahrung offtmahls boſtaͤtiget. Und dieſes ſey genug von den Edelnſteinen ins gemeine. Jch wende mich nun in der Ord-nung/ von denen fuͤrnehmſten/ und zwar von einem jeden inſonderheit/
etwas weniges anzumercken. Mache derohalben den Anfang.
II.
Von dem Diamant.
Als welcher der durchleuchtigſte und haͤrteſte unter allen Edelgeſtei-nen iſt/ jedoch ſonder Farbe/ und gleich einem hellen und reinen Waſſer
durchſichtig/ wann er aber eine Gelbe oder Schwaͤrtze hat/ ſo iſt er mangel oder ſchadhafft; Er hat die Eigenſchafft daß er die Farben gleichſam zu ſich
reiſſet/ ſelbige annim̃t und ihme ſolche zueignet/ auch ſie mit ſeinen lebhafften und ſcheinenden Strahlen/ in groſſer Weite von ſich wirfft: es giebt von dieſem Stein mancherley Arten/ unter welchen ſeynd die fuͤrnehmſten/ der
Jndianiſche/ welcher mit dem Cryſtall einige Verwandſchafft hat/ er iſt zugeſpitzt/ und hat 6. glatte Seiten. Dieſe Art wird offt gefunden in der Groͤſſe einer Haſelnuß; Die andere Art dieſer Steine/ ſind die Arabiſchen/
welche etwas kleiner als die vorigen/ ihnen aber ſonſten nicht ungleich/ und wachſen dieſe beyde Arten nicht in Gold/ ſondern allein; Der Mace-doniſche Demant aber iſt gleich einem Kuͤrbis-Samen/ und wird im Gold
gefunden; uͤber dieſes ſind noch andere Arten der Demanten/ welche theils rund/ theils aber ſehr eckigt gefunden werden/ als da ſind die Boͤh-miſchen/ Armeniſche/ Engliſchen und Ungariſche/ dieſe alle aber ſind mit
dem Orientaliſchen nicht zu vergleichen. Der viel erfahrne teutſche Alchy-miſt Bartholomaͤus Korndoͤrffer/ lehret in ſeinem Buͤchlein von Edlenge-ſteinen/ (ſo meines Wiſſens noch nicht im Druck) aus den guten und reinen
natuͤrlichen Cryſtall den beſten Diamant zu machen folgender geſtalt: Nim(ſagt er) den allerbeſten polirten Cryſtall/ er ſey groß oder klein/ wann er nur
ſchoͤn helle iſt/ ſetze ihm 3. mahl ſo viel meines fixen Gold-Schwefels zu/ thue ſolchen ſam̃t den Cryſtall in einen Tiegel/ alſo daß der Cryſtall oben uñ unten
mit dem Gold-Schweffel bedeckt ſey; vermache den Tiegel oben/ und laſſe ihn 3. Tage und Nacht lang in Feuer wohl und ſehr ſtarck ergluͤen/ alsdenn
nim ſolchen heraus und loͤſche ihn ab in Brunnen-Waſſer/ darinnen zu-vor auff die 20. mahl ein gluͤender Stahl iſt abgeloͤſchet worden/ ſo haſt du
einen Diamant der dem natuͤrlichen Diamant in allen gleich gerecht uñ gut iſt; und ſo weit gedachter Korndoͤrffer. Er laͤſſet aber das Vornehmſte aus/
in dem er ſeinen Goldſchwefel nicht ausfuͤhrlich genug zu machen lehret.
Sonſt ſind in Bißnager/ einer Landſchafft in Oſt-Jndien 2 oder 3.
Felſen/ welche Demanten bringen/ davon etliche 2. Qvintlein/ andere 1. Scrupel/ item 8. Gran und dergleichen waͤgen: Es ſchreibet Monor-dus/ daß er einen ſolchen Demant/ welcher 140. Karat/ jeden Karat
zu 4. Gran gerechnet/ geſehen habe. Ein wohl polirter Demant ohne Man-gel/ der ein Gran ſchwer wieget/ iſt 10; der aber 2. Gran ſchwer iſt/ ſchon 100. Reichsthaler werth/ wie Bootius ſaget. Anderwerts aber ſpricht
er: ein wohl polirter und geſchnittener Demant von 4. Gran ſchwer/ ſey 50. Ducaten werth. Cardanus gedencket eines Demants/ der zu An-torff iſt/ welcher eine Untz/ weniger einen Scrupel wieget/ und wird
umb hundert und funfftzig tauſend Cronen geſchaͤtzet.
Und ſo viel von Diamanten.
Anmerckungen/
Wo die Diamanten geſunden werden/ und von dem Wehrt deſſelben.
ES ſeynd in den gantzen Orientaliſchen Jndien/ nur fuͤnff Oerter/ wo ſolche gefunden werden; darunter 2. Fluͤſſe ſeyn/ nemlich Saccadan in Bornea und Nage
im Reiche Bengala; in den Grund und Sand dieſer beyden Fluͤſſe/ werden ſie geſuchet und erlanget/ dieſe beeden Fluͤſſe/
ſallen von vielen Felſen herab in die Thaͤler/ und ſchwaͤmmen ſolche Diamanten mit ſich/ nechſt dieſen ſind noch drey andere
Diamant-Gruben/ als in denen Koͤnigreichen Decan/ Kun-can/ und Kalcanda: Aber diejenigen Diamanten/ ſo in den Grund der Fluͤſſe gefunden werden; haben den ſchoͤnſten
Glantz/ und ſpielen am herrlichſten: da hingegen die andern/ſo aus denen Diamant-Gruben kommen/ gerne Riſſe haben; welche herkommen von den hefftigen Einhauen der Arbeiter/
in die ſo ſehr feſten und ſtarcken Felſen/ darinnen dieſe Steine verborgen; die Mackeln und Flecken aber/ ſo dieſe Steine ha-ben/ ſchreibet man zu der Erden oder Sand; daraus ſie ge-
graben werden/ als welche unrein/ ſchwartz und ſchmierig iſt.
Sonſt iſt der Diamant der ſchwerſte Stein/ unter allen Edlenſteinen; nicht anders als wie das Gold unter denen Metallen.
Der Preiß aber der Diamanten iſt nach der Proportion ihres Gewichts; wozu folgende Regul dienet;
Nimm einen Diamant/ der 10. Karath wigt/ qvartiere dieſe Zahl/ ſo wird es 100. iſt nun der Stein rein/ ſo wird ein iedes Karat/ nachdem der Stein vollkommen ſchoͤn iſt/ 40. biß 60.
Kronen geſchaͤtzt/ iſt ſolcher aber nicht ſo ſchoͤn an der Farbe/ ſondern hat Flecken oder Riſſe/ ſo wird das Karat nur 10. biß 30. Kronen geachtet; wann du nun gedachte 100. mit der Zahl
des Preiſes/ eines ieden Karats/ ſo viel ein dergleichen Stein wigt/ multiplicireſt/ ſo wirſt du eines ieden abgewogenen Steines eigentlich- und ordentlichen Wehrt finden.
III.
Von dem Rubin oder natuͤrlichen Carfunckel.
DEr Rubin iſt ein durchſichtiger Stein/ von einer reinen Scharlach oder Carmeſinfarb/ ie feuriger er in dieſer Farb iſt/ ie beſſer iſt er/ ſo er aber eine gelbe an ſich hat/ ſo iſt er vom Geſchlecht der Granaten oder
Hiachnthen; ein Carfunckel iſt nichts anders/ als ein groſſer Rubin/ als we cher mit guten Fug alſo genennet werden mag/ ſo er nemlich 4. Karat ſchwer gefunden wird/ welches aber ſelten geſchiehet.
Jch kenne einen vornehmen Kuͤnſtler/ welcher einen natuͤrlichen Rubin faſt voͤllig nachkuͤnſtlen kan/ und weiln mir deſſelben modus wun-derbarlich zu handen kommen/ als wil ich nicht unterlaſſen/ ſolchen hiemit
meinen Herren in Vertrauen zu ſonderbaren Gefallen mitzutheilen/ welches folgender Geſtalt zugehet:
Man nim̃t von dem Saltz/ ſo aus den Caput mortuum des Scheid-waſſers gelauget und clarificiret wird/ welches man in denen Apothecken arcanum dupplicatum heiſſet 3. Loth/ gepuͤlverten Cryſtall 6. Loth/ ferner
bereitet man dieſe Tinctur/ die ich hiemit lehren will alſo:
Nehmet Eyſen oder Stahl-Feyhligt ſo viel ihr wolt/ gieſſet darauf guten Spiritum von gemeinen Saltz/ ſo viel euch genug zu ſoyn duͤnckt/ ſe-tzet es in eine gelinde Waͤrmde/ biß der Spiritus Salis ſeine Schaͤrffe ver-
liehret/ und uͤber den Eyſen in der Waͤrmde ſuͤſſe worden iſt/ laſſet als-denn den Spiritum biß auff die Helffte abrauchen/ und thut dazu gleich ſo
viel als des Eyſens geweſen/ reinen Bley-Zucker; dieſes thut mit einan-
der in eine glaͤſerne Retorten/ und laſſet ferner uͤber gelinden Feuer al-
le Feuchtigkeit weggehen/ wenn ihr nun mercket (daß alle Feuchtigkeit
abgezogen iſt/ und daß die Blaſen ſich nicht mehr in die Hoͤhe werffen/
noch die Materia uͤberſteigen kan/ ſo ſtaͤrcket das Feuer noch ein wenig/
biß die Materia trocken/ und zum rothen Pulver werde/ welches Pulver
ſo wohl zu dieſen Werck als in der Medicin hoch zu ſchaͤtzen iſt.
Wenn ihr nun dieſes Pulver bereitet habet/ ſo nehmet des Saltzes
und Cryſtalls/ wie oben gemeldet/ thut es in einen Tiegel und 2. Loth die-
ſer Tinctur dazu/ laſſet es im Glas-Ofen flieſſen/ ruͤhrts unterdeſſen oͤff-
ter mit einen eyſern Trath umb/ und ſehet ob ſich die Farbe recht erzei-
ge: gefaͤllts euch/ ſo nehmts heraus/ und laſts erkalten/ wo es aber
noch nicht nach euren Willen/ ſo laſſet es ſo lange ſtehen/ biß es euch ge-
faͤllt.
Es gehoͤrt aber ein ſehr geuͤbter Kuͤnſtler hierzu/ weil an der Re-
gierung des Feuers faſt das meiſte liegt/ und alſo nicht ein ieder dieſes
Stuͤckgen treffen wird.
Sonſt berichtet Ludovicus Vardomaneus, ein Roͤmer/ daß der
Koͤnig zu Pegu in Jndien einen ſo groſſen und hellen Carfunckel oder
Rubin habe/ daß er bey deſſen hellen Schein/ an einen finſtern Ort/ eben
ſo wohl ſehen kan/ als wann ſelbiger Ort/ von der Sonnen-Strah-
len erleuchtet wuͤrde; Von den Rubinen werden vielerley Arten
gefunden/ darzu kan man auch die rothen Hyacinth und Grana-
ten rechnen: die beſten Rubin werden in der Jnſul Zeilan gefun-
den/ man findet auch etliche kleine in Coria/ Calecuth/ Cam-
baya und Bißnager: Sonſten aber wird er meiſtentheils in den Berg-
gaͤngen gefunden/ da man den Sapphier findet/ und nach ſeiner man-
cherley Nahrung/ wird er in vermiſchter Farb angetroffen: Kaͤyſer Ru-
dolphus/ der andere dieſes Nahmens/ hat nach Auſſag des Boetius/ ei-
nen Rubin gehabt/ der ſo groß als ein Huͤner-Ey geweſen iſt/ und von
ſeinem Werth iſt zu wiſſen/ daß/ wann er zween Scrupel wiegt/ ſo wird
er wegen ſeines herrlichen Glantzes und Strahlen/ dem Diamant
gleich geſchaͤtzet; ſonſt wird er ſelten groͤſſer als eine
Haſelnuß gefunden.
Anmerckung/
DJe Rubinen werden an zweyen Orten in Jndien/
nemlich im Koͤnigreich Pegu/ und in der Jnſel Cey-
lan gefunden/ man laͤſſet aber wenig von dannen
herausfuͤhren.
Von dem eigentlichen Werth und Preiß
des Rubins.
Der Preiß oder Werth der Rubinen iſt dieſer: Ein
guter Rubin/ am Gewicht 1. Rati (ſo ſieben Acht-Theil eines
Karats ſeyn) wird geſchaͤtzt vor 20. alte Jndianiſche Paga-
den/ eine iede Pagade ungefehr zu 10. Kopff-Stuͤck oder 2.
Philipps-Thaler unſers Gelds gerechnet/ zwey Rati aber
(iſt am Gewicht 1. Karat 3. Gran) betraͤgt ſich ſchon amge-
ſchaͤtzten Werth 5. mahl ſo viel/ nehmlich 100. Pagadi oder 200
Dicke- oder Philipps-Thaler. Aber
I.
[Tabelle]
II.
gilt alſo das Rati an einen guten Rubin/ der ohne Mangel iſt/
wie hier zu ſehen.
[Tabelle]
III.
Oder ein iedes Rati abſonderlich geſchaͤtzet.
[Tabelle]
Aus dieſer drittẽ Tabell iſt zu ſehen wie iedes Rati abſonderlich ſteigt/
das 6te gilt am meiſten/ das 7te gilt ſchon wieder etwas weniger/ Urſach/
weil in dem der Stein groͤſſer wird/ man das Gewicht eines Rati nicht
mehr ſo ſehr ſpuͤrt/ und wenn ſolcher am Gewicht biß auff 12. Rati kom̃t/
ſo kommt hernach iedes rati, er mag ſo viel waͤgen als er will/ wann er
vollkommẽ ſchoͤn iſt/ 1000. Philipps-Thl. dabey er auch unbeweglich blei-
bet.
IV.
Von dem Balaſen oder Pallaſt.
Dieſer Edelgeſtein hat eine bleichere Roͤthe oder Glantz als der Ru-
bin; Denn er flammet mit einer Purpur- oder Roſen-Farb: er wird aber
darumb alſo genennet/ dieweil er gleichſam ein Pallaſt oder Mutter iſt/ in
welcher der Carſunckel oder Rubin ſitzet und gezeuget wird/ er wird auch
offt in den Sapphier-Adern gefunden/ als durch deſſen Tinctur/ ſeine
Roͤthe blaͤſſer gemachet und temperiret wird: Dem Preiß nach iſt er viel
wohlfeiler als der Rubin; Lintſchott ſaget daß ein ſolcher Stein der 4.
Gran ſchwer/ zehen Ducaten werth ſey.
V.
Von den Rubaces oder Rubacelles.
Ob dieſe Edelgeſteine zu den Spinellen oder Hiacynthen gehoͤren/
wird annoch gezweiffelt/ dieweil ſie ſcheinen eine vermiſchte Farb von bey-
den zu haben/ ſie ſind denen Boͤhmiſchen Granaten ſehr gleich/ und wer-
den erſt im Feuer geprobiret/ nemlich ob ſie Granaten ſind oder nicht/ denn
die Boͤhmiſchen Granaten koͤnnen das Feuer ertragen ohne Verlierung
ihrer Farbe/ und mit keinem oder gar kleinen Schaden; Dieſe andern
aber verliehren ihre Farb/ und veraͤndern ſich im Feuer dergeſtalt/ daß
man leicht dardurch wiſſen kan/ ob es Granaten ſind oder nicht; auch ha-
ben ſie meiſtentheils eine gelbe Farb/ an ihren aͤuſerſten Enden an ſich:
dem Preiß nach/ gelten ſie halb ſo viel als die Balaſſen/ ſo ſie ohne allen
Mangel ſind.
VI.
Von den Granaten.
Dieſe Edelgeſteine/ ſind ein Geſchlecht der natuͤrlichen Carfunckel/
oder Rubinen/ durchſichtig roth/ gleich einer Granat-Apffelbluͤthe; und
giebt fuͤrnemlich deren dreyerley Geſchlecht/ davon der beſte eine Granat-
Bluͤth Farb hat; Der ander hat eine Roͤthe ſo ſich nach der Farb des Hia-
cynths neiget/ die dritte Art iſt roth/ und ziehet ſich nach einer Violfarb/
welche von den Jtalienern fuͤr die vollkommenſte unter allen gehalten/
und dahero Rubino di Rocca genennet wird.
Plinius erzehlet von den Mohren/ daß ſie einen Weg haben/ die
dunckeln und ſchwachen Rubinen zu erqvicken und lebhafft zu machen/ alſo
daß ſie ihnen einen Glantz und Schoͤne 14. Monat lang/ gleich einer gluͤ-
enden Kohlen geben koͤnnen/ und dieſes geſchiehet/ wann ſie ſolche 14. Tage
in Wein-Eſſig weichen/ aber/ ob ſchon durch dieſes Mittel ihr Glantz/
auff eine zeitlang erhoͤhet wird/ ſo werden ſie doch dardurch nur weicher
und gebrechlicher/ wers nicht glauben will/ den ſtehts frey ſolches fuͤr ein
Pliniſches Maͤhrlein zu halten. Sie werden mehrentheils in Jndien/
Calecuth/ Cananor/ Cambaja/ und Balaguar/ wie auch in Mohren-
Land und in Boͤhmen gefunden; Von den Boͤhmiſchen gemeinen und
groͤſſern Granaten/ iſt ein wohl polirtes Stuͤck 6. Schilling werth; Hin-
gegen ein guter Orientaliſcher von 4. Gran ſchwer iſt 2. Silber-Kronen
werth/ da doch der Boͤhmiſche faſt ſchoͤner und haͤrter als der Orienta-
liſche/ nur daß man ſolchen nicht leicht groß findet/ und ſo offt ſie noch ein-
mahl ſo ſchwer gefunden werden/ muͤſſen ſie auch noch zwey mahl ſo viel gel-
ten; Der Rubin de Rocca oder Fels-Rubin/ iſt eben ſo theuer als die
Spinellen.
VII.
Von den Almandinen.
Dieſes iſt ein Mittelſtein zwiſchen den Granat und Rubinen/ alſo/
daß die Rubinen/ gegen dieſem mehr Schwartzroth zu ſeyn ſcheinen/ ſie
ſind wohlfeiler als die Rubinen; zu weilen werden ſie Alabandicken genen-
net: Mit den Orientaliſchen Granaten aber ſind ſie gleiches Werths:
Dieſes ſind die Steine welche von dem Plinio Troezeny genennet werden;
ſie ſind roth/ mit unterſchiedlichen Farben/ untermenget mit weiſſen
Flecklein.
VIII.
Von den Hiacynthen.
Dieſer Stein iſt an der Farb Goldgelb roͤthlich/ gleichend einer Feu-
er-Flamme/ dahero kan er als eine Art der Rubinen gerechnet werden:
Von dieſen Stein ſaget Plinius/ daß er ſelten groͤſſer als eine Erbis ge-
funden wird/ etliche ſind/ welche/ wie ein Feuer flaͤmmicht/ und an der Farb
wie Scharlach/ oder Carmeſinroth ſind; ſolchen nennen die Frantzoſen
Jacynthe la belle, und halten ihn fuͤr den beſten; Dieſer mag auch wohl
unter die Geſchlechte der Carfunckel gerechnet werden: Noch iſt eine an-
dere Art dieſer Edelgeſteine/ welche den Baͤrnſtein der Farbe nach nicht
gar ungleich ſind/ die Steine von dieſer Art ſind nicht theuer/ wegen ihrer
Dunckelheit und der kleinen Staͤublein oder Coͤrperlein/ ſo ihre Durch-
ſichtigkeitverhindern: Einen ſolchen Stein hat Cordanus pflegen zu tra-
gen/ umb den Schlaff zu befoͤrdern: Auch iſt noch eine andere Art dieſer
Steine/ welche gantz keine Roͤthe in ſich haben/ dahero auch ſie gar wohlfeil
ſind; Die Steine welche Plinius Hiacynthen heiſſer/ werden heut zu Tage
fuͤr Amethiſten gerechnet/ gleich wie auch der Amethiſt der Alten nur fuͤr
einen Granat gehalten wird: Sie werden in Morenland/ Jndien und
Arabien gefunden; auch findet man einige Hiacynthen in dem Jſer-Fluß
der Baͤyriſchen und Boͤhmiſchen Graͤntze/ ſo an der Farb den Vitrum
Antimoni nicht ungleich ſind.
IX.
Von dem Amethiſt.
Dieſer Stein hat eine Farb gleich der Pfirſching-Bluͤth/ welche lieb-
liche Farb herruͤhret von Vermiſchung der rothen und blauen Farbe: Die
Fuͤrtrefflichſten unter dieſen Steinen haben einen feurigen Glantz/ der ſich
ſehr lieblich ausbreitet: er hat vielerley Geſchlechte/ die beſten darunter ha-
ben eine Roſenrothe Purpur Farb; ihrer Schoͤnheit nach ſind ſie faſt ſo
herrlich als ein Rubin/ und von fuͤrtrefflicher Haͤrte; Boetius ſaget/ daß er
einen ſolchen Orientaliſcher Amethiſt/ in einen fuͤrtrefflichen Demant ver-
wandelt geſehen/ und iſt nach dem er in einen goldenen Ring verſetzt gewe-
ſen umb 18000. Gold-Cronen verkaufft worden/ in deme man ſolchen nach
der Geſtalt und Art eines Demants voͤllig geſchaͤtzet hat.
Rulandus erzehlet von den Amethiſten ſechſerley Geſchlechte/ als/ der
Meißniſche Amethiſt/ welcher in den Undehenſtoniſchen Bergwerck gefun-
den und gebrochen wird; 2. der andere welcher bey Stolpen und in den
Bach der Trebiſch gefunden wird/ 3. der Boͤhmiſche aus den Boͤhmi-
ſchen Gebuͤrgen/ 4. der unreine und mit Cryſtalliſchen Streichen ver-
mengte Amethiſt/ 5. der geringe oder Cryſtall aͤhnliche; 6. der braune
ſpitzige vier oder 6. Eckigte; die Orientaliſchen ſind aber unter allen die Fuͤr-
nehmſten/ ſolche werden fuͤrnehmlich in Jndien/ Arabien/ Armenien und
Mohren-Land gefunden: Ein Orientaliſcher Amethiſt/ ſo er hart und
ohne Wolcken oder Flecken iſt/ einen Karat oder 4. Granſchwer/ iſt 4.
Reichsthaler werth/ und alſo fort/ ie ſchwererie theurer.
X.
Von den kleinen und groſſen oder Zahl-Perlen.
Dieſe ſind nichts anders als die Fruͤchte eines Fiſches oder Muſchel/
ſo man Perlmutter heiſſet/ welche in einen wohlgeſtalten/ runden/ durch-
ſichtigen und ſchoͤnen Slein zuſammen geronnen iſt: Des Plinii Mei-
nung/ daß ſie von dem Tau herkommen ſollen/ will Boetius der Warheit
nicht gemaͤß achten/ indem er alſo ſaget: ich habe aus dergleichen Muſcheln
viel Perlein heraus genommen und befunden/ daß ſie aus des Thieres
Leib/ aus eben der Feuchtigkeit/ daraus die Schalen der Muſchel ſind/
wachſen/ welche zehe Feuchtigkeit zu weilen ausgetrieben wird/ nicht alle-
weg aber zu der Schalen gehaͤuſe/ ſondern wann dieſe kleine Creatur kranck
und uͤbel auff iſt/ und nicht genugſame Macht hat/ dieſelbe von ſich zu ge-
ben/ oder die Feuchtigkeit/ welche in ſeinem Leib ſtecken bleibet/ ſo bekoͤm-
met ſie den Beginn oder Anfang der Perlein/ welche nach und nach von
der zuflieſſenden Feuchtigkeit/ zuſammen rinnet und zunimmt:
Es wachſen auch bey andern Thieren Steine/ als in der Gall/ und
andern innerlichen Leibes Theilen/ in gleicher Weiſe/ wie der Bezoarſtein/
in der Jndianiſchen Ziege gefunden wird: Jngleichen ſaget auch Carda-
nus/ daß ſie nicht von dem Himmelthau wachſen/ dieweil die Perlein
Muſchel/ ihren natuͤrlichen Sitz/ in der Tieffe des Meers haben: Es iſt
aber Plinii Bericht von den Perlen/ dieſer/ in dem er ſaget/ daß ſie in den
Auſtern- oder Muſchel-Fiſchen/ von einen gewiſſen Meer-Thau/ wornach
dieſer Fiſch/ zu gewiſſer Zeit des Jahrs ſehr duͤrſtet; erzeuget werden/ und
nach dem der Himmel dunckeler oder heller iſt/ zu der Zeit wann ſie den
Thau empfangen/ ſo werden ſie auch ſchoͤner oder dunckler.
Es wollen ihrer viel die Perlen nach machen/ in dem ſie mit dem Pul-
ver/ von den kleinen Perlein und Eyerweiß eine Maſſa machen/ ſolche
trocknen und polliren; allein dieſe/ kan man leichtlich/ ſo wol an dem Ge-
wicht als an der Farb/ von den warhafftigen Perln unterſcheiden und er-
kennen.
Es iſt aber gleichwol nicht zuverachten/ was der ſchon gemeldte alte
deutſche Laborant B. Korndorffer/ in ſeinen Edelgeſtein-Buͤchlein hie-
von lehret/ folgender Geſtalt:
Wie man aus vielen kleinen Perlen eine groſſe formiren/
ja dieſelbe gar in eine Tafel gieſſen koͤnne.
Nimm/ ſagt er/ meines Mercurial-Waſſers 14. Loth/ thue in ein nie-
driges Kolben-Glas/ 2. Loth Sulphur Solis, geuß das Waſſer darauff/
laß es ſolviren und extrahiren; Alsdenn nimm der weiſſeſt und kleinſten
Perlen 20. Loth/ thue es in ein dazu beqvemes Kolben-Glas/ geuß daſſelbe
brennende Mercurial-Waſſer darauff/ laß die Perlen allgemach ſolvi-
ren/ biß ſie alle zu einen reinen Kalch werden/ nicht anders als die ſolvirte
Silber; alsdenn geuß das Mercurial-Waſſer ab/ ſiede den Kalch auffs
beſte aus/ trockne denſelben/ thue ſie folgend in einen ſaubern Tiegel und
laſſe ſolche alleine/ ohne Zuſatz/ flieſſen/ gieß den Fluß zu einer Tafel/ oder in
gewiſſe Formen/ nach deinen Gefallen; wanns erkaltet/ poliers wie man
andere Edleſteine polirt/ ſo wirds alles die ſchoͤnſte und reinſte Perlen-
Conſiſtentz/ Form und Schoͤnheit erlangen ꝛc.
Die groſſen Perl werden allenthalben Zahl-Perln/ hingegen die
kleinern die Saat-Perlen geheiſſen/ und muͤſſen nach der Fuͤrtrefflich-
keit ihres Glantzes/ auch an ihrer Rundirung/ Reinigkeit und Schoͤn-
heit erkannt und unterſchieden werden: die beſten werden in den Perſi-
ſchen Golfo/ zwiſchen der Jnſul Ormus und Baſſeram gefunden: Von
dieſer Jnſul wird Sprichworts-weis geſaget/ wann die gantze Welt
ein Ring waͤre/ ſo muͤſte Ormus die Perl darein ſeyn: ſie werden auch
zwiſchen dem Vorgebuͤrge Comorin/ und der Jnſul Zeilan gefunden:
die Occidentaliſche Perle ſind Milch-farbig/ und Silber-glaͤntzend/ auch
dahero nicht ſo gut/ als die Orientaliſchen.
Es werden auch an vielen Orten Europæ, Perl gefunden/ als in
Schott- und Jrrland/ in den ſchoͤnen Muſcheln und Auſtern: wie auch
in Boͤhmen/ Baͤyren/ Schleſien/ uñ Frießland. Jnder Gegend des ob-
gedachten Vorgebuͤrgs Comorin/ findet man ſie in der Groͤſſe/ daß eine
hundert Koͤrner-ſchwer wieget/ und bey der Jnſul Borneo 160. Wei-
tzenkoͤrner ſchwer/ dieſe ſind aber nicht ſo ſchoͤn als die andern.
Von der Egyptiſchen Koͤnigin Cleopatra wird erzehlet/ daß ſie
auff einer Abendmahlzeit eine Perl in Eßig zerlaſſen/ eingetruncken/ ſich
ruͤhmende/ daß ſie eine weit koͤſtlichere Abend-Mahlzeit gehabt/ als An-
tonius; der Werth dieſes Trunckes erſtrecket ſich/ nach Budæi Rech-
nung/ auff hundert und funfftzig tauſend Gold-Guͤlden: gedachter Bu-
dæus erzehlet auch/ daß eine Perl/ ſo groß als eine Haſelnuß/ in Franck-
reich/ umb 3000. Goldguͤlden/ und noch eine andere umb 4000. ſeye ver-
kaufft worden: der Preiß oder Werth der Perl/ wird nach ihrer Schoͤn-
heit und Glantz vergroͤſſert; ein ſchoͤnes und rundes Stuͤck von 4. Gra-
nen ſchwer iſt 3. Kronen werth; und iſt nach ihrer Groͤſſe und
Schoͤnheit/ der Preiß davon zwey- und dreyfach
groͤſſer.
Anmerckung.
Eigendlicher Bericht/ wie und wo die Perlen gefun-
den und gefiſchet werden/ auch von ihren eigentlichen
Werth und Guͤte.
ES ſind vier Ort in Orient/ wo die Perlen gefiſchet wer-
den/ als nemlich 1. die Jnſel Baharem, im Perſiſchen
Meer; 2. die euſſerſte Lañdſchafft Arabia Felicis, nahe bey
der Stadt Catiff: 3. die Jnſul Ceylan bey Manar: und 4. die
Jnſul Japan. Bey der Jnſul Ceylan werden die beſten ge-
funden/ ſeynd aber klein; in Japan die groͤſſeſten/ aber ſehr
ungleich. Jn India Occidentali werden ſie in den mitter naͤch-
tiſchen Meer gefiſchet/ als nemlich: bey denen Jnſulen/ Marga-
ritha, Cubagna, St. Marthæ, Comana, und Comanagate; auch in
den Mittaͤgigen Meer/ nahe an Panama; und obwohl dieſe
Art Perlen viel geringer ſind als die Orientaliſchen/ ſo uͤber-
treffen ſie dennoch dieſelben weit an der Groͤſſe/ alldieweiln
man manchmal daſelbſt Perlen findt/ die 42. Karat waͤgen;
Ja es werden auch daſelbſt manchmahl 5. oder 6. Perlen in ei-
ner Auſtern oder Meerſchnecke gefunden. Die Fiſcher/ wel-
che dieſe Perle fiſchen/ eſſen nichts als truckene und gebratene
Spetſen/ zu beſſerer Erhohlung des Athems. Auch iſt zu
mercken/ daß dergleichen Meerſchnecken/ die die Perlen ha-
ben/ nicht gut zu eſſen/ ſondern ſehr ſchwer zu verdauen
ſeynd.
Was den Werth der guten Orientaliſchen Perlen be-
trifft/ wird man aus beygefuͤgter Tabelle/ als darinnen der
ordentliche Preiß/ einer ieden Perle/ eigendlich zu fin-
den iſt/ gnugſam erſchen und erkennen
koͤnnen.
Tabelle/ daraus der Preiß ieder Perle zu erſehen.
Eine Perle vom Gewicht.
Alſo wird die Perle (ſo vollkommen ſchoͤn iſt) allezeit/
mit der Zahl/ wie viel Gran ſie wiegt/ multiplicirt und ſo viel
heraus kommt/ ſo viel wird ſie Kronen geſchaͤtzt/ als zum
Exempel/ 1. Gran gilt 1. Krone/ 2. Gran mit 2. multipliciret/
macht 4/ ſo viel gilts Kronen/ 7. Gran mit 7. multiplicirt/
macht 49 ſo viel gilts auch Kronen/ 12. Gran (oder 3. Karat)
mit 12. multiplicirt/ macht 144. ſo viel gilts auch (ordinarie)
Kronen/ 8. Karat macht 32. Gran/ 32. mit 32. multiplicirt/
thut 1024. mit ſo viel Kronen muß auch eine Perle von
dieſem Gewicht ihren natuͤrlichen Preiß nach
æſtimiret und bezahlet wer-
den etc.
XI.
Von dem Sapphier.
Dieſes iſt ein durchſichtiger/ blauer/ und dem Geſicht annehmli-
cher Stein/ auch ſehr hart; der beſte unter vielerley Geſchlechten iſt derje-
nige/ ſo eines guten Halts/ und nicht wegen der Grobheit ſeines Nah-
rungs-Safftes/ davon ergezeuget iſt/ ſtumpff noch ſchwach iſt; es giebt
auch noch geringere Sorten/ als der gruͤne Sapphier/ der Goldfarbe uñ
der Weiſſe: die beſten werden in den Orientaliſchen Laͤndern gefunden/
wie auch in Boͤhmen und Schleſien: JnEngelland werden ſie gantz
durchſcheinend gefunden/ aber weich und milchfarbigt mit blau vermi-
ſchet: So man ihm die Farb benehmen koͤnnte/ ſo ſolte er wegen ſeiner
Haͤrte/ leichtlich vor einen Diamant pasſiret werden: Er wird gleich al-
le andere Steine nach der Fuͤrtrefflichkeit ſeiner Farbe/ Schoͤnheit und
Reinigkeit/ wie auch nach der Groͤſſe geſchaͤtzet; einer von 4. Gran/ iſt ſo
viel Kronen Werth; die beſten wann ſie die Groß haben/ werden denen
Orientaliſchen Diamanten/ ſo von dergleichen Sorte/ gleich geachtet.
XII.
Von dem Opal.
Dieſes iſt ein Edelgeſtein/ welcher gleich einem Rubin/ ſubtile und feu-
rige Flam̃en ſtrahlet; uñ dabey mit einer reinen Purpur- und Meergruͤn-
Farben/ gleich einem Amethiſt und Smaragd durchzogen iſt/ dahero kan
dieſer Stein/ wegen ſeiner lieblichen Farb-Vermiſchung gar nicht/ wie
die andern nachgemachet werdẽ; er wird von vielen/ fuͤr den ſchoͤnſten un-
ter allen Edelgeſteinẽ gehalten: die beſten von ſolchen Steinen werden an
ihren mancherley Farben ſpielenden Glantz/ und an der Haͤrte erkañt/ uñ
erwehlet; ſie werden in Jndien/ wie auch in Cypern/ Egypten/ Arabien
und in Ungarn gefunden; die Ungariſchen findet man in einen weichen
Stein/ ſo mit ſchwartzen/ gelben und braunen Adern gemenget/ und iſt der
Leib des Steins weiß-gelb- und ſchwaͤrtzlich/ bißweiln durchſichtig mit un-
terſchiedlichen Farben/ auch ſind unter ſolchen/ viel ſo weich/ daß ſie ſich
nicht wollen polieren laſſen/ weder auff Ziñ/ noch auff Bley/ ſondern nur
auff einer weichen Trippel-Erden.
Bey den Roͤmern wurde dieſer Stein im groſſen Werth gehaltẽ/ wie
aus der Hiſtorie des Rathsherrn Nony zu erſehen/ indem er ſich lieber ſei-
nes Landes und Raths-Herrn Standes/ als eines Opals/ welchen er
von dem Antonio bekommen/ berauben laſſen wollen; dieſer/ des Nony
Opal war eine Haſelnus groß/ und auff zwantzig tauſend Guͤlden geſchaͤ-
tzet: Heut zu Tage aber ſind ſie nicht ſo theuer/ denn einer von der beſten
Art/ ſo 4. Gran ſchwer iſt/ gilt kaum drey Cronen.
XIII.
Von dem Schmaragd.
Dieſer Stein hat eine annehmliche Wieſen/ oder Feld-gruͤne Farb/
und wird bey ſeiner ſtetshabenden Kaͤlte/ ſo man ihn in den Mund nimmt/
oder an ſeiner Schwere erkandt; Jtem bey deſſen Haͤrte und blitzenden
Glantzſtrahlung; Die Orientaliſche und vor alters die Scytiſchen ſeyn fuͤr
die beſten unter allen gehalten; Es werden auch dergleichen fuͤrtreffliche
Steine in den Abend-Laͤndern/ und an etlichen Orten in Europa ange-
troffen.
Einen koͤſtlichen Schmaragd/ kan man auch durch Kuͤnſte
auff nachfolgende Manier machen.
Nehmt Bimsſtein 4. Loth/ calcinirt ihn/ in Reverberir Ofen/
und loͤſchet ihn in ſtarcken Eſſig/ wann er kalt worden/ ſo gieſt den Eſſig
ab/ und nehmt den Kalch heraus/ dieſen Kalch ſtratificiret mit geſchlagen
Silber/ und laſt es im Tiegel wohl gluͤen/ ſchuͤttet es wieder in denſelben
Eſſig/ ſo werdet ihr oben etwas gruͤnes ſchwimmen ſehen/ daſſelbe ſamm-
let und verwahrets in einen Glaß; Das uͤbergebliebene Silber/ mit den
Kalch/ gluͤet wieder aus und werffts in Eſſig/ und dieſes thut ſo offt als
die Materia eine gruͤne Farbe giebt; alsdenn nehmt Weinſtein-Saltz 4.
Loth/ Cryſtallen 8. Loth/ und der vorgemeldten koͤſtlichen gruͤnen Farbe
½ Loth/ dieſes ſetzet in einen beſtaͤndigen Tiegel in ein dazu gehoͤriges Feuer/
da es 4. Wochen ſtehen kan: ſo werdet ihr einen ſchoͤnen koͤſtlichen und
harten Smaragd bekommen.
Es werden die Orientaliſchen ſonſt ſelten groͤſſer als eine Haſel-
nuß/ die Orientaliſchen aber zu weilen einer Fauſt groß gefunden: Dieſer
Stein war vor Alters in ſo groſſer Achtbarkeit/ daß verboten wurde nichts
darein zu graben; Ein Orientaliſcher Smaragd war wohl viermahl ſo
theuer/ als ein Demant von gleich ſchweren Gewichte; Lindſchott haͤlt die-
ſen Stein/ auch ſchaͤtzbarer als den Demant/ und achtet einen Smaragd
von 4. Granen/ der ſo dick als ein Demant/ auff 80. Ducaten werth/ da
er doch einen Demant von ſolcher Dicke nicht hoͤher als 70. Ducaten
werth ſchaͤtzet: Noch ein anderer hat fuͤr einen Schmaragd von 8. Gran
ſchwer 113. Goldguͤlden gegeben.
Anmerckung.
ES wurden vor deme nie keine Smaragde in Jndia
Orientali gefunden/ als bloß in Peru/ von dannen ſie/
kurtz zuvor ehe America denen Europaͤiſchen Einwoh-
nern iſt bekand worden/ durch die Peruaniſchen Kauffleute/
nacher Maluccas ſeynd gefuͤhret worden/ anitzo aber werden
ſie faſt aus allen Orient/ allwo ſie heut zu Tag/ wegen der
Maͤnge/ einen vielgeringern Werth als damals haben/ zu
uns haͤuffig uͤbergefuͤhret.
Es wachſen aber die Smaragden in Steinen/ die den
Cryſtall gleich ſeynd; haben auch in demſelben ihre Adern/
darinnen ſie nach und noch reiner/ dicker und haͤrter werden;
man findet darunter einige deren halber Theil noch weiß/ das
andere aber gruͤn iſt/ einige die noch gantz weiß und gleich-
ſam unzeitig ſeyn; die meiſten aber ſeynd gantz gruͤn und die-
ſe ſeynd auch die Vollkommenſten.
XIV.
Von dem Praſem/ und Chryſopraß.
Dieſes iſt ein durchſcheinender gruͤner Stein/ gleich dem Lauch an-
zuſehen: er wird auch zu Zeiten mit einen Goldglantz/ und bißweiln mit
rothen/ weiſſen und ſchwartzen Flecken angetroffen; ſolches aber geſchiehet
darumb/ dieweil er bey einen Jaſpis/ Cryſtall/ oder andern dergleichen
Stein anwaͤchſt/ als von welchen er kleine Duͤppfflein/ und mancherley
Farben empfaͤngt: Es wird auch dieſer Stein von etlichen/ fuͤr die Mut-
ter des Schmaragds gehalten; Derowegen wird er auch von einigen der
Smarald-Praſem geheiſſen: ſie werden in Oſt-und Weſt-Jndien/ wie
auch in Teutſchland gefunden/ und ſind dieſe ſchoͤner als etliche unter den
Orientaliſchen/ allein etwas weicher: Abſonderlich werden ſie in Boͤhmen
und denen benachbarten herumliegenden Landſchafften angetroffen: Jm
uͤbrigen ſeynd ſie im Werth nicht gar hoch/ ie nach deme es ihre Schoͤnheit
mit ſich bringet.
XV.
Von dem Topaß.
Dieſen Stein hat man vor Alters ins gemein fuͤr einen Chryſolith ge-
halten; Er iſt ein durchſichtiger Stein/ von einer bleichgruͤnlichten Farbe/
welche das Anſehen hat als ob ſie einen Zuſatz von einer gelben Farbe haͤtte;
Es wird aber dieſer Stein wenn er Gelbgruͤn gefunden wird/ nicht To-
pas/ ſondern Chryſopas/ oder die Mutter des Smaragds genennet; denn
in einen rechten Topas/ iſt nichts anders als ein vollkommener/ fuͤrtreff-
licher und herrlicher Sonnenſchein oder lieblicher Goldglantz: Dieſer
Stein wird gefunden in der Jnſul Chitis/ des gluͤckſeligen Arabien/ alda
iſt ein gewiſſer Fels/ in der rothen See/ darinn wird der Stein gefunden:
Nach des Plinii Ausſage/ findet man auch ſolchen Stein in den Alabaſter-
Bergwercken/ nahe bey Thebe einer Statt in Egypten: dieſer Stein iſt ſo
hart/ daß er die Feile gaͤntzlich vertragen kan/ und waͤchſeſt offt ſo groß/ daß
man Bilder-Seulen davon gemacht hat/ davon Hadrianus Gvilelmus
zuleſen.
Was die rechten und fuͤrtrefflichen Topas ſind/ die geben einen herr-
lichen Schein von ſich/ und glaͤntzen mit ihren annehmlichen Strahlen/ in
ihren Werth erreichen die Schoͤnſten die Helffte von des Diamands.
XVI.
Von dem Chryſolith.
Dieſer Stein wurde bey den Alten/ vielfaͤltig ein Topas genennet;
er iſt hell und durchſichtig/ mit einer fuͤrtrefflichen Goldfarb/ gleich einen
lieblichen Sonnenſchein/ die beſte Art von den Chryſolithen iſt ſehr hart/
und erzeiget ſeine groͤſſeſte Schoͤnheit Morgens/ zur andern Tags-Zeit
aber/ iſt er nicht ſo ſchoͤn: Sie werden in den Orientaliſchen und Occiden-
taliſchen Laͤndern gefunden; Die beſten aber werden in den Mohren-Laͤn-
dern gefunden dieſe ſind dem reineſten Golde gleich: Nach dem Diamant/
ſind ſie unter allen Edelgeſteinen die haͤrteſten: Die jenigen welche in Ara-
bia gefunden werden/ die haben zu weiln allzu viel gilbe/ zu weiln auch zu
wenig/ bißweiln haben ſie mancherley Farben/ und bißweilen ſind ſie dun-
ckel; es werden auch zu zeiten in Europa/ ſonderlich in Boͤhmen Chryſo-
lythen gefunden/ von ſolcher Fuͤrtreffligkeit und Glantz/ als die Orienta-
liſchen/ nur daß ſie etwas weicher ſind: Aushelmus Boetius ſaget/ daß
er einen Boͤhmiſchen Chryſolith geſehen/ welcher Rudolpho dem andern
dieſes Namens Roͤmiſchen Kaͤyſer/ ſey gegeben worden; dieſer iſt zwey
Ein lang/ und eine halbe breit geweſen: Dieſer Stein kan wegen ſeiner
Haͤrte/ vermittels des Feuers/ gleich wie ein Sapphier/ ſeiner Farb be-
raubet/ und zu einen wunderſchoͤnen Demant verwandelt werden/ und iſt
kein Stein welcher einen Orientaliſchen Demant beſſer gleichen kan als
dieſer: Dem Preiß nach iſt ein Chryſolith/ von 8. Gran ſchwer/ 4. Cro-
nen werth: einer der ſehr gut/ und 12. Gran ſchwer iſt/ der iſt neun Cronen
werth; und einer der eines herrlichen Glantzes iſt/ und 2. Scrupel wieget/
iſt hundert Cronen werth.
Boetius ſagt/ daß er einen geſehen/ der kaum 2. Scrupel gewogen/
derſelbe ſey vor 2. hundert Cronen verkaufft worden/ und nach dem ſol-
chem Stein die Farb ſey benommen worden/ hat man ihn/ ſo artig in einen
Ring eingefaſſet/ daß ſolchen der erfahrenſte Jubilirer/ von einen rechten
Demant ſolte kaum haben erkennen und unterſcheiden koͤnnen.
XVII.
Von dem Berill.
Dieſes iſt auch ein durchſichtiger Edelgeſtein/ einer bleich gruͤnen Farb/
welche recht See-oder Meergruͤn zu ſeyn ſcheinet: Wann man die eigent-
liche Farb eines Berills abcopirt ſehen will/ ſo thue man ein wenig Jndige/
in rein Waſſer/ und den 10ten Theil einer gruͤnen Farb darzu/ ſo wird
man die vollkommene Geſtalt/ ſolcher Berill-Farb ſehen: Plinius ſaget
daß der Berill ſechseckicht ſey/ und von der Farbe wie ein Aal-oder Meer-
waſſer ausſehe; Dieſer Stein wird mit vielen Ecken geſchnitten/ damit
er durch derſelben Wiederſchein lebhafft und glaͤntzender gemacht werde.
XVIII.
Von dem Cryſtall/ oder auch ſo genannten falſchen
Demant.
Dieſer iſt ein bekannter/ und durchſichtiger Stein/ gleich einen rei-
nen Waſſer/ in einen ſechseckichten hellen Leib/ alſo zuſammen genommen:
Den Namen eines Edelgeſteins/ verdienet er mit Fug/ wegen ſeiner herr-
lichen Durchſichtigkeit und ungefaͤrbten Durchſcheinung; Und haͤtte die-
ſer Stein ſo viel Haͤrte/ als er Reinigkeit/ und herrliche Schoͤnheit hat/
es wuͤrde ihm kein ander Edelgeſtein unter der Sonnen koͤnnen verglichen
werden: Dieſer Stein iſt nichts anders als ein zuſammen geronnenes
Eys; ſolches erhellet auch aus der Bedeutung ſeines Namens/ denn
ϰρύος bedeutet Kaͤlte oder Froſt/ und ϛέλλω, heiſſet/ in unſerer Sprach/
ich ziehe zuſammen; Solche Zuſam̃enziehung oder Steinverdungen aber/
geſchiehet nicht nur mit Huͤlff der bloſſen Kaͤlte/ ſondern durch Vermitte-
lung der innerlich-verborgenen Hitze: unter allen Cryſtallen iſt/ der Berg
Cryſtall der beſte: er wird an unterſchiedlichen Orten in Europa ge-
funden/ als in den Alpen Gebuͤrgen/ in Boͤhmen/ in Ungarn/ in Cypern/
in Portugall/ und in den Piſaniſchen Feldern: Jngleichen bey Arnheun
in Gelderland/ bey Bruͤſſel in Braband/ wie auch in Franckreich: man
findet zu zeiten einige unter dieſen Cryſtallen/ welche ſo hart und ſchwer
ſind/ daß man ſie ſchwerlich von den guten Demanten unterſcheiden kan:
dem Preiß nach/ iſt er wegen ſeiner innerlichen Herrlichkeit und Fuͤrtreff-
lichkeit nicht fuͤr gering zu ſchaͤtzen; weil man ſolchen aber in der Maͤnge
findet/ kan man ihn allenthalben gutes Kauffs haben.
XIX.
Von dem Stern-oder Sonnen-Stein.
Dieſer Stein iſt ein Geſchlecht des Opals/ welcher ſeine Strah-
len gleich wie ein Stern von ſich giebt/ und iſt ein harter und durchſichti-
ger Stein: wenn er gegen die Sonnen gehalten und herumb gedrehet
wird/ ſo ſcheinet es als wann die Sonne in demſelben fortginge/ oder ſich
wie ein Stern darinn bewegte; dergleichen thut er auch/ wann er gegen
ein Liecht gehalten wird; und diß iſt die Urſach/ warumb er Stern-oder
Sonnen-Stein genennet wird: er wird in Jndien gefunden: Anshelmus
Boetius ſaget von dieſem Stein/ daß er gleich ſey einem Milchfaͤrbigen
Cryſtall/ der da ein rundes Liecht in ihm beſchloſſen hat/ und daſſelbe/ mit
einer gewiſſen Bewegung fortgehend/ von ſich giebt: Die Orientaliſchen
ſind ſehr ſchoͤn/ und ſo hart/ daß man ſchwerlich was darein graben kan;
er gilt 2. mahl ſo viel als er zu ſchneiden koſtet.
Der jenige Stein/ welcher Katzen-Aug genennet wird/ iſt eine
Art/ eines vielfarbigten Stern-Steines/ ſolcher wird auch Sonnen-Auge
genennet/ und findet man ihn in Zeilan und Pegu.
Dieſer Stein wird von den Jndianern ſehr hoch gehalten/ dieweil
ſie beredet ſind/ daß der ſo ihn traͤget/ an Reichthumb nicht Mangel lei-
den kan/ und aus dieſer Urſach iſt ein ſolcher Stein/ den man in Portu-
gall umb 90. Goldgulden verkaufft bey den Jndianern fuͤr 600. geſchaͤtzet
worden; Sonſten aber wird er gemeiniglich wie ein Opal an den Werth
geachtet/ und verkaufft. Bißher habe ich von denen durchſcheinenden
Edelgeſteinen berichtet/ in dem nach folgenden will ich auch etwas weniges
von duncklern oder halb durchſichtigen Steinen beyfuͤgen/ und zwar in
der Ordnung.
XX.
Von dem Sarder oder Carniol.
Dieſer iſt ein fleiſchfaͤrbigter Stein/ darumb er auch Carniol we-
gen Gleich heit der Fleiſchfarb genennet wird: von dieſem Stein giebt es
dreyerley Arten/ als recht rothe/ bleich rothe/ und gelbrothe/: ins gemein
wird er in der Jnſul Sardinia und bey Babylon gefunden/ mitten in ei-
nen Felſen ſehr fuͤrtrefflich: Man findet ſie auch in Egypten/ Jndien und
Arabien; Jngleichen umb den Reinſtrom/ wie auch in Boͤhmen und in
Schleſien; Er wird fuͤrnehmlich zu Siegeln oder Petſchafften oder zu
Hals-Gehaͤngen/ und Arm-Baͤndern gebraucht: Ein ungeſchnittener/
der ſo groß als eine Walſche Nuß iſt/ iſt 20. Kopffſtuͤck werth.
XXI.
Von dem Sardonych.
Dieſes iſt ein etwas durchſichtiger Stein/ welcher den Glantz zweyer
Edelgeſteine in ihm hat/ als die Roͤthe von dem Sardar/ und die Weiſſe
von dem Onychſtein: Boetius ſaget/ daß ein Sardonych beſtehe aus
einer blutrothen/ weiſſen und ſchwartzen Farbe/ welche durch Zirckel und
runde Strich dermaſſen von einander unterſchieden ſind/ als ob ſie mit
Fleiß alſo gemacht waͤren: Die beſten unter dieſen Stein/ ſind die Orien-
taliſchen/ ſonderlich die aus Arabien kommen; es wird auch dieſer Stein in
Schleſien und andern benachbarten Laͤndern gefunden; auch findet man
ihn in ziemlicher Groͤſſe/ alſo/ daß man Trinckgeſchirr daraus machen kan/
welche ſehr hoch gehalten und theur geſchaͤtzt werden: Man haͤlt darfuͤr/
daß die Chineſichen Gefaͤſſe/ welche in Europa gebracht werden/ aus
einer Art dieſes Steins bereitet ſeyn.
XXII.
Von dem Chalcedonier.
Dieſes iſt ein halb durchſichtiger Stein/ einer dunckeln feuerrothen
Farb/ und gar hart: Die Orientaliſchen Chalcedonier/ haben eine Pur-
pur-oder Himmelblaue-Farb/ vermiſcht mit etwas weiß/ ſehr annehm-
lich anzuſehen: Diejenigen von dieſen Steinen/ welche ein irrdiſch dunckle
und weiſſe Farb haben/ die ſind unter allen andern die geringſten: die wah-
reſten/ und beſten unter allen/ ſind nach Boetii Auſſage die jenigen/ in
welchen eine himmelblaue/ gelbe/ und rothe Farbe/ unter einander vermiſcht
erſcheinen/ und die Farben eines Regen-Bogens erzeigen/ ſo ſie gegen die
Sonne gehalten werden: Es werden auch dieſe Steine in Teutſchland/
ſonderlich in Niederland umb Loͤven und Bruͤſſel herumb gefunden: Der
fuͤrnehmſte Gebrauch dieſes Steins iſt zu den Pettſchafften und Siegeln;
Denn er ſiegelt gar ſchoͤn und ziehet kein Wachs in ſich/ der beſte von die-
ſem Stein wird an den Werth den Sardonichn gleich geachtet.
XXIII.
Von dem Onychſtein.
Dieſer Edelgeſtein ſiehet aus/ wie ein ſchoͤner und weiſſer Nagel
eines Menſchen: es giebt einen Arabiſchen Onychſtein/ welcher ſchwartz
iſt/ mit weiſſen runden Strichen: Der wahre Onychſtein iſt nach Boetii
Auſſage/ derjenige/ welcher viel Adern hat/ mit Milchfarbichten Ringen um-
geben/ in einer lieblichen Ubereinſtimmung: Er iſt bißweiln ſolcher Groͤſſe
daß kleine Pfeiler davon gemacht worden/ wie dergleichen in der Domm-
Kirche St. Petri zu Rom zu ſehen: Jngleichen iſt zu Coͤlln in der Kirchen
der H. Drey-Koͤnige/ ein dergleichen Stein/ der einer flachen Hand
breit iſt: Appianus erzehlet/ daß Mithridates/ Koͤnig in Ponto/ zwey
tauſend Becher von dergleichen Stein verfertiget/ unter ſeinen Haußge-
raͤthe gehabt habe.
XXIV.
Vom Achatſtein.
Dieſes iſt ein halb durchſichtiger Stein/ und wegen ſeiner mancher-
ley Farben ſehr lieblich anzuſehen/ in deme ſolche/ von der allkuͤnſtlichen
Natur/ gleich als Landſchafften/ ausgebildet worden/ alſo daß man in
ſolchen Stein ſehen kan Waͤlder/ Fluͤſſe/ Baͤume/ Thier/ Fruͤchte/ Blu-
men/ Kraͤuter und Wolcken/ und dieſes alles nicht gar undeutlich: Von
dem Koͤnige Pyrrho wird geſaget/ daß er einen Achat gehabt/ in welchem/
durch die Kunſt der Natur/ die neun Muſen oder Kunſt-Goͤttinen/ und
Apollo mit ſeiner Harffen/ abgebildet/ zu ſehen geweſen: Dieſer Stein iſt
von Natur ſehr hart/ alſo/ daß er ſich mit keiner Feylen verletzen laͤſſet:
Die ſchoͤnſten werden aus Jndien und Sicilien gebracht; man findet de-
ren auch in Teutſchland/ ſonderlich in der Landgraffſchafft Lichtenberg/
nicht weit von der Stadt Schniduͤtten/ in Boͤhmen/ wie auch umb die
Stadt Straßburg herumb/ wird ein weiſſer Achat mit ſchwartzen Flecken
beſprenget/ und mit einer Purpur-Farb gefunden/ dieſe Art iſt ſehr gut
und fuͤrtrefflich. Von dieſem Stein erzehlet Boetius/ daß er einen geſehen/
auff welchen des Julii Cæſaris Bild/ uns ſammt ſeiner Gemahlin kuͤnſt-
lich geſtochen geweſen/ welcher fuͤr 8000. Cronen ſey verkaufft wor-
den: Man pfleget auch aus dieſem Steine Bet- oder Roſen-Kraͤntze zu
verfertigen.
XXV.
Von dem Jaſpis.
Dieſes iſt ein undurchſcheinender und vollkommen undurchſichtiger
Stein; Die Arten von dieſem Stein/ ſind nach der Authorum Beſchrei-
bung/ mancherley; Iſodorus ſaget/ daß dieſes ein ſcheinender und hellgruͤ-
ner Stein ſeye: Plinius und andere halten ihn fuͤr einen dunckelgruͤnen
Stein/ gleich einen Smaragd/ iedoch nicht durchſichtig/ noch glaͤn-
tzend! aber der rechte und beſte Jaſpis der Alten/ wie er auch in Apocaly-
pſin gedacht/ und von den Hohenprieſter Aaron/ in ſein Bruſt-Schildlein
getragen wurde; welcher in ihm einen ſolchen herrlichen Glantz hat/ daß er
wegen ſeiner fuͤrtrefflichen Schoͤnheit den durchſichtigen Gold und dem
Liecht des Himmels gleich zu ſeyn ſcheinet: und von welchen auch die alten
Verßlein bekand ſind:
"Auro qvid melius? Jaſpis: qvid Jaſpite? Virtus
Qvid virtute? DEUS: qvid Deitate? nihil."
Oder deutſch:
""
Was iſt beſſer denn das Gold? der Jaſpis.
Was iſt beſſer denn der Jaſpis? die Tugend.
Was iſt beſſer denn die Tugend? GOTT.
Was iſt beſſer denn GOTT? Nichts.
Ein ſolcher/ ſag ich/ wird heut zu Tag nicht mehr geſehen.
Der nun bekandte Jaſpis aber/ wird mehrentheils in allen Orien-
taliſchen Laͤndern/ ſonderlich in Perſien/ Jndien/ Cypern und zu Sandis/
faſt am meyſten aber auff der Jnſul Malta (alwo er mit einen Scorpion
gezeichnet) gefunden/ und wegen der Maͤnge umb billigen Preiß verkaufft
wird. Er wird zum Siegelgraben/ gleich wie er dazu von iederman am
bekandteſten/ alſo auch am beqvemeſten gehalten.
XXVI.
Von dem Sonnenwende-Stein oder
Hæliotropio.
Dieſes iſt ein halb durchſichtiger gruͤner Stein/ mit blutrothen Fle-
cken/ und waͤchſet nahe an dem Jaſpis und Praſene: er wird darum alſo
geheiſſen/ dieweil er das Anſehen hat/ als ob er ſich gleichſam nach der
Sonnen Bewegung/ erzeugete oder wendete/ gleich dem Kraut Hælio-
tropio oder Sonnenwende/ oder Gold-Blume/ welches ſich oͤffnet und
zuſchlieſſet/ nach dem die Sonne auff oder nieder gehet: Dieſer Stein
wird in Jndien/ in Africa/ wie auch in Boͤhmen gefunden/ und zwar in
ſolcher Groͤſſe/ daß man groſſe Sachen daraus machen laͤſſet: Von denen
ſeltzamen Wunderwuͤrckungen dieſes Steins wird hin und wieder bey
den Autoribus, ſehr viel geſchrieben/ welches hier zu erzehlen zu lang fal-
len ſolte.
XXVII.
Von dem Tuͤrckis.
Dieſes iſt ein ſehr harter/ ſchattigter und Himmelblauer Stein;
und iſt wann er vollkommen ſeyn ſoll/ durch und durch gleicher Schoͤnheit/
ſo wohl innerlich als aͤuſſerlich/ auch iſt ſeine Farb rein ohne alle Flecken:
Er wird in den Orientaliſchen Laͤndern/ als Perſien/ Jndien/ wie auch/
in der Tuͤrckey gefunden/ davon die groͤſſeſten/ etwas groͤſſer als eine Ha-
ſelnus ſind: Einige von den Orientaliſchen Tuͤrckis/ ſind mehr gruͤn/ als
gewoͤhnlich/ auch etliche mehr weißlich:
Nach dencklich iſts was Bartel Korndorffer von dem Tuͤrckis ſchreibt/
daß wenn ſelbger mit einen (oder ſeinen) fixen Gold-Schwefel 24. Stund
gegluͤet oder cementirt werde/ ſo werde er in den allervollkommenſten und
alle andere uͤbertreffenden Smaragd verkehret und verwandelt.
Sonſt wird ein rechter Tuͤrckis an ſeiner Farben Veraͤnderung er-
kand/ als beym Tag ſiehet er Himmelsblau; des Nachts aber bey einem
Liecht/ iſt er Lichtgruͤn anzuſehen: Dieſer Stein wird wegen ſeiner Schoͤn-
heit hochgehalten/ und weiß ich/ daß ein ſolcher Stein/ in der Groͤſſe
einer Haſelnus/ fuͤr 200. Kronen iſt verkaufft worden.
XXVIII.
Von dem Laſurſtein.
Dieſer Stein wird von dem Bergblau oder Lapide Armenus in
dem unterſchiedenen/ daß er gar hart/ hingegen der ander gar weich und
zerbrechlich iſt/ daß man ihn leichtlich zu Pulver machen kan/ auch hat die-
ſer keine glaͤntzende Goldfincklein/ gleich wie der ander: Er wird ſonſten auch
Lapis Cyaneus oder Cœruleus genennet; man pfleget auch dieſen Stein/
wañ er poliret wird in Gold einzufaſſen; er wird in Aſia/ Africa/ wie auch in
Teutſchland bey den Gold-Bergwercken gefunden; die Bergblau iſt ſeine
Mutter; Dieſer Stein wann er ins Feuer geleget wird/ veraͤndert ſeine
Farb nicht/ er iſt offtmahls ſo groß/ daß man Meſſerheffte/ Loͤffel und
Schalen davon machet; er wird auch in Egypten/ Cypern/ und in der
Tartarey gefunden; Dieſer Stein wird auch von etlichen der Fixe Laſur-
Stein genennet/ davon man die koſtbare blaue Farbe/ Ultramarin geheiſ-
ſen/ machet: Ein Pfund von den eintzlichen Stuͤcken dieſes Steins iſt 10.
Cronen werth/ und ſo er recht gut iſt/ ſo kan man aus einen Pfund 20.
Loth/ Ultramarin blau extrahiren.
XXIX.
Von dem Lapide Armeno oder Bergblau.
Dieſer iſt ein ſchoͤner himmelblauer Stein/ ein Geſchlecht des La-
ſurſteins/ iedoch gar zerbrechlich/ und verliehret ſeine Farb im Feuer:
Wann mit dieſer Bergblau eine Tafel gemahlet wird/ ſo veraͤndert ſich
die Farb mit der Zeit in Gruͤn: Er wird mehrentheils aus Jtalien in
Teutſchland gebracht; man gebrauchet ihn auch in der Artzney; und iſt dem
Preiß nach nicht gar theuer: Und dieſes ſey hiermit genug von den zu theil
halb durchſichtigen Edelgeſteinen/ folget anitzo von denen undurchſichtigen
und gemeinen Steinen/ und zwar in der Ordnung.
XXX.
Von den Corallen.
Dieſe iſt eigentlich kein Stein/ ſondern ein Meer-Gewaͤchs/ welches
in Form eines ſchoͤnen Staͤudleins in demſelben waͤchſet; wann es noch im
Waſſer ſtehet/ ſo iſt dieſes Staͤudlein weich und gruͤn/ ſo bald es aber an die
Lufft kommt/ ſo veraͤndert es ſeine Farb und Natur/ und wird hart und
roth.
Der mehr erwehnte Bartel Korndorffer lehret auch mit ſei-
nem Gold-Schwefel die Corallen in ihren Kraͤff-
ten und Tugenden viel hoͤher zu exaltiren und ver-
ſtaͤrcken/ folgender Geſtalt.
Nimm der ſchoͤnſten und beſten rothen Corallen ſo viel du wilt/ dieſe
thue mit unſerm geheimen Gold-Schwefel/ in einen ſaubern Tiegel/ laſſe
ſie 15. Stund gemachſam ergluͤen; folgends erkalten und heraus genom-
men/ dieſe alſo erhitzte Corallen/ haben unerhoͤrte Kraͤffte und Tugenden/
und ſind ſonderlich denen Kindbetterinnen ſehr gut zu tragen/ weil ſie die-
ſelben unter andern von allen Spectris und Geſpenſten befreyen. Am
beſten iſts wenn die Bereitung geſchiehet/ wann die Sonne im Loͤwen iſt/
an einen Sontag auch in der Stunde der Sonnen/ wenns ſonderlich auch
zu gleich nahe vor oder am Neu-Mond iſt. Sonſt befindet man/ daß die
Corallen viel ſchoͤner ſind/ wenn ſie von Manns-Perſonen/ als wann ſie
von Frauens-Perſonen/ getragen werden; Jtem/ daß ſie unannehmliche
Flecken und Farben bekommen/ ſo die Perſon gefaͤhrlich kranck iſt; Es wer-
den auch ſonſten/ dieſem Gewaͤchs/ wider die Bezauberungen/ Melancho-
ley und dergleichen Kranckheiten/ von Paracelſo und andern viel Tugen-
den zugeſchrieben.
Anmerckung.
Oder eigendliche Beſchreibung/ wie und wo die
Corallen gefunden werden.
ES ſeynd in allen 8. Oerter/ allwo die Corallen gefun-
den und gefiſchet werden; Drey derſelben ſind in den
aͤuſſerſten Theilen der Jnſul Corſica und Sardinien;
Als erſtlich Argelia/ (allwo die beſten) zweytes Baza; drit-
tens nahe an der Jnſel S. Petri; der vierdte Ort aber iſt in
den aͤuſſerſten Theil von Sicilien/ nahe an Drepanum: der
fuͤnffte und ſechſte/ iſt in denen aͤuſſerſten Theilen Africa/
Jtem nahe an der Paſtey von Tabacco; der ſiebende iſt in
den aͤuſſerſten Theil von Catalonien/ nahe an den Vorge-
buͤrge Qviers genannd/ der achte und letzſte Ort iſt bey Ma-
joraca.
Aber die recht rothen Corallen/ werden einig und allein
in den Mittellaͤndiſchen Meer gefunden; aus welchen ſie von
Anfang des Monats Aprillis biß zu Ende des Monats Ju-
lii gefiſchet und heraus gezogen werden/ und zwar alſo: Es
werden zu dieſer Fiſcherey in die 200. kleine Schifflein gebrau-
chet/ mit welchen ſie auff folgende Weiſe die Corallen fiſchen:
Sie fuͤgen 2. groſſe Balcken ins Kreutze zuſammen/ an
welche ſie in der mitte/ ſo viel Bley als das Holtz zu unter-
ſencken noͤthig iſt/ mit Stricken anbinden; auch iſt das Bley
allenthalben mit Stricken durchflochten; an dieſes Creutz
Holtze/ binden ſie zwey Seule oder Stricke/ mit den einen
deſſelben/ binden ſie es an den Vordertheil/ mit den andern
aber an den Hintertheil des Schiffleins; ſolches (Creutzholtz)
werffen ſie hernacher nahe umb die Klippen herum/ in das
Meer; Da denn die bey den Bley in einander geflochtene
Stricke/ (ſo von Hanff ſchlechthin gedrehet ſeyn) ſich in den
Corall ſo ſtarck verwickeln; daß manchmal viel dieſer Schiff-
lein erfordert werden/ ſelbige heraus zu ziehen.
XXXI.
Von den Agt oder Baͤrnſtein.
Dieſer Stein iſt einer fetten und hartzigten ſubſtanz, und vermittels
der Waͤrme/ zu einen weißfaͤrbigen Stein zuſammen genommen; ſo er
gerieben oder auff Kohlen geleget wird/ ſo giebt er einen lieblichen Geruch
von ſich: er iſt ein durchſcheinender Stein/ mit einer Goldfarbe/ und ge-
meiniglich voller Flecklein und Staͤublein; in dieſen Stein werden auch
zu Zeiten kleine Thierlein/ als Fliegen und dergleichen gefunden. Es haben
ſich auch einige ſehr bemuͤhet/ die eintzlichen Stuͤcke des Baͤrnſteins/ zu
ſolviren/ und in eine Maſſam zuſam̃en zu bringen; allein biß dato iſt es um-
ſonſt geweſen: auch hat er eine geheime Freundſchafft mit dem Stroh/
Spreuern und dergleichen kleinen Coͤrperlein/ in dem er ſolche/ gleich wie
der Magnet das Eyſen an ſich ziehet: Dieſer Stein wird ſonderlich in
Preuſſen/ Dennemarck/ Schweden/ Lieffland und Finnland/ haͤuffig ge-
funden; der weiſſe Agtſtein/ ob er wohl von Anſehn nicht ſo ſchoͤn und durch-
ſichtig als der gelbe iſt/ ſo iſt er doch zum Gebrauch der Artzney/ vor dem
andern beſſer.
XXXII.
Von dem Gagat-oder ſchwartzen Baͤrnſtein.
Dieſes iſt ein ſchwartzer/ glatter und glaͤntzender Stein/ von ei-
ner oͤhlichten Subſtantz/ welche Subſtantz aus den Felſen flieſſet/ und
Steinoͤhl genennet wird; dahero wird auch dieſer Stein von etlichen fuͤr
eine Art der Stein-Kohlen gehalten: Der beſte Gagatſtein iſt der/
welcher/ wann er an das Feuer gehalten wird/ gleichwie ein Bergpech
brennet: Dieſer Stein wird ſonderlich in Britanien/ Sicilien und
Franckreich gefunden; er iſt/ weil er gemein und in groſſer Menge zu ha-
ben/ in geringen Werth.
XXXIII.
Von dem Bezoarſtein.
Dieſes iſt ein ſchwartz- gruͤnlichter Stein/ in Groͤſſe einer Haſel-
nuß/ rund/ und hohl in der Mitten/ in deſſen Hohligkeit ſich ein wenig
ſandiges Pulver befindet; er wird auch gantz Aſchenfarbicht gefunden/
und wird fuͤr eine ſonderliche Artzeney gegen Gifft/ gehalten: in der Form
iſt er laͤnglicht rund/ in der Geſtalt wie ein Eichel/ ſo ſie auſſer ihren Scha-
len iſt; dem Gewicht nach iſt er nicht gar ſchwer/ weil er ziemlich poroͤß
iſt; er wird gezeuget in dem Magen einer wilden Ziegen/ von dem Saft
der Kraͤuter/ davon ſie ſich im Fruͤhling und Sommer naͤhret/ als zu
welcher Zeit allein/ dergleichen Steine im ſelbigen Thier gefunden wer-
den: der rechte Bezoarſtein iſt euſſerlich Rauch/ ungleich/ und unpoli-
ret/ gleich denen Steinen ſo in den menſchlichen Blaſen gefunden wer-
den: die natuͤrlichen oder warhafftigen Bezoarſteine von den falſchen zu
erkennen oder zu unterſcheiden/ hat man vielerley Manieren/ unter wel-
chen die beſten ſind/ daß man von ſolchen Stein etliche Gran/ einem
Thier/ ſo Gifft genommen/ eingebe/ und alſo ſeine Wuͤrckung probire:
Von dem Hirſchẽ-Bezoarſtein (von welchen die Alten viel geſchrie-
ben) iſt ſehr nachdencklich/ was Rulandus ſchreibet/ indem er ſaget/ daß
die Hirſchen im Fruͤhling/ die Hoͤhlen oder Loͤcher der Schlangen zu
ſuchen pflegen/ und nachdem ſie ſolche angetroffen/ ziehen ſie mit ihren
Athem und Naſenloͤchern/ die Schlangen an ſich/ und freſſen ſolche/
als mit welchen ſie ſich von ihrer jaͤhrlichen Kranckheit reinigen; ſie lauf-
fen aber/ nachdem ſie die Schlangen gefreſſen haben/ in einem Fluß oder
Waſſer/ und liegen oder weltzen ſich ſo lang darinnen/ biß ſie mercken/
daß die Gewalt des Schlangen-Gifftes in ihnen uͤberwunden ſey: Mitt-
ler dieſer Zeit/ rinnen aus ihren Augen ein hauffen Thraͤnen herfuͤr/
welche alsdenn zuſammen rinnen und erharten/ und ein fuͤrtrefflicher
Bezoar und gegen Gifft Artzney ſind: obs ſichs aber ſo verhalte/ oder
nicht wollen wir ungeſaget laſſen.
Unter allen Arten der Bezoarſteine ſind die gruͤnlichen und
ſchwartzgruͤnen die beſten/ und ſolviren ſich leichtlich auff der Zunge/ o-
der im Waſſer: Sie werden aus den Orientaliſchen Landen/ ingleichen
auch aus Oſt-und Weſt-Jndien gebracht: dem Preiß nach ſind ſie un-
terſchiedlich/ insgemein wird ein ſolcher Stein/ der 1. Qvintlein wiegt/
fuͤr 1. Ducaten verkaufft.
Anmerckung.
ES wird der Bezoar/ nicht nur in Galcanda, und der
Oſtindiſchen Landſchafft Lenqverii, in denen Maͤgen
der Boͤcke/ deren ein ieder manchmahl 12. auch mehr
hat; ſondern auch zu Maccaſſar und in der Jnſul Celebes in
denen Leibern der Affen gefunden/ welche Letztere in der
groͤſſe/ die erſten ſo in Galcanda gefunden werden/ viel uͤber-
treffen. Die Einwohner dieſer Oerter/ wann ſie gerne er-
fahren wollen/ ob in des Bocks Leibe oder Magen derglei-
chen Steine ſeyn/ ſo ſchlagen und reiben ſie ein wenig ſelbiges
Thieres Bauch unter den Magen/ ſo kommen alle dieſe Stei-
ne zuſammen/ welche ſie alsdenn nicht allein fuͤhlen/ ſondern
auch alſo gar einen ieglichen und wie viel derſelben ſeyn ei-
gentlich zehlen koͤnnen.
XXXIV.
Von dem Adlerſtein.
Dieſer Stein wird darumb alſo genennet/ dieweiln ſolchen der Ad-
ler in ſein Neſt zu tragen pfleget; umb die Hitze ſeiner Eyer zu maͤßigen/
oder wie einige dafuͤr halten wollen/ ſolches fuͤr den Schlangen zu ver-
wahren: Dieſer Stein iſt an der Farb weiß/ in der Groͤß wie ein Tau-
ben-Ey/ weich und hohl/ und findet man in ſolcher Hohle oder Cavitaͤt
einen harten Stein/ gleich einem Cryſtall/ welcher Callinus genennet
wird; bey einigen Orten dieſes Steins wird ein Waſſer/ Sand oder
Grieß/ inwendig an ſtatt des andern gefunden: er wird an dem Fluß
Sale und an der Elbe/ wie auch in der Steuermarck gefunden; item zu
Dreßden in Meiſſen: von den ſeltzamen Wuͤrckungen dieſes Steins/
daß er die Geburt der Frauen befoͤrdern/ und dergleichen Sachen mehr
thun ſoll/ wird hin und wieder bey dem Plinio/ Dioſcoride/ Boetio
und dergleichen Autoren viel gefunden/ wovon gleichwohl einiges durch
die Erfahrung biß heute noch beſtaͤttiget wird.
XXXV.
Von dem Blutſtein.
Dieſes iſt ein gemeiner und dunckelrother Stein/ darumb er auch
Hæmatites oder Blutſtein genennet wird; es wird aber dieſer Stein von
unterſchiedlichen Arten gefunden; als der ſchwartze/ von welchen man
einen Saffran-gelben Safft extrahiren kan/ iſt zugeſpitzt/ und gebrau-
chen ihn die Goldſchmiede zu Polirung der Edelgeſtein: in den Berg-
wercken wird ein Purpur-ſarbiger Blutſtein gefunden; Nechſt den O-
rientaliſchen und Spaniſchen hat man dergleichen Steine/ ſo in Teutſch-
land/ als Heſſen/ Saltzburg/ Voigtland/ item auff den Rieſengebuͤrg/ zu
Goßlar/ Guren/ Annaberg/ Salfeld/ Northauſen und Jena angetroffen
werden: ſie ſind bißweiln roth als eine Mennige/ biß weiln Eyſenfarbich/
und mit glaͤntzenden Strichen/ wie das Antimonium, dahero wird er
auch mehrentheils in den Ogger oder Eyſen-Bergwercken gefunden;
es wird auch der Magnet von etlichen fuͤr eine Art des Blutſteins gehal-
ten.
XXXVI.
Von dem Smyrgel.
Dieſes iſt ein gar harter Stein/ an der Farb wie Eyſenroſt/ rauch/
und grob/ wie auch etwas ſchwaͤrtzlich; dieſen Stein gebrauchen die E-
delgeſtein-Schneider und dergleichen Kuͤnſtler/ andere Steine damit
zu reinigen und zu ſchneiden/ imgleichen werden die Waffen damit ge-
poliret.
XXXVII.
Von dem Magnetſtein.
Dieſes iſt ein Stein einer braunlichten Farb/ ſo ſich etlicher maſſen
auff blau ziehet/ dicht/ iedoch nicht ſo ſchwer wie das Eyſen/ als welches
er aus angebohrner Natur-Lieb an ſich ziehet: ſeinen Nahmen ſoll er von
dem erſten Erfinder/ einem Jndianiſchen Schaͤfer haben/ als welcher
Magnes geheiſſen/ und bey einem Berg die Schaf huͤtend/ ſolchen Stein
und ſeine Tugend erfunden und wargenommen hat: er wird in Jtalien/
ſonderlich aber in Teutſchland und Schweden/ bey den Eyſen-Berg-
wercken gefunden: ſein Speis iſt Eyſen-Feylicht/ aus welchen er die
Kraft an ſich ziehet/ das ausgezogene Eyſen aber wird alsdenn zu Roſt:
hingegen hat er eine natuͤrliche Widerwertigkeit mit Zwibeln und Kno-
blauch/ wie auch mit dem Diamant/ als welche ihm/ ſo ſie nahe zu den
Magnetſtein geleget werden/ die eyſenziehende Krafft benehmen.
XXXVIII.
Von dem Luchſen-Stein.
Dieſer Stein iſt an der Geſtalt eines Fingers lang und dick/ aus-
wendig meiſtentheils einer braunen und dunckolblauen Farb/ inwendig
iſt er hohl/ bißweiln voller marckhafften Subſtantz/ gleichwie das Marck
oder Kern in dem Holtz/ bißweiln aber iſt dieſe Hoͤhle voller Sand oder
Kalchigten Subſtantz; ſo man dieſen Stein mitten entzwey bricht/ ſo
wird man kleine Linien/ gleichſam als Strahlen/ umb die Cavitaͤt her-
umbgehend/ ſehen: Wann man ihm ins Feuer leget/ ſo wird er einen
Geruch/ gleich einem gebrannten Bein von ſich geben/ oder wie ein Ka-
tzen-Urin riechen: bey Hildesheim wird ein dergleichen weiſſer/ inwendig
aber ſchwartzer Stein gefunden/ oder riechet wie ein Baͤrn- oder Agt-
ſtein: es wird auch dieſer Stein in Engelland und an vielen Oertern in
Teutſchland gefunden; in der Apothecken wird er ins gemein Lapis Lyn-
carius genennet/ und darfuͤr gehalten/ daß er einerley Natur mit dem
Judenſtein haben ſolle.
XXXIX.
Von dem Donnerſtein.
Dieſes iſt ein Stein/ welcher/ nach Boetii Auſſage gemeiniglich 5.
Finger lang/ und zween breit/ gefunden wird/ in Form einer Keil/ Ham-
mers oder dergleichen: an der Farb iſt er dem Luchsſtein nicht ungleich;
etliche ſehen auch eyſenfarbicht aus/ und haben in der Mitten ein Dau-
mendickes Loch; auſſenher iſt er gantz glatt/ auch zuweiln rund; man ſa-
get/ daß dieſer Stein die Haͤuſer und Menſchen fuͤr den Donner bewah-
ren ſoll.
Es wird auch ein gelber Stein gefunden/ welchen man den Kroͤ-
ten oder Wetterſtein zu nennen pfleget/ dieweil man darfuͤr haͤlt/ daß die-
ſer Stein mit dem groſſen Ungewitter herab zu fallen pflege; manchmal
in Geſtalt einer halben Kugel/ zu Zeiten auch laͤnglicht in der Groͤſſe und
Geſtalt eines Eyes.
XL.
Von den Marmor-oder andern gemeinen
Steinen.
Unter den Marmorſtein werden alle Arten der harten/ glatten
und geringen Steine begriffen/ welche zum poliren und Aushauen be-
qvem ſind: ſie werden mit allerley Farben begabet/ in den Steinbruͤchen
angetroffen; unter allen Geſchlechtern iſt der weiſſe Marmorſtein der be-
ſte und edelſte: dieſem folget der rothe Marmor/ oder Porphirſtein: die
beſten Arten der Marmorſteine werden in den Morgenlaͤndern/ wie
auch in unterſchiedlichen Europaͤiſchen Laͤndern/ ſonderlich in Jtalien/
Tyrol und dergleichen Oertern gefunden: ihr Gebrauch iſt denen Bild-
hauern und Baumeiſtern wohl bekannt: unter den weiſſen Marmor-
ſteinen ſind die Hildesheimer/ Annabergiſche und Regenſpurgiſche be-
ruͤhmt; hierzu iſt auch der zarte Alabafterſtein zu rechnen/ welcher ſon-
derlich bey Northauſen gefunden wird.
Hierher gehoͤret auch der gruͤne Marmor-oder Serpentinſtein:
ingleichen der ſchwartze/ oder Probierſtein/ alſo genennet/ dieweil man
allerley Metallen darauff zu probieren pfleget: Jmgleichen der braune/
graue und gelbe Marmorſtein und dergleichen.
Wie man nun einen weiſſen Marmor/ mit Figuren bemah-
len und faͤrben kan/ alſo daß die Farbe/ wo nicht durch
und durch/ doch auff die Helffte hinein dringe/ hat der
beruͤhmte Kircherus, als ein bewehrtes Secret, der Koͤ-
nigl. Societaͤt in Engelland communiciret/ iſt auch von
einigen practiciret worden/ und geſchicht laut derer in
ihren Actis Philoſophicis befindlichen Beſchreibung alſo:
Nehmet Aqva fort 2. Untzen/ Aqva Regis 2 Untzen/ Salarmoniac ei-
ne Untze; des beſten Spiritu Vini 2. Qvintlein/ Gold ein halb Qvintlein/
das Silber/ welches rein abgetrieben ſeyn muß/ calciniret mit Schwe-
fel/ und laſſet es hernach in Scheidewaſſer ſolviren/ laſſet es folgends ein
gut Theil abrauchen/ biß nemlich daſſelbe gantz ſchwartz oder dunckel
worden. Mit dem Gold thut eben dergleichen; nemlich machet erſt-
lich mit demſelben und Mercurii ein Amalgama, laſſet den Mercurii oder
Qvaͤckſilber ſtarck davon rauchen/ ſo bleibt das Gold als ein braunes
Pulver oder Kalck zuruͤck; ſolviret ſolches in Aqva Regis, wanns ſol-
viret/ ſo ziehet das Gold auch auff die Helffte ab/ biß es gelbroͤthlich er-
ſcheint; Hernach ſchuͤttet auff den Salarmoniac den Spiritum Vini, und
laſſet ſolchen wieder davon rauchen; ſo bleibt euch ein recht goldfarbiges
Waſſer/ wie ein Oehl/ mit dieſem Waſſer koͤnnet ihr unterſchiedene
Farben zu wege bringen/ auch aus andern Metallen dergleichen extra-
hiren.
Wolt ihr nun auff Marmor handeln/ ſo mahlet mit denen zu erſt
gedachten zweyen Waſſern/ nach euren Gefallen/ auff einen weiſſen
Marmor/ was vor eine Figur ihr wollt; iedoch daß die Figur etliche Ta-
ge mit friſchen Waſſern erneuert werde; ſo werdet ihr nach vielmahliger
Wiederhohlung/ in einiger Zeit befinden/ daß die gemahlte Figur in
den Marmorſtein/ ſo viel ſolche in ſich begreifft/ faſt durch und durch er-
ſcheinen wird/ in ſo viel Stuͤcken man ihn auch zerſchlaͤgt ꝛc.
Allhier koͤnte ich von den uͤbrigen gemeinen Steinen/ als vom
Sand-Schiefer-Toͤpff-Kalch-Muͤhl-Wetz- Feuer- und Kieſelſteinen/
noch ein und anders anfuͤhren; in Anſehung aber/ daß ſolches zu weit-
laͤufftig fallen wuͤrde/ auch dergleichen Steine faſt von iederman be-
kannt/ als laſſe ich es mit dieſem bewenden.
Zum Beſchluß/ bitte ich nochmahl/ mein Herr beliebe
dieſen Bericht von den Edeln-Steinen/ ſamt andern mit un-
terlauffenden/ zur Sache aber nicht undienlichen und
theils raaren Curieuſitaͤten/ ſo wohlmeinend
als es geſchrieben/ anzuneh-
men.
von
Seinen Diener
N. N.