Reichs-Frey- Hochwohlgebvrnm Hm» -Herrn Paul Carl Welser
von und r« Neunhof und Röthenbach -ty Gt. Wolfgans bey der . des heil. R. R. steym Republik Nürnberg des altern geheimen RathS, Kirchen- und obersten Allmosenpfleger, 8ckoIarckD, vor» dersten (üurLwri -er löblichen Universität Altdorf,. obersten Vormund -er
Mttwen mld Waisen, Gerichts, Kanzley- uv- Waag- Herr», -er Retchs- g-eliche» Welserischen kiäei Lommiss- Güter und Stiftungen, wie auch der löblich- Schlüsselfel-erischen Stiftung meliiem
Gnädigen und Hcchgebictenden Herrn.
Reichs- Frey- Hochwohlgeborner Herr, Gnädiger und Hochgebietender Herr!
Meine unlautere Absichten treiben mich an, Eu-rer Reichs-Frey-Hochwohlgebornen Gnaden gegenwärtige an sich geringe Arbeit in tiefer Ehrfurcht zuzueignen. Blos die Ueberzeugung von den großen Verdiensten, so Dieselben um den hiesigen Staat und unsere Kirche, so wie besonders um unsere vaterländische Akademie haben, und die den Wissenschaften und Künsten, folglich auch denen Gelehrten und Künstlern gegönnte Huld und gnädige Beschützung haben bey mir, so wie bey unzähligen andern, den Entschluß gewirkt, Denenselben diese Frucht meiner müßigen Stunden in Unterthänigkeit getrost zu weihen.
Noch reden die Annalen der Geschichte laut von den unendlichen Verdiensten, die Dero in Gott ruhende preiswürdige Ahnen um die Wissenschaften und Künste, und deren Lieblinge, fich vorzüglich erworben: Wem sollte wohl unter uns ein Marcus Welser unbekannt seyn, dessen wahrer Vorzug und Adel besonders darinn bestund, daß er nicht nur selbst ein Gelehrter vom ersten Range war, und solches durchseine trestiche Schriften unwidersprechlich bewiesen; sondern auch um das Reich der Wissenschaften sich dadurch vor-
Mich züglich verdient und sein Andenken unsterdlich gemacht daß er durch seinen edlen Eifer manches Buch der ge» lehrten Welt geschenkt, welches dieselbe ohne seine thätige Unterstützung ganz gewiß hätte entbehren müssen? GruterS Inscripttonen, die bloö durch dieses großen Mäcens brennende Liebe zu den Wissenschaften, Akterthümern und Münzen, zum Druck befördert worden, mögen dem von mir erst vorgetragenen Satze zum unwidersprechlichen Beweise dienen r
Und sollte denn unsere Stadt der großen Männer aus Dero Hochfreyhrrrlichen Hause je vergessen könnm? Min, gewiß nie! Sie leben alle in Dero geheiligten Person, und in den Herzen aller rechtschaffenen und dankbaren Bürger!
Don gleich edlem Eifer, wie Dero preiswürdige Vorfahren, für die Wissenschaften und Künste belebt, fahren Eure Reichs-Frey Hochtvohl-geborne Tliadm fort, selbige und ihre Verehrer, mit Huld und Gnade kräftig zu unterstützen; verursachen aber auch dadurch, daß fich die Lieblinge und Freunde der Gelehrsamkeit und Künste getrost Dero hohen Person nahen!
Dis machte auch mir Muth, meine geringe Arbeit Denenselben ehrfurchtsvoll zu weihen, und durch diese Zueignung derselben wirklich die größte Zierde zu geben : Und wem hatte ich wohl mit gröss serm Recht dieselbe widmen können, als Euktk
Hochfteyherrlichen Gnaden / da Dieselben nicht nur ein Liebhaber dieser verloren geachteten Kunst sind; sondern als Kenner von derselben und von gegenwärtigem Werke am gründlichsten urtheilen können? Dieselben geruhten gnädig, mich mündlich zu versichern, daß Sie diese Kunst nicht nur sehr schätzten ; sondern auch selbst in den Denenselben, zwar selten gegönnten, müßigen Augenblicken Sich mit selbiger beschädigten r
Diese gnädige Erklärung flößte meinem dankbaren Herz sogleich den Gedanken ein, Denenselben meine Übersetzung des Vieilschen Werks in aller Uuterthänigkeit zuzueignen. Was wünschte ich mehr, und was konnte ich zuversichtlicher hoffen, als daß
Eurer Reichs- Frey- Hochwohlgebornen
Ernüer mein gethaner Schritt nicht ganz mißfällig feyn mögte! Mir wird es wenigstens zu unaussprechlichem Trost gereichen, wenn ich die Versicherung erlange, daß Dieselben dis laut redende Denkmal meiner gegen DkkD hohe Person wagenden' Unterthänigkeit und tjefen Ehrfurcht Sich gnädig gefallen lasten!
Täglich werde ich den HERRN des Lebens kindlich anflehen, daß er Dtt0 hohe Pttsoll zur Stütze Dero Reichsadrlichen Hauses, zur Zierde unsers Staats, zum Trost des Nurnber» gischen Zions, und zum Schutz der Wissenschaften und Künste, mit reicher Gnade stets überschütte», und Dieselben «in Alter erreichen lasst» wolle, das auch dir Nachwelt bewundern soll.
Ich aber überlasse mich zu fortwährender hohe» Gnade und Huld und ersterbe in tiefer Ehrfurcht Eurer Reichs- Frey- Hochwohlgeboren Gnaden unterthanig gehorsamster Johann Lonrad Harrepeter.
Vorbericht des Uebersetzers.
M^ang genug lagen die bildenden Ränfte in der dickste« Finsterniß begraben, und eS war kaum zu vermachen, daß eben die Künste die ganze Jahrhunderte vorher geblüht, und in dem größten An, sehen gestanden; nun aber völlig vernachläßigt, oder wohl gänzlich verachtet wurden; jemals wieder emporkommen sollten! Die Glasmalerei gehört vorzüglich unter die Künste, die ehemals stark getrieben, hochgeschätzt, reichlich bezahlt, aber auch nachgehendS so vernachläßigt und gering geachtet wurde; daß man fie billig für eine verlorne und erstorbene Kunst halte» konnte. Das sechzehnte Jahrhundert war der Zeitpunkt, in welchem dieselbe -auf den höchsten Grad der Vollkommenheit gestiegen, und ihre Lieblinge adelte ; und ein paar hundert Jahre nachher mußte man diese edle Kunst schon als verloren ansehen und betrauren Doch fie ist nicht verloren gegangen 1 Vielmehr kann man es unserm Jahrhundert zur vorzüglichsten Ehre rechnen, daß selbige durch ihre Lieblinge völlig wieder in das Lebe» getreten!
Wie freue ich mich, daß ich dem gelehrten Publikum den Überzeugend, sten Beweis von der Wahrheit meines eben behaupteten SatzoS durch die Uebersetzung eines Buchs geben kann, dessen Verfasser nicht als blosser
Dorbericht des Ueberfetzers.
Liebhaber, sondern als Meister in dieser Kunst geschrieben. Peter le Viech und sein schönes Werk von der Kunst auf Glas zu malen,, sind den Freunden der Malerei zu sehr auf der besten Seite bekannt, als daß ich, viel davon zu sagen, Ursache hätte. Schon seit 1776 schmachten die Freunde der Künste nach diesem vorlreflichen Vuch! Schon in eben dem Jahr recensirte der gelehrte Herr von Murr in deck dnrccn Thnl seines Journals zur Kunstgeschichte, S-z? folg.. den historischen Thril > desselben! Meine Uebersetzüng war völlig gecn.digt, und wäre schon die Ostermeffe 1778.« das Licht getretten, wo mich nicht, ein ohngefährer Zu, fall, den ich jedoch nicht vorher sehen konnte, daran verhindert hätte. Meine Arbeit mußte, durch ein widriges Schicksal,, in di- Hänöe des zweeten VettegerS kommm, unp daher länger in meinem Pulte bleiben, als als ich anfiinglich glaubte.- Die Uebersetzüng wird, meinem Vermuthm nach, getreu, und so beschaffen styn, daß man in ihr das Original nicht verkennen wird. . Hie und da habe ich verschiedenes berichtigt, und die von mir beygefügte Anmerkungen werden hoffentlich den Liebhabern angenehm seyn. Das Werk selbst ist von dem Verleger mit aller verdienten Achtung behandelt worden, so daß selbigem an der äußern Schönheit gewiß nichts abgeht. Hiemit tiefere ich dann den ersten Tcheil, der bloß das historische der Kunst betrifft. Der zwette Theil, als der chenstsche uyd mechanische, wird nebst sechs sehr sauber gestochenen Kupferplatten auf Michaelis erscheinen, and der dritte Theil von der Glaserkunst wird sodann nebst sieben Kupfertafeln, gewiß btt Ostern »78«» folgen. Hiemit empfehle ich den Liebhabern diesir Krmst meine, geringe Arbeit , die eine Frucht der mir gegönnten Muße ist, und bitte, meine Fehler durch ihre Einsichten zu verbessern, oder selbige geneigt zu entschuldigen. Nürnberg, den 18 Februar 1779.
Kl. Johann Lonrad Harrepeter, O. L..
Vorrede.